Basierend auf dem gleichnamigen Film „Westworld“ von Michael Crichton entstand 2016 eine Serie, die dem Sender HBO nach der immens erfolgreichen TV-Show „Game Of Thrones“ als neues Zugpferd dienen sollte. Was mit der ersten Staffel, der aus einem Mix von Western und Science-Fiction Elementen bestehenden Serie auch durchaus vielversprechend aussah, entwickelte sich im Laufe der Zeit und von Staffel zu Staffel immer mehr zu einem Projekt für eingefleischte Genre-Fans - die breite Masse der Zuschauer schaltet inzwischen jedoch immer mehr ab. Mit Staffel 4 erreichte man – was die Einschaltquoten betraf – den bisherigen Tiefpunkt, sodass HBO zum Bedauern der übrig gebliebenen Fans vorzeitig den Stecker zog. Bleibt dennoch zu hoffen, dass mit dem nun erscheinenden Heimkino-Release auf Blu-ray und 4K Ultra HD noch einmal Boden gut gemacht wird, sodass sich vielleicht ein anderer Anbieter erbarmt und die von den Showrunnern Lisa Joy und Jonathan Nolan eigentlich zuvor angekündigte finale fünfte Staffel zu realisieren. Leider hat sich der ausbleibende Erfolg auch auf die Verpackungsvarianten niedergeschlagen, sodass Staffel 4 nur noch in normalen Keep Cases im Handel erscheint. Ob diese bis auf weiteres ein vernünftiges Ende liefert und ob sich Fans der Serie dennoch auf ein interessantes Kapitel im Kampf der Hosts gegen die Menschen freuen dürfen, soll mit folgenden Zeilen näher beschrieben werden.
Story
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In der letzten Staffel opferte sich Dolores (E. R. Wood), um die Menschheit aus den Klauen einer künstlichen Intelligenz zu befreien. Die vierte Staffel setzt über sieben Jahre nach dem verheerenden Krieg ein. Die Menschheit ist endlich frei… oder zumindest schein es so. Maeve (T. Newton) und Caleb (A. Paul) vermuten, dass Hale (T. Thompson) und eine Host-Version des Mannes in Schwarz (E. Harris) eine Verschwörung aushecken, um die Kontrolle zurückzugewinnen. (Quelle: Warner Home Video)
Seit den letzten Ereignissen sind nun inzwischen 8 Jahre vergangen. Der William-Host, in dessen Rolle erneut Ed Harris zu sehen ist, ergaunert sich den Hoover-Staudamm. Das mächtige Bauwerk beherbergt in seinem inneren ein riesiges Rechenzentrum, in dem sämtliche gestohlenen Host-Daten liegen. Währenddessen lernt der Zuschauer ein neues, dennoch wohlvertrautes Gesicht kennen, denn mit Christina, einer Autorin für Geschichten einer Videogame Firma, tritt Evan Rachel Wood wieder auf den Plan. Die wird zunächst von einem mysteriösen Anrufer bedroht, der behauptet, dass sie sein Leben bestimmt – eine Konfrontation, die tragisch endet. Indes lebt Maeve, wieder perfekt von Thandiwe Newton in Szene gesetzt, zurückgezogen in einem kleinen verschneiten Bergdorf. Dort wird sie von bewaffneten Truppen aufgesucht, gegen die sie sich erwehren muss. Aaron Paul in seiner Rolle des Caleb führt zu Beginn der Staffel ein fast sorgloses Familienleben und verdient sein Geld als Mitarbeiter einer Baufirma. Als seine Tochter Franky eines nachts bedroht wird, schreitet Maeve gerade noch rechtzeitig ein. Zusammen wollen die beide anschließend einen Senator aufsuchen, an dem auch der William-Host aus bisher ungeahnten Gründen ein großes Interesse hat. Während Christina recherchiert, wer hinter dem mysteriösen Anrufer steckte, verschlägt es Caleb und Maeve in die neuste Attraktion von Delos: Das Amerika der 1920er Jahre, welches mit einer opulenten Feierlichkeit von William eröffnet wird. Hier läuft das Spiel jedoch wie gehabt ab – bekannte Geschichten in neuem Gewand. Doch darunter lauert eine neue Gefahr, denn hier züchtet Charlotte Hale – in deren Haut wieder Tessa Thompson schlüpft - einen Parasiten, mit dem sie ihre eigene Welt erschaffen will. Bernard erwacht nach jahrelangem Aufenthalt im Sublime, wo er immer wiederkehrende Schleifen durchlebte. Gemeinsam mit Stubbs - ebenfalls wieder von Luke Hemsworth gespielt - bricht er auf, die Welt zu retten und trifft dabei auf eine Rebellentruppe.
Soweit zur Ausgangssituation aller Charaktere, die erneut wieder von den etablierten Schauspielern in Szene gesetzt werden. Neue Besetzungen und Figuren sind rar gesät, hier bekommt in erster Linie Aurora Perrineau in der Rolle von Calebs erwachsener Tochter einen nennenswerten Part. Dank des „Westworld“-Kniffes kommt es zudem immer wieder vor, dass verschiedene Figuren an mehreren Orten parallel auftauchen bzw. totgeglaubte ein weiteres Mal im Kampf zwischen Menschheit und Hosts mitmischen. Allerdings merkt man der Serie dann doch langsam an, dass sich eben jener Kniff abnutzt und keine großen Überraschungen parat hält. Jeder Tod geht dem Zuschauer nicht wirklich nah, kann man sich doch Gewiss sein, seinen favorisierten Schauspieler schon bald wieder in einer – ja meist sogar „seiner“ – Rolle zu sehen. Gespannt sein darf man dabei nur, ob die entsprechende Figur eben mit den gleichen Charakterzügen und Fähigkeiten zurückkehrt, oder ob es gänzliche andere sind. Denn auch dies ist weiterhin ein Vorteil der Machart: Jeder kann hier von jetzt auf gleich durch eine neue Programmierung eine völlig neue Seite von sich zeigen. Doch man hält auch noch an einer weiteren „Formel“ der Serie fest und so spielt sich alles wieder in verschiedenen Zeitebenen ab. Geschickt verwebt man die Szenen jedoch miteinander, sodass der Zuschauer weiterhin rätseln muss, was Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft ist – hinzukommt, dass man sich niemals sicher sein kann, ob alles nur eine Simulation oder eben das reale Leben ist.
Leider begeht die Serie den gleichen Fehler, den sie schon in der vorherigen Staffel an den Tag legte: Ein Großteil des Geschehens spielt sich in der realen Welt ab, die nun mal – sieht man von ein paar futuristischen Zügen ab – eher langweilig gehalten ist. Das besondere an „Westworld“ war eben der Themenpark, der hier nur selten betreten wird und selbst dann spielt sich alles in den immer wiederkehrenden und gleichwirkenden Laboren ab, die man nun schon zu Genüge kennt. Das ganze driftet dann eher in einer „Terminator“-artige Richtung ab, die nicht mehr viel mit den ersten beiden Staffeln gemein hat. Auch inhaltlich liefert man leider nur „alten Wein in neuen Schläuchen“ ergibt sich doch durch die Grundstory „Host gegen Mensch“ einfach nicht wirklich Abwechslung. Unterhaltungswert und Spannung sind dabei durchaus gegeben, es fehlt aber einfach das gewisse etwas, dass die Serie von anderen Produktionen absetzt. Man könnte es – passender Weise – mit der Fortsetzung von Videospielen vergleichen, bei denen es in der Regel leider auch immer nur mehr vom stets gleichen Prinzip gibt. Das geht halt eine Weile gut, solange die Fans noch nicht gesättigt sind, doch im Falle von „Westworld“ belegen die Einschaltquoten, dass dieser Punkt scheinbar erreicht wurde. Stellt sich abschließend die Frage, ob es es eine weitere Staffel zwingend benötigt? Ein paar lose Enden bleiben zwar offen, man beendet die vierte Staffel jedoch ohne einen großen bzw. fiesen Cliffhanger. Viel mehr hat man das Gefühl, dass auch die Showrunner schon im Gespür hatten, dass es vorzeitig zu Ende gehen könnte. Man ließ sich zwar eine Tür offen, kam letztendlich aber auch zu einem Schluss, der für sich stehen kann.
Bildqualität
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In optischer Hinsicht kann die vierte Staffel erneut wieder aufgrund ihrer sehr hochwertigen Ausstattung punkten, sind doch alle Handlungsorte wieder hervorragend und meist glaubwürdig in Szene gesetzt. Prinzipiell wird hier Abwechslung wieder großgeschrieben, gibt es neben Wüsten, 1920er Themenpark, futuristischer Städte, hochmodernen Laboren und prachtvollen Villen wieder einiges für Auge geboten. Allerdings galt das auch für die vorherigen Staffeln, sodass man sich ein gutes Stück daran gewöhnt hat. In der Full HD-Fassung kommen die Farben sehr natürlich herüber und der Detailgrad liegt schon hier auch einem sehr ordentliche Niveau. Sehr gut eingestellte Schärfewerte sorgen dafür, dass man in den Close-Ups feine Härchen und Hautporen in den Gesichtern der Protagonisten zu sehen bekommt, aber auch feine Muster und Materialoberflächen in Gebäuden und den Kostümen. Je nach Hintergrund macht sich schon mal ein leichtes Filmkorn bemerkbar, was vor allem bei einfarbigen Flächen der Fall ist. Hier wird das Bild dann ganz leicht unruhig. Insgesamt gesehen überwiegt aber ein positiver Eindruck, der von einer modernen Produktion zeugt. Ein Auge zudrücken muss man hin und wieder auch schon mal bei den CGI-Effekte, die doch schon mal schnell als eben solche entlarvt werden können. Gerade bei einigen Flugobjekte ist dies schon mal der Fall. Zum Glück überwiegen jedoch reale Set-Bauten, sodass es nicht allzu viele CGIs gibt.
Bild 4k UHD
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Die ultra-hochauflösende Fassung wurde zur Verbesserung des Kontrastverhältnisses und zur Erweiterung des Farbraums mit Dolby Vision versehen. Dabei fällt direkt auf, dass das Bild im Vergleich zu seinem Full HD-Pendant insgesamt etwas dunkler geraten ist. Dadurch treten hier und da dann leider auch einige Detailverluste in den Schatten oder weniger gut ausgeleuchteten Bereichen auf. Ebenfalls fällt dem kritischen Auge auch wieder das leichtes Filmkorn, das vornehmlich auf sterilen Flächen, wie unifarbenen Wänden oder dem blauen Himmel etwas stärker hervortritt. Zudem wird das Bild vor allem in den sonnigen Abschnitten von einem leichten Gelbstich begleitet, der aber vermutlich so gewollt ist, um das grelle Sonnenlicht noch etwas zu verstärken. So viel zur Kritik, denn ansonsten macht das 4K-Bild eine sehr gute Figur und zeichnet sich durch einen höheren Detailgrad und eine nochmals leicht gesteigerte Schärfe aus. Gerade die Landschaften bieten hier wieder sehr tolle Panoramen, aber auch die futuristisch gestalteten Städte wirken oftmals wieder sehr realistisch. CGI-Effekte wie fliegende Fortbewegungsmittel wurden mal sehr gut, mal doch etwas auffälliger ins Gesamtbild integriert, dennoch kann man der Staffel wieder ein sehr gutes Qualitätsniveau in Bezug auf die Ausstattung attestieren kann. Der Vorsprung der 4K-Scheibe zu ihrem Full HD-Pendant ist definitiv vorhanden, jedoch fällt dieser nicht allzu groß aus. Den größten Unterschied machen wieder die kräftigeren Farben aus, was aber eben auch oftmals etwas Geschmacksache ist.
Tonqualität
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- Deutsch DD 5.1
- Englisch Dolby Atmos (inkl. Dolby True HD 7.1 Kern) (nur UHD)
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1 (nur Blu-ray)
- Französisch DD 5.1
In akustischer Hinsicht bietet sich dem Zuschauer leider weiterhin das aus der vorherigen Staffel schon bekannte Szenario, welches für die deutsche Synchronisation einen klassischen Dolby Digital-Ton bereithält, während der englische Originalton mit einem modernen 3D-Sound in Form von Dolby Atmos ausgestattet wurde. Die heimische Vertonung entpuppt sich in der Praxis aber gar nicht so schlecht, wie man es anhand des klassischen Formates vielleicht erwarten würde. Denn rein pegeltechnisch gibt es keinen nennenswerten Unterschied zur Dolby Atmos-Abmischung des O-Tons - beide kommen sehr kräftig und mit soliden Bässen daher. Da der Großteil der Serie eh sehr ruhig inszeniert ist, kommt es hauptsächlich auf die Dialoge an, die hier zu jeder Zeit klar verständlich abgemischt wurde. Entstanden ist die hiesige Synchronisation erneut bei der Interopa Film GmbH aus Berlin, bei der sich Jürgen Wilhelm für die Dialogregie verantwortlich zeigt und zusammen mit Robert Golling das Dialogbuch verfasste. Mit Marie Bierstedt (Wood), Nana Spier (Newton), Wolfgang Condrus (Harris) oder Oliver Siebeck (Wright) kommen wieder die vertrauten Stimmen der Charaktere zum Einsatz, die ihren Job wieder hervorragend erledigen. Kommt es dann mal zu den wohldosierten Action-Einlagen, so verteilen die Surround-Lautsprecher die Effekte recht gut, ohne dass es dabei allerdings zu einem Effekt-Gewitter kommt. Eine Verortung von Schussgeräuschen oder die Verfolgung der Fahrzeuge ist jedenfalls recht gut gegeben. Im O-Ton machen sich hier und da die Deckenlautsprecher schon mal bemerkbar, allerdings dürfte dies gern deutlich öfters der Fall sein. Betrachtet man nur die untere Ebene unterscheiden sich Synchro und O-Ton nämlich nicht nennenswert voneinander, was Pegel und Dynamik betrifft.
Ausstattung
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- Die Erschaffung der Realität von „Westworld“ 1-8 (41:44 Min.)
- „Westworld”: On The Road (16:47 Min.)
- „Westworld“: Auf Der Spur Der Menschlichkeit (14:42 Min.)
- „Westworld“: Rundgang am Set (5:39 Min.)
Die Bonusbeiträge verteilen sich teils über alle Disks, denn zu jeder der insgesamt 8 Episoden gibt es noch ein kleines Special. Hier geben Cast & Crew dann interessante Einblicke in die Dreharbeiten der entsprechenden Folge und was diese von den anderen Folgen unterscheidet. Auf der dritten Disk befinden sich darüber hinaus noch 3 weitere Featurettes, von denen sich das erste mit den Drehorten der vierten Staffel beschäftigt. Ob New York City, dem umgestalteten Themenpark im 1920er Jahre Setting, den Kalifornischen Wäldern, oder dem Hoover Damm in Nevada – hier ist für massig Abwechslung gesorgt. Im nächsten Beitrag widmet man sich der Geschichten-Erzählung, was nach den Worten der Showrunner Lisa Joy und Jonathan Nolan einen Großteil der Menschlichkeit ausmacht. Auch wie sich die Hosts immer weiterentwickeln und wie sie die Menschheit ansehen, wird hier von Cast und Crew erläutert. Einige der Hauptfiguren und deren Entwicklung über die Staffeln werden hier dann noch etwas eingehender von ihren Schauspielern vorgestellt. Zum Abschluss gibt es dann noch einen Rundgang, welcher von Bühnenbildnern und Set-Designern moderiert wird, welche einige Einblicke in ihre Arbeiten bzw. die Gestaltungen der Drehorte geben.
Fazit
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Ein wenig sind die Kritiken zur vierten Staffel von „Westworld“ dann doch nachvollziehbar: Zwar setzt man die Serie gekonnt fort und hat auch alle etablierten Schauspieler wieder mit an Bord, doch unter dem Strich bietet man letztendlich nur „alten Wein in neuen Schläuchen“. Der „Kniff“, dass jeder Host zu jeder Zeit wieder auferstehen kann und von jetzt auf gleich über neue Fähigkeiten oder Charakterzüge verfügt, hat sich hier schon ein wenig abgenutzt und ist nichts neues mehr. So richtig mitfiebern kann man daher nicht mit den Figuren - weiß man doch, dass sie in irgendeiner Form wiederkehren werden. Zudem spielt sich leider wieder zu viel in der Realität ab, wünschen sich hier doch sicher viele Zuschauer die Rückkehr in den Park. Die gibt es zwar auch, jedoch spielt sich hier wieder alles vermehrt unter dessen Oberfläche in den schon bekannten Laboren ab. Technisch weiß die Serie indes wieder sehr gut zu überzeugen, wenn es auch zwischen Full HD und 4K Ultra HD keine allzu großen Unterschiede gibt. Letztere hat ein paar mehr Details und den stärkeren Kontrast, das war es dann schon. Akustisch muss man als Zuschauer der deutschen Synchro wieder mit einem klassischen Tonformat leben, während O-Ton Fans mit einem verlustfreien – auf der UHD sogar modernen Dolby Atmos - Mix liebäugeln dürfen. Der O-Ton liegt aber in Sachen Pegel und Dynamik auf dem Niveau der Synchro, lediglich die Atmos-Abmischung verfügt jedoch hier und da über die passenden Überkopfeffekte. Potential hatte die Serie definitiv - dass jetzt vorzeitig Schluss ist, dürfte vor allem die verbliebenen Fans vor den Kopf stoßen. Einerseits bleibt zu hoffen, dass sich noch jemand der eigentlich final geplanten fünften Staffel annimmt, damit es zu einem komplett runden Ende kommt - verdient hätte es „Westworld“ in jedem Falle. Andererseits kann das Finale der vierten Staffel aber auch für sich alleine stehen, kommt es doch ohne einen fiesen Cliffhanger aus.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro