Rechtssysteme sind schon ziemlich kurios, tummeln sich in ihnen doch oftmals uralte Gesetze, die aus heutiger Sicht sicherlich keinen Sinn mehr machen und damit längts überholt sind. Auf der anderen Seite bieten sie aber auch noch immer wieder Stoff genug, aus denen sich das Drehbuch für einen Film kreieren lassen könnte. So auch im Falle des Thrillers “Double Joepardy“ – hierzulande besser unter dem Titel „Doppelmord“ bekannt. Der Film erfuhr bisher in Deutschland noch keine Auswertung auf Blu-ray, was sich nun aber ändern soll. Denn Publisher Paramount Home Entertainment veröffentlicht den Streifen nicht nur in Full HD, sondern spendiert dem Titel auch eine ultra-hochauflösende Fassung im 4K-Format. Beide Varianten erscheinen dabei in Keep Case Verpackungen und was sie im gegenseitigen Vergleich zu bieten haben, kann dem nun folgenden Review entnommen werden.
Story
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Libby Parson (A. Judd) führt ein sorgenfreies Leben mit Ehemann Nick (B. Greenwood) und Sohn Matty (B. Weir), welches durch den Kauf einer Segeljacht noch gekrönt werden soll. Beim ersten Ausflug auf dem nahegelegenen See passiert jedoch das Unfassbare, denn Libby wacht blutüberströmt auf und von Nick fehlt jede Spur. Da alle Indizien gegen sie sprechen, wird Libby wegen Mord an ihrem Ehemann angeklagt und verurteilt. Bei einem Telefonat stellt sich dann jedoch heraus, dass Nick quicklebendig ein Leben mit Libbys bester Freundin Angie (A. Gish) und Matty führt. Fortan wird ihr Alltag nur noch von einem Gedanken geprägt: Sobald sie aus dem Gefängnis entlassen wird, will sie alles daran setzen ihre Unschuld zu beweisen. Nach sechs langen Jahren ist es endlich so weit und Libby kann unter Auflagen in die Freiheit entlassen werden. Sofort macht sie sich auf die Suche nach ihrem Sohn und ihrem Ehemann, den sie für ihr Leid zur Rechenschaft ziehen will.
Bruce Beresfords Thriller macht sich den „Double Joepardy“-Paragraphen zu nutzen, nachdem ein Täter nicht für dieselbe Straftat ein zweites Mal verurteilt werden darf. Ganz so einfach wie man dies jedoch im Film darstellt, läuft es im wahren Leben aber nicht: Zwar darf man wirklich nicht wegen derselben konkreten Tat ein zweites Mal verurteilt werden, dies heißt jedoch nicht, dass man zum Beispiel mehrfach die gleiche Bank ausrauben könnte, oder zu einem späteren Zeitpunkt an einem anderen Ort unter anderen Umständen einen Mord erneut ausübt. Hiervon weicht der Film dann doch ein gutes Stück ab, vermutlich um das Ganze natürlich ein wenig kinotauglicher herüberbringen zu können. Ashley Judd spielt hier eine junge Mutter, welcher der Mord an ihrem Ehemann Nick – gespielt durch Bruce Greenwood – angehangen wird. Obwohl sie ständig ihre Unschuld beteuert, sprechen jedoch alle Beweise gegen sie und mangels Zeugen und vor allem mangels Leiche, wird sie des Mordes verurteilt. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Nick ein perfides Spiel treibt und seinen Tod nur vortäuschte, um eine kurzzuvor abgeschlossenen Lebensversicherung über 2 Millionen Dollar zu kassieren. Zudem entkommt er mit seinem (vorgetäuschten) Ableben den massiven Schulden, die er mit seiner Firma und dem ausschweifendem Lebensstil angehäuft hat. Als Libby davon durch einen dummen Zufall Wind bekommt, setzt sie alles daran, ihre Unschuld zu beweisen und Nick seine gerechte Strafe zukommen zu lassen. Von einer Mitgefangene erfährt sie vom „Double Joepardy“-Paragraphen, durch den sie eben nicht ein zweites Mal verurteilt werden könnte, wenn sie Nick nun wirklich tötet. Sechs lange Jahre muss sie jedoch auf ihre Entlassung warten, bevor sie ihren Rachefeldzug starten kann.
Diesem könnte jedoch Bewährungshelfer Travis Lehmann im Wege stehen. In dessen Haut schlüpft Hollywoodstar Tommy Lee Jones, der hier eine Bewährungsgruppe leitet und versucht, die frisch entlassenen Damen wieder auf den rechten Pfad zu bringen. Dabei geht er jedoch mit aller Strenge vor und sieht auch von mehrfachen Chancen ab. Vielmehr macht er Libby klar, dass seine Einrichtung seinen Bewohnerinnen eben die letzte Chance bietet. Trotz strenger Auflagen gelingt es Libby jedoch den Aufenthaltsort von Nick zu ermitteln, der inzwischen unter falschem Namen ein luxuriöses Hotel in New Orleans führt. Mit Travis auf den Versen macht sie sich dennoch auf den Weg, um ihren Sohn endlich wieder in ihre Arme schließen zu können. Das Nick ganz und gar nicht über ihr Auftauchen erfreut ist, erklärt sich dabei von selbst und so verwundert es wenig, dass er zu allem bereit ist, um seiner Entlarvung zu entgehen. Und wenn er dabei selbst zum Mörder werden muss, um die einzige Zeugin seiner wahren Identität zu beseitigen.
Leider schafft es der Thriller dabei nicht so wirklich einen großen Spannungsbogen aufzubauen. Allein schon durch die sehr frühe Offenbarung, dass Nick eben nicht tot ist, wird schon viel vorweggenommen. Zudem reihen sich zahlreiche „weil es so im Drehbuch steht“-Momente aneinander, die ebenfalls verhindern, dass Spannung aufgebaut werden kann. Angefangen bei der doch recht kurzen Haftzeit von sechs Jahren für Mord, über die immer wieder entkommende Libby, welche durch ein wenig Kraft- und Fitness-Training im Gefängnis zur Top-Athletin „mutiert“, bis hin zu zahlreichen mangelhaft ausgeführten Polizeiermittlungen, die ein ergreifen der gesuchten Personen möglich machen sollte. Mag sicher sein, dass davon einiges auch im realen Leben möglich wäre, in dieser geballten Form wirkt es dann aber eben doch recht unglaubwürdig. Dennoch gelingt es dem Film zu keiner Zeit Langeweile aufkommen zu lassen. Immer wieder werden einige Verfolgungsjagden oder Fluchtszenen eingestreut, die das Tempo nicht allzu sehr sinken lassen. Die knapp 105 Minuten vergehen damit recht rasant und kaschieren somit das etwas holprige und lückenhafte Drehbuch. Für einen lockeren Filmabend mit der Partnerin dennoch die richtige Wahl, wenn es eben kein romantischer Film sein soll.
Bildqualität
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Laut Aufdruck auf der Promo-Disk, welcher der Redaktion zur Testzwecken zur Verfügung gestellt wurden, handelt es sich auch bei der Full HD-Ausgabe um eine Remastered-Fassung. Viel Mühe scheint man dabei aber nicht investiert zu haben, denn die Blu-ray hat mit zahlreichen Unschärfen, weichen Bildern und doch immer mal wieder etwas auffälligem Filmkorn zu kämpfen. Hinzu kommen insbesondere in hellen Einstellungen einige Überstrahlungen, die zudem von einer leichten Schleier-Bildung begleitet werden. Der Detailgrad liegt hier noch nicht wirklich auf einem hohem Niveau, liefern erst nähere Close-Ups Falten, Hautporen und feine Härchen. Die Farben wirken oftmals etwas entsättigt und kontrastarm, auch wenn der größte Teil des Films eigentlich bei perfektem Wetter spielt und somit auch genügend Licht zugegen war. Im Vergleich zum original Trailer und einigen älteren Filmausschnitten im SD-Format, welche im Bonus-Material zu finden sind, macht sich zwar schon eine deutliche Verbesserung bemerkbar, doch man liegt hier sicherlich weit von aktuellen Blockbustern entfernt und auch hinter einigen hochwertiger überarbeiteten Klassikern zurück.
Tonqualität
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- Deutsch Dolby Digital 5.1
- Englisch Dolby True HD 5.1
- Weitere Tonspuren siehe Datenbank-Eintrag
Bei der Akustik setzte man bei der deutschen Synchronisation wieder auf ein klassisches Dolby Digital-Format, während der Originalton hier zumindest in verlustfreiem Dolby True HD ertönt – ein Upgrade auf einen modernen 3D-Sound spendierte man somit beiden nicht. In der Praxis unterscheiden sich beide Tonspuren auch nicht wirklich voneinander, was insbesondere ein kleines „Lob“ an die deutsche Sprachfassung ist, denn diese weiß trotz klassischem Format dennoch durch eine gute Verteilung der Surround-Effekte und einen gut eingestellten Gesamtpegel zu punkten. Umgebungsgeräusche, Wetter-Effekte und der Soundtrack hüllen den Zuschauer immer wieder passend ein. Der Subwoofer darf in einigen Momenten, wie zum Beispiel den Verfolgungsjagden mit zahlreichen Crashs oder dem Herabfallen eines Autos von einer Fähre, gut zulangen, wenn der Film auch abseits dieser Szenen eher weniger Möglichkeiten für einen zupackenden Bass-Einsatz bietet. Die Dialoge sind zu jeder Zeit sehr gut verständlich und klingen weder angestaubt noch muffig – was bei knapp 24 Jahren aber auch noch nicht unbedingt zu erwarten war. Der englische Originalton unterscheidet sich wie eingangs bereits schon erwähnt nicht nennenswert von der deutschen Synchronisation, was Pegel oder Dynamic betrifft – hier liegen beide auf einem ebenbürtigen Niveau.
Ausstattung
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- Regisseur Bruce Beresford im Fokus (14:54 Min.)
- Alternatives Ende mit unvollendetem Audio (1:42 Min.)
- „Doppelmord“ – Das Making-of (13:24 Min.)
- Original Kinotrailer (2:27 Min.)
Die Extras werden von einem aktuellen Interview mit Regisseur Bruce Beresford eröffnet, welcher sich an die Film-Entstehung und die Dreharbeiten erinnert. Während des Interviews werden immer wieder einige Abschnitte aus dem Film, aber auch „Behind the Scenes“-Material eingespielt. Weiter geht es mit einem alternativen Ende, welches jedoch in Sachen Ton nicht ausgearbeitet wurde und daher nur als Rohfassung angesehen werden kann. Es ist ziemlich unspektakulär und zurecht nicht ausgewählt worden. Der nächste Beitrag bietet ein knapp 13-minütiges moderierten Making-of, in dem Cast & Crew etwas zu den Dreharbeiten und ihren Figuren erzählen. Dieses liegt noch in SD-Qualität vor, ist aber – wie die beiden anderen Extras zuvor – mit deutschen Untertiteln ausgestattet. Den Abschluss des Bonus-Bereichs bildet dann der englische Original Kinotrailer zum Film, der ebenfalls nur in SD-Qualität vorliegt.
Anmerkung 4K UHD:
Auf der UHD-Scheibe befindet sich keinerlei Bonus-Material, dieses liegt ausschließlich auf der Blu-ray vor.
Fazit
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Wenn auch auf wahren Begebenheiten basierend, nimmt sich der Thriller doch reichlich Freiheiten, um den „Double Joepardy“-Paragraphen kinotauglich aufzupeppen. Leider verhindern einige Drehbuchentscheidungen – seien sie nun bewusst gewählt oder durch ein paar Logiklücken entstanden – dann aber doch, dass eine dichte Spannung entstehen kann. Dem Erzähltempo tut dies jedoch keinen Abbruch und auch wenn man manchmal ein Auge zugdrücken muss, um mit der Geschichte seinen Spaß zu haben, unterhält der Film doch recht solide. Auf technischer Seite hat die Blu-ray noch mit einigen Unschärfen, kontrastarmen Farben und Überstrahlungen zu kämpfen, von denen man in der ultra-hochauflösenden Fassung dann verschont bleibt. Die 4K-Scheibe bietet somit das klar bessere Bild und ist Fans des Thriller zu empfehlen. Akustisch bleiben beide Scheibe aufgrund gleicher Soundformate recht solide – die klassischen Tonformate überzeugen dank ausgewogenen Pegel und guter Effektverteilung. Das Bonus-Material bleibt der Blu-ray vorbehalten, ein Fakt der Anno 2022 nicht mehr sein dürfte – gerade, wenn es nur ein paar Beiträge sind, hätten diese sicher auch noch auf der UHD Platz gehabt. Insgesamt sorgt der Film für einen unterhaltsamen Filmabend, der sich sicherlich auch mal als Pärchenfilm anbietet, wenn es mal eben keine Romantik sein soll.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro