Vor drei Jahren ließ das französische Multitalent Alexandre Aja (Regisseur, Drehbuchautor und Produzent) eine Horde Alligatoren auf die große Leinwand los und verpackte seinen Creature-Horrorfilm „Crawl“ in das Gewand eine Katastrophenfilms, spielt die Geschichte nämlich während eines Hurricanes. Der Film wurde von Genre-Fans wohlwollend aufgenommen, was nicht zuletzt auch auf die spannenden Inszenierung zurückzuführen war. Während der Film zum Zeitpunkt der Heimkino-Veröffentlichung lediglich über den iTunes-Service des Streaming-Anbieters Apple verfügbar war, verzichtete man hierzulande auf einen Disk-basierten Release auf UHD. Bis jetzt: Denn Publisher Paramount Home Entertainment nimmt sich endlich ein Herz und liefert eine 4K-Fassung auf Disk nach. Als kleine „Entschädigung“ für die lange Wartezeit erfolgt die Erstauflage der ultra-hochauflösenden Variante in einer limitierten Digipak Edition, welche neben den Filmdisks auch einige Goodies mit sich bringt, zu denen unter anderem ein Poster, 8 Artcards sowie ein Metall-Schild gehören. Ob sich ein Umstieg auf die UHD lohnt, soll anhand des folgenden Vergleichs ermittelt werden.
Story
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Die Sportschwimmerin Haley (K. Scodelario) kommt gerade aus dem Trainingsbecken, als sie feststellen muss, dass ihr Heimatstädtchen bald von einem Hurricane heimgesucht wird. Da sie ihren Vater Dave (B. Pepper) zu Hause nicht erreichen kann, beschließt sie kurzfristig bei ihm vorbeizufahren und dann mit ihm zusammen an der Evakuierung teilzunehmen. Nach der Durchsuchung des Familienhauses findet sie Dave schwer verletzt im Kriechkeller des Hauses. Als sie ihn mühsam nach oben befördern möchte, wird ihr der Rückweg plötzlich von zwei Alligatoren versperrt, die durch den Abwasserkanal des Hauses ins Innere gelangt sind. Vater und Tochter sitzen nun im sich immer weiter mit Regenwasser füllenden Keller fest. Mit steigendem Pegel dringen auch noch weitere Alligatoren ins Gelände ein. Für die beiden Familienmitglieder beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn wenn sie sich nicht bald aus ihrer misslichen Lage befreien können, werden sie ertrinken. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt…
Während viele andere Creature-Horrorfilme daraufsetzen, das Tier möglichst böse und gerissen darzustellen, geht Alexandre Aja hier einen etwas anderen Weg. Denn in seiner Kreuzung aus Katastrophen- und Horrorfilm versucht er vieles zu natürlich und real wie möglich zu inszenieren. Ganz abwegig ist dabei auch die Idee der beiden Drehbuchautoren Michael und Shawn Rasmussen nicht, denn im von Unwettern gebeutelten Florida passiert es tatsächlich öfters, dass durch das Hochwasser Alligatoren in den Lebensraum der Menschen gespült wurden. Insofern könnte sich die Geschichte also in ähnlicher Weise wirklich so abspielen. Der Film beginnt zunächst damit, dass er seine Hauptprotagonistin Haley vorstellt.
Diese wird hier von Kaya Scodelario gespielt, welche zuvor vor allem durch die 'Maze Runner'-Filmreihe bekannt wurde. Durch die Trennung von Haleys Eltern und die zeitraubenden Trainingseinheiten kommt sie nicht mehr oft dazu, ihren Vater zu besuchen. Der Schwimmhintergrund verpasst ihrem Charakter natürlich direkt den passenden Background für einen Film, der überwiegend im Wasser spielt. Haley muss dann, wie in solchen Genres üblich, an ihren Grenzen und darüber hinaus gehen, wenn es ihr gelingen soll, zu überleben - dies stellt Scodelario auch ziemlich überzeugend dar. Ihr Vater Dave wird von Barry Pepper verkörpert, dem es ebenso überzeugend gelingt, den durch die Trennung leidenden und einsamen Familienvater zu spielen. Nennenswerte andere Schauspieler gibt es hier dann nicht, denn die zwar vorhandenen, aber nur kurz auftauchenden (bzw. eher schnell abtauchenden) Figuren, dienen vorwiegend allesamt als Alligatoren-Vorspeise und sind somit nur dazu da, die Schnappmäuler in Szene zu setzen. In den knapp 88 Minuten ist die Spannung nach der anfänglichen Charaktereinführung dann auch sehr intensiv, auch wenn man hier unter dem Strich keine allzu großen Überraschungen geliefert bekommt. Der Film läuft nämlich überwiegend recht vorausschauend ab, ist dabei aber zu keiner Minute langweilig oder uninteressant. Man fiebert schon recht schnell mit, ob es Vater und Tochter unbeschadet aus dem Keller schaffen werden.
Heimliche Stars des Films sind dann natürlich die Alligatoren, welche komplett computeranimiert wurden. Dass dies so ist, sieht man erfreulicherweise nur in sehr seltenen Fällen. Den Animationskünstlern ist hier eine wirklich sehr realistische Darstellung der Reptilien gelungen - wirklich klasse was hier inzwischen in der Tricktechnik möglich ist. Etwas auffälliger ist da schon der CGI-Einsatz bei den Außenaufnahmen, wo diese auch für den Hurricane genutzt wurden. Aber auch hier staunt man nicht schlecht, wenn man sich das Bonus-Material anschaut und sieht, was alles letztendlich aus dem Computer gekommen ist. Auch wenn der Film größten Teils nur an einem Ort spielt, kommt trotzdem immer wieder Abwechslung auf. Sei es eine nahegelegene Tankstelle, die oberen Bereiche des Hauses oder aber eben der ebenfalls überflutete Vorgarten - alle gliedern sich perfekt in die Story ein. Gut gelungen sind auch die vielen praktischen Effekte, denn - so viel sei verraten - wenn die Alligatoren einmal zuschnappen, lassen sie so schnell nicht mehr los und hinterlassen so richtig fiese Wunden, welche hier explizit zu sehen sind. Auf den Rest der Story soll der Spannung halber aber nun nicht weiter eingegangen werden. Lohnen tut sich der kurzweilige Film aber auf jeden Fall, sodass Fans des Genres hier keine Enttäuschung erfahren sollten.
Bildqualität
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Das Bild der Blu-ray ist gestochen scharf, was natürlich auch an den vielen im Computer entstandenen Abschnitten und der rein digitalen Aufnahmetechnik liegt. Hier kommt jeder Tropfen perfekt zu Vorschein, die Oberflächenstrukturen des vermodernden Kriechkellers werden sehr detailliert wiedergegeben und der Schwarzwert in den vielen dunklen Szenen überzeugt ebenso. Hier kann man klar erkennen, dass eine rein digitale Aufnahme vorliegt, die absolut dem aktuellen Standard entspricht. Die vielen CGI-Elemente wurden wie schon erwähnt im Allgemeinen sehr gut ins Gesamtbild integriert. Zwar kommt es ab und an vor, dass man Objekte klar als Requisiten erkennen kann und auch, dass man vor Bluescreens drehte, kann nicht immer ganz verborgen werden. Aber schlussendlich ist das schon Meckern auf hohem Niveau, da im Insgesamten die Qualität stimmig auf den Schirm gebracht wird.
Bild 4k UHD
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Für die ultra-hochauflösende Fassung reicherte man das Bild mit HDR10 und Dolby Vision zur Verbesserung des Kontrastverhältnisses und zur Erweiterung des Farbraums. Im laufenden Betrieb macht sich dies zunächst einmal durch ein etwas dunkleres Gesamtbild bemerkbar, was jedoch viel besser zur Thematik des Films passt. Denn nun wirkt das Unwetter nochmals ein Stück düsterer und bedrohlicher. Wesentlich besser kommen hier auch Lichtquellen wie Taschenlampen oder Signalfackeln herüber, die jetzt über einen merkbar blendenden Effekt verfügen - im positiven Sinne natürlich. Apropos Signalfackeln: Sie liefern vermutlich in der stürmischen Szenerie die meisten farblichen Akzente, sodass ihr rot-leuchtendes Feuer nochmals satter herüberkommt. Satter ist hier ebenfalls der Schwarzwert gelungen, dem es sogar gelingt, Detailverluste in Schatten und weniger gut ausgeleuchteten Bereichen zu vermeiden. Wenn man denn etwas kritisieren möchte, dann wäre das die mangelnde Detailsteigerung, denn so wirklich weit setzt man sich in diesem Punkt nicht von der Blu-ray ab. Allerdings sollte man dies jetzt nicht allzu kritisch sehen, denn der Detailgrad des Full HD-Pendants lag schon auf einem sehr hohen Niveau.
Tonqualität
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Deutsch Dolby Digital 5.1
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Weitere Tonspuren siehe Datenbank-Eintrag
Anmerkung 4K UHD:
Leider spendierte man keiner der bereits von der Blu-ray Veröffentlichung her bekannten Tonspuren ein Upgrade. Schade, dass man hier nicht die Chance nutzte, um einen modernen 3D-Sound zu implementieren.
Auch wenn sich die Formatangabe erstmal wieder altbacken liest, so gibt es keinen Grund zur Beanstandung beim Gehörten. Denn die Dolby Digital Spur kommt hier äußerst kraftvoll rüber und verfügt über einige sehr gute Schock-Momente, die den Zuschauer zusammenzucken lassen. Hinzu kommen sehr gut verteilte Effekte, welche den Sturm ins Heimkino bringen. Das Knatschen und Ächzten des Hauses unter den Winden des Hurricanes wird ebenso passend über alle Kanäle wiedergegeben. Die Dialoge bleiben dabei stets klar verständlich, womit es dann schlussendlich auch keine allzu großen Unterschiede zur englischen Originalspur gibt. Hier muss man schon genau hinhören, um in einen wenigen Szenen mitzubekommen, dass der Originalton die Nase ganz leicht vorne hat. Dies fällt aber wirklich nur im direkten Vergleich auf. Die deutsche Synchronisation kommt aus dem Hause der Interopa Film GmbH und entstand unter der Dialogregie von Hannes Maurer. Etwas schade bleibt es allerdings, dass man für solch einen effektreichen Katastrophenfilm keinen modernen 3D-Sound fürs Heimkino kreiert hat. Die Wetter-Effekte, das Spiel über mehrere Ebenen des Hauses und die Handlung Unterwasser wäre hierfür wirklich prädestiniert gewesen.
Ausstattung
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Die Digipak-Edition packt Chefredakteur Michael Speier in einem Unboxing-Video genauer vor:
Intro zum alternativen Anfang (0:25 Min.)
Alternativer Anfang (4:49 Min.)
Gelöschte und erweiterte Szenen (6:03 Min.)
Unterhalb von Crawl (28:05 Min.)
Kategorie-5-Alligatoren: Visuelle Effekte (11:37 Min.)
Alligator Angriff (1:32 Min.)
Beim kurzen Intro handelt es sich um ein Vorwort von Regisseur Alexandre Aja, in dem er die Entstehung des nachfolgenden alternativen Anfangs erklärt. Dieser entpuppt sich dann nämlich als animierter Comic, der den Beginn des Unwetters schildert. Auch hier gerät eine Familie während der Flucht vor dem Hochwasser in einen Hinterhalt der gefräßigen Alligatoren. Anschließend geht es mit drei gelöschten bzw. erweiterten Szenen weiter. Das Herzstück der Extras ist jedoch ein knapp halbstündiges Making-of. Hier schildern Regisseur Aja und Produzent Sam Raimi zunächst, wie sie sich kennenlernten. Auch die Drehbuchautoren Michael und Shawn Rasmussen erzählen hier, wie sie zur Idee des Films kamen. Aja entschied sich für eine relativ realistische Umsetzung, damit das Szenario möglichst glaubwürdig wiedergegeben wird. Die Hauptdarsteller Barry Pepper und Kaya Scodelario erklären in Interviews, was sie dazu bewegte an dem Projekt teilzunehmen. Gedreht wurde der Film zu großen Teilen in Belgrad, das Pate für Florida stand. Hier entstand dann auch in liebevoller Detailarbeit das extra erbaute Set rund um das Haus der Familie, inklusive benachbarter Tankstelle. Erklärt werden hier auch die widrigen Umstände beim Dreh im Wasser. Im nächsten Extra widmet man sich den Effekten, mit denen man die Alligatoren zum Leben erweckte. In einigen Szenen arbeitete man zudem mit mechanischen Puppen, welche extrem real wirken. Ebenfalls aus dem Computer kamen die meisten Hurricane-Effekte, sowie die typische Florida-Vegetation. Im abschließenden Beitrag bekommt man dann noch einmal alle Alligatoren-Angriffe in einem Rutsch zusammengeschnitten. Die Beiträge sind allesamt sehr interessant gestaltet, vor allem das Making-of gibt einen guten Einblick in die teils aufwendigen Dreharbeiten.
Das Digipak wird noch mit einigen Goodies geliefert, zu denen ein Poster des Cover-Motivs, 8 Artcards bzw. Hochglanzfotos mit „Behind the scenes“-Impressionen der Dreharbeiten, ein Flyer mit einem 5-Punkte Guide zur Verteidigung gegen Alligatoren sowie ein Metall-Schild im Stile der Alligator-Warnung aus dem Cover gehören. Ob es sich bei letzterem jedoch wirklich um „Metall“ handelt, ist fraglich, da es sich absolut nicht so anfühlt und auch nichtmagnetisch ist. Die Höhe und Breite des Digipaks – und somit auch die des „Metall“-Schildes - entspricht in etwa einem normalen Keep Case, ist jedoch noch einen kleinen Ticken größer. Insgesamt sind die Dreingaben von wertiger Natur, ob diese aber den stolzen Aufpreis gerecht fertigen, liegt wohl im Auge des Betrachters respektive eines jeden Sammlers.
Fazit
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Auch in der ultra-hochauflösenden Fassung macht der Mix aus Creature-Horror und Katastrophenfilm eine sehr gute Figur. Sattere Farben, ein an die Thematik angepasstes dunkleres Bild und ein gut eingestellter Schwarzwert sind hier die Hauptmerkmalspunkte, welche den Film von ihrer bisher besten Seite wiedergeben. Leider nutzte man nur nicht die Chance, den Tonspuren ein Upgrade auf einen modernen 3D-Sound zu verpassen, was hier sicherlich für noch mehr Atmosphäre gesorgt hätte. Der spannenden Geschichte tut dies aber keinen Abbruch, die unterhält auch bei der mehrfachen Sichtung immer wieder aufs Neue. Fans von Sammler-Editionen erhalten mit dem Digipak und dessen Dreingaben mal eine Veröffentlichung der etwas anderen Art. Schön wäre es natürlich auch gewesen, wenn man dem Titel vielleicht auch noch ein Mediabook sowie ein Steelbook beigelegt hätte. Aber wer weiß: Vielleicht kommt ja mit einem Gewissen Abstand nochmals eine Neuauflage und man bedient dann den Fan-Markt mit diesen Verpackungsvarianten.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro