„Captain Phillips“ ist wahrscheinlich Paul Greengrass' beste Regiearbeit. Der Film war 2014 für insgesamt sechs Oscars nominiert, darunter in den Kategorien Beste Regie und Bester Film. Das auf einer wahren Begebenheit beruhende Geiseldrama bietet 134 Minuten Hochspannung. Zudem zeigt Tom Hanks erneut eindrucksvoll seine Bandbreite und Vielseitigkeit als Schauspieler. Seine Darstellung eines gewöhnlichen Containerschiffkapitäns, der in einer emotionalen Extremsituation über sich hinauswächst, reiht sich nahtlos in sein bereits jetzt schon bemerkenswertes Oeuvre ein. Nun feiert dieser klaustrophobische Hochseethriller seine 4k-Premiere. Aus diesem Grund analysieren wir in der folgenden Rezension, wie Paul Greengrass' dokumentarischer Handkamerastil (Cinéma vérité) in der ultrahochauflösenden Version des Films zur Geltung kommt.
Story
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Für den Kapitän Richard Phillips (T. Hanks) und seine Crew sollte es lediglich eine routinierte Überfahrt von Oman nach Mombasa werden. Doch vor der Küste Somalias geschieht ausgerechnet jenes Worst-Case Scenario, vor dem es jeden Seefahrer graut: Das amerikanische Containerschiff wird von bewaffneten Piraten geentert. In der Hoffnung, das ganz große Geld zu machen, halten sie Kapitän Phillips als Geisel und entführen ihn schließlich in einem Rettungsboot.
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>Dass die Piraterie in vielen Meereszonen eine immense Bedrohung für die Handelswirtschaft und natürlich nicht zuletzt für genau die Seeleute darstellt, die gigantische Mengen an Waren über die weite See befördern, mag für die durchschnittliche Landratte wahrscheinlich nur schwer vorstellbar sein. Schließlich liegen diese Gefahrenzonen irgendwo im Meer, tausende Kilometer von uns entfernt und sind somit letztendlich nicht greifbar. Mit Tom Hanks an der Seite inszeniert Paul Greengrass allerdings genau einen solchen Film, der überhaupt erst eine reale Vorstellung über Piraterie auf hoher See übermittelt. Als Kulisse dient dafür das Mittelmeer vor der Küste Maltas. Mit beeindruckenden Panorama-Aufnahmen der schier grenzenlosen See und raffinierten Perspektiven fesselt er seine Zuschauer schon zu Beginn an die wahre Geschichte.
Dabei sieht vor allem die Verfolgungsjagd zwischen dem kleinen Piraten-Boot, das sich gefährlich unruhig durch die stürmische See kämpft, und dem riesigen Containerschiff ungeahnt aufregend aus. Überhaupt gelingt es Greengrass aus jeder noch kleinen Szene das Maximum an Spannung herauszukitzeln. Ganz egal, ob halsbrecherische Enterung eines riesigen Containerschiffs auf dem offenen Meer oder hitzige Eskalationen im winzigen Rettungsboot mit Kammerspiel-Atmosphäre – Captain Phillips überzeugt sowohl im Großen als auch im Kleinen. Neben der handwerklich beachtlichen Umsetzung liegen die offensichtlichen Stärken des Thrillers auch in seiner Besetzung. Dabei beweist nicht nur Tom Hanks, wie gut ihm Charakterrollen stehen. Der Oscar nominierte Barkhad Abdi (Beste Nebenrolle) und Barkhad Abdirahman stehen als Piraten zwar das erste Mal überhaupt vor einer Kamera, wissen als facettenreiche Charaktere dennoch zu überzeugen. Dass sie als Piraten sowohl in der Haut von Täter als auch Opfer stecken und warum überhaupt, vermittelt die berührenden Umsetzung deren Schicksale. So funktioniert Captain Phillips nicht nur als packendes Thriller-Drama, sondern besitzt daneben auch noch einen aufklärenden Beigeschmack, der sich den Ursachen der Piraterie widmet.
