Horrorfilme profitieren noch einmal ein gutes Stück mehr davon, wenn sie auf wahren Begebenheiten basieren. Als Publikum sich vorzustellen, dass die gezeigten – oftmals ja sehr brutalen und blutigen – Geschehnisse irgendjemanden wirklich zugestoßen sind, schraubt den Thrill zusätzlich noch in die Höhe. Genau in solch eine Kerbe schlägt auch der australische Slasher „Wolf Creek“ der 2005 unter der Regie von Greg McLean entstand und den bis dato stets in freundlichen Rollen zu sehenden John Jarratt als Antagonisten zu einer wahren Ikone des Genres machte. Der Film wurde bereits schon einige Male auf Blu-ray herausgebracht und dabei mit Sondereditionen verschiedenster Formate bedacht. Mit der deutschen Edelschmiede TURBINE MEDIEN nahm sich hierzulande nun ein Publisher der ultra-hochauflösenden Umsetzung des Genre-Klassikers an und würdigt auch diese Veröffentlichung mit Sondereditionen: In gleich vier verschiedenen Cover-Motiven ist das Set bestehend aus 4K Ultra HD Scheibe und einer ebenfalls überarbeiteten Blu-ray zunächst exklusiv im TURBINE MEDIEN SHOP erhältlich. Für Sammler, die gern gar alle Cover-Varianten gern ihr Eigen nennen, gibt es zudem noch ein Komplettpaket mit den vier verschiedenen Sets. Was der Film inhaltlich wie technisch zu bieten hat, kann dem nachstehenden Sichtungsbericht entnommen werden.
Story
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Die Freunde Ben (N. Phillips), Kristy (K. Morassi) und Liz (C. Magrath) befinden sich auf einem Road-Trip durch Australien, als nach der Besichtigung des Meteoriten-Kraters „Wolf Creek“ ihr Wagen nicht mehr anspringt. Gerade als sie glauben, die weite Strecke durch das Niemandsland zurück zu einer Stadt zu Fuß zurücklegen zu müssen, fährt ein Pick-Up mit dem freundlichen Einheimischen Mick Taylor (J. Jarratt) vor. Er bietet ihnen an, den Wagen bei sich daheim zu reparieren, während die Freunde ein Nickerchen am Lagerfeuer machen können. Was das Trio jedoch nicht weiß, dass sie mit Mick einem der schrecklichsten Serien-Killer Australiens in die Fänge gegangen sind. Schon bald beginnt für sie der Kampf ums nackte Überleben.
Australien hat, was die Filmgeschichte anbetrifft, schon eine Art Achterbahnfahrt hinter sich – gibt es doch im Vergleich zu „Hollywood“ immer wieder eher maue und wieder produktivere Jahrzehnte, in denen Kinofilme ihre Veröffentlichungen auf der große Leinwand feierten. Gerade im Bereich des Horrorfilms zählt der kleinste Kontinent der Erde sicherlich nicht gerade zu den ersten Kandidaten, die einem einfallen würde, wenn gleich man dennoch einige Perlen aufzuweisen hat. Zu einer dieser gehört eben auch der hier vorliegende Horror-Thriller, der es im Lauf der Zeit gar zu einer Fortsetzung und einer TV-Serie mit zwei Staffeln gebracht hat. Dass sich der Film in Genre-Kreise über die Zeit zu einem kleinen Klassiker gemausert hat, ist vor allem Hauptdarsteller John Jarratt zu verdanken, der den Serienkiller „Mick Taylor“ hier wirklich hervorragend fies verkörpert – und das obwohl er zuvor eigentlich immer in friedvollen Rollen, wie zum Beispiel der TV-Serie „McLeods Töchter“, zu sehen war. Mit ganzem Einsatz findet er sich in den Character eines zurückgezogen im Outback lebenden Jägers ein, der früher im Auftrag von Minen-Gesellschaften „Ungeziefer“, wie zum Beispiel Kängurus und Büffel, erledigt hat, welche den Minen-Betrieb durch ihre reiche Anzahl oftmals massiv gestört haben. Inzwischen gehören die Minen wie auch die Tiere der Vergangenheit an und vielmehr haben sich die zahlreichen Touristen zu „Ungeziefer“ entwickelt – zumindest in „Micks“ Augen. Zeit also, diese aus dem Weg zu räumen und nebenbei noch ein wenig „Spaß“ mit ihnen zu haben. Bis es jedoch so weit ist, müssen sich die Zuschauenden noch eine ganze Weile gedulden. Denn die knapp ersten 55 von 105 Minuten beobachtet man die drei Freunde „Ben, Liz & Kristy“, die jeweils von Nathan Phillips, Kestie Morassi und Cassandra Magrath gespielt werden, wie sie ihren Road-Trip durch Australien erleben. Der wird mit einer feuchtfröhlichen Party am Pool gestartet, zieht sich dann über einen kurzen Stopp an einer mit skurrilen Einheimischen besetzten Tankstelle bis hin zur der Besichtigung eines Meteoritenkraters, wo ihr Auto schließlich liegenbleibt. Unterwegs turtelt man noch untereinander ein wenig, was aber im weiteren Verlauf des Films dann keine Rolle mehr zu spielen scheint. Immerhin bekommt man, während dieser 55 Minuten, einige schöne Impressionen des Landes zu sehen, wenn ansonsten auch nicht viel geschieht. Hier wäre eine straffer Inszenierung deutlich von Vorteil gewesen und hätte einem so manche Längen erspart.
