Die Ankündigung, dass das Label Turbine den Jean-Paul Belmondo Klassiker „Der Aussenseiter“ aus dem Jahr 1983 erstmals auf Blu-ray veröffentlichen würde, erfolgte gerade einmal eine Woche vor Verkaufsstart und sorgte für Freude unter den Fans. Der Film erscheint dabei in drei limitierten Mediabook-Varianten, welche alle als Bonus noch die Dokumentation „Belmondo von Belmondo“ auf Bonus-Blu-ray beinhalten, und exklusiv im Turbine-Shop erhältlich sind. Was der Film zu bieten hat und wie sich die Blu-ray Premiere in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Der knallharte Kommissar Philippe Jordan (J.-P. Belmondo) stellt sich auf seine ganz eigene Art dem organisierten Drogenhandel in Marseille entgegen. Dem Drogenboss Sauveur Meccacci (H. Silva) ist er ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund inszeniert dieser eine perfide Intrige, durch die Jordan letztlich von der Drogenfront in Marseille auf die Straßen von Paris versetzt wird. Doch Jordan lässt sich davon nicht unterkriegen. Er will mit allen Mitteln für brutale Gerechtigkeit sorgen und kennt bei seinem Vorgehen keine Gnade …
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Der französische Superstar Jean-Paul Belmondo schlüpft als „Der Aussenseiter“ unter der Regie von Jacques Deray in eine für ihn zu dieser Zeit eher ungewöhnliche Rolle und prügelt sich als einer der letzten aufrechten Polizisten durch die Unterwelt von Marseille, rettet dabei hübsche Damen nicht nur vor der Gewalt der Straße, sondern auch vor der seiner Kollegen, und agiert dabei wie die sprichwörtliche Axt im Walde. Das stößt nicht nur seinen Vorgesetzten, sondern auch dem Gangsterboss Meccacci übel auf, der von Henry Silva etwas zu zurückhaltend gespielt wird, und allgemein viel zu wenig Leinwandzeit zugesprochen bekommt, wodurch sein eigentlich interessanter Charakter viel zu blass bleibt. Der Film ist stattdessen voll und ganz auf Belmondo zugeschnitten und zeigt ihn in guter Form, wobei nicht nur zahlreiche Stunts und Prügeleien, sondern auch eine fantastisch choreografierte Autoverfolgungsjagt geboten werden. Für Freunde des 1980er-Actionkinos ist also alles dabei, was ein guter Actionfilm braucht – auch wenn die Story dabei ein wenig auf der Strecke bleibt und nicht nur episodenhaft, sondern stellenweise auch sehr fragwürdig daherkommt.
Das der Film auch heute noch hierzulande Kultstatus genießt, liegt vermutlich zu einem Großteil an der Synchronisation von Rainer Brandt, der den banalen und mittelmäßigen Actionknaller mit flotten Sprüchen aufgewertet hat, durch die Jean-Paul Belmondo sogar noch eine ganze Spur cooler wirkt als er es ohnehin schon tut. Dabei verzichtet Brandt hier auf allzu übertrieben Albernheiten, sondern bewegt sich mit seiner „Schnodder-Synchro“ sehr nah am Original, drückt dies und das allerdings etwas anders aus. Unterm Strich kann man sich „Der Aussenseiter“ daher auch heute noch gut anschauen, auch wenn man eigentlich kein Fan solcher Filme ist. Bleibt zu hoffen, dass Turbine auch in Zukunft mit solch erfreulichen Überraschungsveröffentlichungen um die Ecke kommt, und zum Beispiel langersehnte Titel des französischen Stars auf Blu-ray Disc auf den Markt bringt.
Bildqualität
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Das körnige Bild befindet sich im Ansichtsverhältnis von 1,66:1 auf der Blu-ray Disc und hinterlässt allgemein einen guten Eindruck, allerdings wird man sich mitunter ein wenig mehr von der Präsentation versprochen haben. Die Schärfe bewegt sich auf einem soliden Niveau und bildet stellenweise auch kleinere Details sauber ab. Im Großen und Ganzen bleibt man in dieser Hinsicht allerdings etwas hinter den Möglichkeiten zurück. Das Gleiche gilt auch für die etwas zu trübe Farbgebung, die zwar gut zum Film passt und mit weitestgehend natürlichen, aber leider etwas zu blassen Farben daherkommt. Der Kontrast ist gut eingestellt und bildet stellenweise gute, dunkle Schwarzflächen ab, aber auch hier hätte es etwas mehr Feinschliff benötigt. In dunklen Bereichen tritt zudem das Filmkorn wesentlich deutlicher hervor, während es bei helleren Szenen fast nicht sichtbar ist. Altersbedingte Mängel wie Verschmutzungen und Beschädigungen wurden zwar weitestgehend entfernt, allerdings flackert das Bild szenenweise ein wenig.
Tonqualität
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Der Ton liegt in deutscher und französischer Sprachfassung in dts-HD Master Audio 2.0 mit optional zuschaltbaren Untertiteln auf der Disc vor. Dabei bekommt der Zuschauer gleich zwei deutsche Untertitelspuren angeboten – einmal mit einer wörtlichen Übersetzung des Originaltons, und einmal mit der Wort-für-Wort Übersetzung der Rainer Brandtschen Schnodder-Synchro. Gerade letztere ist indessen auch das Highlight, denn ohne die flotten Sprüche aus Belmondos Mund, wäre der Film vermutlich nur halb so gut. Die Tonqualität ist dabei solide, kann aber – auch aufgrund der Abmischung in Mono – nicht wirklich zeigen, was in ihr steckt. Die Dialoge sind allerding jederzeit gut verständlich, allerdings kommt der Soundtrack von Ennio Morricone nicht so gut zur Geltung, wie er es verdient hätte. Neben Rainer Brandt, der nicht nur das Dialogbuch verfasste und Dialogregie führte, sondern auch gleich die Synchronisation der Hauptfigur übernahm, hören wir noch weitere bekannte Sprecher aus dieser Zeit, darunter Größen wie Lothar Blumhagen, Rita Engelmann, Frank Glaubrecht, Harry Wüstenhagen, Joachim Tennstedt, Hans Nitschke, Uwe Paulsen, Lutz Riedel, Horst Schön und so weiter und so fort. Einfach nur herrlich!
Ausstattung
- 48-seitiges Booklet: BELMONDO - ACTIONSTAR von Tobias Hohmann + Gastbeitrag zur Synchronisation von Christopher Klaese + Interview mit Rainer Brandt von Gerd Naumann
- Audiokommentar
- Trailer (D / F)
- Belmondo-Trailer-Show (ca. 45 Min.)
- Dokumentation SCHNODDER-DUB (28:00 Min.)
- Audio-Interview mit Rainer Brandt (46:33 Minuten)
- Dokumentation BELMONDO VON BELMONDO (99 Min.; Sprachen: Deutsch & Französisch DTS-HD Master Audio 2.0; Untertitel: Deutsch; Bildformat: 1080p, 1,78:1)
Fazit
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Die kleine Überraschungs-Veröffentlichung kann sich durchaus sehen lassen, auch wenn die Qualität nicht ganz dem entspricht, was man sich vielleicht erhofft hat. Ein bisschen mehr Farbbrillanz und ein wenig mehr Schärfe hätten dem Film besser gestanden, aber auch so gibt es keinen großen Anlass zur Kritik. Besonders schön ist, dass man dem Film noch die Belmondo-Dokumentation beigelegt hat, und auch die Extras über Rainer Brandt werden die Fans sicherlich zu schätzen wissen, denn ohne Rainer Brandts Zutun wäre der Film vermutlich nicht das, was er ist, sondern einfach nur ein humorloser und übertriebener Action-Streifen, der zwar einen charismatischen Hauptdarsteller und ein paar gut gemachte Actionszenen bietet, aber alles in allem nicht wirklich gut ist. Dank der Synchronisation genießt „Der Aussenseiter“ jedoch, wie viele andere, mittelmäßige Filme, heutzutage Kultstatus.
(Michael Speier)
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