Bildqualität
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Leider lag der Redaktion kein Muster der im Set enthaltenen Blu-ray Disc vor.
Bild 4k UHD
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„Captain Phillips“ wurde für die 4K-Veröffentlichung auf eine BD-100-GB-Disk gepresst. Die Auflösung beträgt 3840x2160p im Seitenverhältnis von 2.40:1. Das native 4K-Bild ist beeindruckend: Dank HDR und erweitertem Farbraum profitieren insbesondere die zahlreichen Szenen im Sonnenlicht von ausgezeichneten Kontrasten und intensiven Farben. Besonders bemerkenswert sind die hellen Lichtreflexionen auf dem Meer (15:35 Minuten). Im direkten Vergleich übertrifft die 4K-Version in diesen Aspekten ihr Blu-ray-Pendant deutlich. Auch die vielen Nachtszenen sind wesentlich besser dargestellt. Während die Blu-ray, wie oft üblich, insgesamt heller abgemischt ist, gelingt der 4K-Disk der Spagat zwischen sattem Schwarzwert und prägnanten Spitzenlichtern. Ein Beispiel dafür ist die Szene, in der Hanks in seiner Kajüte auf den Computer starrt. In der 4K-Version ist es um ihn herum deutlich dunkler als in der Full-HD-Variante, jedoch bleiben die dunklen Bereiche frei von Grauschleiern, Rauschen oder anderen Artefakten. Gleichzeitig wird sein Gesicht kontrastreich durch den PC-Monitor ausgeleuchtet (16:33 Minuten). Auch bei der Nachtaufnahme auf dem Piratenboot (30:22 Minuten) ist die Umgebung tiefschwarz. Zwar kommt es im Vergleich zur helleren Blu-ray zu einem leichten Detailverlust, dieser ist jedoch kaum relevant. Diese Aufnahmen sind auch ein Beispiel für die typischen Paul-Greengrass-Handkameraeinstellungen, die in der 4K-Version ebenfalls besser zur Geltung kommen. Die Profile der Besatzungsmitglieder wirken schärfer und kontrastreicher, trotz der schwierigen Lichtverhältnisse. Allerdings treten hier auch gelegentlich, technisch bedingt, ein paar unscharfe Einstellungen auf. Zudem zeigen sich, trotz des insgesamt sehr guten Encodings, bei diesen Szenen manchmal leichte Bewegungsunschärfe, etwa über den Instrumenten im Schiff oder kurzzeitig im Gesicht von Muse.
Schärfe und Detailgrad sind ebenfalls ein deutliches Upgrade zur Blu-ray. Zum Beispiel zeigt die Panoramaaufnahme auf die Container im Hafen (9:20 Minuten) eine verbesserte Tiefenschärfe, feine Linien im Randbereich werden klarer und prägnanter dargestellt. Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für die Bildperformance der 4K-Disk findet sich bei der Außenansicht auf den Flugzeugträger in der Sonne (bei 91:10 Minuten) – einfach klasse!
Insgesamt lässt die 4K-Disk von „Captain Phillips“ in Sachen Bildqualität die ohnehin schon gute Full-HD-Version weit hinter sich und ist definitiv ein lohnenswertes Upgrade für Fans des Films.
Tonqualität
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Akustisch hat sich gegenüber der Blu-ray Veröffentlichung aus dem Jahr 2014 nichts getan.
Die DTS-HD MA 5.1 kodierten Tonspuren kommen auf ebenso hohem Niveau daher, wie bereits das Bild. Obwohl Captain Phillips zu Beginn noch ruhigere Töne anschlägt, lastet die Abmischung auch schon zu diesem Zeitpunkt alle umliegenden Kanäle kräftig aus. Peitschende Wellen oder das allgegenwärtige Brummen der Maschinen auf dem Schiff nehmen dabei auch den hinteren Bereich des Heimkinos voll in Beschlag. Wegen dieser Detailgenauigkeit hört sich die Soundkulisse sehr authentisch an. Gesellt sich dann auch noch der turbulente Soundtrack dazu, prasselt eine gewaltige Fülle an unterschiedlichsten akustischen Eindrücken auf das Ohr des Zuschauers ein. Trotz alledem hebt sich Gesprochenes stets deutlich ab.
Ausstattung
Anmerkung der Redaktion: Wir gehen davon aus, dass das auf der Blu-ray enthaltene Bonusmaterial dem der Erstauflage entspricht, und haben daher den Bewertungstext dieser Version übernommen.
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Auf den ersten Blick scheint das Bonusmaterial mit Filmkommentaren und einem Making-Of nur spärlich vorhanden zu sein. Doch gerade Letzteres beeindruckt mit einer vorbildlichen Umsetzung: Dessen drei Kapitel laden mit einer überschaubaren Laufzeit von jeweils circa 20 Minuten zum Anschauen ein und beinhalten nicht nur übliche Interviews mit Cast und Crew. In dem Gezeigten steckt auch eine kleine Dokumentation über den wahren Vorfall von 2009. So berichtet der originale Captain Phillips unter anderem, wie er den Piratenangriff erlebte und zieht Vergleiche zum Film. Daneben erzählt Regisseur Greengrass über die Tücken des Mittelmeeres (Dreharbeiten fanden vor der Küste Maltas statt). Barkhad Abdi, der für den Golden Globe und Oscar als bester Nebendarsteller nominiert wurde, berichtet ebenfalls über seine Erfahrungen am Set. Darüber hinaus fasziniert das Making-Of mit beeindruckenden Bildern des Drehs auf hoher See.
Fazit
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„Captain Phillips“ ist eine gelungene Mischung aus dokumentarisch inszeniertem Hochseethriller und Geiseldrama. Die typischen Handkameratechniken von Paul Greengrass, die in manchen Filmen durchaus zu exzessiv eingesetzt werden, sind hier auf den Punkt serviert und verleihen der Story den nötigen dokumentarischen Realismus. Interessant ist auch die inszenatorische Kontrastierung zwischen der Weite des Meeres und den klaustrophobischen Szenarien im Rumpf des Containerschiffs oder im Rettungsboot. Unterstützt wird dies von einem nervenaufreibenden Soundsetting, das über die gesamten 134 Minuten hinweg den Spannungsbogen hochhält. Zwar bleibt bei dieser 4k-Premierre in Sachen Ton alles beim Alten, allerdings beeindruckten die unkomprimierten DTS-HD MA 5.1-Audioformate bereits schon auf der früheren Blu-ray.
In puncto Bildqualität jedoch setzt die 4K-Disk neue Maßstäbe. Die Qualität übertrifft die bereits schon gute BD deutlich. Dank HDR und erweitertem Farbraum brillieren nicht nur die Szenen im Sonnenlicht, hier zeigt sich eine enorme Tiefenschärfe sowie deutlich intensivere Farben. Zudem kommen die Nachtaufnahmen um einiges besser zur Geltung. Die Blu-ray war zwar etwas heller abgemischt. Dennoch gelingt bei der 4K-Version der problematische Spagat zwischen starkem Schwarzwert und hellen Spitzenlichtern. Insgesamt ist das Bild der 4K-Variante authentischer und in jeder Hinsicht ein Upgrade.
Die 4K-Disk bietet zwar keine neuen Extras, aber die Blu-ray enthielt bereits einen 58-minütigen Making-of-Beitrag.
Alles in allem ist „Captain Phillips“ ein außergewöhnlicher Film. Ein atemberaubender Thriller, der über seine gesamte Laufzeit von 134 Minuten hinweg fesselt. Dass er dabei auch noch praktisch im Nebensatz ethische Aspekte wie Globalisierung und ökonomischer Ungleichheiten anspricht, macht ihn umso bemerkenswerter.
(Nicolai Härtel)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Samsung QLED (QE65Q9FNA)
Player: Panasonic DP-UB424
AVR: Pioneer VSX-s520D
Front-Lautsprecher: Teufel CL 300 FCR
Center-Lautsprecher: Teufel 300 C
Surround-Lautsprecher: Teufel CL 300 FR
Subwoofer: Teufel US-6110/1