Bereits bei seiner Premiere und der ersten Heimkinoauswertung konnte David Robert Mitchells Mystery-Thriller „It Follows“ aus dem Jahr 2014 sowohl das Publikum, als auch die Kritiker weitestgehend überzeugen, und das, obwohl der Film auch massiver Kritik ausgesetzt war, weil er eben komplett anders war, als die üblichen Horrorfilme zu dieser Zeit. Inzwischen haben sich die Gewohnheiten und Vorlieben, nicht zuletzt dank James Wans „Conjuring“-Franchise, massiv geändert. Im Rahmen ihrer Repack-Reihe bringt Cinestrange Extreme den Film, der bereits in Form diverser Sonderverpackungen auf Blu-ray Disc ausgewertet wurde, nun in Fünf verschiedenen, jeweils limitierten und nummerierten Mediabooks erneut auf den Markt. Was der Film zu bieten hat und wie sich die im Set enthaltene Blu-ray Disc aus technischer Sicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Kurz nachdem die 19jährige Jay (M. Monroe) mit ihrer Bekanntschaft Hugh (J. Weary) Sex hatte, offenbart ihr Partner ihr, dass er ihr einen Fluch per Sex übertragen hat. Fortan wird Jay Schritt für Schritt von einem, für alle anderen unsichtbaren Wesen verfolgt, dass sie töten wird, sobald es sie erreicht. Der einzige Weg den Fluch zu brechen besteht darin, ihn mittels Geschlechtsverkehr an eine andere Person weiterzugeben, allerdings würde das bedeuten, dass Jay zum einen für den Tod eines anderen Menschen verantwortlich wäre, und zum anderen wendet sich das Wesen nach der Tat wieder dem vorherigen Opfer zu…
Der Film von Regisseur David Robert Michell, der auch das Drehbuch verfasste, bedient sich einer simplen aber irgendwo genialen Prämisse: Ein sexuell übertragbarer Fluch, der mutmaßlich nicht gebrochen, wohl aber weitergegeben werden kann, womit der Betroffene – zumindest vorerst – „aus dem Schneider“ ist. Das erinnert ein wenig an „The Ring“, ist dann aber doch etwas völlig Anderes. Die Kreatur, die der verfluchten Protagonistin unaufhaltsam, aber immerhin „nur“ im Schritttempo folgt, kann nur von jenen gesehen werden, die selbst von dem Fluch betroffen sind. Dadurch, dass das Wesen zudem jede beliebige Gestalt annehmen und in Sekundenschnelle wechseln kann, entsteht eine extrem bedrohliche Atmosphäre der permanenten Bedrohung. Um zu veranschaulichen, was mit jenen passiert, die von dem Wesen eingeholt werden, bekommen wir am Anfang ein völlig derangiertes Opfer zu sehen. Leider erfahren wir weder etwas über den Ursprung des Fluchs, noch werden weitere Informationen darüber bekannt. In dieser Hinsicht lässt der Film einiges an Interpretationsspielraum offen, ist aber dadurch auch ein wenig unbefriedigend.
Inszenatorisch bleibt Mitchell sehr konventionell, um nicht zu sagen, er orientiert sich massiv an bekannten Genregrößen, wobei insbesondere die Werke von John Carpenter einen enormen Einfluss auf die Optik des Films hatten. Setting, Atmosphäre, Ausstattung, Figuren und selbst die Zeit der Handlung (wobei zu keiner Zeit im Film auf die genaue Handlungszeit Bezug genommen wird – der Film könnte in den 1960er oder 70er Jahren spielen, worauf das im Film angesprochene Kinoprogramm und die Ausstattung der Häuser schließen lässt, aber letztendlich spielt es überhaupt keine Rolle) erinnern sehr an Filme wie Carpenters „Halloween“. Auch akustisch orientiert man sich sehr an Carpenter: Der Soundtrack von Disasterpeace aka Rich Vreeland klingt unglaublich vertraut und bietet doch etwas Eigenständiges. Das Gleiche gilt für die hervorragende Kameraarbeit von Kameramann Nick Giolakis. Diese ist mitunter sehr gelungen und hebt den Film weit über das Normalmaß ähnlicher Produktionen hinaus. So bewegt sich die Kamera mehrfach um die eigene Achse, während man als Zuschauer auf jede sich ändernde Kleinigkeit achtet, oder es werden Bilder eingesetzt, die beinahe schon an Italowestern erinnern, in denen die Helden oder Schurken in sich langsam aufteilenden Gruppen ein Gebäude oder ähnliches umstellen. Die Summe aller Teile macht „It follows“ zu etwas, das man zwar zu kennen glaubt, aber dann doch nicht wirklich kennt – genau wie der tödliche Fluch.
Nun ist eine gute Inszenierung allerdings leider nicht alles, und auch wenn der Film handwerklich nahezu perfekt ist, gibt es dennoch einige Mankos, über die man nicht wirklich hinwegsehen kann. Das größte Problem sind hier die zahlreichen Logiklöcher, auf die an dieser Stelle nicht explizit eingegangen werden kann, ohne Elemente der Handlung zu spoilern. Wenn aber etwas so augenscheinlich unsinnig ist, dass es einem sofort ins Auge sticht, dann kann einem das den Spaß am Film durchaus schmälern. Ein weiteres und leider extrem großes Manko – zumindest aus der subjektiven Sicht des Rezensenten – stellt die Tatsache dar, dass über den Fluch, dessen Herkunft oder darüber, ob und wie man ihn tatsächlich brechen kann, überhaupt kein Wort verloren wird. Er ist einfach da, und er lässt sich nicht besiegen… oder eben doch, denn das Ende des Films ist relativ offen. Gehen wir nun also davon aus, dass es den Helden gelungen ist, den Fluch letztendlich zu besiegen, so müsste man an dieser Stelle kritisieren, dass die Art und Weise, wie der Fluch gebrochen wird, äußerst albern, um nicht zu sagen unbefriedigend geschieht, und man sich vieles, was vorher geschehen ist, absolut hätte sparen können. Nichtsdestotrotz macht „It follows“ Spaß und unterhält auf seine eigene Art und Weise, und da frischer Wind in diesem Genre noch immer sehr selten ist, kann man „It follows“ absolut als Tipp weiterempfehlen.
Bildqualität
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Das klare Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 vor und ist weitestgehend sehr gut ausgefallen. Gerade in taghellen Szenen erreicht man hier fast sogar Spitzenwerte. Die Schärfe bewegt sich in besagten Szenen auf einem hervorragenden Niveau und bildet auch kleinste Details messerscharf ab. Anders sieht es allerdings in dunkleren Szenen aus. Hier machen sich immer wieder weichere Abschnitte bemerkbar, und dunkle Flächen neigen auch ein wenig zu dezentem Bildrauschen. Darüber hinaus wirkt das Bild hier mitunter ein wenig matschig. Die Farben sind in erdigen Tönen gehalten, die den Stil der 1970er Jahre zu kopieren versuchen, was auch weitestgehend gelingt, aber eben nicht immer ganz natürlich aussieht. Da es sich hierbei aber um ein gewolltes, und in späteren Genrefilmen immer wieder gern kopiertes Stilmittel handelt, kann und darf man dies nicht ankreiden. Der Kontrast geht so weit in Ordnung und auch der Schwarzwert liefert solide, wenn auch ausbaufähige Werte. Leider zieht das Bild bei schnelleren Schwenks ein wenig nach, was zu einem weiteren Bildabzug führt. Hier würde sich – eingedenk des Erfolgs und der Qualität des Films – eine neue UHD-Aufwertung anbieten.
Tonqualität
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Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master Audio 5.1, sowie zusätzlich in einer deutschen 2.0 Abmischung auf der Disc vor. Optional lassen sich deutsche Untertitel hinzuschalten. Was sofort auffällt, ist, dass die Dialoge sehr leise ausgefallen sind, was sich zwar mittels der Lautstärkeregler leicht einpegeln lässt, allerdings haben wir dann das Problem, dass der sehr stimmungsvolle Soundtrack, sowie die Soundeffekte übertrieben laut wiedergegeben werden. Abgesehen davon sind die Dialoge sehr gut verständlich, lediglich die Abmischung hätte etwas Feinschliff nötig gehabt. Das Problem besteht übrigens auch bei der 2.0 Abmischung, deren Sinn und Zweck sich an dieser Stelle absolut nicht erschließt. Die 5.1 Abmischung hingegen wartet mit zahlreichen Surroundeffekten auf, selbst in Szenen, in denen die hinteren Kanäle keinen nennenswerten Beitrag zur Handlung beitragen. Hier bekommen wir stattdessen Ambientgeräusche zu hören, die dem Zuschauer ein schönes Mittendrin-Gefühl vermitteln.
Ausstattung
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- Audiokommentar von Filmkritiker Scott Weinberg
- Interview mit Soundtrack-Komponist Disasterpeace
- Trailer
Das Herzstück des Bonussektors bildet ein Audiokommentar des Filmkritikers Scott Weinberg, der allerdings separat angewählt werden muss und nicht über die Audioauswahl erfolgen kann. Folglich startet der Film in diesem Fall neu und es ist beispielsweise nicht möglich, während des Films zu einer bestimmten Szene entsprechende Hintergrundinformationen zu erhalten, von denen Weinberg und seine Kollegen, die er telefonisch in den Kommentar mit einbindet, haufenweise in Petto hat. Erfreulicherweise wurde der Kommentar optional deutsch untertitelt. Darüber hinaus gibt es noch ein Interview mit dem Soundtrack-Komponisten zu sehen, in welchem dieser von seinen Inspirationen berichtet.
Fazit
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Die im Set befindliche Blu-ray Disc entspricht derjenigen, die bereits vor Jahren in diversen Formen ihren Weg auf den deutschen Markt fand, aber da diese im Großen und Ganzen mehr als solide war, und Cinestrange Extreme nie einen Hehle daraus gemacht hat, dass sie im Rahmen ihrer „Repack Edition“ Veröffentlichungen lediglich Repacks in schicken Sonderverpackungen veröffentlichen, gibt es daran nicht viel auszusetzen.
Der Film selbst ist ein spannendes Stück Genrekino, dass mit damals gängigen Konventionen bracht und sich gleichzeitig dennoch optisch wie inszenatorisch an den Genregrößen, allen voran den Werken von John Carpenter – orientiert. Herausgekommen ist ein unterhaltsames Stück Gruselkino, dass nun in Form von sammelwerten Mediabooks erneut veröffentlicht wird. Wer den Film noch nicht besitzt kann hier bedenkenlos zugreifen, und jeder, der das nicht tut, und ein Faible für gruselige Unterhaltung hat, sollte unbedingt einen Blick riskieren.
(Michael Speier)
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