Hollywood-Urgestein Clint Eastwood war nicht nur vor der Kamera äußerst aktiv, sondern ebenfalls als Regisseur, Drehbuch und Komponist an zahlreichen Filmen beteiligt. Das Western- und Militärfilm Genre hatten dabei immer eine große Stellung bei dem Ausnahmetalent. Mit der recht losen Adaption der umstrittenen Autobiographie „Sniper: 160 tödliche Treffer – Der beste Scharfschütze des US-Militärs packt aus.“, welche das Leben des US-Scharfschützen Chris Kyles thematisiert, huldigt Eastwood einem Mann, den Teile seines Landes – einschließlich der Filmemacher - als Märtyrer sehen, anderseits aber eben auch jemanden, den viele auch einfach nur als schießwütigen Waffennarr anprangern. Es empfiehlt sich hier also einen gewissen Hang zu patriotischen Militärfilmen zu haben, um auf seine Kosten zu kommen. Die ultra-hochauflösende Veröffentlichung des Films erfolgte hierzulande bereits im Mai 2024 in einer Steelbook-Sonderedition, der Herausgeber WARNER HOME VIDEO nun noch eine Keep Case-Variante spendiert. Diese wird von UNIVERSAL PICTURES HOME ENTERTAINMENT in den Handel gebracht und ist inhaltsgleich mit der Sonderedition. Was die blauen Scheiben des Sets dabei zu bieten haben, klärt folgende Rezension.
Story
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Chris Kyle (B. Cooper) gibt als Scharfschütze seinen Kameraden aus der US Army Deckung. Im Irak bewährt er sich in zahlreichen Einsätzen als Soldat. Doch auch als Mensch wird Kyle gefordert, denn zuhause wartet seine Frau Taya (S. Miller) mit seinen Kindern. Es fällt der Familie schwer, Kyles Erlebnisse nachzuvollziehen. Kann Chris Kyle den Krieg wirklich hinter sich lassen oder ist ein Teil von ihm hinter seinem Scharfschützengewehr im Kriegsgebiet zurückgeblieben?
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In den USA erhielt American Sniper zwar größtenteils positive Rezensionen, die Resonanz aus dem US-Militär war aber gespalten. So kritisierten viele Soldaten die aus dem Roman übernommenen Selbstdarstellungen Kyles, dessen Autobiografie viele Verzerrungen und Schönfärbereien enthalte. So soll Kyle im Gegensatz zu den Darstellungen in Buch und Film in Wahrheit ein kontroverser Charakter gewesen sein, der es mit der Wahrheit oft nicht allzu genau nahm. Nachgewiesen werden konnte dies etwa an der Behauptung, Kyle habe die Einnahmen durch seine Autobiografie wohltätigen Stiftungen für Veteranen gespendet, obgleich festgestellt wurde, dass er sie für sich selbst behielt. Auch zur Persönlichkeit Kyles gibt es von Ex-Kameraden äußerst gespaltene Aussagen, die dem verstorbenen Scharfschützen teilweise Spaß am Töten unterstellen. Wer diese Hintergründe kennt, geht an Eastwoods in dieser Hinsicht sehr einseitigen Film skeptischer heran. Denn tatsächlich ist American Sniper nur an der Oberfläche ein Kriegsfilm und mehr ein Charakter-Drama, das den Krieg als Szenario nutzt. Leider wird Letzteres in der Regel einseitig und oberflächlich behandelt. Bei allem im Film gezeigten Hadern inszeniert man Chris Kyle als amerikanischen Helden, dessen Fehler am Ende doch in Wahrheit Stärken sind. Das mag der Familie des hoch dekorierten Soldaten zusagen, vergibt aber die Chance, die ambivalenten Schilderungen anderer US-Marines aufzugreifen, um abseits der Autobiografie weitere Blickwinkel einzubeziehen.
Am Ende ist American Sniper trotzdem ein mit besonnener Hand erzähltes Drama, das entkoppelt von der Realität einen Protagonisten zeigt, der die Sympathien des Zuschauers gewinnt. Außerhalb der USA dürften Zuschauer aber deutlich skeptischer auf den gezeigten US-Patriotismus reagieren – zumal die Darstellungen der irakischen Bevölkerung nicht gerade zu dessen Vorteil ausfallen. Das alles nimmt dem Film noch nicht seine emotionale Wirkung, hinterlässt aber bei Europäern einen etwas faden Beigeschmack. Kann man das fragwürdige Drumherum ausblenden, verbleibt Bradley Coopers herausragende Leistung als Hauptdarsteller, der dem fiktionalisierten Chris Kyle die notwendige Tiefe verleiht. Cooper ist es, der den Film davor rettet, in Durchschnittlichkeit zu versumpfen und hilft dem überbordenden Patriotismus ein wenig Glaubwürdigkeit zu verleihen. Dabei stören bei Eastwoods Charakterdrama eben nicht übertrieben grinsende Soldaten, welche die US-Flagge in Szene setzen, sondern es sind die Zwischentöne, die in Zeiten von NSA-Skandalen und einem allgemein deutlich kritischeren Blick der internationalen Politik und Presse auf die USA leicht altbacken wirken.
Bildqualität
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American Sniper leidet in einigen Szenen unter etwas auffälligen CGI-Effekten, die dann auch in einem weicheren Bildeindruck münden. Abgesehen davon liegt hier eine Optik vor, die zur Charakterstudie des Chris Kyle passt: Generell bedient man sich einer leicht zurückgenommenen Farbgebung, die im Irak vor allem Braun- und Rottöne in den Vordergrund rückt. Auch wirkt das Bild hier absichtlich leicht ausgewaschen und spiegelt damit die triste Atmosphäre perfekt wider. Bei den Szenen in den USA setzt man auf eine neutralere Palette und lässt unterschiedliche Farbtöne ins Bild fließen. So oder so ist der Detailgrad stets nahe des Referenzlevels, was man parallel über die Schärfe sagen darf. In den Kriegs-Szenen tendiert Schwarz manchmal ins Gräuliche und die Kontraste sind absichtlich zurückgenommen – dies ist aber ein Stilmittel und kein Fehler des Transfers. So normalisiert sich beides bei den Gegebenheiten in den USA. Insgesamt liegt somit ein hervorragendes HD-Bild vor, das den Film genauso wiedergibt, wie er auch im Kino zu sehen gewesen ist.
Bild 4k UHD
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Wurde bei der Full HD-Fassung die zurückgenommene Farbgebung kritisiert, kann für die ultra-hochauflösende Fassung in diesem Punkt Entwarnung gegeben werden: Denn dank der High Dynamic Range-Technologie HDR10 kommen die Farben hier nun so, wie man sie sich von einer modernen Produktion wünscht. Dabei geht man keineswegs zu kräftig an die Farbgestaltung heran, sondern bleibt stets auf einem natürlichen Level. Dass die Handlungsebenen, also einmal die Kriegsschauplätze im Irak und das private Leben in den USA, unterschiedlich dargestellt werden, ist natürlich auch hier wieder der Fall. Während im teils massiv zerstörten Wüstenstaat alles von einem grau-braunen Look begleitet wird, sind es in den heimischen Gefilden dann sommerliche Farbe, die mit satten Grüntönen bei Pflanzen oder einem schönen blauen Himmel dargestellt werden. Wirkten die nächtlichen Szenen im Kriegsgebiet manchmal etwas graustichig, so kommt auf der UHD ein besserer Schwarzwert zum Einsatz, der dank feinen Abstufungen auch bei weniger guter Beleuchtung noch Details in den Schatten erkennen lässt. Der Detailgrad ist hier nicht großartig gesteigert worden, was allerdings kein Mangel ist, sondern einfach schon am hervorragenden Ausgangsmaterial liegt. Weiterhin vorhanden sind hier auch die teils gut erkennbaren CGI-Effekte, welche zum Beispiel bei einigen Schusswunden zu sehen sind – glücklicherweise bleiben diese aber dann die Ausnahme und sollen nur der Vollständigkeit halber genannt werden. Einmal mehr zieht die 4K-Fassung daher ihren Vorteil aus einem höheren Kontrastverhältnis und einem erweiterten Farbraum.
Tonqualität
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- Deutsch Dolby Atmos (BD u. UHD)
- Deutsch Dolby TrueHD 7.1 (UHD)
- Deutsch Dolby Digital Plus 7.1 (BD)
- Englisch Dolby Atmos (BD u. UHD)
- Englisch Dolby TrueHD 7.1 (BD u. UHD)
- Weitere Tonspuren siehe Datenbank-Eintrag
Warner Bros. legt bei seiner Veröffentlichungen besonderen Wert auf die Umsetzung der deutschen Tonspuren: Das unterstreicht die Abmischung in Dolby Atmos, welche die Veröffentlichung von „American Sniper“ ziert. Wer nicht über das entsprechende Boxen-Setup verfügt, kann den Core in Dolby Digital Plus 7.1 (Synchro) bzw. TrueHD 7.1 (O-Ton) wiedergeben. Der Originalton liegt übrigens genau wie die dt. Synchro in Dolby Atmos vor. Doch wichtig ist weniger der bloße Codec, sondern das, was man tatsächlich hört: Und das ist fantastisch. Die Dialoge sind glasklar im Zentrum platziert und wirken wie die Befehlshaber über das restliche Klangbild. Dabei ist es egal, ob man an Kriegsschauplätzen mit Chris Kyle einen Überblick über das Areal gewinnt, während der Wind die hohe Position umweht oder man in den USA in einer Bar umgeben von wuselnden Stimmen doch in Einsamkeit versinkt. Immer strömen die Umgebungsgeräusche präzise aus allen Boxen. Hier ist der Oscar wahrlich verdient. Zusätzliches Lob gebührt dem zurückgenommenen Soundtrack von Clint Eastwood selbst, der nur dann in den Vordergrund tritt, wenn es unbedingt notwendig ist.
Ausstattung
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- Die Geschichte eines Soldaten (31:02 Min.) (BD u. UHD)
- Das Making-Of von American Sniper (28:30 Min.) (BD u. UHD)
- Kyle Chris: Der Mann hinter der Legende (30:21 Min.) (nur UHD)
- Clint Eastwood: Das Herz eines Helden (15:22 Min.) (nur UHD)
- Navy SEALs: In Krieg und Frieden (29:49 Min.) (nur UHD)
- Die Schattenseiten des Heldentums (20:40 Min.) (nur UHD)
- Beschützer (4:30 Min.) (nur UHD)
Während die Blu-ray lediglich über zwei Extras verfügt, bekommt man mit der UHD einen Mehrwert geboten, sind hier doch gleich noch fünf zusätzliche Beiträge vorhanden, die man teils schon aus der Special Edition-Veröffentlichung kennt. Die Beiträge sind dabei für sich genommen sehr sehenswert, inhaltlich aber durchaus kritisch zu sehen. Chris Kyle wird abermals zu einer nahezu unfehlbaren Helden-Legende idealisiert, obgleich der Scharfschütze in der Realität eine sehr umstrittene Persönlichkeit gewesen ist. Jene Aspekte lässt man aber komplett unter den Tisch fallen. Bestenfalls werden in „Die Schattenseiten des Heldentums“ die Schwierigkeiten angesprochen, die Soldaten ganz allgemein haben, wenn sei nach dem Krieg in ihre Heimat zurückkehren. Kyles Person wird hier aber dennoch als Heldenfigur dargestellt und kaum dreidimensional beleuchtet - was sehr schade ist. Auch die psychologischen Aspekte verbleiben eher auf dem Niveau von „Hausfrauen-Psychologie“ und kratzen nur an der Oberfläche. Als Europäer blickt man zudem skeptisch auf den Beitrag zu den „Navy SEALs“, in dem die US-Streitkräfte extrem patriotisch in Szene gesetzt werden. Nimmt man jene Einseitigkeit zähneknirschend hin, kann man sich „Chris Kyle: Der Mann hinter der Legende“ ebenfalls zu Gemüte führen, in dem immerhin kurz einige, persönliche Probleme von Kyle angesprochen werden – auch wenn die Schwächen am Ende doch zu Stärken eines tragischen Helden umgedeutet werden. Trotzdem sind die Einblicke in den Lebensweg des tatsächlich hoch talentierten Soldaten spannend, selbst wenn man sich nicht von der Mythenbildung mitreißen lässt. Egal wie man nun zu Chris Kyle steht, das Bonusmaterial ist gut aufbereitet und für Fans der Hintergrundgeschichte zu „American Sniper“ interessant. Zu bedenken ist jedoch, dass alle Boni sich vorwiegend mit Chris Kyles Leben auseinandersetzen – kaum mit „American Sniper“ als Film an sich.
Fazit
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Die Verfilmung von Amerikas erfolgreichsten Sniper Chris Kyle bleibt auch in 4K Ultra HD eine zwiespältige Angelegenheit, muss man weiterhin ein gewisses Fable für das US-Militär haben oder zumindest ein Maß an Verständnis für die Amerikaner und deren ausgeprägten Patriotismus aufbringen, um bei diesem Biopic auf seine Kosten zu kommen. Rein handwerklich kann man dem Action-Drama jedoch nichts vorwerfen, hier hat Regisseur und Hollywood-Urgestein Clint Eastwood seinen Hauptprotagonisten Bradley Cooper hervorragend in Szene gesetzt. In der ultra-hochauflösenden Variante sieht das Ganze dann von den Farben her viel stimmiger und natürlicher aus, weshalb Fans des Films definitiv auf die UHD setzen sollten. Die bietet nicht nur das bessere Bild, sondern auch wieder reichhaltige Extras, wenn diese sich auch primär mit der „heldenhaften“ Person „Chris Kyle“ beschäftigen und weniger mit dem Film „American Sniper“.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro