KULT: 1. Die an feste Formen, Riten, Orte und Zeiten gebundene religiöse Verehrung einer Gottheit durch eine Gemeinschaft und 2. die übertriebene Verehrung, die jemand einer Sache zu teil werden lässt. Diese Definitionen entstammen dem Duden und stehen in krassem Kontrast zum inflationären Gebrauch des Wortes. Trotzdem ist die Verwendung des Wortes KULT sowohl bei Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino, als auch beim seinem Film „Pulp Fiction“ (und beinahe jedem Film, der später durch seine Hand auf die Leinwand gebracht wurde) selbst durchaus zu rechtfertigen. Zeichnet doch beide die Gemeinsamkeit aus, wie niemand sonst die Filmbranche nachhaltig geprägt (abgesehen von George Lucas) und gleichzeitig, den Karrieren mehrerer Hollywoodstars neuen Schwung verliehen zu haben. Nachdem der Film bereits mehrfach auf Blu-ray Disc ausgewertet wurde erscheint nun erstmals hierzulande eine 4k-UHD-Scheibe, die von Paramount Home Entertainment unter dem Label Miramax im Vertrieb von Universal Pictures Home Entertainment im limitierten Steelbook auf den Markt gebracht wird. Was der Film und die ultrahochauflösende Scheibe zu bieten haben, klärt die nun folgende Rezension
Story
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Vincent Vega (J. Travolta) und Jules Winnfield (S. L. Jackson) sind Marsellus Wallace‘ (V. Rhames) Männer fürs Grobe. Genauso kaltblütig wie lässig setzen sie die Interessen ihres Bosses durch und gehen dabei über Leichen. Doch während Jules nach der letzten Schießerei aussteigen will, muss Vincent die Frau des Bosses bespaßen. Der Boxer Butch Coolidge (B. Willis) lässt sich nur widerwillig von Wallace zu einem getürkten Kampf überreden, verfolgt jedoch eigene Pläne und zockt den Gangsterboss im großen Stil ab. Der sinnt auf Rache, doch ein Gebrauchtwarenhändler und ein Sicherheitsmann namens Zed bringen Butch und Marsellus letztendlich näher zusammen, als ihnen lieb ist. Derweil planen das Pärchen Ringo (T. Roth) und Yolanda (A. Plummer) den Überfall auf ein Restaurant, stoßen dabei jedoch auf unerwarteten Wiederstand …
Der Film führt drei auf den ersten Blick unabhängige Handlungsstränge zusammen und kreierte mit seiner unorthodoxen und zum Teil abstrusen Erzählweise einen Thriller, der bereits Mitte der 90er Jahre zu einem Kultfilm avancieren.
Wie im Vorwort schon erwähnt, genießt Pulp Fiction einen Sonderstatus in der Filmbranche, wie er nur wenigen Filmen zuteilwird. Das verdankt der Film der damals revolutionären und ungewöhnlichen Erzählstruktur, der kreativen Kombination von Episoden zu einer Handlung und der lässigen Inszenierung. Neben sechs weiteren Nominierungen gewann Pulp Fiction den Oscar© für das beste Drehbuch. Der Zuschauer merkt Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino den Filmfreak schon beim Vorspann an. Dabei ist das Gesamtkonzept bedingungslos konsequent umgesetzt worden. Nicht nur, dass Tarantino auf seinen Erstling „Reservoir Dogs“ mit gleichen Schauspielern (T. Roth, H. Keitel und S. Buscemi) und gleichen Nachnamen der Figuren verweist, er schwelgt auch mit dem gesamten Setting in der Vergangenheit. Das Diner im Stil der 60er, die Fahrzeuge, die Frisur von Samuel L. Jackson oder die Einrichtungen der Drehorte … Tarantino kreiert eine fiktive aber glaubwürdige Welt um Charaktere, die größtenteils einem Comic entstammen könnten und gleichzeitig völlig überzeugend wirken. Man merkt die Detailverliebtheit während des gesamten Films und Fans freuen sich über kleine Rätsel und Anspielungen.
Das Ganze wirkt dann wie aus einem Guss und wird trotz seiner Dialoglastigkeit nie langweilig. Gerade die Dialoge sind eine Spezialität von Tarantino, die sich in all seinen Filmen wiederfindet. Schier endlose Dialoge über belanglose Themen werden von skurrilen Charakteren geradezu zelebriert. Dabei gelingt es dem Regisseur immer wieder, die passenden Schauspieler zu besetzen. Samuel L. Jackson kannten vor Pulp Fiction nur echte Insider, doch seine Art die Bibel zu zitieren, bevor er von der Schusswaffe Gebrauch macht, hat das neudeutsche Wort COOL neu definiert. Doch auch sein Filmpartner John Travolta steht dem mit der einmaligen Tanzszene in Jack Rabbits Slim in nichts nach. Zu guter Letzt rundet Tarantino sein Gangsterepos mit einem genialen Soundtrack ab und schafft so einen zeitlosen Klassiker.
Bildqualität
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Leider wurde uns zu Rezensionszwecken lediglich die 4k-UHD-Disc zugesandt, weshalb eine Wertung der im Set enthaltenen Blu-ray Disc leider entfallen muss. Es kann an dieser Stelle auch keine verlässliche Aussage darüber getroffen werden, ob es sich hierbei um die bereits erhältliche Blu-ray Disc, oder um eine überarbeitete Scheibe auf Grundlage der UHD beigelegt wurde. Die damalige Disc erhielt von unserer Redaktion eine 9/10 Punkte-Bewertung im Bezug auf die Bildqualität. Allerdings haben sich in den 11 Jahren, die seit der Erstveröffentlichung nun zurückliegen, sowohl die Ansprüche als auch die Möglichkeiten geändert, so dass diese Bewertung aus heutiger Sicht möglicherweise von manchem als etwas zu hoch angesetzt empfunden werden könnte.
Bild 4k UHD
Im Gegensatz zur bisherigen Blu-ray Disc legt die UHD deutlich nach und hat die Nase in nahezu jeder Hinsicht vorn. Es beginnt mit der deutlich höheren Schärfe, die nun auch das sehr dezente Filmkorn sichtbar macht, das jedoch zu keiner Zeit als störend empfunden wird. Kleinere Details, die vormals bestenfalls zu erahnen waren, sind nun messerscharf und deutlich zu sehen, seien es kleine Härchen, Staubpartikel, Hautunreinheiten oder Oberflächenbeschaffenheiten. Gerade bei extremen Close-Ups, und davon gibt es zahlreiche, punktet die UHD mit einer enormen Detailfülle. Die Farben wirken hier ebenfalls weitaus knackiger und natürlicher, gleichzeitig aber fast schon ein wenig steril. Hatte die Blu-ray Disc noch eine dezent-rötlich-warme Farbgebung, so wirkt die UHD fast schon ein wenig steril und kalt. Das mag zwar durchaus so gewollt sein, aber wer den Film schon zigmal in der bisherigen Farbgestaltung gesehen hat, muss sich vermutlich erst einmal an das „neue“ Design gewöhnen. Der Kontrast gewinnt ebenfalls und bildet ein sauberes, tiefes Schwarz ab, ohne dabei Details zu verschlucken, allerdings gab es auch bei der Blu-ray Disc diesbezüglich kaum etwas auszusetzen. Auffällig ist, dass das Bild stellenweise ein wenig flackert. Woran das liegt, konnte leider nicht geklärt werden, aber da dieses „Manko“, wenn man es denn überhaupt so bezeichnen möchte, bereits bei der Blu-ray Disc und sogar bei der DVD vorzufinden war, gehen wir an dieser Stelle einmal wohlwollend davon aus, dass es sich hierbei um nichts handelt, was man wegrestaurieren könnte. Kurzum: Die 9 Punkte, welche die Blu-ray seinerzeit für die Bildqualität bekam, mögen heute zwar nicht mehr zeitgemäß sein, dafür erreicht die UHD diese Wertung nun mit Leichtigkeit und völlig zu Recht.
Tonqualität
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Akustisch hat sich bei der UHD leider nichts verändert. Der Ton liegt auch hier nach wie vor in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master Audio 5.1 mit optional zuschaltbaren Untertiteln vor. Das damalige Review bewertete den Ton mit 5 von 10 möglichen Punkten, was jedoch nicht ganz dem empfinden des aktuellen Rezensenten entspricht. Zwar sind sowohl der deutsche als auch der englische Ton nicht überragend gut, aber eben auch nicht so mittelmäßig wie es damals geschrieben wurde. Die Dialoge sind jederzeit glasklar verständlich, die musikalische Untermalung (das A und O bei den Filmen des Regisseurs) kommt wuchtig, wenn auch nicht ganz so brachial und differenziert, wie es wünschenswert gewesen wäre aus den Lautsprechern und alles in allem ist der Ton recht ordentlich. Der englische Originalton, der schon alleine wegen der unübersetzbaren Wortspiele, der Coolness der Darsteller und vielen anderen Gründen in diesem Fall vorzuziehen ist, klingt hier ein wenig dynamischer und bezieht auch die hinteren Kanäle (selten, aber häufiger als es bei der deutschen Version der Fall ist) ins Geschehen mit ein. Dabei ist die deutsche Synchronfassung alles andere als schlecht und mit hervorragenden Sprechern auch noch erstklassig besetzt.
Ausstattung
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Laut Herstellerangaben befinden sich sämtliche Boni der vorherigen Editionen mit auf der Blu-ray Disc, weshalb wir die Bewertung dahingehend von der vorherigen Rezension übernehmen. Auf der getesteten 4k-UHD befinden sich indessen lediglich die drei, ebenfalls schon bekannten und offenbar zusätzlich auf der Blu-ray Disc befindlichen Features „Nicht das übliche Kennenlern-Gesülze“, sowie „Ein Paar Fakten über die Fiction“ und letztlich und endlich eine Version des Films mit Hintergrundinfos in Form von englischen Untertiteln.
Fazit
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Der perfekte Film in nunmehr fast perfekter Bildqualität – das wird die Fans freuen. Leider blieb akustisch alles beim alten und auch das Bonusmaterial wurde 1:1 von den bereits seit vielen Jahren erhältlichen Blu-ray Veröffentlichungen übernommen. Neu ist daher nur die Sonderverpackung, die mit einem Artwork aufwartet, dass sicherlich nicht jeden Geschmack treffen dürfte. Der Film hingegen ist, wie bereits erwähnt, schlichtweg perfekt und wird mit der Zeit nicht etwa schlechter oder gar langweilig, sondern offenbart bei jedem neuen Anschauen Dinge, die man vorher nicht so wahrgenommen hat. Tarantino ist wahrlich ein Meister seines Fachs und der hier vorliegende „Pulp Fiction“ sein bisheriges Meisterstück.
(Michael Speier)
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