Mit Auftauchen des vermeintlich äußerst hilfsbereiten Fremden „Mick“ zieht dann aber die Spannung langsam an. Natürlich weiß das Publikum hier schnell, dass von diesem etwas launischen Kerl bald schon etwas Schreckliches ausgehen wird. Dennoch dauert es auch hier noch eine kleine Weile, bis die drei Freunde sich plötzlich gefesselt wiederfinden. „Wolf Creek“ schwenkt dann auf die typischen Slasher-Pfade um, wenn es ab hier leider auch nur sehr sparsame – dafür aber umso intensivere – Horror-Momente gibt. Mit einer exzessiven Misshandlungsszene, einer fiesen Folterung und zwei Kills aus dem Gewehr ist der Body-Count hier nicht allzu hoch. Auch die Zuschaustellung der Gewalt hält sich eigentlich – gemessen an so manch anderen Horrorstreifen der Marke „Saw“, „Hostel“ oder „Terrifier“ – noch zurück. Vielmehr erreicht man durch die Einblendung einiger anderer Leichen und Körperteile in der Fantasie der Zuschauenden, zu was „Mick Taylor“ alles fähig ist. Auch mit den gewöhnlichen Konventionen eines Slashers bricht man hier und opfert das zuvor aufgebaute toughe Final-Girls dann doch – wobei man ihren endgültigen Schluss wieder der Fantasie der Zuschauenden überlässt, verlässt man sie doch eigentlich lebend. Der Film hat zweifelsohne seine Momente, könnte für viele Horrorfans aber sicherlich auch noch mehr bieten. Zumal man hier auch einige Logiklöcher bietet, ohne die der Film eigentlich sogar nach knapp 65 Minuten zu Ende gewesen wäre – wohlgemerkt so, dass alle drei Freunde dann auch überlebt hätten. Doch wieder einmal stand eben im Drehbuch, dass man die Logik außer Acht lassen soll, damit es weitergehen kann. Dies sei aber nur am Rande angemerkt – sind solche „künstlerischen“ Entscheidungen doch in den meisten Horrorstreifen vorhanden, so dass sich Genre-Fans hier vermutlich nicht allzu gestört fühlen sollten. Insofern basiert man auch nur lose auf den eingangs erwähnten wahren Begebenheiten, ließ sich Regisseur Greg McLean, welcher auch das Drehbuch verfasste, doch zum einen von zwei australischen Mördern und zum anderen von der Tatsache inspirieren, dass in Australien jährlich rund 30.000 Personen als vermisst gemeldet werden, von denen dann jedoch 10% nie wieder aufgefunden werden. Hätte es vielleicht am Anfang etwas weniger Road-Trip und am Ende mehr Slasher-Momente gegeben, hätte sogar noch ein wahrlicher Genre-Klassiker entstehen können.
Bildqualität
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Im Rahmen der 4K Ultra HD-Umsetzung nutzte man bei TURBINE MEDIEN auch gleich die Chance und überarbeitete auch noch die Full HD-Fassung mit. Die kann sich dann auch ziemlich gut sehen lassen – vor allem in Anbetracht dessen, dass der Film seinerzeit mit einem ziemlich geringen Budget gedreht wurde. Ein ganz feines, oftmals gar kaum wahrnehmbares Rauschen zieht sich durch ganzen digital aufgenommenen Film, welches meist auf gleichfarbigen Hintergründen oder weniger gut ausgeleuchteten Schauplätzen auftritt. Dennoch gibt es auch zahlreiche Landschaftsaufnahmen, die schnell für Urlaubsfeeling sorgen und den kleinen Kontinent von seiner schönsten Seite zeigen. Farbliche sind es vor allem zu Beginn einige bunte Kleidungsstücke bei der Party, die für Akzente sorgen. Ebenso geschieht dies durch die satt grüne Vegetation und schöne Sonnenauf- bzw. -untergänge. Im späteren Verlauf des Films schlägt zum einen das Wetter um und präsentiert die Landschaften dann eher trist mit Wolken und Nebel, zudem spielt der spannende Teil der Geschichte dann fast ausschließlich bei Nacht. Hier holt man dann alles aus der spärlichen Beleuchtung der verlassenen Mine als Handlungsort heraus. Trotz eines sehr gelungenem Schwarzwertes kann man hier und da nicht verhindern, dass einige Ecken schon mal im Schwarz versumpfen und keine Details mehr wahrzunehmen sind. Close-Ups zeigen hingegen meist sehr gut einzelnen Haarsträhnen, Hautporen und Fältchen, zudem sind hier feine Kratzer, Blut- und Dreckspritzer auszumachen. Die Einblendung von einigen Zeitungsartikeln lässt auch kleiner Schriften deutlich erkennen. Der Vollständigkeit halber sollen auch einige Camcorder-Einspielungen erwähnt werden, die sich bewusst vom Rest des Bildmaterials absetzen. Alles in allem eine hervorragende Umsetzung, vor allem wenn man das geringe Ausgangsbudget des Films bedenkt.
Bild 4k UHD
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Bei der ultra-hochauflösenden Umsetzung des Horror-Thrillers setzte man zum einen auf die Basis-HDR-Technik, zum anderen stattete man das Bild auch mit Dolby Vision zur Verbesserung des Kontrastverhältnisses und zur Erweiterung des Farbraums aus. Und wahrlich, im Vergleich mit der ebenfalls überarbeiteten Full HD-Fassung kommen bei der 4K-Scheibe die Farben nochmals satter und homogener zur Geltung. Hier und da kann man die Hitze des kleinen Kontinents dann auch wirklich fühlen, wurde hier das in einem Ansichtsverhältnis von 1.78:1 vorliegende Bild mit einem warmen Farbton versehen. Auch die Vegetation rund um den Meteoritenkrater erstrahlt nun in einem satten Grün. Ein himmlisches Blau am Firmament sowie ein leuchtendes Orange beim Sonnenauf bzw. -untergang tun ihr übriges hinzu. Auch der Detailgrad konnte nochmals merkbar gesteigert werden und lässt vor allem die Konturen der einzelnen Pflanzen, Gräser und Gesteinsbrocken noch besser erscheinen. Das ganze Bild wirkt an solchen Stellen deutlich plastischer und greifbarer. Leider ändert aber auch die 4K-Fassung nichts daran, dass hier und da schon mal aufgrund geringer Beleuchtungen Detailverluste in den Schatten vorhanden sind. Dennoch ist die UHD für Fans des Films die bessere Wahl, zeigt sie den Slasher doch von seiner schönsten Seite.
Tonqualität
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Wieder einmal ein großes Lob an TURBINE MEDIEN, welche nicht nur lediglich das Bild überarbeitet, sondern auch den Ton einer Frischzellenkur unterzogen. Somit liegen sowohl die deutsche Synchronisation als auch der englische Originalton in modernen 3D-Soundspuren im Dolby Atmos-Format vor. Zusätzlich gibt es für beide Sprachen auch noch Abmischungen in DTS 5.1 und DTS 2.0. Da man sowohl Umgebungsgeräusche als auch den Score meist nur recht spärlich einsetzt, kommt es hier jetzt nicht zu einem Effektfeuerwerk. Dennoch werden die umherliegenden Kanäle immer wieder passend miteinbezogen: Wetter-Effekte wie Regen und Wind, großkalibrige Waffen, eine kleine Explosion und röhrende Motoren werden hier zum Besten geboten. Der Subwoofer darf dabei solide unterstützen, ohne dabei allzu tief in den Keller gehen zu dürfen. Die Dialoge sind durchweg klar zu verstehen, wenn einem auch das Gewimmer und Geschrei von Kristy zwischendurch sowohl in Mark und Bein fährt als auch nach einer Weile auf die Nerven geht. Gleiches gilt für die schräge Lache des Serienkillers, die aber vermutlich deshalb genau so gewählt wurde. Die heimische Synchronisation entstand bei der RC Production Raseman Cibic in Berlin, bei der sich Marius Clarén um das Dialogbuch und Marcel Collé um die Dialogregie kümmerten. Die Hauptcharaktere wurde von Sprechern wie Tommy Morgenstern (N. Phillips), Melanie Hinze (K. Morassi), Uschi Hugo (C. Magrath) und Roland Hemmo (J. Jarratt) intoniert, die hier allesamt eine sehr gute Arbeit abliefern. Ein Vergleich mit den englischen Tonspuren lieferte keine nennenswerten Unterschiede in Punkto Pegel und Dynamic, alle liegen hier gleichauf.
Ausstattung
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- Audiokommentar mit Regisseur Greg McLean, Co-Produzent Matt Heam & den Darstellerinnen Cassandra Magrath und Kestie Morassi
- Making-Of (49:42 Min.)
- Interview mit Hauptdarsteller John Jarrat (7:37 Min.)
- Unveröffentlichte Szene „G’Day“ (0:38 Min.)
- Trailer Deutsch (2:13 Min.)
- Trailer Englisch (1:50 Min.)
- US TV-Spots (1:04 Min.)
Im Ton-Menü hat man zunächst die Möglichkeit einen Audiokommentar mit Regisseur Greg McLean, Co-Produzent Matt Heam & den Darstellerinnen Cassandra Magrath und Kestie Morassi zu aktivieren, der auch über optional zuschaltbare Untertitel in Deutsch und Englisch verfügt. Im Bonus-Bereich läutet dann ein knapp 50-minütiges Making-Of die Extras ein. Hier liefern Cast & Crew zahlreiche Informationen zur Filmentstehung, zudem bekommt man reichlich Impressionen der Dreharbeiten zu sehen. Dabei geht man dann auch auf die widrigen Wetter-Umstände ein, unter denen gedreht wurde – gab es doch gerade zu dieser Zeit ungewöhnlich viele und starke Regenfälle in der Gegend, die sehr viel Spontanität vom Team erforderten. Danach folgt ein separates Interview mit Hauptdarsteller John Jarratt, welches 2023 entstand und in dem er sich noch einmal an seinen ersten Auftritt als „Mick Taylor“ zurückerinnert. Weiter geht es mit einer kurzen unveröffentlichten Szene, die „Ben“ bei einem Einkauf auf eine etwas schräg wirkende Verkäuferin treffen lässt. Den Abschluss der Extras bilden dann sowohl der deutsche als auch der englische Trailer sowie einige US-TV-Spots. Alle Beiträge verfügen über optional zuschaltbare Untertitel.
Das Mediabook verfügt über einen insgesamt 28-seitigen Buchteil, in dem sich Autor Tobias Hohmann zum einen mit der filmischen Geschichte Australiens, zum anderen aber eben auch mit der Entstehung von „Wolf Creek“ auseinandersetzt. Dabei werden zahlreiche Infos aus dem Making-Of wiedergegeben und noch um ein paar Hintergrundinformationen ergänzt. Für Fans des Films daher durchaus eine informative Lektüre.
Fazit
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Betrachtet man das Herkunftsland Australien und seine Beiträge zum Horror-Genre, so zählt das „Wolf Creek“-Franchise hier mit Sicherheit zu deren Klassikern. Dennoch macht der Film im Vergleich mit einigen „Hollywood“-Produktionen auch einiges nicht so gut, wozu zum Beispiel die recht lange Einführung der Protagonisten und deren Ausgangssituation zählt. Mit knapp einer Stunde bei einer Gesamtlaufzeit von rund 105 Minuten dauert es recht lange, bis hier etwas für Horror-Fans passiert. Selbst das nun folgende hat zwar einige sehr intensive Momente, lässt aber ebenfalls in Sachen Gore und Bodycount beim hartgesottenen Publikum etwas vermissen. Dennoch kann man vor allem Hauptdarsteller John Jarratt in der Rolle des Serienkillers „Mick Taylor“ nicht absprechen, hier seinen Grundstein zu einer Genre-Ikone gelegt zu haben – da schaut man gern über ein paar Logiklöcher hinweg, ohne die es niemals dazugekommen wäre. Optisch und akustisch kann sich die neue Veröffentlichung hier sowohl dank einem kontrastreichen und detaillierten Bild wie auch einem homogenen Ton samt passender - wenn auch recht spärlich vorhandener – Surroundklänge, sehen bzw. hören lassen. Das Bonusmaterial liefert dann vor allem mit seinem Making-Of noch einen sehr guten Einblick in die Filmentstehung samt derer Dreharbeiten.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro