bewertet am 04.12.2022 um 20:15
#1
Player:
Panasonic DP-UB424
Darstellung:
Panasonic TX65GZW1004
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Die gesamte Crew, die „Ritualmord“ inszeniert hat, hatte vor einigen Jahren auch den Thriller „Die Behandlung“ in Szene gesetzt. „Ritualmord“ wie auch die Behandlung“ basieren auf Romanen der britischen Erfolgsautorin Mo Hayder; die Handlung beider Filme wurde von England nach Belgien verlegt, bei beiden Filmen führte Hans Herbots Regie und Geert Van Rampelberg stellte Inspector Cafmeyer dar.
Während „Die Behandlung“ ein außerordentlich wirkungsvoller Thriller war, der seinen besonderen Sog durch seine permanent unheilvoll dräuende Atmosphäre bezog, ist „Ritualmord“ für mich persönliche eine herbe kleine Enttäuschung.
In „Ritualmord“ ist aus dem selbst schwer traumatisierten, stets kiffenden und gerne trinkenden, psychischen Wrack Cafmeyer ein „gewöhnlicher“ Ermittler geworden, der im Gegensatz zum Vorgängerfilm in jeder Hinsicht überaus politisch korrekt agiert. Der Fokus liegt meines Erachtens ohnehin weniger auf Cafmeyer denn auf der Taucherin Kiki, was den überaus interessanten und ambivalenten Charakter Cafmeyer aus „Die Behandlung“ in „Ritualmord“ quasi schon fast ins Abseits stellt. Belgien selbst, in „Die Behandlung“ nicht gerade als Hort der Lebensfreude dargestellt ist nun ein ganz normales Land (was sicherlich auch stimmt. Aber die düstere Darstellung des Landes trug in „Die Behandlung“ erheblich zur Grundstimmung des Films bei.) Die Auflösung lässt sich schon sehr früh im Film erahnen, und letztendlich dreht es sich nur noch darum, wer die Taten tatsächlich verübt hat.
Gut gelungen ist zwar die Mélange der beiden parallel erzählten Stränge um das Rätsel der abgetrennten Hände und die Verwicklungen der belgischen Familie Schelfthaut, doch leider hindert das auch eher beim Spannungsaufbau.
Genau diese Spannung und den Thrill, der „Die Behandlung“ zu einem herausragenden Thriller machte, lässt „Ritualmord“ über weite Strecken schmerzlich missen, und besonders die erste Stunde zieht sich schon arg.
Audiovisuell liegt die Scheibe zwar weit vorne, aber nicht ganz vorne. Das Bild ist zwar scharf, aber nicht perfekt scharf. Der Stimmung des Films entsprechend ist das Bild relativ düster und die Farbgebung ist reduziert. Kontrast und Plastizität sind sehr guter Durchschnitt; der Schwarzwert könnte besser sein.
Auch tonal wirkt "Die Behandlung" relativ unspektakulär. Obwohl in DTS HD MA vorliegend, bleibt der Sound unaufdringlich und punktet hauptsächlich mit dem unauffällig aus allen Lautsprechern dringenden Score. Dynamik tritt selten auf, und der Bass muss selten schuften; dafür ist der Track recht räumlich.
Extras: wie meist nicht gesehen; ich vergebe den Mittelwert. Die Scheibe verfügt über ein Wendecover.
Mein persönliches Fazit: Kaum zu glauben, dass beim gleichen Autor einer Vorlage, dem gleichen Drehbuchautor, dem gleichen Regisseur und dem gleichen Hauptdarsteller qualitativ für mein Empfinden derart unterschiedliche Filme herauskommen, die noch dazu im selben Genre angesiedelt sind. „Die Behandlung“, für mich einer der besten ultrapessimistischen Serienkiller-Thriller der letzten Jahre, verbleibt nach wie vor in der Sammlung und landet alle Zeit mal wieder im Player, „Ritualmord“ hingegen wird wieder verkauft; den Film werde ich wohl kein zweites Mal ansehen.