Die 1980er Jahre brachten gerade im Action-Genre zahlreiche Filme hervor, die im Laufe der Zeit zu richtigen Kultfilmen gereift sind. Zu eben diesen gehört für viele Fans dieser Zeit auch der 1987 unter der Regie von Paul Verhoeven entstandene „Robocop“ mit Peter Weller und Nancy Allen in den tragenden Hauptrollen besetzt. Nachdem der Film auch eine Weile auf dem Index verbracht hat und danach auch schon in einigen Blu-ray Verpackungsvarianten auf den Markt gebracht wurde, erfolgt nun durch Publisher CAPELIGHT PICTURES die Veröffentlichung im ultra-hochauflösenden 4K-Format. Die Erstauflage hat dabei die Sammler unter den 198er Jahre Actionfans im Blick, wird der Streifen doch jeweils in einem Steelbook und einem Mediabook durch den Vertriebspartner AL!VE AG in den Handel gebracht. Doch man sollte hier genauer schauen, welche Variante man sich in das heimische Regal stellen möchte, denn während das Steelbook lediglich den Director’s Cut auf 4K Ultra HD oder Blu-ray und jeweils eine Bonus-Blu-ray enthält, wurde das Mediabook zusätzlich zum Director’s Cut in 4K und der Bonus-Blu-ray auch noch mit der ungekürzten Kinofassung in 4K und der Blu-ray mit dem Director’s Cut bestückt. Wer beide Sammler-Variationen sein Eigen nennen möchte, dem bietet CAPELIGHT PICTURES auch ein Bundle mit beiden Verpackungsvarianten zusammen an. Was der Director’s Cut in 4K genau zu bieten hat und ob sich für Fans eine erneute Anschaffung lohnt, soll mit dem nachfolgenden Review herausgefunden werden.
Story
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Der Polizist Alex Murphy (P. Weller) wird während des Einsatzes tödlich verwundet. Doch statt im Leichenschauhaus landet er auf dem Operationstisch des Konzerns OCP. Die Firma übernimmt im Auftrag der Stadt Detroit die Verwaltung der Polizei. Aus dem, was von dem Menschen Murphy übriggeblieben ist, erschafft man einen Cyborg namens Robocop. Jener soll unerbittlich in der Unterwelt der Stadt aufräumen. Doch Murphys ehemalige Partnerin Anne Lewis (N. Allen) erkennt menschliche Züge in der Maschine und die Erinnerungen des Polizisten scheinen zurückzukehren. Jener will sich nicht nur an den Verbrechern rächen, die ihm sein altes Leben genommen haben, sondern wird auch in Machtkämpfe in OCPs Chefetage verstrickt.
Paul Verhoevens Robocop trieft nur so vor Zynismus und Ironie, was sich nicht nur in den absurden Fernseh-Werbespots, sondern auch mancher Äußerung der schurkischen Manager im Film zeigt. Ihre Manieren mögen besser sein, das Grinsen weißer und die Anzüge teurer – aber das ist in Robocop auch schon das Einzige, was die Führungskräfte von den Gangstern in dunklen Gassen unterscheidet. Dieser Sarkasmus zieht sich durch die gesamte Spielzeit und bringt zugleich zum Nachdenken wie zum Lachen. Natürlich ist dieser ironische Humor nicht jedermanns Sache, denn die geradezu comichafte Gewalt betont den Zynismus sogar noch mehr. Schon zur Veröffentlichung wurde deshalb nicht jeder mit Robocop warm. Das gilt insbesondere für die deutschen Jugendschutzbehörden, die Verhoevens Streifen auf den Index setzten. Dabei funktioniert Robocop auf mehreren Ebenen und kann als ironischer Action-Film aber durchaus auch als kritisches Statement zu rücksichtsloser Unternehmenspolitik verstanden werden.
Jene Aspekte greifen heute noch genau so wie damals und lassen an Konzern-Machenschaften denken, die auch heute durch die Presse geistern. Dass der Film funktioniert, verdankt er aber auch den charmanten analogen Tricks der Effektspezialisten Phil Tippet und Rob Bottin, deren (aus heutiger Sicht) Trashfaktor aufgrund des Humors keineswegs stört. Zudem liefern Darsteller wie Peter Weller, Nancy Allen aber auch Miguel Ferrer und Ronny Cox als korrupte Manager tolle schauspielerische Leistungen ab. Man merkt den Darstellern den Spaß an der Sache an, denn oft weben sie ein verstecktes Augenzwinkern in ihre überzogenen Charaktere ein. Robocop bleibt ein Kult-Klassiker der 1980er, der in keiner gut sortierten Action-Sammlung fehlen sollte.
Bild 4k UHD
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Für die ultra-hochauflösende Fassung griff man auf das Master der Firma ARROW zurück, welche schon 2022 eine 4K-Fassung des Films inklusive der HDR-Technik Dolby Vision herausbrachten. Zusätzlich reicherte CAPELIGHT PICTURES nun seine Fassung auch noch mit HDR10 an. Die Dolby Vision-Version liegt dieser Bewertung hier aufgrund der technischen Ausstattung des Rezensenten zugrunde. Trotz neuem Master kann der Film seine 1980er Jahre Wurzeln nie so ganz verlegenen – und soll dies vermutlich auch bewusst nicht. So ist weiterhin das prozessbedingt vorhandene Filmkorn hier noch durchweg vorhanden, wenn es die meiste Zeit auch sehr fein gehalten werden konnte und damit niemals störend in Erscheinung tritt. Ist der Hintergrund nicht gerade einfarbig, gibt es auch viele Einstellungen, in denen es fast völlig im Bild untergeht – im positiven Sinne natürlich. Nicht ganz 100%ig gelang die Säuberung des in einem Ansichtsverhältnis von 1.85:1 vorliegenden Bildes, sind doch hier und da immer mal noch ein paar kleine weiße Blitzer und winzige Schmutzpartikel zu sehen. Alles nicht der Rede wert, dennoch der Vollständigkeit halber erwähnt. Ebenso haben sich hier und da ein paar Unschärfen ins Bild geschlichen, die aber letztendlich wohl auf das Ausgangsmaterial zurückzuführen sind. Wirklich gelungen ist aber der Detailgrad, der hier feine Unebenheiten in Robocops Helm zu Tage fördert und in Close-Ups die typischen Fältchen, einzelnen Haarsträhnen oder Hautporen zum Vorschein bringt. Auf dem alten Industriegelände kann man den Rost fast förmlich greifen, ebenso ist die Rüstung des Cyber-Cops sehr detailliert ausgefallen. Da kann man dann gern mal darüber hinwegsehen, dass durch die höhere Auflösung nun teils zu erkennen ist, dass diese aus Kunststoff und Gummi besteht und damit keineswegs einem Kugelhagel standhalten würde. Etwas in die Jahre gekommen sind natürlich die Spezialeffekte, vor allem jene, in dem der fast drei Meter hohe Kampfroboter ED-209 zu sehen ist. Hier merkt man dann immer wieder, dass es eigentlich nur ein „Spielzeug“ war, das ins Bild geschnitten wurde. Eben diese Einstellungen sind dann auch etwas weicher ausgefallen. Gleiches gilt auch für die zusätzlichen Szenen des Director’s Cut, die ein klein wenig gegenüber dem Rest abfallen – aber auch hier alles im Rahmen des Vertretbaren. Ebenfalls bewusst abgrenzend sind die Nachrichten- und Reportage-Einspielungen gehalten und auch ein Blick durch Robocops Visier wird weiterhin mit einer zarten Linierung versehen. Die HDR-Technik arbeitet hier relativ unauffällig, was aber eben auch durchaus bewusst so gewählt sein könnte, damit der Film seinen kühlen, ja teils schon leicht sterilen Look nicht verliert. Davon ab gibt es aber auch nicht allzu viele Szenen, in denen starke Farben und Kontraste gefragt sind, spielt doch - wie schon erwähnt - vieles in einem verlassenen Industrie-Komplex oder auch bei Nacht. Insgesamt kann man Fans des Films die UHD aber durchaus an Herz legen – nie hat der Film besser ausgesehen.
Tonqualität
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Nicht nur in Sachen Bild hat CAPELIGHT PICTURES selbst Hand angelegt, auch den Ton überarbeitete man noch einmal, auch wenn es letztendlich bei einem verlustfreien 5.1 DTS-HD Master Audio-Format für die heimische Vertonung blieb und lediglich der englische Originalton ein Upgrade auf Dolby Atmos mit einem Dolby True HD-Kern bekam. Doch was sich in der Theorie vielleicht wieder schlecht liest, stellt sich in der Praxis als ebenbürtig heraus, denn zumindest der originale Dolby True HD-Kern unterscheidet sich nicht nennenswert von der DTS-HD Master Audio-Version. Beide verfügen vor allem in den Actionabschnitten über gelungene Surround-Effekte, die einem die bleihaltigen Geschosse quer durchs Heimkino um die Ohren fliegen lassen. Bei den größeren Kalibern und den Explosionen – beispielweise der einer Tankstelle – darf dann auch der Subwoofer solide unterstützen, ohne aber hier in allzu tieffrequente Bereiche hinabzusteigen. Die Dialoge sind dabei stets einwandfrei zu verstehen. Neben den Multikanal-Abmischungen brachte man nun auch den originären Stereo-Ton wieder mit auf die Disk gepackt, welcher zwar auch recht ordentlich klingt, aber eben ohne die eigentlich recht gut umgesetzten Surround-Effekte auskommen muss. Die deutsche Synchronisation entstand seinerzeit bei der Cine-Adaption GmbH Film- und Fernsehsynchronisation in München, bei der sich Pierre Peters-Arnolds um das Dialogbuch und Michael Brennicke um die Dialogregie kümmerte. Die beiden griffen auf Spreche wie Sigmar Solbach (P. Weller), Katharina Lopinski (N. Allen), Horst Nauman (R. Cox), Reinhard Glemnitz (K. Smith) oder Hans-Georg Panczak (M. Ferrer) zurück, die hier alle einen sehr guten Job machen.
Ausstattung
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Film-Disk
- Audiokommentar von Regisseur Paul Verhoeven, Drehbuchautor Edward Neumeier und Executive Producer Jon Davison
- Orginalkinotrailer (1:38 Min.)
- Deutscher Kinotrailer (1:38 Min.)
- Orginaltrailer (1:27 Min.)
- TV-Spot (0:32 Min.)
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Bonus-Disk
- Die Schurken des alten Detroit (16:59 Min.)
- Spezialeffekte damals und heute (18:21 Min.)
- Die Entstehung einer Legende (21:09 Min.)
- Paul Verhoevens Cameo-Auftritt (0:38 Min.)
- Storyboard-Vergleich mit Kommentar von Animator Phil Tippett (6:02 Min.)
- Entfallenen Szenen (2:51 Min.)
- Ausschnitte aus der Schnittfassung des Regisseurs (11:34 Min.)
- Diskussion mit den Machern des Films (42:36 Min.)
- Fleisch und Stahl: Die Entstehung von Robocop (36:55 Min.)
Fazit
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Paul Verhoevens „Robocop“ gehört auch heutzutage noch in jede gut sortierte 1980er Jahre Actionfilm-Sammlung. Auch wenn er besonders in Sachen Tricktechnik in die Jahre gekommen ist, unterhält er dennoch auf ganzer Linie und hat auch über die Zeit nichts von seinem satirischen Unterton verloren. In seiner ultra-hochauflösenden Fassung kann man den Cyber-Cop nun noch detailliert erleben: Auch wenn es hier und da noch ein paar weiße Blitzer und minimale Verschmutzungen gibt, weiß das Bild mit einem sehr feinen meist unauffälligen Filmkorn und seinem kühlen farbreduzierten Look zu gefallen. Beim Ton bekommen Zuschauer der heimischen Synchronisation endlich eine gelungene Abmischung, die sich in Sachen Surround-Effekte und Pegel hören lassen kann. Zudem erhalten nostalgische Fans noch den originären Stereo-Mix. Schade dennoch, dass man nicht auch für die Synchro eine moderne 3D-Soundabmischung im Dolby Atmos-Format erstellt hat, wenn diese ansonsten auf der 2D-Ebene zumindest schonmal ohne nennenswerte Abweichungen zur Synchro ausfallen ist. Beim Bonus-Material setzt man auf schon bekannte Beiträge – hier wären natürlich einige neuere Features noch ein Kaufanreiz mehr gewesen. Dennoch für Fans ein Muss, besser hat der Film bisher noch nicht ausgesehen und geklungen.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro