Seit 2013 bringt Regisseur Ed Herzog mit schöner Regelmäßigkeit seine Verfilmungen der Eberhofer-Krimis auf der Grundlage der Bücher von Rita Falk auf die Bildschirme der Republik, und inzwischen hat es die Reihe mit Sebastian Bezzel in der Titelrolle sogar bundesweit in die Kinos geschafft. Nachdem die Reihe im letzten Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ein Jahr pausieren musste, hatten die Fans vermutlich inzwischen schon leichte Entzugserscheinungen, so dass die Rückkehr des Dorfsheriffs von Niederkaltenkirchen mit dem bisher besten Einspielergebnis der Reihe aufwarten konnte – was vermutlich auch ein bisschen darin begründet liegen mag, dass man den achten Teil der Reihe inzwischen bundesweit in den Kinos sehen konnte und nicht nur in ausgewählten Lichtspielhäusern mit begrenzter Laufzeit. So oder so, der aktuelle Film mit dem Titel „Guglhupfgeschwader“ liegt nun auf Blu-ray von Constantin/Highlight Communications im Vertrieb von Euro Video für den Heimkinomarkt vor und wir werfen jetzt einen Blick auf diese Veröffentlichung, um festzustellen, ob sich das Warten gelohnt hat.
Story
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Franz Eberhofer (S. Bezzel) steuert auf sein 10-jähriges Dienstjubiläum zu. Zeit zur Freude bleibt ihm allerdings nicht, denn im Dorf bricht um ihn herum an allen Stellen das blanke Chaos aus. Erst kommt da der unverhoffte Familienzuwachs und dann auch noch das organisierte Verbrechen, als die Geldeintreiber der Mafia kurzerhand beschließen, die frischgebackenen Guglhupfe der Oma (E. Fuchs) zu zerschießen. Eberhofer hat die Nase voll und nimmt die Ermittlungen auf, doch Rudis (S. Schwarz) neue Freundin Theresa (S. Reinsperger) treibt einen Keil zwischen das eingespielte Ermittlungsduo. Und als wenn das noch nicht genug wäre, bricht in Niederkaltenkirchen auch noch das Lottofieber aus und Susi (L. M. Potthoff) zwingt Franz dann auch noch eine Paartherapie auf...
Auch in „Guglhupfgeschwader“ bleibt die Filmreihe ihrem Rezept treu und präsentiert Lokalkolorit und bayerischen Humor in Reinkultur. Die Figuren bleiben sich selbst treu, gewinnen andererseits aber leider auch keine neuen Facetten dazu. Dabei wäre es gerade bei der Hauptfigur ein leichtes gewesen, diesen weiter zu charakterisieren und auszubauen, schließlich sind Franz und Susi inzwischen Eltern geworden. Allerdings wird deren Fähigkeit oder Unfähigkeit in dieser Hinsicht bestenfalls angerissen, denn man zieht den Nachwuchs gleich am Anfang des Films aus dem Verkehr und schickt das Kind auf Klassenfahrt. Schade. Andererseits bleibt dadurch natürlich auch mehr Zeit für den Rest, und der besteht – wie könnte es anders sein – aus saufen, streiten, versöhnen. Alles wie immer, aber doch nicht so ganz, denn mit Lotto-Otto und Theresa werden zumindest schon mal zwei neue Charaktere in die Handlung eingeführt, die sicherlich auch in den kommenden Filmen noch eine Rolle spielen werden.
Was Lotto-Otto angeht, zu dem Franz eine unerwartet tiefe Verbindung zu haben scheint, so wurde dieser mit Johannes Berzl perfekt besetzt. Warum, sollte man am besten selbst herausfinden, aber einen besseren Darsteller hätte man sicherlich nicht finden können. Für die Rolle von Rudis neuer Flamme Therese wurde die Wienerin Stefanie Reinsperger verpflichtet, die leider weit hinter ihren Möglichkeiten agiert. Ihr Charakter ist etwas zu oberflächlich und wird von Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Ed Herzog leider für einfache und oberflächliche Gags verheizt, was zwar ein gutes Stückweit lustig ist, aber mit etwas mehr Feingefühl noch deutlich besser hätte werden können. Generell steht der Humor, der zuweilen Slapstickartig, zuweilen derb aber immer irgendwie herzlich bleibt, auch hier wieder im Vordergrund. Es darf also herzlich gelacht werden, sogar mehr als bei den Vorgängerfilmen.
Der Kriminalfall, den es zu lösen gibt, ist diesmal in mehrerlei Hinsicht Grenzüberschreitend und für Eberhofer wird es auch diesmal wieder einmal persönlich, allerdings nimmt der eigentliche Fall, wie bei den vorherigen Filmen, nur einen verhältnismäßig geringen Platz ein, weil das Drumherum deutlich interessanter, unterhaltsamer und natürlich auch witziger ist, als die Lösung eines schnödes Verbrechens. Dennoch ist die Handlung in dieser Hinsicht recht spannend und mündet in einem Finale, wie es die Filmreihe noch nicht gesehen hat. Andererseits bedeutet dies aber auch, dass man sich mehr und mehr von der Bodenständigkeit verabschiedet, die zumindest in den ersten Filmen der Reihe noch peripher vorhanden war. Mit „Guglhupfgeschwader“ wandelt sich die Reihe noch einen Schritt mehr zur Comichaft überzeichneten Comedyshow mit Krimielementen, aber das muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein, sondern bereichert die triste deutsche Filmlandschaft in einem gewissen Maße, die zumindest den Fans klar zusagt. Hoffentlich folgen noch viele weitere Eberhof-Krimis in dieser Form, denn man hat sie schließlich nicht nur lieb gewonnen, sondern sie gehören fast schon ein wenig zur Familie, die teilweise schrägen Einwohner von Niederkaltenkirchen. Der nächste Fall mit dem Titel „Rehragout-Rendezvous“ befindet sich jedenfalls schon in der Produktion und wird hoffentlich im nächsten Jahr an dieser Stelle ausführlich besprochen.
Bildqualität
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Wie schon bei den Vorgängerfilmen ist das Bild, welches glasklar im Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vorliegt, ausgesprochen gut ausgefallen und überzeugt annähernd auf ganzer Linie. Die Schärfe bewegt sich durchgängig auf einem sehr hohen Niveau und bildet jedes noch so kleine Detail messerscharf ab. Die Farben sind kräftig und satt, dabei sehr natürlich und angenehm. Der Kontrast ist ebenfalls optimal eingestellt und bildet ein tiefes, sattes schwarz ab. Lediglich helle Flächen neigen dazu leicht zu überstrahlen, wobei es sich hierbei auch durchaus um ein Stilmittel handeln könnte. Im Schlussakt wechselt das Bild kurzzeitig in ein breiteres Format, um den Showdown wie einen Action-Western wirken zu lassen, was ebenfalls ausgesprochen gelungen ist. Alles in allen: eine sehr hochwertige Präsentation, an der es nur wenig auszusetzen gibt.
Tonqualität
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Der Ton liegt im deutschen Original in dts-HD Master Audio 5.1 vor und klingt ebenfalls hervorragend – gemessen an den Möglichkeiten einer Komödie. Die Dialoge sind jederzeit glasklar verständlich, allerdings überwiegend frontlastig. Die hinteren Kanäle dienen primär der musikalischen Untermalung, die auch hier wieder sehr gelungen ist und einem sogleich das Gefühl gibt wieder daheim zu sein. Die Surroundeffekte halten sich natürlich im Rahmen, wobei es hie und da dennoch ein paar gibt, die dann auch perfekt zuzuordnen sind. Der oben bereits erwähnte Showdown kann auch akustisch überzeugen und sorgt kurzzeitig für echtes Actionfeeling.
Ausstattung
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- Guglhupfgeschwader - Making Of
- Interviews
- B-Roll
- Gas, Wasser, Scheißdreck - Eberhofer MC's Feat Liquid
Im Bonusmaterial erwartet uns die von den Vorgängerfilmen her bekannte Mischung aus Information und Unterhaltung. Ein ausführliches Making-Of führt uns hinter die Kulissen und beleuchtet die Produktion. Hier erfahren wir einiges über die Spezialeffekte, das Tiertraining und über die Hintergründe zu ausgewählten Handlungselementen. Darüber hinaus bekommen wir auch wieder einige, zumeist eher oberflächliche, Interviews, eine B-Roll und das Musikvideo „Gas, Wasser, Scheißdreck“ in voller Länge zu sehen.
Fazit
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Die technische Seite des neuen Eberhofer-Krimis nimmt sich ebenso gut aus wie die Vorgänger und legt sogar noch ein wenig zu. Dem Bild fehlt nicht viel zur Referenzklasse und auch akustisch wird stellenweise einiges aufgefahren, obschon der Disc aufgrund des Genres hier natürliche Grenzen gesetzt sind. Im Bonussektor erwartet uns erneut die gewohnte Mischung aus Information, Spaß und Werbung. Der Film selbst bleibt der Linie ebenfalls treu und wird jeden Eberhofer-Fan mühelos zufriedenstellen. Spaß, Spannung und Familie, Lokalkolorit und sogar ein wenig Action. Was will man mehr? Bleibt zu hoffen, dass uns unser beliebter Dorfsheriff noch lange erhalten bleibt.
(Michael Speier)
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