Hand aufs Herz: Jeder hatte in seiner schulischen Laufbahn schon mal keine Lust auf lernen, Klassenarbeiten, oder langweiligen Geschichts- oder Politikunterricht. Was lag also näher, als die ein oder andere Schulstunde, vielleicht auch gleich den ganzen Schultag zu schwänzen und mit einigen „Leidensgenossen“ etwas unterhaltvolleres zu unternehmen? Ja, die meisten Leser dieser Zeilen werden wohl schon einmal blau gemacht haben. Falls nicht, kommt hier ultimative Anleitung dazu, wie man sich richtig vor den Lehrern drückt und gemeinsam mit seinen besten Freuden einen unvergesslichen Tag erlebt. In der ultra-hochauflösenden Neuauflage zum John Hughes Klassiker „Ferris macht blau“ erlebt das Freundes-Trio Matthew Broderick, Alan Ruck und Mia Sara genau solch einen Tag. In seiner 4K-Erstauflage erscheint der Film aus dem Hause Paramount Homer Entertainment in einer Steelbook-Edition, welche vom Cover her jedoch schon der bereits auf dem Markt befindlichen Blu-ray Fassung entspricht. Ob sich dennoch eine Anschaffung der UHD lohnt, soll das nachstehende Review klären.
Story
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Bei 27 Grad und Sonnenschein kann sich der angehende High School-Absolvent Ferris Bueller (M. Broderick) wahrlich etwas Besseres vorstellen, als zur Schule zu gehen und dort einen Test zu schreiben. Mit ein paar Tricks und liebevollen Blicken gelingt es dem smarten Schüler bei seinen Eltern einen Krankheitsfall vorzutäuschen und somit blau zu machen. Gemeinsam mit seiner Freundin Sloane (M. Sara) und seinem besten Kumpel Cameron (A. Ruck) begibt er sich im feuerroten Ferrari von Camerons Vater nach Chicago, um dort einen schönen Tag zu verbringen. Doch bald schon ist ihm Direktor Rooney auf den Versen, der schon lange ahnt, dass Ferris ihn an der Nase herumführt. Auch Ferris‘ Schwester Jeanie (J. Grey) ist es langsam leid, dass ihr Bruder immer wieder mit seinen Ausreden durchkommt und damit noch zu einem der beliebtesten Schüler der High School gebracht hat, weshalb sie ihn auffliegen lassen will. Wird es das Freundes-Trio dennoch schaffen, den besten Tag ihres Lebens zu genießen, bevor das Ende der High School sie alle trennen wird?
In den 1980er und 1990er Jahren kam man als Fan von Komödien um einen Regisseur nicht herum: John Hughes trug mit Werken wie „Die schrillen Vier auf Achse“, „Hilfe, die Amis kommen“, „L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn“, „Ein Ticket für zwei“, „Schöne Bescherung“ oder „Kevin allein zu Haus“ - um nur einige seiner Highlights zu nennen - maßgeblich zum Genre bei. Ebenfalls auf sein Konto geht die hier vorliegende High School-Komödie, in welcher Schüler Ferris einen Tag blau macht. In die Haut des smarten Teenagers schlüpfte 1986 Matthew Broderick, der sowohl seinen besten Kumpel Cameron als auch seine Freundin Sloane – jeweils gespielt vom Alan Ruck und Mia Sara – zum Schwänzen animiert, um mit ihnen einen schönen Tag in Chicago zu verbringen. Ist der Auftakt noch ein wenig an den Haaren herbeigezogen – welcher Teenager bekommt bitte in dem Alter seine Eltern noch mit solch einfachen Tricks an der Nase herumgeführt? – entwickelt sich der Film schon schnell zu einer humorvollen Komödie, bei der man einfach nicht lange braucht, um mit den Figuren zu sympathisieren. Hughes gelang es dabei perfekt, vor allem Ferris nicht einfach nur als rotz-frechen und respektlosen Typen darzustellen, sondern ihm eben eine besondere Art der Coolness und Beliebtheit zu verpassen, die wohl die meisten Schüler gern genießen würden. So zieht sich dann auch immer wieder durch den Film, dass die Mitschüler alles erdenklich tun würden, damit es ihrem „krank“ im Bett liegen Kommilitonen bald wieder besser geht – zudem sind die Gerüchte um Ferris inzwischen schon legendär und weit über die Schule hinaus bekannt. An allen Ecken hisst man Banner zur Rettung des Lieblingsschüler.
Neben Ferris ist es aber vor allem Cameron, der sich schnell in die Herzen der Zuschauer spielt. Der schüchterne, eher introvertierte und recht verklemmte Kerl, kann einem auch leidtun – wobei sich viele Zuschauer vermutlich auch selbst in seinem Typ wiederfinden, denn es können eben nicht alle cool und beliebt sein. Im Verlauf des Tages soll er aber endlich zu sich finden und über sich hinauswachsen, auch wenn er dafür einige harte Prüfungen hinter sich bringen muss. Gleich zu Anfang steht dabei an, den heißgeliebten Ferrari seines Vaters für die anstehende Spritztour rauszurücken. Auch in anderen Momenten lässt er sich immer wieder von Ferris überreden und für dessen Zwecke einspannen. Doch auch hier stellt Hughes seinen Hauptcharakter nicht als rücksichtslosen Typen dar, der seinen Kumpel nur ausnutzen will, sondern vielmehr möchte Ferris seinem Freund dadurch zu mehr Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit und eben auch unbekümmerten Spaß verhelfen. Als dritte im Bunde kommt Mia Sara in der Rolle von Ferris‘ Freundin Sloane zum Einsatz, welche sich hier ebenfalls als sympathische Person und Schulschönheit entpuppt. Ihre Charakterzüge sind auch eher smart angelegt – sie ist somit nicht nur als Eye-Candy anzusehen, sondern rundet das Trio perfekt ab. Neben den dreien werden mit Jennifer Grey – den meisten wahrscheinlich als „Baby“ aus „Dirty Dancing“ bekannt – als Ferris Schwester „Jeanie“ oder Jeffrey Jones in der Rolle von „Direktor Rooney“ auch die Nebenrollen passend besetzt. Dieses Duo agiert dabei als Gegenspieler von Ferris, da sie es beide einfach leid sind, von ihm immer wieder veräppelt zu werden. Während Grey hier eher als toughe, aber eben auch recht mürrische Schwester dargestellt wird, ist die Figur von Jones dann doch eher dem Slapstick zuzuordnen. Er gerät von einem Fettnäpfchen ins nächste, was jedoch für zahlreiche Lacher sorgt. Überhaupt wird Humor hier natürlich sehr großgeschrieben – aber zum Glück eben auch auf eine zumeist sehr passende Art und nicht einfach nur „flach“ oder „billig“.
Dazu gehört auch, dass Ferris - respektive Matthew Broderick - immer wieder die sogenannte „ vierte Wand“ durchbricht und sich mit Erklärungen und lockeren Sprüchen direkt an die Zuschauer wendet, um diese so sehr geschickt mit ins Geschehen einzubeziehen. Zu weiteren Nebendarsteller hören Cindy Pickett und Lyman Ward in den Rollen von Ferris‘ recht leichtgläubigen Eltern, Edie McClurg als schrullige Schulsekretärin oder Charlie Sheen, der auf der Polizeiwache als Junkie Ferris‘ Schwester Jeanie wieder auf den rechte Weg führt – „Anger Management“ ist somit auch hier schon ein Teil von ihm. Die knapp 100 Minuten vergehen dann im Flug und sorgen somit für kurzweilige Unterhaltung. Kritisieren könnte man lediglich einen melancholischen Anflug bei Cameron, durch den er sich jedoch immens weiterentwickelt und von seinem bestimmenden Vater lossagen will. Dumm nur, dass der Vater eben nirgends auftaucht und somit eben auch am Schluss das klärende Gespräch zwischen den beiden nicht weiter thematisiert wird. Hier hätte Hughes ruhig noch zeigen können, was nach der Spritztour aus Cameron geworden ist, und wenn man es eben auch nur durch ein paar ans Publikum gerichtete Sätze von Ferris erfahren hätte. Insgesamt konnte der Zahn der Zeit der High School-Komödie über die knapp vier Jahrzehnte nichts anhaben und der Film unterhält auch heute noch ungemein. Klar, sicher würde das alles heutzutage ganz anders aussehen, allein schon wegen den technischen Entwicklungen. Vielleicht funktioniert der Film auch nicht unbedingt bei der Generation Z – alle die jedoch in den 1970er und 1980er Jahren aufgewachsen sind, werden sicherlich etwas wehmütig an die Zeit zurückdenken, aber dennoch einen lustigen Filmabend erleben.
Bildqualität
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Anmerkung der Redaktion
Leider wurde der Redaktion lediglich eine lose 4K Ultra HD-Scheibe zu Testzwecken zur Verfügung gestellt, weshalb keine weitere Aussage zur der im Handel beiliegenden Full HD-Fassung gemacht werden kann.
Bild 4k UHD
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Legt man die ultra-hochauflösende Scheibe in den Player kann man fast nicht glauben, dass die Komödie ihren Ursprung Mitte der 1980er Jahre hat, sieht das Bild doch wirklich klasse aus. 1986 natürlich noch analog aufgenommen, konnte das prozessbedingte Filmkorn hier wirklich aufs Feinste reduziert werden, sodass es hier niemals störend ins Gewicht fällt. Selbst vor unifarbenen Hintergründen, wie dem strahlend blauen Himmel, ist es nur ganz leicht zu vernehmen. Dies ist natürlich meist ein Zeichen dafür, dass es Filterung zum Einsatz kam. Dennoch kommt es hier bei den Gesichtern aber nun nicht zu Wachsartigen Darstellungen, sondern in der Regel bleibt hier alles sehr natürlich. Zwar haben sich hier auch immer mal wieder ein paar weichere Abschnitte eingeschlichen, welche den Gesamteindruck aber keinesfalls schmälern. Ganz im Gegenteil, oftmals sind auch hier in Close-ups feine Härchen und Hautporen ausmachen – im Falle von Direktor Rooney sieht man gar des Öfteren, dass er etwas geschminkt war, um einen dunkleren Teint zu erhalten. Zur Erweiterung des Farbraums und zur Verbesserung des Kontrastverhältnisses kommt wie bei fast allen UHD-Titeln aus dem Hause Paramount Home Entertainment erneut auch wieder Dolby Vision zum Einsatz. Glücklicherweise dunkelt es den Film hier nicht nennenswert ab, sondern verrichtet seinen Job sehr gut, denn die Farben sind wirklich kontrastreich und satt gelungen. Sei es eben das Blau des Himmels, die satt grünen Wiesen und Vorstadtgärten sowie das knallige Rot des italienischen Sportwagens oder die farbenprächtige Parade, auf der Ferris ein Ständchen der Beatles bringt. Wirklich klasse, wie die UHD-Umsetzung gelungen ist. Fans des Films sei diese hiermit wirklich ans Herz gelegt, mit dem Kauf macht man sicher keinen Fehler.
Tonqualität
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- Deutsch Dolby Digital 2.0
- Englisch Dolby Atmos (inkl. Dolby True HD 7.1 Kern)
- Französisch Dolby Digital 2.0
- Italienisch Dolby Digital 2.0
- Spanisch Dolby Digital 2.0
Auch bei dieser Veröffentlichung setzt man im Hause Paramount Home Entertainment bei den Synchronisationen lediglich auf die Übernahme der schon bestehenden klassischen Tonspuren, während man dem englischen Originalton ein Upgrade auf einen modernen 3D-Sound im Dolby Atmos-Gewand spendiert. Doch in diesem Fall sollte man als Synchro-Zuschauer nicht allzu verbittert sein, denn unter dem Strich klingt die deutsche Tonspur hier wesentlich homogener als die englische Neu-Vertonung. Mit einem angenehmen Grundpegel, stets klar verständlichen und keinesfalls muffig klingenden Dialogen, hat man hier die Nase vorn. Da der Film den Fokus eh auf die Gespräche setzt und es nur wenig Score-Einsätze oder Surround-Effekte gibt, fällt es oftmals gar nicht auf, dass man hier keinen Mehrkanalton vor sich hat. Sitzt man gar im Stereo-Dreieck ist eine gute Links/Rechts-Ortung jederzeit gegeben. Lediglich in einigen Situationen, in denen es größerer Menschenmengen gibt – wie zum Beispiel bei einer großangelegten Parade oder dem Getümmel an der High School – kann der O-Ton einige Punkte für sich entscheiden, fühlt man sich hier eben dann doch etwas besser mittendrin. Der Einsatz der Deckenlautsprecher kommt auch nur sehr selten vor, da es hier eben auch wenige Szenen gibt, die solche Einsätze überhaupt erfordern würden. Da der O-Ton zudem noch etwas leiser eingepegelt wurde, macht er auch in dieser Hinsicht einen etwas schlechteren Eindruck – auch wenn sich dies natürlich durch einen Dreh am Lautstärkeregler anpassen lässt. Insofern ist hier der persönliche Geschmack eines jeden Zuschauers gefragt – im Falle des Redakteurs dieser Zeilen fällt das Urteil trotz klassischer Tonspur eher zum Vorteil der deutschen Synchronisation aus, weil diese einfach das passendere Klangergebnis hinterlässt.
Ausstattung
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- Kommentar mit Regisseur John Hughes
- Klassentreffen – Der Cast von Ferris macht blau (27:45 Min.)
- Ferris macht blau – Making-of (15:29 Min.)
- Wer ist Ferris Bueller? (9:12 Min.)
- Die Welt laut Ben Stein (10:51 Min.)
- Vintage Ferris Bueller – Dier verlorenen Aufnahmen (10:16 Min.)
Erfreulicherweise liegt das Bonus-Material auch auf der 4K-Disk vor. Hier hat man zunächst die Möglichkeit, den Film mit einem Audiokommentar von Regisseur John Hughes abzuspielen. Als nächstes erinnern sich die beiden Casting-Direktorinnen Jane Jenkins und Janet Hirshenson an die Besetzung zurück. Auch Matthew Broderick, Alan Ruck, Mia Sara und Regisseur Hughes berichten von ihren Beteiligungen am Projekt und erzählen von der Zusammenarbeit mit dem restlichen Cast. Broderick und Ruck kannten sich schon von einer anderen Produktion und sind seitdem schon befreundet gewesen, was die Zusammenarbeit ungemein erleichterte. Das nächste Feature zeigt dann ein Making-of des Films, in dem neben dem Hauptcast auch zahlreiche der Nebencharakter interviewt werden und etwas zu den Dreharbeiten preisgeben. Der nächste Beitrag widmet sich vollkommen der Hauptfigur „Ferris“ und lässt Cast & Crew den smarten High School-Schüler detailliert analysieren. Ben Stein, Darsteller des Wirtschaftslehrers, beantwortet im nächsten Feature einige eingeblendete Fragen bzw. kommentiert einige Statements, wie zum Beispiel, was für ihn ein perfekter Tag wäre oder wie zufällige Treffen mit Kurt Cobain und Präsident Bush zu Stande gekommen sind. Zudem erinnert er sich noch mal an sein Mitwirken im Film und wie seine Kariere verlaufen ist, zu der „Ferris macht blau“ auch beigetragen hat. Den Abschluss der Extras bildet ein Gespräch zwischen Matthew Broderick und Alan Ruck, die über ihre Zusammenarbeit und Freundschaft sprechen. Auch andere Gespräche mit Darstellern des Films gesellen sich dazu, sodass sich die „verlorenen Aufnahmen“ als Interviews am Rande der Dreharbeiten entpuppen. Alle Beiträge liegen im 4:3 Format vor, verfügen jedoch über deutsche Untertitel. Hier wäre es sicherlich schön gewesen, wenn man für die UHD-Premiere noch ein paar aktuelle Interviews aufgezeichnet hätte.
Fazit
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„Das Leben geht viel zu schnell vorbei. Wenn ihr nicht ab und zu mal stehen bleibt und euch umseht, könnt ihr es verpassen.“ Dieser gut gemeinte Rat aus dem Film hat wirklich nichts an seiner Wirkung verloren – genauso ergeht es der High School-Komödie selbst, welche auch knapp vier Jahrzehnte nach ihrer Erstaufführung noch immer für einen unterhaltsamen Filmabend – vor allem beim in den 1970er und 1980er Jahren aufgewachsenen Publikum - sorgen kann. Mit zahlreichen gut gelungenen humorvollen Einlagen und sympathischen Charakteren, zu denen natürlich das Trio Matthew Broderick, Alan Ruck & Mia Sara gehört, vergehen die knapp 100 Minuten wie im Flug. Optisch sehr gut überarbeitet, kommt die UHD mit einem klasse Bild daher, welches definitiv für Fans einen Kaufgrund darstellen sollte. Akustisch bleibt vor allem bei den Synchro-Zuschauer alles beim Alten, können die klassischen Stereo-Tonspuren aber dank der eh ruhigen und effektarmen Ausrichtung des Films aber immer noch überzeugen. Der O-Ton liegt zwar als Dolby Atmos-Spur vor, diese ist jedoch in Sachen Pegel recht niedrig und kraftlos ausgefallen, sodass sie den klassischen Tonspuren nur die wenigen Surround-Effekt voraushat. Insgesamt klingt die deutsche Vertonung hier im Vergleich durchaus homogener und damit passender. Die zahlreichen Extras lassen einen nochmals in die Film-Entstehung abtauchen - schade nur, dass es hier nicht noch ein aktuelles Interview mit den beteiligten gibt.
(Jörn Pomplitz)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro