Erfolgreiche Filme und Serien ziehen heutzutage mit ziemlicher Sicherheit das ein oder andere Spin-off nach sich – erst recht, wenn das Ursprungsformat auf dem Höhepunkt beendet wurde. Dieses Vorgehen ist in Hollywood schon lange kein Geheimnis mehr, sondern liegt vielmehr an der Tagesordnung. So war es auch wenig verwunderlich, als zu einer der aktuell erfolgreichsten Serien aller Zeiten auch weiteren Nachschub angekündigt wurde. Schon früh zeichneten sich bereits Gerüchte ab, dass es zu „Game Of Thrones“ sogar gleich mehrere Spin-offs geben könnte. Mit „House Of The Dragon“ wurde im August 2022 der erste Beitrag um die Gunst der Zuschauer ins Rennen geschickt, welcher die Erfolge des Franchise weiter ausbauen soll. Erneut führt die Serie nach Westeros, allerdings spielt die neue Serie rund 200 Jahre vor den bisher aus der TV-Show bekannten Ereignissen. Nachdem die ebenfalls wieder von HBO produzierte Serien schon im TV ausgestrahlt wurde, erfolgt noch kurz vor dem 2022er Jahresende die Auswertung im Heimkino-Bereich. Publisher Warner Home Video stellt die 10 Folgen umfassende Auftaktstaffel sowohl als Blu-ray als auch als 4K Ultra HD-Veröffentlichung in den Handel, wobei das ultra-hochauflösende Format auch noch mit einer Sammleredition im Steelbook-Format angeboten wird. Ob die Vorgeschichte des Hauses Targaryen dabei erneut wieder inhaltlich wie technisch überzeugt und die Fans der Ursprungsserie begeistert?
Story
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Die Herrschaft der Targaryens wärt schon über ein Jahrhundert, als König Viserys (P. Considine) um sein Erbe bangt: Da er mit Rhaenyra (M. Alcock) nur eine Tochter hat, droht die Thronfolge an seinen jüngeren Bruder Daemon (M. Smith) zu fallen, der mit seinem ausschweifenden wie egoistischen Verhalten nicht die erste Wahl wäre. Kurze Hoffnung keimt auf, als Viserys Vater eines Jungen werden soll, der jedoch zusammen mit der Mutter im Kindbett verstirbt. Entgegen allen Traditionen entschließt sich der König daher seine Tochter als Erbin einzusetzen und so könnte erstmals eine Frau auf den eisernen Thron von Königsmund steigen. Innerhalb der Familie aber auch bei anderen selbsternannten Anwärtern und Neidern kommt es dann in den folgenden Jahren immer wieder zu Intrigen und Machtkämpfen um den eisernen Thron in Königsmund und schnell wird klar, dass nur eines das Haus der Targaryen zu Fall bringen kann: Es selbst.
Wie auch die Ursprungsserie, so basiert auch „House of the Dragon“ auf Ideen des amerikanischen Fantasy-Autors George R.R. Martin, der in seinem Roman „Feuer und Blut – Erstes Buch: Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen von Westeros“ die schwierigen Familienverhältnisse der Targaryens in den Fokus stellt. Die zehn Folgen sind dabei wieder randvoll mit Machtkämpfen, Intrigen sowie natürlich Drachen gefüllt und verfügen somit über alle Eckpunkte, die das Franchise schon bisher erfolgreich über die Bildschirme dieser Welt flimmern gelassen haben. Die vorgelagerte Geschichte und der damit verbundene „Sprung in die Vergangenheit“ von knapp 200 Jahren machten jedoch einen komplett neuen Cast nötig, sodass man letztendlich keinen der ehemaligen „Game Of Thrones“-Darsteller übernehmen konnte. Bei der neuen Besetzung setzte man auf eine Mischung aus bekannten Gesichtern, welche allerdings einen frischen und unverbrauchten Eindruck hinterlassen und die nun die großen Hoffnungen der Fans erfüllen müssen. Anfangs muss man sich daher erst einmal mit den vielen neuen Charakteren anfreunden, die im Laufe der 10 Folgen durch mehrfache Zeitsprünge noch teilweise wieder ausgewechselt werden – sei es bedingt durch das Erwachsenwerden oder eben, wie in Westeros üblich, schneller ableben, als es den Fans vielleicht lieb ist. Diese so entstandenen Lücken müssen dann natürlich wieder mit anderen Figuren gefüllt werden. Zunächst gelingt es der Serie wieder, den Zuschauer gleich von der ersten Folge an erneut in seinen Bann zu ziehen. Dabei weicht man dann auch gar nicht so sehr von der „Game Of Thrones“-Formel und serviert ein Potpourri aus Drama, Lust, Gewalt und Intrigen - letztendlich also „alter Wein in neuen Schläuchen“. Aber bekanntermaßen kann auch der weiterhin sehr gut schmecken und so ist es beim Auftakt wieder ein Genuss, den aufkeimenden Machtkämpfen in Königsmund zuzuschauen.
Mit voranschreitender Folgenzahl ebbt die Anfangseuphorie jedoch ein wenig ab und das liegt vor allem an den zahlreichen Zeitsprüngen, die verhindern, dass man eine festere Bindung mit den Charakteren aufbauen kann. Zudem fällt es eben oftmals schwer zu glauben, dass in den teilweise jahrelangen Phasen, die mit den Zeitsprüngen überbrückt wurden, nichts wirklich Interessantes oder Wichtiges in den Leben der Hauptfiguren passiert ist. Gerade der mittlere Teil der Staffel driftet immer wieder in Soap-Gefilde ab und lässt oftmals die durchgehende Spannung des „Game of Thrones“-Franchise missen. Da hilft es dann auch wenig, wenn man die Teile des Hauptcastes aufgrund des Alters austauscht – da hat sich der Zuschauer gerade an die Darsteller gewöhnt und kann dann schon wieder von vorn beginnen. Eben dieses Gefühl hat man dann auch bei den damit verbundenen Folgen, die immer wieder einen Charakter-Neuaufbau beschreiben müssen und damit nicht so richtig in der Hauptstory nach vorne kommen. Wenn man fies wäre, könnte man fast meinen, dass hier einiges an Füllmaterial eingestreut werden musste, um auf eine vernünftige Folgenanzahl zu kommen. Actionfans müssen sich zudem auf eine eher ruhige Staffel einstellen, denn Schlachten, Kämpfe oder Drachenaction sind relativ rar gesät und werden nur in kleinen Dosen eingestreut.
Insofern richtet sich die Serie wohl vermehrt an die „Game of Thrones“-Fans, die mehr an den Intrigen und Machtspielereien der Figuren interessiert waren und davon unterhalten wurden. Immerhin belohnt die Serie seine Zuschauer aber fürs Durchhalten, wenn man in den finalen Folgen wieder aus dem Vollen schöpft. Hier zeigt sich dann auch, dass die zuvor kritisierten Zeitsprüngen oftmals nötig waren, um spätere Handlungen und Einstellungen der Figuren besser ins Gesamtkonzept zu bringen. Ansonsten hätte man sicherlich vieles als gegeben hinnehmen müssen oder aber eben in weit langwierigen Abschnitten durch die Zeiten reisen müssen. Unter dem Strich kann man also hoffen, dass die erste Staffel nur dazu da war, um die Charaktere umfassend und möglichst intensiv vorzustellen, der eigentliche Kampf um den eisernen Thron aber in der zweiten Staffel ordentlich an Fahrt aufnimmt und es dann hoffentlich auch für die Action-Fraktion wieder mehr Gründe gibt einzuschalten. Auch wenn Staffel 1 hier einiges an Kritik wegstecken muss, so kann man dennoch sagen, dass die Serie viel mehr liefert als so mach andere. Vermutlich wird sie sicher zwar nicht die Erfolge von „Game of Thrones“ übertrumpfen, aber wer weiß, als es zum ersten Mal hieß, dass der Winter kommt, hätte sicher auch noch niemand mit dem späteren Hype gerechnet. Es wäre schön, wenn dies mit „House of the Dragon“ erneut passieren könnte, auch wenn natürlich für viele Roman-Leser und aufmerksame Zuschauer schon relativ klar ist, worauf es hinauslaufen wird.
Bildqualität
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Die Full HD-Fassung weiß direkt von Beginn an mit seinem hochwertig produzierten Bild zu überzeugen, wenn man auch einige Abstriche in Sachen CGI-Qualität machen muss. Vor allem die Drachen können ihren Computer-basierten Ursprung nicht verleugnen, was zumeist immer dann ins Auge sticht, wenn sich die feuerspeienden Flugtiere am Boden befinden. Abgesehen davon kann die TV-Serie aber wieder mit traumhaft schönen Landschaften und hervorragend dekorierten Set-Bauten dienen. Die Farben sind dabei meist sehr natürlich gehalten, dennoch kommen vor allem Feuer, die opulenten Gewänder aber auch die teils sehr farbenfrohe Vegetation sehr kontrastreich herüber. Der Detailgrad liegt dabei auf einem sehr guten Niveau und bildet die feinen Verzierungen auf den Gewändern und Rüstungen, die teils aufwendigen Frisuren und rustikalen Bauwerke detailliert ab. Der Schwarzwert ist ausgewogen gewählt und lässt auch in Schattenbereichen noch feine Abstufungen erkennen. Close-Ups liefern dann feien Härchen, Hautporen und Falten, zudem sind feine Schriften auf Papierrollen oder eingraviert in Rüstungen oder Waffen sehr gut zu erkennen. Die erste Staffel zeigt sich somit von einer modernen Produktion, die praktisch keine Wünsche offenlässt.
Bild 4k UHD
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Lieferte schon die Full HD-Fassung ein erstklassig Seh-Erlebnis, so baut deren ultra-hochauflösendes Pendant dieses noch einmal merkbar aus. Die 4K-Fassung wurde zur Erweiterung des Farbraums und zur Verbesserung des Kontrastverhältnisses mit Dolby Vision ausgestattet, welches seine Aufgabe sehr gut meistert. Hier kommen die Farben wirklich nochmals viel satter herüber, was sich besonders bei großen Lagerfeuern, Fackeln oder den feuerspuckenden Drachen bemerkbar macht. Aber auch bei den teils bunten Roben der weiblichen Darsteller sorgt die HDR-Technik nochmals für einen guten Schub, sodass einem die Gewänder sofort ins Auge springen. Überhaupt macht sich bei der UHD-Fassung oftmals schon ein leichter dreidimensionaler Effekt bemerkbar, so gut ist die Tiefenschärfe hier gelungen. Ebenfalls liegt eine nochmalige Steigerung des Detailgrades vor, die nun noch feinere Strukturen auf den Rüstungen oder Bekleidungen zum Vorschein bringt. Hier sind nun auch die Schuppen-Strukturen auf Rhaenyras Kleidungsstücken hervorragend zu erkennen. Die Serie sieht in UHD wirklich fantastisch aus und bewegt sich oftmals am Rande zum Referenzmaterial. Für eine TV-Show sicherlich sehr ungewöhnlich, womit man ihr hiermit auch eine topmoderne Produktion attestieren kann.
Tonqualität
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- Deutsch Dolby Digital 5.1
- Englisch Dolby Atmos (inkl. Dolby True HD 7.1 Kern)
- Weitere Tonspuren siehe Datenbank-Eintrag
Die Tonbewertung muss direkt mit dem größten Kritikpunkt begonnen werden: Dem Soundformat. Dieses kommt im Falle der deutschen Synchronisation wieder nur in einem klassischen Dolby Digital-Mehrkanalton daher, etwas das anno 2022 absolut nicht mehr sein müsste. Die Verkaufspreise steigen genauso wie die technischen Möglichkeiten, dennoch bekommt man als hiesiger Zuschauer veraltetet Formate in Sachen Ton geboten, während der englische Originalton wieder in einem modernen Dolby Atmos-Gewand auf die Scheibe gepresst wurde. Glücklicherweise entpuppt sich die klassische Vertonung nicht ganz so schlecht, wie man sie auf dem Papier abtun würde: Vor allem die actionreicheren Szenen werden sehr gut mir Surround-Effekten versehen, sodass man sich im Schlachtgetümmel schnell mittendrin fühlt. Wetter-Effekte hüllen die Zuschauer dabei genauso wohlwollend ein, wie es der begleitende Score tut, der wieder an sehr vielen Stellen an die klassischen „Game Of Thrones“-Melodien erinnert, wenn auch in leicht veränderter Form. Der Subwoofer liefert bei Flügelschlägen der Drachen, dem Aufeinandertreffen von Lanzen und Rittern oder den trampelnden Hufe der Pferde die passende Tiefbass-Unterstützung. Im Fokus der Serie stehen aber natürlich wieder die zahlreichen Dialoge zwischen den Protagonisten, die hier stets einwandfrei zu verstehen sind. Die deutsche Synchronisation wurde bei der FFS Film- & Fernseh-Synchron aus München erstellt, wo Jan Odle die Dialogregie übernahm und Tobias Neumann die Dialogbücher schrieb. Sprecher wie zum Beispiel Christian Weygand (Considine), Alina Freund (Alcock), Tobias Nath (Smith), Thomas Nero Wolff (Ifans) oder Torben Liebrecht (Toussaint) kommen wieder motivierte Sprecher zum Einsatz, die ihren Originalstimmen oftmals in nichts nachstehen. Ein Wechsel auf den englischen Originalton zeigt dann aber eben auch, dass es vor allem in Sache Atmosphäre durch den Einsatz von Dolby Atmos zu einem noch intensiveren Serien-Erlebnis kommen kann. Besonders sie Flugszenen der Drachen sind hier wirklich hervorragend vertont, die Biester sausen mehrfach über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Auch Wetter-Effekte, das Schlachtgetümmel aber auch der Klang hallender Stimmen in weitläufigen Gebäuden kommen hier viel besser zur Geltung. Insgesamt wurden die 10 Folgen hier auf jeden Fall auf Kino-Niveau vertont, was erneut für eine hochwertige Produktion spricht.
Ausstattung
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- Willkommen in Westeros (5:59 Min.)
- Neue Herrscher (3:09 Min.)
- Zurück nach Westeros (4:42 Min.)
- Häuser und Beziehungen mit George R. R. Martin (5:27 Min.)
- Das Imperium auf dem Höhepunkt (4:01 Min.)
- Adelshäuser (3:49 Min.)
- Bekannte Orte (3:32 Min.)
- Zurück in den Sieben Königslanden (25:08 Min.)
- Die Charaktere (15:14 Min.)
Die Bonus-Beiträge liegen auf den ersten beiden Blu-ray bzw. UHDs vor und verteilen sich über mehrere kurze und zwei längere Clips. Hier erklären Showrunner, Produzenten, Schauspieler und Autor George R.R. Martin, was die Serie von „Game of Thrones“ unterscheidet. Es werden Set-Bauten im Zeitraffer gezeigt, „Behind the Scence“-Abschnitte geben Eindrücke davon, wie es hinter der Kamera zuging und man erhält sehr gute Einblicke in die Aufwände, die in die Requisiten gesteckt worden. Hier setzte man möglichst oft auf real Bauten und weniger auf CGI. In kurzen Interviews schmücken die Darsteller ihre jeweiligen Rollen etwas aus und erzählen davon, wie sie zum Projekt gekommen sind. Autor Martin schlüsselt seine Figuren ebenfalls nochmals etwas genauer auf und erzählt etwas zu dessen Entstehung. Im Folgenden werden dann auch die verschiedenen Familien bzw. Adelshäuser genauer beleuchtet. Später wird die Zusammenarbeit zwischen Produzenten, Showrunner und Autor erörtert und wie es zu der ein oder anderen Kombination kam. Die Hauptcharaktere und werden in einem separaten Extra nochmals detaillierter von ihren Darstellern vorgestellt. Auch wenn das Material insgesamt recht informativ ist und jeder der Beiträge etwas Neues bietet, so überschneiden sich viele Themen auch, zudem wirkt alles ein wenig unsortiert und man greift oftmals auf die gleichen Ausschnitte der Folgen zurück. Hier hätte man sicher durch „weniger“ durchaus „mehr“ erreichen können.
Fazit
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Das erste Spin-off greift die Formel der Originalserie erneut auf, hält alles aber ein wenig kleiner, da man sich zumindest in der ersten Staffel im Falle der Targaryens „nur“ einer Familie widmet. Die hat aber mit sich selbst und ihren Verwandten schon genug zu tun, sodass man damit auch mehrere Staffeln füllen kann. In den ersten 10 Folgen stehen vor allem Machtkämpfe und Intrigen im Vordergrund – Kämpfe, große Schlachten oder Drachen-Action werden nur in wohldosierten Mengen geliefert. Ein Manko in der Erzählweise sind jedoch die zahlreichen Zeitsprünge, die auch einige Darstellerwechsel mit sich bringen. Dadurch fällt es dann doch etwas schwerer eine stärkere Bindung zu einigen Figuren aufzubauen. Bleibt zu hoffen, dass Staffel 1 hier nur als Vorbereitung anzusehen ist, auf das was da noch in weiteren Staffeln kommen kann. Von der technischen Seite können sich die blauen Scheiben sehr gut sehen und hören lassen. Die Optik punktet vor allem durch die detaillierten Set-Bauten und opulenten Ausstattungen, während die Akustik in der deutschen Synchronisation ein wenig durch das klassische Tonformat einzubüßen hat. Hier liefert der O-Ton im Dolby Atmos-Mix ein noch intensiveres Erlebnis, das man sich auch für die hiesige Sprachfassung gewünscht hätte. Insgesamt übertrumpft man mit dem ersten Spin-off das Original zwar nicht, man bietet Fans aber dennoch eine unterhaltsame Staffel, die trotz der angesprochenen Kritikpunkte immer noch Lust auf mehr macht.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro