Seit seiner Entdeckung als Schauspieler in den 1960er Jahren und insbesondere in der Hochphase mit seinem Partner Terence Hill wurde die Figur des Bud Spencer geschaffen, von der man seither nicht weniger als folgende Wesensmerkmale erwartete: ein vom Körperbau her kräftiger und schlagfertiger Riese, der sowohl grummelig als auch liebenswert jedem Bösewicht einen Scheitel mit dem Vorschlaghammer zieht. Bis in die 80er Jahre hinein verbreitete Carlo Petersoli unter diesem Künstlernamen jede Menge Spaß in Kinos und Wohnzimmern.
Allerdings: auch Legenden wie Bud Spencer wurden älter. Und während andere Schauspieler diesem Umstand geschuldet ihre Rollenwahl anpassten hin zu ruhigen Charakteren, die bewusst dieses Thema behandeln, blieben die Erwartungen an ihn weiterhin bestehen – und er versuchte, diese auch im hohen Alter noch zu bedienen. Das Problem liegt dabei auf der Hand: jenseits der 60 verweigert der Körper dann aber schon einmal den Dienst: während man früher in Trainingshallen zusammen mit Terence Hill eine ganze Bande hoch- und runtergeschlagen hatte, geht das dann schlicht nicht mehr gefahrlos und ohne Schmerzen. Spencer war bereits in dem Alter, als Anfang der 90er Jahre die Serie „Extralarge“ gedreht wurde.
Fernsehjuwelen bringt diese im Vertrieb der Al!ve AG als Komplettbox auf Blu-ray im Schuber auf den Markt. Lassen sich die Folgen in Spielfilmlänge gut anschauen? Wie wurde Bud Spencer hier dargestellt? Und wie schaut die technische Umsetzung auf Blu-ray dazu aus? Wir werfen einen Blick in die Box.
Story
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Nach seinem aktiven Dienst bei der Polizei ist Jack Costello (Bud Spencer) in das Geschäft des Privatdetektivs eingestiegen. Dabei hält er weiterhin guten Kontakt zu seinem ehemaligen Partner und Freund Sam Bosley (Lou Bedford), der ihm bei seinen Fällen gerne unterstützt und ihn bei seinem Hobby des Saxophonisten in „Harry’s Place“ auch Besuche abstattet. Bezüglich seines Büros und seiner Wohnung hätte Jack es kaum besser treffen können: Eigentümerin Maria Martinez (Vivian Ruiz) kümmert sich nicht nur darum, diese in Stand zu halten, sondern hat mit ihrem spanischen Temperament immer auch einen Blick auf ihn geworfen. Diese fast schon traute Dreisamkeit wird erweitert, als der zeichnerisch begabte Jean Phillip Yannick Dumas (Philip Michael Thomas) durch einen Fall in Jacks Leben tritt und ihm fortan zur Seite steht.
Als Dumas im weiteren Verlauf wieder nach Paris zurückkehrt, trifft Jack auf den Sohn seines ehemaligen Partners im Drogendezernat: Maurice Dumas (Michael Winslow) wird von ihm aufgenommen und ermittelt fortan bei seinen Fällen in Miami mit.
Bereits das Original-Intro zur Serie, die es auf insgesamt 2 Staffeln und 12 Folgen in Spielfilmlänge schaffte, verrät sein Bemühen, beim großen Vorbild „Miami Vice“ abzuschauen: wenn diverse (und extrem gleichartig langgezogene) Einstellungen von Jet-Skiern gezeigt werden, kann man schon erahnen, an welchem Ort die kommenden Fälle Jack Costellos spielen werden. Allerdings hätte man sich schon zu Beginn etwas mehr Abwechslung gewünscht. Das macht das veränderte deutsche Intro an der Stelle mehr als wett, allerdings geht der Originalsong dadurch verloren. Dass es sich um eine Produktion mit Beteiligung aus Deutschland handelt, erkennt man zudem an dem ein oder anderen Schauspieler wie Friedrich von Thun oder Ursula Karven. Ein schöner Effekt stellt sich bereits in der ersten Folge ein: einige Schauspieler aus den früheren Filmen der Ära Spencer-Hill bekommen Gastauftritte. Wer genau hinsieht, erkennt bei dem ersten Bösewicht am Pool Joe Hess wieder, den man noch als großmäuligen Truckfahrer in „Zwei bärenstarke Typen“ in Erinnerung hat – und der damals von Bud ordentlich durch die Mangel genommen wurde. Auch Dan Fitzgerald, der den damaligen Portier im Hotel spielte, darf hier kurz als Bürgermeister auftreten. Aber auch Herbert Weicker ist als Richter vertreten, den wir nur allzu gut als Chef der Doppelgänger-Agentur aus „Vier Fäuste gegen Rio“ kennen („nich nich?“), kurzum: Fans dürfen gespannt die Augen nach weiteren Bekannten Ausschau halten – das macht Spaß.
Die Fälle an sich bleiben über beide Staffeln hinweg gut schaubar und bewegen sich meist auf durchschnittlichem und gut schaubarem TV-Krimi-Niveau, bei dem hinsichtlich Auto-Stunts und Explosionen nicht gespart wurde – und man sich hier und da an Actionserien der 80er Jahre wie das „A-Team“ erinnert fühlt. Auch der Humor kommt mit Haushälterin Maria und dem quirligen Dumas nicht zu kurz. Die Wahl von Philip Michael Thomas als Partner von Bud Spencer erscheint hier recht pfiffig gewählt, schließlich ist dieser vor allem aus der Zeit von „Miami Vice“ hinlänglich bekannt, spielt hier aber dann doch einen gänzlich anderen Charakter. Während die Chemie zwischen den beiden stimmt (und in der späteren Serie „Zwei Engel mit vier Fäusten“ wiederholt wurde), schwenkt in Staffel 2 der Wechsel hin zu Michael Winslow – bekannt für seine Rolle in der Filmreihe „Police Academy“ – doch etwas zu sehr ins alberne Fach. Wichtig zu wissen: die Serie ist trotz ihres Spaßfaktors durchaus ernst und mit brutalen Szenen besetzt – freigegeben ab 16 Jahren ist sie also definitiv nichts für Kinder.
Bleibt bei all dem Nostalgiefaktor durch die Gaststars, den Schauwerten und der durchaus gelungenen Mischung aus Action und Humor die Frage nach Bud Spencer: nun, er ist Anfang der 60er Jahre zwar noch durchaus beweglicher und dynamischer im Vergleich zu seiner letzten Serie „Ein Koch für alle Fälle“, wurde aber schon – und das sehr deutlich sichtbar – in fast jeder ansatzweise gefährlichen Szene von einem Stunt-Double ersetzt. Hätte man das doch nur etwas unauffälliger gestaltet…wer Spencer kennt, erkennt eben auch das Double auf 100 Meter Entfernung. Wie auch immer: Fans von Bud Spencer können sich diese unterhaltsame Serie anschauen und sich darüber freuen, dass er auch im höheren Alter noch in Action zu sehen ist – inklusive des Einsatzes seines gefürchteten Dampfhammers.
Bildqualität
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Gleich vorweg: das ist ein richtig tolles Bild, das die erste Staffel mit sich bringt. Das amerikanische Ausgangsmaterial überzeugt mit einem scharfen, stabilen und farbfrohen Bild im Format 1.66:1 von der ersten Minute an. Vor allem in Nahaufnahmen sieht man sich an den Details im Gesicht von Bud Spencer oder Philip Michael Thomas nicht satt genug, die Farben wirken mit ihrem pastellfarbenen Aussehen bunt und fröhlich, in Szenen wie Jacks Jazz-Bar aber auch urig authentisch. Filmkorn ist leicht sichtbar und stört nicht, der Kontrast ist gut, nur manchmal gehen in dunklen Szenen Details verloren – hier hätte ein angepasster Schwarzwert noch mehr herausholen können. Frei von Verschmutzungen, bleibt hier ein toller Transfer festzuhalten, so dass man alleine durch die Bildqualität zum weiteren Schauen der Folgen motiviert wird. (8/10)
Anders sieht das leider bei Staffel 2 aus: hier fehlte offensichtlich ein ordentliches Quellmaterial, es wurde eine Kopie der in 1.33:1 vorhandenen deutschen Auswertung mitsamt des eigens kreierten kürzeren Intros verwendet. Nicht nur durch den Formatsprung, sondern vor allem der im Vergleich teils deutlich abfallenden Qualität ist es geschuldet, dass das Zuschauen nicht mehr so viel Spaß bereitet. Die Schärfe ist nur noch durchschnittlich, manchmal sogar entstehen verwaschene Einstellungen, der Kontrast ist eine Spur schlechter, so dass auch in dunklen Szenen nur noch große detailarme Flächen übrigbleiben; die Farben wirken eher blass. Filmkorn sieht man hier kaum, dafür aber diverse Verschmutzungen wie kleine Flecken. Das alles lässt sich anschauen, ist aber leider kein HD-Gefühl mehr.
Tonqualität
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Entgegen der ein oder anderen Ankündigung darf man die komplette Serie neben dem deutschen und englischen Ton auch in Italienisch betrachten. Dabei bleibt der englische Ton das Original, während die anderen beiden Fassungen gute Synchronisationen darstellen. Durch das Format DTS-HD Master Audio 2.0 bleibt es bei mehr oder weniger gutem Stereoton, Räumlichkeit stellt sich nicht ein. Die deutsche Synchronisation überzeugt mit bekannten Sprechern, allen voran passt Wolfgang Hess als Bud Spencer wie die Faust aufs Auge. Aber auch mit Hans-Georg Panczak (sprach unter anderem Mark Hamill als Luke Skywalker oder Dwight Schultz aus dem A-Team) für Philip Michael Thomas und Udo Wachtveitl für Michael Winslow standen erfahrene Stimmen zur Verfügung.
Je nach Folge pendelt die Qualität dabei zwischen klar und verständlichen Dialogen, schöner Wiedergabe der Musik und Effekte, manchmal wirkt der Ton belegt. Oftmals klingt das englische Original offener, aber vor allem bei Stimmen ungewohnt dünn und bassarm – das macht der deutsche und italienische Ton besser. Übrigens: Bud Spencer spricht im englischen Original, erhielt in seiner Muttersprache aber einen anderen Sprecher. Leider fehlen zu allen drei Sprachfassungen sämtliche Untertitel.
Ausstattung
- Booklet (nur online)
- Trailer „Die Schöne mit dem kleinen Tick“ (02:10 Min.)
- Trailer „Die Formel des Todes“ (02:16 Min.)
- Trailer „Der Kindermörder“ (02:02 Min.)
- Trailer „Der Kleine mit der großen Klappe“ (02:03 Min.)
- Trailer „Tödliches Spiel“ (02:23 Min.)
- Trailer „Extralarge gegen Tod und Teufel“ (02:07 Min.)
- Intro mit Bud Spencer (00:32 Min.)
- Doku: „Bud Spencer Story“ (13:59 Min.)
- Featurette: „Extralarge Special TV“ (06:20 Min.)
- Interview mit Bud Spencer (30:13 Min.)
- Trailer (00:52 Min.)
- Schuber
- Wendecover
Fazit
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Eine überraschend unterhaltsame Krimiserie aus den späteren Tagen von Bud Spencer überzeugt neben der guten Besetzung, tollen Actionszenen und der schönen Landschaft Miamis mit einem tollen Bild der ersten Staffel und brauchbaren Sprachfassungen, sowie wenigen, aber schönen Extras. Leider fällt die zweite Staffel bildtechnisch ab, ein physisches Booklet wird vermisst. Nichtsdestotrotz können Fans von Bud Spencer die Serie nun endlich auch in HD genießen und ihren Altstar mit Auftritten von Nebendarstellern aus seinen älteren Filmen feiern.
(Dominik Böhler)
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