35 Jahre ist her, das Regisseur Martin Scorsese den kultigen Klassiker Taxi Driver mit dem jungen Robert de Niro in der Hauptrolle gedreht und damit eine gesellschaftskritische Horrorgeschichte geschaffen hat, die auch heute noch zu den wichtigsten Werken der amerikanischen Filmindustrie zählt. 2010 wurde eine aufwändige und vollständige Restauration des zeitlosen Klassikers unter der Aufsicht von Scorsese und seinem Kameramann Michael Chapmann selbst vorgenommen, die nun den Weg auf die blaue Scheibe gefunden hat.
Story
Der Vietnam-Veteren Travis Bickle (R. De Niro) leidet unter Schlaflosigkeit und Kontaktstörungen. Er nimmt einen Job als Taxifahrer an und fährt fortan in sechs Nächten pro Woche durch die schlimmsten und dreckigsten Viertel von New York. Dann lernt Travis die Wahlkampfhelferin Betsy (C. Shepherd) kennen und hinterlässt zunächst einen guten Eindruck. Doch schon das erste richtige Date wird ein Debakel, denn Travis geht mit Betsy in einen Pornofilm, was diese vollständig verschreckt. Von da an will Betsy nichts mehr von Travis wissen und weist in vehement zurück. Travis verliert mehr und mehr seinen Sinn für die Realität und entfremdet sich zunehmend von den anderen Menschen um ihn herum. Erst als er die minderjährige Prostituierte Iris (J. Foster) trifft, beschließt der Veteran selbst etwas gegen den Abschaum der Stadt zu tun. Er besorgt sich Waffen und versucht, Iris aus den Fängen ihres Zuhälters Sport (H. Keitel) zu retten...
Taxi Driver ist ein vielseitiges und tiefschichtiges Drama, das ein düsteres New York mitten in den 70er zeigt - einen dreckiger Moloch, voller Abschaum und Schmutz, zumindest aus Sicht des Taxifahrers und Vietnam Veterans Travis Bickle. Der steht nämlich im Mittelpunkt der soziologischen Horrorgeschichte, genauer gesagt dreht sich das Ganze um seine Psyche, die völlig aus den Fugen gerät, bis er letztendlich durchdreht. Dabei ist Travis selbst ein höchst widersprüchlicher Charakter. Auf der einen Seite verabscheut er zum Beispiel die Sündhaftigkeit von Drogen, Prostitution und ähnlicher Kriminalität, auf der anderen Seite besucht er aber regelmäßig Pornokinos. Dabei sieht sich Travis aber niemals als Teil des "Schmutzes" der Stadt, den er so verachtet. Allerdings ist dieses Denken wiederum ein Produkt der stärker werdenden Realitätsfremdheit von Travis, denn natürlich ist er ebenso ein Teil des sozialen Lebens der Großstadt, wie jeder andere auch. Doch in seinen Augen verhält sich das vollkommen anders.
Travis sieht sich mehr und mehr als Retter und steigert sich dabei immer mehr in den Wahn, die Straßen New Yorks vom Schmutz zu säubern. Das gipfelt letztendlich darin, dass er einen blutigen Feldzug beginnt, um die minderjährige Prostituierte Iris zu befreien. Taxi Driver ist immer noch ein unglaublich fesselndes Drama, das auch heute noch hervorragend funktioniert. Das liegt zu einem großen Teil natürlich am Plot selber, aber auch die bildgewaltige Inszenierung von Meister Scorsese und die grandiose Darstellung der Schauspieler macht diesen Film auch heute noch absolut sehenswert. Zwischen den schier endlosen Massen an brachialen Action-Blockbustern, die in den letzten Jahrzehnten auf die Leinwand gebracht wurden, ist. Taxi Driver einer jener kultigen Klassiker, die einfach einen zeitlosen Charme besitzen. Ein leuchtender Stern am Himmel der Hollywood-Dramen, den man einfach gesehen haben sollte.
Bildqualität
Technik: MPEG4/AVC, 1080p, 1.85:1, 16:9 Die ersten Sekunden des Films erschrecken, denn das anfängliche Logo und auch die ersten Szenen des Intros sehen enorm grieselig und weich aus. Doch der Schreck hält nur kurz, denn genau in dem Moment in dem der Film beginnt, zeigt sich ein - berücksichtigt man das Alter des Films - umwerfendes Bild. Die Schärfe ist dabei weitestgehend hervorragend, auch wenn sich immer wieder deutlich weichere Sequenzen während der 114 minütigen Spielzeit zeigen. Doch irgendwie passt das auch zum Film, denn Taxi Driver erweckt beim Zuschauer das Gefühl, dass der Film genauso aussieht, wie er aussehen sollte.
Martin Scorseses Meisterwerk ist nun mal ein bildgewaltiges Epos, das eine düster-dreckige Atmosphäre stimmungsvoll inszeniert und genau das spiegelt die Optik des Films wider. Diese wurde hervorragend auf das HD-Medium transportiert, auch wenn sich hier und da kleinere Schwächen offenbaren. Diese fallen vor allem bei den zahlreichen Nachtsequenzen auf, denn hier ist das Bild oft deutlich körniger, auch wenn dadurch nur minimal Details verschluckt werden. Das fällt aber letztendlich nicht dramatisch ins Gewicht. Die helleren Szenen sind hingegen unglaublich scharf und zeigen enorme Details, die sogar oft einen guten räumlichen Eindruck hinterlassen. Ab und an sind auch leichte Bewegungsunschärfen festzustellen und auch mal die ein oder andere etwas weichere Nahaufnahme. Der Kontrast ist ausgewogen, sofern die oben erwähnte Optik des Films das überhaupt zulässt. Knallige Farben findet man aus den gleichen Gründen bei Taxi Driver hingegen eher selten.
Tonqualität
Technik: Deutsch DTS HD MA 5.1 Auch hinsichtlich der Akustik hat der Publisher Sony sich wirklich angestrengt. Die Balance der verschiedenen Soundelemente ist sehr ausgewogen und die zahlreichen Dialoge werden weder übertönt, noch drängen sie sich in den Vordergrund. Allerdings ist die Abmischung generell etwas frontlastig geraten, was aber auch durchaus am Alter des Films und dem verfügbaren Ausgangsmaterial liegen kann. Dabei fällt analog zum Videomaterial auf, dass die Restaurateure auch hier scheinbar mehr Wert auf Authenzität gelegt haben, als auf eine brachiale und topmoderne Neuvertonung respektiver Abmischung. Gerade beim Surround-Sound merkt man dies, denn das Soundfeld ist zwar durchaus stimmungsvoll und erzeugt ein passendes akustisches Ambiente, aber es reißt aus dynamischer Sicht auch nicht vom Hocker. Einige Soundeffekte ertönen, wie beispielsweise Pistolenschüsse, etwas volumenarm aus den Lautsprechern und das liegt nicht direkt an den Subwoofern, denn diese werden durchaus gehaltvoll benutzt. Richtig umwerfend erklingt dafür aber der stilvolle Score von Bernard Herrmann, der den gesamten Film mit ansprechenden Jazzklängen begleitet. Diese haben wohl noch nie besser geklungen.
Ausstattung
Auch die Zusatzausstattung ist umfangreich und von guter Qualität. Neben Originalkommentaren von Regisseur Scorsese und Drehbuchautor Schrader aus dem Jahr 1986 gibt es noch weitere begleitende Kommentare, die den Film analysieren. Darüber hinaus erzählt Scorsese selbst in einem 15 minütigen Feature einiges über den Film und dessen Entstehung. Dann gibt es Features über die Produktion (10min, HD), Gottes einsamster Mann (20min, HD), womit Travis Bickles Charakter beleuchtet wird und die Taxifahrer-Geschichten (22min, HD), bei der Taxifahrer heute von ihrem Leben als Fahrer damals berichten. Dazu gibt es ein umfangreiches, typisches aber sehr ausführliches Making-Of (70min), das von der Entstehung sowie Produktion des Films berichtet. Leider ist das Feature nur in SD-Qualität, wogegen fast alle anderen Beiträge in guter HD Qualität vorliegen. Das Angebot wird durch einige weitere kleinere Extras abgerundet. Besonders interessant sind dabei die beiden Heute/Damals-Featurettes, bei denen Drehorte aus dem Film einmal in 1976 und einmal in 2006 nebeneinander gestellt werden, damit man sieht, wie sich die Orte in 30 Jahren verändert haben. Ziemlich gute Idee. Dazu gibt es noch Einblicke in das Storyboard und ein interaktives Drehbuch.
Fazit
Sony zeigt, was man aus einem sehr alten Film herausholen kann, wenn man sich denn die notwendige Mühe macht. Trotz seiner mittlerweile 35 Jahre ist der Bildtransfer dank einer komplett neuen 4K-Restaurierung unglaublich gut geworden, auch wenn es durchaus einige kleinere Schwächen hat. Wichtig dabei ist aber, dass sichtbar Wert darauf gelegt wurde, den Film zwar in einer modernen Qualität zu zeigen, dabei aber das Flair und die ursprüngliche Optik von Taxi Driver nicht zu verderben. Das ist durchweg gelungen.
Auch beim Ton zeigt sich diese akribische Vorgehensweise, denn akustisch bietet die Disk eine gelungene und in ihrer Gesamtheit wohlklingende verlustfreie HD-Tonspur. Zwar ist die Abmischung generell dabei etwas frontlastig, aber alles in allem wird ein stimmungsvolles Sound-Ambiente und ein herausragender Soundtrack präsentiert. Der technisch erstklassige Eindruck wird dann auch von den umfangreichen und qualitativ hochwertigen Extras bestätigt. Auch hier ist dieser Release auf ganzer Linie überzeugend und das liegt nicht nur daran, dass das Material fast ausschließlich in HD gezeigt wird. Auch inhaltlich sind die zahlreichen Features umfassend und keineswegs oberflächlich, wodurch sie enorm interessant sind.
Eigentlich ist es überflüssig, diesen soziologischen Klassiker anzupreisen, aber dennoch kann man nur feststellen, dass Taxi Driver auch heute noch absolut sehenswert ist. Vielleicht sind die sozial- und gesellschaftskritischen Aspekte, die der Film transportiert heute sogar noch realer als damals. Wie dem auch sei, Taxi Driver ist ein zeitloser Klassiker und zweifelsohne eines der großen Meisterwerke von Regisseur Martin Scorsese, den man sich unbedingt in dieser würdevollen Veröffentlichung ansehen sollte - schon allein wegen der bildgewaltigen Inszenierung und der erstklassigen Charakterdarstellung. (gg)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV LCD: Toshiba 42ZV555D
BD-Player: Samsung BD-P2500
AV-Receiver: Yamaha RX V663
Boxen: Heco 5.1 / Aktiv-Subwoofer