Die Macher von kindgerechten Filmen wie „Die Dschungelhelden“ und „Terra Willy“ brachten 2022, inspiriert von der griechischen Mythologie, sowie klassischen Abenteuerfilmen wie „Jason und die Argonauten“ (seinerzeit und auch heute noch grandios durch die von Ray Harryhausen eingesetzte Stop-Motion-Technik) eine Geschichte auf die große Leinwand, die das Heldentum einer kleinen Maus in den Mittelpunkt setzen sollte – „Die wilden Mäuse“ waren geboren. Plaion Pictures veröffentlicht diesen für die ganze Familie konzipierten Animationsfilm im Standard Keep Case auf Blu-ray. Ob sich dieser gegenüber der starken Konkurrenz von Disney & Co. durchsetzen und eigene innovative Ansätze liefern kann, zeigt die folgende Rezension.
Story
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Für Pattie ist es völlig normal, dass sie als kleines Mäuslein von einem Kater namens Sam aufgezogen wird. Sam, der sich ansonsten oftmals gegenüber Patties Bekanntschaft erklären muss, sie nicht fressen zu wollen und Vegetarier zu sein, hat sich einen Narren daran gefressen, sie so wohlbehütet und geschützt aufwachsen zu lassen, wie es für ihn möglich ist. Doch die Abenteuerlust von Pattie macht es ihm dabei nicht leicht, möchte sie doch ihrem Vorbild des griechischen Helden Jason nacheifern und in weiter Ferne tollkühne Abenteuer mit einer eigens zusammengestellten Crew erleben. Als ihr zugegeben in die Jahre gekommener Held es aber durch den Zorn des Gottes Poseidon wieder auf die Reise verschlägt, um diesem ein ähnliches Denkmal wie Zeus zu setzen, hält Pattie es nicht mehr an Land – sie möchte zusammen mit Jason und seinen Argonauten den wichtigen Dreizack auf einer fernen Insel finden und allen Gefahren trotzen.
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Alle Zutaten sind da: die Erzählung griechischer Götter und Helden, eine kleine völlig unterschätzte Maus, die nach Größerem im Leben strebt, als nur eintönig die Buchhaltung für andere Tiere zu machen – und letztlich mit ihrem Idol in See sticht und waghalsige Abenteuer erlebt. Kombiniert mit moderner Animationstechnik, die hinsichtlich der Charaktergestaltung an Disney-Werke wie „Ratatouille“ heranzureichen scheint – und eine interessante Mischung aus epischem Score und Anleihen vergangener Filme und Serien aus der Kindheit der Macher. Ein Vergnügen für Alt und Jung gleichermaßen also, richtig? Anfangs sieht das auch noch danach aus: Pattie, Sam, das Treiben auf dem Markt am Hafen mit einer bunten Mischung der Menschen mit den meist am Boden arbeitenden Tieren, deren Ziel die Erbeutung von Lebensmitteln ist, führt noch zu einzelnen Schmunzlern, wenn eine Rattenschar fernöstlich angehaucht und durchgängig zur Hintergrundmusik mit dem Kopf wippend ihren Raubzug erfolgreich ausführt. Und danach…
…folgt Belanglosigkeit – konsequent. Weder die weitere Erzählung von Pattie, noch Sams Bemühungen, sie an Land zu belassen, sind peppig oder spannend dargestellt. Die Tiere versammeln sich an der einen Stelle, dann wieder an einem anderen Ort, die Charaktere erhalten keine echte Weiterentwicklung mehr, viele Aktionen sind vorhersehbar und wirken aus anderen Werken kopiert. Wenn dann noch der Blick in den Götterhimmel dazukommt, verliert sich der Film auf den unterschiedlichen Ebenen, das Spiel von Zeus, Poseidon und ihrem Umfeld wird nur angerissen, es bleibt bei einer Menge undifferenzierter Himmelswesen und dem folgenschweren Wutausbruch Poseidons, ebenfalls auf Erden gewürdigt zu werden. Leider wird die Antwort von Jason und seinen verblichenen Argonauten zäh dargeboten und ist nicht wirklich lustig, viele Sprüche im Film sind nicht nur Anleihen von Vorbildern wie „Jason und die Argonauten“ oder „Der Pate“, sondern wurden schon zu oft rezitiert.
Eigentlich sollte eine Seefahrt spannend sein, die Auseinandersetzungen auf der Insel packend, aber stattdessen wartet der Zuschauer teilweise mühsam auf das im Vergleich zum Rest immerhin etwas unterhaltsamere Finale. Schade um die Ideen, hier im Sinne des „A-Teams“ und zugehöriger Musik etwas zu bauen oder Charaktere an Filme wie „Der Pate“ erinnern zu lassen – sie gehen hier in der dargebotenen innovationslosen Langeweile unter. Was bleibt, sind gute Animationen auf der Höhe der Zeit und ein passender Score. Aber sowohl für die jüngeren Zuschauer dürften die verschiedenen Ebenen und inhomogene Zusammenstellung von Wesen bis zum nur angerissenen Himmelsreigen eher verwirren, ältere sehnen sich nach einfach besser erzählten Werken aus dem Hause Disney & Co. – enttäuschend.
Bildqualität
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Bildtechnisch haben wir es mit einem eigentlich astreinen HD-Transfer zu tun. Die hohe Schärfe zeigt feine Details, das Mäuse- und Katzenfell sieht ebenso wunderbar aus, wie auch die leichte Tränenansammlung in Patties Augen. Selbst von größerer Entfernung wirken die Zyklopen oder deren Roboter knackig scharf und durchaus plastisch. Der gute Schwarzwert leuchtet auch noch in dunklen Bereichen wie dem Wohndachboden von Sam und Pattie einzelne Objekte gut aus, die Farbgebung ist meist kräftig, zum Beispiel an der rosa-pinkfarbenen Krake auf hoher See zu sehen. Filmkorn, Grieseln, Fehler oder dergleichen sind nicht vorhanden, das Bild ist in sich grundstabil. Größeres Manko allerdings ist der teilweise merkwürdige Kontrast: es scheint oftmals eine Art leichter Graufilter auf dem Bild zu ruhen, der sich auch auf die Farbgebung auswirkt. Insgesamt eine gute Qualität.
Tonqualität
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Die Tonformate lassen etwas aufhorchen: sowohl in Deutsch, als auch Englisch wird DTS-HD Master Audio in 5.1 und zusätzlich 7.1 angeboten. Und dieser Wink Richtung räumlicher Offenheit und Dynamik ist dann auch am Score und wenigen Effekten zu spüren: die Musik legt sich meist über alle Kanäle, einige Explosionen nutzen den Subwoofer gut aus und ergeben einen ordentlichen Rumms. Problem an der Sache: das passiert zu selten. Oftmals spielt sich das tonale Geschehen doch nur im vorderen Bereich ab, es überwiegen die richtigerweise im Center verorteten Stimmen. Diese sind in beiden Sprachen klar und bassuntermalt, haben aber im Himmel der Götter zuweilen Probleme, gegenüber Musik und Effekten ausbalanciert zu sein – sie wirken in der deutschen Fassung manchmal zu leise abgemischt und drohen unterzugehen. Die Synchronfassung ist professionell, wir dürfen uns unter anderem über Hans Werner Olm freuen.
Gemäß den vorhandenen Sprachen werden englische Untertitel vermisst.
Ausstattung
- 8 Making of – Clips (16:19 Min.)
- Originaltrailer (02:01 Min.)
- Deutscher Kinotrailer (01:14 Min.)
- Bildergalerie (06:17 Min.)
Fazit
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Langweiliger, innovationsloser Animationsstreifen um eine kleine abenteuersuchende Maus, dessen leicht wirrer Drehbuchmix aus Erd- und Götterwelt kombiniert mit einer spannungsarmen Regie die Charaktere in die Bedeutungslosigkeit reisen lässt. Bild und Ton überzeugen, ein paar Extras offenbaren die eigentliche Absicht der Macher. Wer bereits alle Werke von Disney und anderen Studios gesehen hat, sollte lieber auf deren neue Veröffentlichungen warten – oder nochmal Ray Harryhausens „Jason und die Argonauten“ anschauen. „Die wilden Mäuse“ hingegen sind bestenfalls bedeutungslos nett.
(Dominik Böhler)
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