Sage und schreibe 7 Jahre mussten Fans des außergewöhnlichen australischen Endzeit-Zombie-Krachers „Wyrmwood: Road of the Dead“ auf die nun endlich im Kaufhandel erscheinende Fortsetzung „Wyrmwood: Apocalypse“ warten. Aber nun ist es endlich so weit, und Capelight Pictures veröffentlich die ebenfalls von Kiah Roache-Turner inszenierte Fortsetzung in Form eines schicken Mediabooks, welche den Film auf 4k-UHD sowie auf Blu-ray Disc enthält. Und wer sich an den ersten Teil nicht mehr erinnern kann, oder ihn am Ende noch gar nicht gesehen hat, darf sich darüber freuen, dass auch dieser den Weg als Blu-ray Disc in das Set geschafft hat. Ob sich dar Warten gelohnt hat, und wie sich die Discs in technischer Hinsicht schlagen, klärt das nun folgende Review. Also: Anschnallen und los!
Story
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Der Soldat Rhys (L. McKenzie) wurde in das durch Zombies verseuchte Ödland Australiens entsandt, um dort Überlebende aufzuspüren, einzufangen und schließlich beim exzentrischen Surgeon-General (N. Boshier) abzuliefern, wo an einem Heilmittel gearbeitet wird. Eines Tages geht ihm die mysteriöse Hybridin Grace (T. Zalar), die halb Zombie und halb Mensch ist, ins Netz. Er bringt auch sie in den Militärbunker und glaubt, dass sie der Schlüssel zum Ende der Zombie-Apokalypse sein könnte. Kurz darauf spürt ihn aber Grace' Schwester Maxi (S. Barnes-Cowan) auf und klärt ihn über die wahren Absichten seines Auftraggebers auf. Nachdem Rhys die Augen geöffnet wurden, schließt er sich der Rebellengruppe an und schwört Rache...
Der erste Film „Wyrmwood: Road of the Dead“ kam damals quasi aus dem Nichts und schlug wortwörtlich ein wie eine Granate. Nicht nur, dass das zu dieser Zeit bereits festgefahrene Genre des Zombiefilms durch innovative und überdrehte Ideen enorm bereichert wurde, „Road of the Dead“ punktete auch mit einer unglaublichen Lässigkeit, einer Coolness und dem typisch-australischen Independent-Flair. All diese Überraschungsmomente besitzt die nun vorliegende Fortsetzung natürlich nicht mehr, denn schließlich ahnt man als Fan des ersten Teils bereits was kommt, aber dennoch schafft es Regisseur Kiah Roache-Turner, den Zuschauer wieder in seinen Bann zu ziehen.
Was man dem Film sofort ansieht ist das deutlich höhere Budget, zumindest sieht es danach aus. Das Grundgerüst ist derweil identisch mit dem Vorgänger, wird aber um zahlreiche Komponenten erweitert und – man höre und staune – ist tatsächlich noch ein ganzes Stückweit Cooler, Lässiger und Ausgeflippter als Teil 1. Es beginnt schon mit der Morgenroutine unseres Helden, der sich in der von Zombies überrannten Welt eine Art Zufluchtsort geschaffen hat, in welchem er die Untoten für sich arbeiten lässt. Das gesamte Setting erinnert an eine Mischung aus den beliebten Spielefranchises „Fallout“ und „Borderlands“ (dessen Verfilmung durch Eli Roth bereits geplant ist), nur mit dem Unterschied, dass alles noch deutlich verwahrloster und improvisierter aussieht. Das ist nicht nur Cool sondern auch extrem witzig, sofern man ein Faible für schwarzen, abgedrehten Humor hat, denn hier werden die Untoten als Motoren oder Sandsack verwendet, was auf den ersten Blick menschenverachtend anmuten mag, aber andererseits eben auch wieder nicht. Man sollte auf jeden Fall nicht allzu zart besaitet sein, denn der Film ist nicht nur makaber und böse, sondern auch ausgesprochen brutal und blutig. Die Gore-Effekte – und davon gibt es reichlich – können sich auch sehen lassen, und die Masken der Monster stehen denen der Erfolgsserie „The Walking Dead“ in nichts nach, sondern sind im Gegenteil sogar noch deutlich gelungener. Auch dieser Punkt weist darauf hin, dass den kreativen Köpfen deutlich mehr Mittel zur Verfügung standen als beim Erstling.
Das einzige Manko, wobei man dies auch nur bedingt so nennen kann, ist die etwas sprunghafte Handlung, die sehr gestrafft wirkt und erkennen lässt, dass die Grundidee der Fortsetzung eine Serie war, die deutlich mehr Handlungszeit gehabt hätte als ein Spielfilm. Das die Serie nicht zustande gekommen ist, ist auch einer der Gründe, warum wir so lange auf die Fortsetzung warten mussten. Zudem ist die Tatsache, dass wir einen Film statt einer Serie bekommen haben, Fluch und Segen gleichermaßen, denn während eine Serie im enormen Überangebot sicherlich untergegangen wäre und inszenatorisch möglicherweise auch nicht in vollem Umfang hätte punkten können. Als Beispiel sei hier die Serie „Blood Drive“ genannt, die man Freunden des hier vorliegenden Films und dessen Vorgänger an dieser Stelle wärmstens an Herz legen kann. Allerdings gingen dieser Serie mit zunehmender Episodenzahl am Ende die Ideen aus, und auch bei einer etwaigen Wyrmwood-Serie hätte das sehr leicht passieren können.
Bildqualität
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Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2:39:1 vor und setzt, genau wie Teil 1, auf zahlreiche Stilmittel, die objektiv betrachtet nicht so richtig gut aussehen, dem Film aber genau den Touch und das Feeling verleihen, das ihn so einzigartig macht. So sollte man sich also weder über die teilweise unnatürlichen, übertriebenen Farben echauffieren, noch sollte man die teilweise arg unruhige Kameraführung kritisieren. All das ist genau so gewollt ist und stellt unterm Strich keinen Mangel dar. Die Schärfe bewegt sich auf einem ordentlichen Niveau und auch wenn der Kamerafokus nicht immer ganz optimal ist und hie und da für ein paar Unschärfen sorgt (was aber ein Fehler ist, den man im Nachhinein nicht wieder ausbügeln kann), macht die Blu-ray Disc unterm Strich einen verdammt guten Eindruck. Leider machen sich vereinzelt Kompressionsspuren bemerkbar, und auch der Schwarzwert ist nicht immer ganz optimal, weshalb wir an dieser Stelle ein paar Punkte abziehen. Bei schnellen Bewegungen zieht das Bild ein wenig nach und ruckelt minimal, was ebenfalls nicht so gewollt sein dürfte. Keinen Abzug gibt es indessen für die Stilmittel, denn auch wenn das Bild subjektiv nicht gut ist, schaut es doch exakt so aus, wie der Regisseur es mutmaßlich haben wollte.
Bild 4k UHD
Die 4k-UHD-Blu-ray Disc verfügt sowohl über HDR10 und HDR10+ und zeigt sich ebenfalls von ihrer besten Seite. Im direkten Vergleich zur Blu-ray Disc ist die Schärfe hier deutlich höher und lässt die Blu-ray verhältnismäßig alt aussehen. Nicht nur die Feinheiten der Kostüme, Waffen und sonstigen Ausstattung kommen hier besser zur Geltung, auch das Allgemeinbild wirkt deutlich lebendiger. Die Farben sind auch hier kräftig und knallig, allerdings im Verhältnis etwas natürlicher und ausgewogener, gleichzeitig natürlich – durch den erweiterten Farbraum – etwas nuancierter. Kurzum: Die 4k macht im Vergleich einen deutlich besseren Eindruck und ist obendrein sogar ein wenig heller eingestellt als die BD, liefert gleichzeitig aber satteres Schwarz. Die Kompressionsspuren und das Ruckeln gibt es hier ebenfalls nicht zu bemängeln, so dass man unterm Strich sagen kann, dass die 4k in diesem Fall die deutlich bessere Wahl darstellt – wobei die Wahl ja im Grunde genommen gar nicht besteht, da es keine aktuell ja gar keine separate Blu-ray Veröffentlichung gibt.
