Mit „Tanz der Vampire“ bringt Plaion Pictures einen langersehnten Klassiker endlich auf Blu-ray Disc in den deutschen Handel. Die von Roman Polanski inszenierte Gruselkomödie erscheint dabei in Form von drei unterschiedlichen Mediabooks, wovon eines exklusiv bei Amazon erhältlich ist, und ein weiteres exklusiv bei Plaion selbst, wobei hier obendrein noch ein kleines Schmankerl auf den Käufer wartet. Das Mediabook selbst befindet sich nämlich in einem Schuber, und bei jedem siebten Exemplar, weicht das Artwork des eigentlichen Mediabooks ein wenig ab, so dass man also quasi eine Art „Wundertüte“ erwerben kann. Inhaltlich sind alle drei Veröffentlichungen natürlich identisch, und was uns dort erwartet, klärt die nun folgende Rezension
Story
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Professor Abronsius (J. MacGowran) wird aufgrund seiner Theorien zum Vampirismus von der Universität ausgeschlossen. Also macht er sich gemeinsam mit seinem Assistenten Alfred (R. Polanski) auf den Weg in die Südkarpaten, um Beweise für die Existenz von Vampiren zu finden. Dort lädt der gefürchtete Graf von Krolock (F. Mayne) zu einem festlichen Tanzball auf seinem üppigen Schloss ein. Kein Mensch, der nicht komplett lebensmüde ist, würde sich in die Nähe dieses Anwesens begeben. Niemand, abgesehen von Abronsius und Alfred, die den Grafen während der Feier bekämpfen wollen …
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Es gibt eine Handvoll Filme, die sind schlichtweg perfekt, und man kann sie sich immer wieder ansehen. Roman Polanskis „Tanz der Vampire“ ist so ein Film, kombiniert er doch in Perfektion Grusel mit Humor, und liefert damit ein absolutes Meisterwerk ab, dass nicht nur inhaltlich und inszenatorisch, sondern auch darstellerisch überzeugt. Die Komik, mit der die beiden „furchtlosen Vampirkiller“ durch die Kulissen stolpern, und dabei von einem Fettnäpfchen ins Nächste hüpfen, ist einfach nur köstlich. Mit viel Wortwitz entsteht hier eine Geschichte über verschmähte Liebe, wobei dieser Aspekt deutlich weniger im Fokus steht, als es bei der später entstandenen Bühnenmusical-Version des Films der Fall war. Generell konzentriert sich der Film weniger auf die Liebe und das (ewige) Leben, sondern mehr auf seine Figuren, die in einer Situation stecken, von der sie glauben, derer Herr zu sein, was aber keineswegs der Fall ist. Unvergessen auch die fantastischen Momente, in denen Alfred vom Sohn des Grafens durch das Schloss gejagt wird, oder die verkleideten Menschen sich verkleidet auf den Ball schleichen, und dann von einem Spiegel enttarnt werden. Hier stimmt einfach alles. Seien es die wunderbaren Kulissen, von denen Vampir-Darsteller Ferdy Mayne behauptete, sie wären komplett im Studio entstanden, was aber von Roman Polanski dementiert wurde, die herrlichen Kostüme oder aber die schrulligen Charaktere, die zum einen extrem klischeehaft gezeichnet sind, zum anderen aber genau deshalb als absolut treffsicher bezeichnet werden müssen.
Als da wären zuallererst der großartige Jack MacGowran in seiner Paraderolle als leicht schusseliger Professor Abronsius, der „alte Spinner“, der seinen Kollegen beweisen will, dass er letztendlich doch Recht hat, der tollpatschige und liebestolle Gehilfe Alfred, der von Roman Polanski selbst gespielt wird, die verführerische Wirtstochter Sarah, welche von Polanskis späterer Ehefrau Sharon Tate gespielt wird, die hier so entzückend und bezaubernd agiert, dass kein Mann dabei ruhig bleiben kann, und last but not least natürlich Ferdy Mayne als Vampirgraf wie aus dem Bilderbuch: Gebildet, freundlich, aber letztendlich verschlagen und tödlich. Aber nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch sämtliche Nebencharaktere bleiben hier im Gedächtnis – seien es Alfie Bass als verschlagener Wirt Shagal (dessen jüdische Herkunft in der deutschen Synchronisation unsinnigerweise einfach übergangen wird), der Boxweltmeister Terry Downes als buckliger Diener der Vampire, und natürlich Iain Quarrier als lüsterner Vampir, der es auf Alfred abgesehen hat. All diese Figuren machen „Tanz der Vampire“ zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Bildqualität
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Das feinkörnige Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,35 vor und lässt den Klassiker in seinem bestmöglichen Licht erscheinen. Zwar sieht man dem Film sein Alter ein Stückweit an, aber alles in allem wurde das Optimum herausgeholt, was herauszuholen war: Die Schärfe bewegt sich fast durchgängig auf einem guten bis sehr guten Niveau und lässt auch kleinste Details erkennen. Insbesondere bei Nahaufnahmen sieht man deutlich kleinere Härchen, die Oberflächenstrukturen der Kostüme und der Ausstattung uns selbst kleine Staubkörnchen oder Schneeflocken. Wunderbar. Dazu kommen satte und kräftige Farben, die ein wahrer Augenschmaus sind. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Trickaufnahmen nun noch deutlicher als solche zu erkennen sind, aber das lässt sich zum einen verschmerzen, und da es zum anderen nur wenige gibt, fallen diese ohnehin nicht so sehr ins Gewicht. Die am Tag aufgenommenen Nachtaufnahmen, die bei ausländischen Blu-ray Veröffentlichungen auf den Farbfilter, der die Nacht vorgaukelt, verzichtet haben, ist nun wieder über dem Bild, und auch wenn das Endergebnis nicht wirklich nach einer Nachtaufnahme ausschaut, ist der Gesamteindruck doch nun wieder gegeben. Ebenfalls erfreulich ist, dass man die zahlreichen Verschmutzungen, Beschädigungen und ähnlichen altersbedingten Mängel auf ein Minimum reduziert hat. Besser könnte der Film vermutlich nur nach einem 4k-Scann des Originalnegativs aussehen, aber das, was wir hier bekommen, ist schon verdammt gut, und der jahrealten und inzwischen vergriffenen DVD um Lichtjahre voraus.
Tonqualität
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Der Ton liegt in der deutschen Synchronfassung sowie im englischen Original in LPCM 2.0 in Mono vor. Optional lassen sich deutsche und englische Untertitel hinzuschalten. Der deutsche Ton liegt dabei gleich in zwei unterschiedlichen Versionen vor: Einmal in unrestaurierter Form, und einmal gefiltert. Die unrestaurierte Version lässt die Zischtöne etwas zu dominant erklingen und verfügt über ein dezentes Hintergrundrauschen, welches aber alles in allem recht angenehm und herrlich nostalgisch klingt. Der gefilterte Ton gibt dieses Hintergrundrauschen dezenter wieder, und in einigen Momenten nimmt man es nahezu gar nicht mehr wahr, und die hohen Töne zischen nicht mehr, dafür klingt alles ein wenig dumpfer und „gefiltert“, was es ja auch ist. Beide Tonspuren sind für sich genommen sehr gut und nutzen die Möglichkeiten vollends aus. Die Dialoge sind jederzeit gut verständlich und in einem harmonischen Verhältnis zu Musik und Umgebungsgeräuschen abgemischt. Die Umgebungsgeräusche selbst kommen, insbesondere in Dialogfreien Szenen, hervorragend zur Geltung. Auch der englische Originalton klingt sauber und ordentlich, wobei ganz nüchtern betrachtet die deutsche Synchronfassung, welche die Dialoge stärker priorisiert, eine bessere Verständlichkeit vorweisen kann. Diese entstand nach einem Dialogbuch und unter der Regie von Michael Günther im MGM Synchronisations-Atelier in Berlin und ist mit einigen den hervorragendsten Sprechern seiner Zeit besetzt. Über Jack MacGowran erklingt Alfred Balthoff, der den kauzigen Charakter der Figur im deutschen sogar noch kauziger wirken lässt. Polanski selbst wird von Horst Gentzen synchronisiert und über Ferdy Mayne, der durchaus in der Lage gewesen wäre, sich selbst zu synchronisieren, erklingt die wundervolle Stimme von Erich Fiedler. Ingeborg Wellmann lieh der wunderbaren Sharon Tate ihre Stimme, und in weiteren Rollen sind noch Rolf Schult, Michael Chevalier, Christel Merian und Hans W. Hamacher zu hören.
Ausstattung
- Featurette: "Vampires 101" (10:20 Minuten)
- Interview mit Regisseur Roman Polanski (25:03 Minuten)
- Interview mit Produzent Gene Gutowski (7:20 Minuten)
- All Eyes on Sharon Tate (10:25 Minuten)
- US-Fassung (16mm) (99:38 Minuten)
- Erweiterte Szenen aus der US-Fassung (6:35 Minuten)
- Englischer Trailer (International) (2:14 Minuten)
- USA-Trailer (2:14 Minuten)
- Alternativer Vorspann (4:01 Minuten)
- Bildergalerie
Fazit
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Der Klassiker des Gruselkinos mit Humor erscheint hierzulande in der vermutlich weltweit besten Version. Das Bild ist gemessen am Alter des Films einfach nur hervorragend und lässt den Streifen im bestmöglichen Licht erscheinen, dass auf diesem Medium aktuell möglich ist. Auch die Akustik ist nicht nur deutlich besser als zuvor, die Tonfehler sämtlicher vorherigen Veröffentlichungen wurden ausgebügelt, und der Film liegt nun auch im bestmöglichen deutschen Ton vor. Abgerundet wird das Ganze durch umfangreiches Bonusmaterial und einer schicken Sonderverpackung – Fanherz, was willst du mehr? Und der Film selbst gehört natürlich zu den großen und zeitlosen Klassikern, die in keiner Sammlung fehlen dürfen. Nie waren Grusel, Humor und Stimmung so perfekt aufeinander abgestimmt wie hier. Ein Meisterwerk für die Ewigkeit, ganz gleich was man von dem Regisseur auch halten mag.
(Michael Speier)
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