Wenn man an Finnland und finnische Filme denkt, kommen einem sicherlich nicht sofort Splatter- und Gewaltorgien in den Sinn. Nun aber bringt die Busch Media Group mit Esa Jussilas Film „(Pri)Sons“ genau das auf den Markt: Einen finnischen Splatter-Action-Streifen, welcher gar nicht erst den Umweg über die FSK genommen hat, sondern gleich der Juristenkommission der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft zur Prüfung vorgelegt wurde, welche dem Film „keine schwere Jugendgefährdung“ attestierte. Die Veröffentlichung folgt im auf 2000 Stück limitierten und nummerierten Mediabook, welches den Film auf Blu-ray Disc und auf UHD enthält. Was der Film indessen zu bieten hat, und wie es mit der Qualität der Scheiben ausschaut, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Juha Kaivola (J. Saarela) ist auf der Suche nach einem Job, nachdem man ihn gerade aus dem Knast entlassen hat. Schließlich findet er Arbeit als Türsteher bei einer fragwürdigen Einrichtung, die als Marktplatz für illegale Aktivitäten dient. Eines Abends wird das Etablissement von einer Armee blutrünstiger Killer überfallen. Gemeinsam mit anderen Kriminellen setzt sich Juha gegen die Bande zur Wehr. Was folgt ist ein brutales Gemetzel, das nur die Härtesten überleben werden …
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Die Geschichte ist alles in allem sehr banal und dient eher dem Zweck, die Figuren in die richtigen Positionen zu bringen, um sich gegenseitig den Garaus zu machen. Das geschieht mitunter ausgesprochen blutig und brutal, wobei nicht nur zahlreiche Waffen zum Einsatz kommen, sondern auch hoher Körpereinsatz gezeigt wird. Die Kämpfe Mann-gegen-Mann oder auch Mann-gegen-Frau oder Frau-gegen-Frau sind dabei schön choreografiert, allerdings sollte man hier keinen Martial-Arts-Knaller erwarten. Der Film bietet vielmehr eine grundsolide Gangster-Story, die ohne große Überraschungen oder Plot-Twists auskommt, und bei der es quasi keine nennenswerten Identifikationsfiguren gibt. Da stört es auch nicht weiter, dass der Film keine richtige Charakterentwicklung bereithält und die Figuren und ihre Hintergründe nur sehr oberflächlich angerissen werden. Das ist indessen ein kleinwenig schade, denn die Grundidee, die Location und die Figuren hätten viel Potential gehabt, welches nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft wird, und die Darsteller und Darstellerinnen leisten, angesichts des eher dürftigen Drehbuchs, wirklich erstaunlich gute Arbeit.
Generell gilt hier ganz klar der Leitspruch „Style over Substance“, und dem folgt man rigoros und ohne Rücksicht auf Verluste – im Wahrsten Sinne des Wortes. Die Kameraeinstellungen sind mitunter sehr interessant, die Beleuchtung lässt den Film sehr wertig erscheinen, und manche Kampfszene findet in stylischer Zeitlupe statt. Auch wenn der Film ein recht überschaubares Budget hatte, merkt man ihm dieses nicht an. Das Hauptaugenmerkt liegt hier natürlich auf den Spezialeffekten, und in dieser Hinsicht wurde wirklich ordentlich geklotzt statt gekleckert. Hier werden Köpfe eingeschlagen, Blut und andere Körperflüssigkeiten fließen in Strömen, und der Gewaltgrat ist enorm hoch – so wie es sich angesichts der Figuren und der Location mit ihrem Hintergrund gehört. Dass das Ganze im Schnee spielt, trägt natürlich auch dazu bei, dass das Blut so richtig schön zur Geltung kommt. Wer also auf der Suche nach einem stylischen, gut gemachten No-Brainer ist, in dem es so ordentlich zur Sache geht, der sollte hier unbedingt einen Blick riskieren.
Bildqualität
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Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 und wirkt von der ersten Sequenz an sehr stylisch. Die Schärfe bewegt sich auf einem soliden bis guten Niveau und kann in Nahaufnahmen sogar stellenweise als sehr gut bezeichnet werden, erreicht aber zu keiner Zeit Referenzwerte. Die Farben sind stellenweise stark verfremdet, wirken aber im Rahmen der Möglichkeiten natürlich und sind je nach Set mal sehr zurückhaltend, dann aber auch mitunter sehr kräftig, wobei diese Szenen eher die Ausnahme bilden. Der Kontrast ist leider nicht ganz so optimal und lässt das Bild fast dauerhaft etwas milchig aussehen, was sich auch auf den sehr mangelhaften Schwarzwert niederschlägt. Richtiges Schwarz gibt es hier zu keiner Zeit zu sehen, was schade ist, da der Film viele Momente enthält, wo gerade dies wichtig wäre. Bei schnellen Bewegungen zieht das Bild mitunter ein wenig nach und wirkt leicht matschig, und fließende Farbübergänge und Lichteinfälle wirken hie und da ein wenig stufig. Dennoch ist die Blu-ray Disc unterm Strich nicht übel.
Bild 4k UHD
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Die UHD verfügt über HDR10 und wirkt alles in allem etwas stimmiger und runder. Die Schärfe und der Detailgrat legt in der ultrahochauflösenden Version nicht wirklich in einem sicht- und merkbaren Umfang zu, was aber zum einen daran liegt, dass die Blu-ray Disc in dieser Hinsicht schon sehr gut vorgelegt hat, und zum anderen daran, dass der Film allgemein etwas weicher gehalten ist, wodurch er deutlich stylischer wirkt. Die Lichtbrechungen und stufigen Farbübergänge sind hier allerdings nicht mehr vorhanden, und auch der Kontrast ist etwas ausgewogener, allerdings ist auch hier das Bild noch immer etwas zu hell und leicht milichig. Vereinzelt bekommen wir aber sattes, knackiges Schwarz zu sehen, aber es gibt auch Szenen, in denen dies nicht der Fall ist, obwohl es hätte sein sollen oder müssen.
Tonqualität
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Der Ton liegt sowohl in der deutschen Synchronfassung und im finnischen Original jeweils in dts-HD Master Audio 5.1 mit optional zuschaltbaren deutschen Untertiteln vor. Der Film hätte ein echtes Akustik-Feuerwerk werden können, allerdings kocht er in dieser Hinsicht leider ein wenig auf Sparflamme. Die Dialoge sind zwar jederzeit gut verständlich, die Surroundeffekte sind gut platziert und in der Menge ordentlich, aber es fehlt ein wenig an Brachialität. Die Schüsse und Schläge hätten mehr Kraft vertragen, der Subwoofer hätte etwas mehr aufdrehen müssen und die Musik ist leider auch etwas zu unauffällig, passt aber gut zum Geschehen. Die deutsche Synchronfassung entstand unter der Regie von Manuel Pieper, der auch für das Dialogbuch verantwortlich war, bei der Creative Sounds Germany in Hagen. Während die Hauptrollen mit ordentlichen Sprechern besetzt wurden, die zwar nicht in allen Fällen gut passen aber für sich genommen gut klingen, sind einige der Nebenrollen eher mittelprächtig besetzt. Hier kommen die Emotionen nicht so richtig rüber, und mancher Nebencharakter klingt wie ein Fremdkörper, aber daran hat man sich nach ein paar Minuten gewöhnt, und alles in allem klingt die deutsche Synchronisation ganz ordentlich.
Ausstattung
- Kurzfilm: Homecoming (27:06 Minuten)
- Making Of (14:13 Minuten)
- Director’s Intro (0:42 Minuten)
- Interview mit Jere Saarella, Schauspieler (8:05 Minuten)
- Interview mit Katriina Rajaneiemi, Schauspielerin (4:24 Minuten)
- Interview mit Minja Tuosmisalo, Co-Producerin und FX (9:22 Minuten)
- Interview mit Esa Jussila, Regisseur (16:40 Minuten)
- Interview mit Veera W. Vilo, Schaupielerin (7:25 Minuten)
- Filmtipps
Fazit
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Der Spatter-Actioner aus Finnland ist zwar inhaltlich nichts weltbewegendes, bietet aber solide Unterhaltung mit zahlreichen Schauwerten für Gorehounds, eingebettet in eine banale Story, in welcher die Darsteller ordentliche Leistungen zum Besten geben. Die Bild- und Tonqualität ist dabei ebenfalls grundsolide und kann Szenenweise sogar richtig überzeugen, allerdings ist das Bild etwas zu milchig und der Ton hätte auch etwas brachialer sein dürfen. Trotzdem gibt es nicht viel zu beanstanden, und das umfangreiche Bonusmaterial rundet das Ganze obendrein ab. Für Fans von banaler Action, die auf Überraschungen, Story und Charakterzeichnungen verzichten können, und einfach nur mal abschalten wollen, ist „(Pri)Sons“ daher eine absolute Empfehlung.
(Michael Speier)
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