Tonqualität
Der Ton liegt sowohl in deutscher Synchronfassung als auch im englischen Original sowohl auf der Blu-ray Disc als auch auf der 4k-UHD-Scheibe in dts-HD Master Audio 5.1 mit optional zuschaltbaren Untertiteln in beiden Sprachen vor. Gleich vom ersten Moment an fährt die Akustik auf Höchstleistung und präsentiert satte Bässe, zahlreiche Surroundeffekte und „matschige“ Sounds, die schon fast als ASMR für Sadisten durchgehen. Sauber! Dabei bleiben die Dialoge jederzeit gut verständlich, auch, wenn es ordentlich zur Sache geht. Ein Nachregeln der Lautstärke wird hin und wieder dennoch notwendig, es sei denn, man möchte Gefahr laufen, die Nachbarn auf der Matte stehen zu haben, denn die wuchtigen Motorengeräusche und die Detonationen der Waffen haben es lautstärketechnisch ordentlich in sich.
Ausstattung
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- Making Of (37:29 Minuten)
- Trailer
- Bonus-Blu-ray Disc
- Wyrmwood: Road of the Dead (98:26 Minuten)
- Audiokommentar
- 10 Entfallene Szenen (19:08 Minuten)
- Making of (49:28 Minuten)
- Kurzfilm: "Wyrmwood Chapter One" (8:13 Minuten)
- Meet the Filmmakers (6:13 Minuten)
- Wyrmwood: An Aussie Zombie Film (4:15 Minuten)
- Webclips
- Trailer
Der Hauptfilm enthält als einziges Extra (neben dem obligatorischen Trailer) ein ausführliches Making-of, welches uns tiefe Einblicke in die Produktion gewährt. Auch wenn es sich hierbei „nur“ um ein einzelnes Feature handelt, ist der Informationswert und Spaßfaktor höher, als bei manch „gut ausgestatteten“ Big-Budget Produktion auf einer Scheibe eines Mayors. Wie schon häufiger hat Capelight die fehlenden Extras ausgebügelt, indem sie eine Bonus-Disc mit in das Mediabook packen, und während die Disc in Fällen wie „Moby Dick“ oder „Dotterbart“ mitunter recht beliebig wirkten, sieht es hier gänzlich anders aus. Als Bonus bekommen wir nämlich die Tiberius-Blu-ray zum ersten Teil „Wyrmwood: Road of the Dead“, inklusive dem kompletten Bonusmaterial der Scheibe, obendrauf. Alleine hierfür gibt es schon mal ordentlich Punkte obendrauf.
Fazit
Sowohl akustisch als auch visuell macht „Wyrmwood: Apocalypse“ eine verdammt gute Figur, und das sowohl auf Blu-ray Disc, als auch auf 4k-UHD. Aufgrund der zahlreichen Stilmittel schaut der Film zwar subjektiv betrachtet nicht sehr gut aus, aber das ist alles ist gewollt und unterm Strich dankenswert. Dankenswert ist auch, dass man dem Mediabook den Originalfilm beigelegt hat, auch wenn Fans den Titel gewiss schon in der Sammlung haben.
Die Fortsetzung schafft es, dem großartigen Vorgänger gerecht zu werden und setzt sogar hie und da noch einen drauf. Wer abgefahrene Endzeit-Zombie-Action sucht, der wird vermutlich nichts Besseres, Cooleres und Abgefahreneres finden als „Wyrmwood“. Man sollte allerdings einen guten Magen haben und auch ansonsten nicht zart besaitet sein, denn die beiden Filme sind kompromisslos, dreckig, zynisch und ausgesprochen brutal. Man könnte fast von einem Geheimtipp reden, wenn die Fangemeinde nicht bereits so groß wäre. Und mit Sicherheit wird sie nach dieser Veröffentlichung noch ein wenig anwachsen.
(Michael Speier)
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