Ein bekanntes Sprichwort besagt „Zu viele Köche verderben den Brei“, und während das auf viele Bereiche – auch auf die Unterhaltungsindustrie – durchaus zutrifft, gibt es bekanntermaßen auch stets Ausnahmen von der Regel. Eine dieser Ausnahmen trägt den Namen „RKSS“, was kurz für „Roadkill Superstars“ steht und ein Trio aus den kanadischen Autoren und Regisseuren François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell ist, welche im Jahr 2015 mit ihrem Spielfilmdebüt „Turbo Kid“ gleich einen Hit landeten. Nun bringt Capelight Pictures im Vertrieb der Al!ve AG den neuesten Streich des Trios auf Blu-ray Disc und UHD in den Handel. Ob „We are Zombies“ der nächste Hit mit Kultfaktor ist und wie sich die Discs in technischer Hinsicht schlagen, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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In naher Zukunft sind Zombies ein Teil der Gesellschaft. Sie trachten den Menschen nicht mehr nach dem Leben, sondern verrichten niedere Arbeiten und sind als billige, aber eben auch dumme, Arbeitskraft verachtet, aber toleriert. Die nun als „Lebendbeeinträchtigte“ politisch korrekt genannten Untoten sind aber aufgrund der Masse und des unangenehmen Geruchs immer wieder ein Ärgernis, und so bietet der Coleman-Konzern an, die Verstorbenen gegen eine Gebühr zu „entsorgen“. Aus diesem Geschäftsmodell machen die beiden Taugenichtse Freddy (Derek Johns) und Karl (Alexandre Nachi) gemeinsam mit Karls Halbschwester Maggie (Megan Peta Hill) ihr eigenes Ding. Als Mitarbeiter von Coleman verkleidet, schnappen sie den echten „Entsorgern“ die Untoten vor der Nase weg, kassieren die Gebühr und verkaufen die Zombies an den zwielichtigen Künstler Seth Mckenna (Vincent Leclerc), der mit den Untoten sein eigenes Spiel treibt. Als man den dreien auf die Schliche kommt, geraten sie zwischen die Fronten und müssen sehen, wo sie auf die Schnelle 25.000 Dollar herbekommen. Glücklicherweise ist Mckenna scharf auf eine berühmte Zombie-Tänzerin, für die der Künstler 50.000 Dollar springen lassen würde. Leider ist besagte Dame längst verstorben, aber die Internet-Stripperin Jane (Rosemarie Sabor) sieht der Verwesenden zum Verwechseln ähnlich …
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Seit George A. Romero im Jahr 1968 die „Nacht der Lebenden Toten“ entfesselte, gehört der „Zombie“ fest in die Filmwelt hinein, und erlebte im Lauf der Jahrzehnte mehrere Wandlungen. Auch „We are Zombies“ versucht dem Charakter des fleischfressenden Untoten einen neuen Anstrich zu verpassen. Hier sind die Zombies eher gemäßigt, beißen nicht wild um sich, sondern wollen eigentlich nur in Frieden „leben“. Das führt einerseits dazu, dass sie in die Gesellschaft eingegliedert und aufgrund ihrer stark eingeschränkten Fähigkeiten allerdings für niedere Arbeiten herangezogen und quasi missbraucht werden, während im Fernsehen immer wieder Debatten geführt werden, die den heute bereits üblichen Debatten über Integration und Gleichbehandlung in frappierender Weise ähneln. Man könnte dem Film daher durchaus einen sozialkritischen Unterton attestieren, allerdings bleibt dieser auf sehr dezent gestreute Nebenszenen begrenzt, und ist daher vermutlich eher als satirischer Seitenhieb gemeint, der die Handlung nur wenig beeinträchtigt. Immerhin geht es hier letztendlich um Spaß und Splatter, womit der Film einerseits ein gewisses Klientel hervorragend bedient, andererseits aber die Chance verpasst, wirklich etwas Besonderes, und vielleicht in gewisser Weise sogar „relevant“ zu sein.
Stattdessen konzentriert sich die Drei von RKSS auf das, was sie am besten können: Übertriebene Albernheiten, brachiale Splatterfeuerwerke und en masse eingestreute Popkultur-Anspielungen. Das macht auf seine Art und Weise Spaß und mit rund 80 Minuten Laufzeit kommt auch erwartungsgemäß kaum Langeweile auf. Auf markante Gore-Orgien wartet man zwar ein wenig, aber dafür entschädigt das bluttriefende und völlig übertriebene Finale mit abgefahrenen Ideen und literweise Blut. Die Charaktere, bei denen es sich um die typischen Außenseiter handelt, die in so einem Film zu erwarten sind, sind sympathisch und spiegeln in gewisser Weise die Zielgruppe wieder. Die Handlung ist zwar sehr vorhersehbar, aber bei einem Film dieser Art macht das nichts. Garniert wird das Ganze mit allerlei dummen Sprüchen, gegenseitigen Beleidigungen, abgefahrenen Charakteren und witzigen Szenen, die für sich genommen fast schon Kultcharakter haben, in der Masse und im Gesamtwerk allerdings ein wenig untergehen. Der Film ist zwar kein zweiter „Shaun of the Dead“ und ebensowenig ein neuer „Turbo Kid“, aber ein interessanter, kurzweiliger und witziger Beitrag zum eingetretenen Zombie-Genre, den man sich als Fan durchaus geben kann.
Bildqualität
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Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,39:1 vor und schaut alles in allem sehr anständig aus. Die Schärfe bewegt sich auf einem durchschnittlich guten bis sehr guten Niveau und hält die Qualität auch in schwierigen Szenen konstant aufrecht. Die Farben sind genrebedingt leicht verfremdet, wobei hier deutlich weniger in den „Farbtopf“ gegriffen wird als bei ähnlichen Produktionen. Die Farben sind derweil jederzeit kräftig und zeigen keinerlei Ausfallerscheinungen. Der Kontrast ist solide eingestellt, allerding hätte der Schwarzwert etwas mehr Kraft vertragen können. Hier bekommen wir leicht milchiges Grau statt tiefem Schwarz zu sehen – dafür werden keine Details verschluckt.
Bild 4k UHD
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Die 4k-UHD Disc verfügt über Dolby Vision und HDR10 und gleicht die kleinen Mankos der Blu-ray Version locker aus. Farblich wird hier mit deutlicheren Nuancen gearbeitet, wobei der Unterschied in dieser Hinsicht den wenigsten auffallen dürfte. Das Gleiche gilt für die Schärfe, die einen winzigen Ticken besser ausfällt, aber dafür müsste man auch schon genau hinsehen. Der deutlichste Zugewinn ist im Kontrast festzustellen. Die auf der Blu-ray Disc noch etwas blassen Schwarzflächen wirken hier deutlich kräftiger und tiefer, wobei auch hier keine Details auf der Strecke bleiben. Alles in allem wirkt die UHD-Version besser abgestimmt und angenehmer im Gesamtbild, auch wenn der Qualitätszugewinn auf den ersten Blick nicht sofort auffällt.
Tonqualität
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Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master Audio 5.1 mit optional zuschaltbaren deutschen Untertiteln vor. Die Dialoge sind jederzeit makellos und glasklar verständlich. Die hinteren Kanäle werden fast permanent mit kleineren dezenten Soundelementen befeuert, allerdings handelt es sich hier seltener um echte Effekte, die der Handlung dienlich sind, sondern eher um Ambient-Elemente. Macht aber nichts, da dadurch ein schönes „Mittendrin“-Gefühl entsteht. Der Soundtrack und die Musik von Le Matos tun ihr Übriges und drücken auch schon mal dezent auf den Subwoofer. Zum Finale hin kann die Tonspur ordentlich punkten und sorgt auch mit direktionalen Effekten für freudige Ohren. Die deutsche Synchronisation entstand unter der Regie und nach einem Dialogbuch von Heinz Burghardt bei der Think Global Media GmbH in Berlin und ist mit Erich Räuker, Francisca Friede, Almut Zydra, Thomas Schmuckert, Florens Schmidt, Julien Haggège und Jaron Löwenberg solide besetzt und klingt ausgesprochen gut.
Ausstattung
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Leider bekommt der Zuschauer keinerlei Bonusmaterial geboten. Lediglich der Trailer zum Film, sowie ein paar weitere Trailer aus dem Programm des Publishers, haben es noch mit auf die Disc geschafft. Das Mediabook beinhaltet ein kurzweiliges Interview mit dem Regie-Team und erfreulicherweise auch ein paar Storyboards und ein alternatives Coverartwork, sowie das Poster zum fiktiven Film mit der begehrten Zombie-Tänzerin, um die es sich im Hauptfilm dreht, in der Hauptrolle.
Fazit
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Der neue Streich der RKSS bietet die typische-albern-übertriebene Comedy-Slatter-Orgie, die auch bereits „Turbo Kid“ zu einem Hit machte, diesmal allerdings mit „braven“ Zombies. Das macht Spaß und hätte sogar ein wenig Anspruch haben können, wenn die Nebenhandlungen mehr in den Fokus gerückt worden wären. So aber bleibt der Film „nur“ ein kurzweiliger Spaß für zwischendurch, den man sich als Fan aber keineswegs entgehen lassen sollte. Technisch spielt die Veröffentlichung auf einem hohen Niveau und punktet mit sauberen, scharfen und farbenfrohen Bildern und einer soliden akustischen Präsentation. Leider wurde auf Bonusmaterial verzichtet, wodurch die Gesamtnote deutlich nach unten rutscht. Die UHD bietet ein leicht besseres aber alles in allem angenehmeres Bild und wird obendrein noch in einem schönen Mediabook serviert, welches im Buchteil ein Interview und Storyboard-Zeichnungen enthält, wofür diese Version die für Sammler lohnenswertere Alternative darstellt.
(Michael Speier)
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