Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahren wurde das Action-Genre überwiegend von männlichen Regisseuren dominiert. Doch mit Kathryn Bigelow schickte sich eine Dame an, den etablierten Herren Konkurrenz zu machen. Filme wie „Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis“, „Blue Steel“ und später „K-19 – Showdown in der Tiefe“ und vor allem ihr mit gleich sechs Oscars ausgezeichnetes Kriegsdrama „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ verhalfen ihr zu teils großen Erfolgen. Dazu trug letztendlich auch mit dem hier vorliegenden Action-Thriller „Point Brak – Gefährliche Brandung“ eines ihrer früheren Werke bei. Der Film wurde schon einige Male auf Blu-ray veröffentlicht, nun folgt jedoch die restaurierte Fassung des Kult-Blockbusters in 4K Ultra HD und Blu-ray. Herausgeber STUDIOCANAL bringt über seinen Vertrieb PLAION PICTURES gleich zwei Sondereditionen im Mediabook-Format in den Handel, welche jeweils über ein verschiedenes Covermotiv verfügen. Darüber hinaus erscheint die Blu-ray Disc auch separat in einer Keep Case Variante. Ob der Film auch 33 Jahre nach seiner Erstaufführung noch funktioniert und was die Überarbeiteten Fassungen in technischem Hinblick zu leisten vermögen, kann dem nun folgenden Review entnommen werden.
Story
-
Im Los Angeles der frühen 90er gelingt anonymen Bankräubern mit den Masken ehemaliger, republikanischer Präsidenten ein Coup nach dem anderen. Schließlich vermutet das FBI die Täter in der Surfer-Szene und setzt Johnny Utah (K. Reeves) als Undercover-Agenten auf eine Gruppe Wellenreiter um den charismatischen Bodhi (P. Swayze) an. Anfangs sieht Utah noch klar schwarz und weiß, doch nachdem er sich in die Exfreundin Bodhis (L. Petty) verliebt und an dem esoterisch-spirituellem Gedankengut Bodhis Gefallen findet, ist er sich nicht mehr sicher, auf welcher Seite er stehen soll: Zum einen brechen die Surfer als Bande der „Ex-Präsidenten“ das Gesetz, zum anderen sind sie sympathische Aussteiger, die Utah mit ihrer Adrenalinsucht und Nonkonformität anstecken.
-
„Point Break – Gefährliche Brandung“ ist ein unterhaltsamer Action-Film, der Story-technisch nicht zu den Sternstunden des Kinos zählt: Bodhis New-Age-Philosophie beißt sich beispielsweise mehr als einmal selbst in den Schwanz, da der ach so spirituelle Surfer-Guru seine materiellen Bedürfnisse, wie etwa kostspielige Adrenalin-Kicks durch Fallschirmspringen, letzten Endes um jeden Preis decken möchte. Die Regisseurin Kathryn Bigelow ist geschickt darin, jede Szene mit einer geradezu aus dem Bildschirm herausströmenden Spannung zu versehen, inszeniert ihre Charaktere aber unfreiwillig komisch: Johnny Utah ist vermutlich der schlechteste FBI-Agent der Filmgeschichte, da er ständig seine Tarnung in Gefahr bringt, seine Vorgesetzten anschnauzt und letzten Endes sogar an einem Bankraub teilnimmt. Auch Patrick Swayzes Bodhi ist ein wandelndes Klischee, der mit pompösen Worten ziemlich triviale Botschaften verkündet. Doch genau hier schafft „Point Break – Gefährliche Brandung“ wiederum das, was anderen Filmen misslingt: Der Film nutzt das Potential dieser Klischees um zu unterhalten und punktet mit einer exzellenten Darstellerriege.
Patrick Swayze spielt den Blender Bodhi perfekt und verkörpert mit seinem zerzausten blonden Haaren, seinen Muskelpaketen und der New-Age-Philosophie einen naiven Guru, der im Grunde selbst nichts weiß. Auch der damals relativ unbekannte Keanu Reeves liefert mit seiner eingeschränkten Mimik eine passende Vorstellung ab. Die Dynamik zwischen dem stoischen Reeves und dem augenzwinkernden Swayze funktioniert großartig. Als Resultat ist „Point Break – Gefährliche Brandung“ nicht der logischste oder anspruchsvollste aller Action-Filme, aber ein unterhaltsamer Schatz aus den 90ern, den selbst Edgar Wright in „Hot Fuzz“ mehr als einmal zitieren musste.
Bildqualität
-
Im Zuge der Überarbeitung für die 4K-Veröffentlichung fertigte man auch gleich noch ein neues Master für die Full HD-Variante mit an. Die Bildqualität ist dabei teils recht schwankend ausgefallen, denn vor allem im ersten Drittel lässt sie ein wenig zu wünschen über: Zunächst wäre da das prozessbedingte Filmkorn - schließlich wurde der Thriller damals noch analog aufgenommen - welches mal mehr, mal weniger ins Auge fällt. Gerade bei einigen unifarben Hintergründen, wie sie auf den Wänden der FBI-Büros zu sehen sind, ist es schon mal wuselig. Auch wenn es aufs Meer rausgeht und man in den blauen Himmel wechselt, macht sich das Filmkorn schon mal bemerkbar – es gibt jedoch auch gleichartige Szenen, in denen es sehr fein und fast unauffällig ausgefallen ist. Ebenfalls zu Beginn des Films sind viele Abschnitte oftmals sehr nebelig ausgefallen – auch hier kann man wieder die FBI-Örtlichkeiten, aber auch den ersten Banküberfallen nennen, bei denen man fast das Gefühl hat, hier wäre gerade ein Treffen der Kettenraucher von statten gegangen. Es scheint allerdings kein Fehler im Transfer zu sein, sondern vielmehr ein eigenwilliges Stilmittel der 1990er Jahre vorzuliegen. Im späteren Verlauf des Films, wenn auch mehr an Außensets gedreht wurde, bessert sich dies und das Bild wird klarer. Allerdings arbeitete Kathryn Bigelow hier immer mal wieder mit Farbfiltern, die den Aufnahmen am Strand einen sonnig warmen Look verabreichen sollen. Die Farben sind insgesamt recht kräftig und kontrastreich ausgefallen: Surfbretter, Fallschirme, Autolackierungen und Hinweisschilder setzten hier immer wieder Akzente. Leider ist es mit der Schärfe und Detaillierung nicht ganz so weit her: Gerade Aufnahmen aus der Totalen wirken oft zu weich und unscharf, zudem sind selbst in Close-Ups nicht immer Hautporen oder einzelne Haarsträhnen auszumachen. Im nächsten Moment wechselt der Eindruck dann aber auch schon wieder und man kann ganz klar Bartstoppel und Fältchen erkennen. Also auch hier alles ein wenig schwankend, wenn auch unter dem Strich – und in Anbetracht des Filmalters - immer noch gut anzuschauen.
Tonqualität
-
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Nicht nur das Bild wurde überarbeitet, sondern man setzt erfreulicherweise nun auch bei der deutschen Synchronisation auf eine verlustfreie Multikanal-Abmischung. Die kann sich auch durchaus hören lassen, fällt sie doch tatsächlich immer wieder sehr räumlich aus und bietet gerade bei den Sport- und Actionszenen die passenden Surround-Effekte: Beim Surfen werden die Wellen auf alle Lautsprecher gelegt, sodass man sich sofort, wie am Meer fühlt. Vorbeirasende Autos bei einer Verfolgungsjagd oder eine explodierende Tankstellen werden ebenfalls auf alle Kanäle verteilt, sodass ein gutes Mittendringefühl entsteht. Lediglich bei den Bässen hätte das Ganze noch etwas satter ausfallen können, bleibt der Subwoofer doch trotz Action oftmals im Stand-by – selbst wenn größere Kaliber zum Einsatz kommen, werden diese nicht druckvoll in Szene gesetzt. Am Anfang bekommt man gar oftmals die typischen 1980er / 1990er Jahre Waffensounds präsentiert, in der zweiten Filmhälfte klingen die Schusswechsel dann etwas passender. Die Gesamtlautstärke könnte ebenso von Haus aus etwas höher daherkommen - allerdings nichts, was man nicht auch mit einem Dreh am Lautstärkeregler in den Griff bekommen könnte. Der rockige Soundtrack erhält durch die Multikanal-Abmischung ebenfalls ordentlich an Volumen, sodass teils ein wenig Party-Stimmung aufkommt. Die deutsche Synchronisation entstand seinerzeit bei der Legard Synchron GmbH in Berlin. Dort übernahm Michael Richter die Dialogregie und ließ Sprecher wie Nicolas Böll (K. Reeves), Joachim Tennstedt (P. Swayze), Claus Wilcke (G. Busy), Claus Jurichs (J.C. McGinley) und Melanie Pukaß (L. Petty) die Hollywoodstars einsprechen, was auch durchaus sehr gut gelungen ist und selbst anno 2024 noch überzeugend klingt. Der englische Originalton kommt ein wenig pegelstärker herüber, liegt aber in Sachen Dynamik auf dem gleichen Level, wie die heimische Vertonung.
Ausstattung
-
- Featurettes
o Adrenalin Junkies (6:13 Min.)
o Am Set in Malibu (8:53 Min.)
o Alles oder Nichts (24:02 Min.)
o Die Wellen reiten (6:23 Min.)
- Entfallende Szenen (5:03 Min.)
- Originaltrailer (4:27 Min.)
- 32-seitiges Booklet
Auf der Blu-ray finden sich drei hintereinander gereihte Originaltrailer des Films, vier Featurettes sowie eine Sammlung herausgeschnittener Szenen. Die fünf Minuten herausgeschnittener Szenen sind leider kaum ansehbar, da die Qualität bestenfalls VHS-Niveau erreicht. Auch inhaltlich wird hier wenig geboten, denn es handelt sich größtenteils um alternative oder minimal verlängerte Aufnahmen. Die vier Dokumentationen kommen insgesamt auf eine Spielzeit von 45 Minuten. Mit ca. 24 Minuten beansprucht „Alles oder Nichts“ den Löwenanteil der Spielzeit für sich. In diesem Special von 2006 beleuchtet das Team Point Break retrospektiv. Auch Lori Petty und Patrick Swayze kommen zu Wort und beleuchten ihre Rollen und den Gesamtfilm mit einer gewissen Nostalgie. In eine ähnliche Kerbe schlagen die jeweils 6-minütigen „Die Welle reiten“ und „Adrenalin Junkies“, die sich speziell den Surf-Aufnahmen und Stunts des Action-Films widmen. „Am Set in Malibu“ zeigt nochmals einige Orte, an denen Point Break gedreht wurde und die sich teilweise bis 2006 kaum verändert haben. Zusammen ergeben alle vier Making-Ofs eine gut abgestimmte Doku, die für Fans des Action-Klassikers kurzweilige Unterhaltung bietet.
Fazit
-
Satte 33 Jahre hat Kathryn Bigelows Thriller mit Patrick Swayze und Keanu Reeves in den Hauptrollen nun schon auf dem Buckel, dennoch kann der Film inhaltlich auch heute noch mit einer spannenden Story für Unterhaltung sorgen. Die Weltanschauung der Surferboys bleibt zwar dabei weiterhin etwas gewöhnungsbedürftig, auch kommt der Film mit einigen Logiklöchern daher, dennoch ist er recht gut gealtert und funktioniert auch heut noch hervorragend. Die überarbeitete Fassung schöpft nicht ganz alle Möglichkeiten aus bzw. scheitert am Ausgangsmaterial, ist dieses noch recht wechselhaft ausgefallen, sodass es immer mal wieder Unschärfen und mal mehr, mal weniger stärkeres Filmkorn gibt. Zu Beginn des Thrillers stören die nebeligen Abschnitte, die an Kettenraucher erinnern, ein wenig – zum Glück verziehen sich diese dann im Laufe des Films. Verzogen haben sich auch Bildbeschädigungen und weiße Blitzer der Blu-ray Erstauflage – hier hat man „saubere“ Arbeit geleistet. Urlaubsfeeling lösen einige Strandabschnitte und Surfaufnahmen aus, die nun auch in der deutschen Synchronisation mit einer Multikanal-Abmischung bedacht wurden, welche sich wiederum sehr gut hören lassen kann, da man immer wieder passende Surround-Effekte liefert. Beim Bonusmaterial setzt man auf bekannte Beiträge, die damit dann aber auch nur für diejenigen interessant sein dürften, die den Film das erste Mal in ihre Sammlung stellen. Sei es drum, dem unterhaltsamen Krimi im Surfer-Milieu tut dies keinen Abbruch, weshalb man den Titel immer wieder gern in den Player schiebt.
(Jörn Pomplitz)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro