Extreme-Sportarten erfreuen sich schon seit langem immer größerer Beliebtheit, da ist es also kein Wunder, dass auch Hollywood zahlreiche dieser aktiven Trends auch für die große Leinwand adaptierte. Eine dieser sportlichen Aktivitäten ist dabei vermutlich schon älter als das Medium Film selbst, erklimmt der Mensch doch seit er aufrecht gehen kann die höchsten Geländepunkte, die er finden kann. Gemeint ist natürlich das Bergsteigen, welches schon seit frühsten Kinotagen seinen festen Platz in den Lichtspielhäusern dieser Welt hat und von Zeit zu Zeit immer mal wieder ein Revival erfährt. Genau zur Millenniumwende erschien mit „Vertical Limit“ ein Titel, der mit der Besteigung des K2, seines Zeichens zweithöchster Berg der Erde, auf ein neues Level bringen sollte. Der Film selbst erschien bereits 2007 auf Blu-ray, erfährt nun aber durch Publisher Cinestrange Extreme ein Repack in gleich drei Mediabook-Varianten. Auch wenn es sich bei der Disk leider um die schon bekannte Auflage handelt, soll der Film an dieser Stelle dennoch mit einem Review gewürdigt werden, denn der packende Thriller in luftiger Höhe weiß auch gut 22 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung für einen spannenden Filmabend zu sorgen.
Story
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Das Geschwisterpaar Peter (C. O’Donnell) und Annie Garret (R. Tunney) muss bei einem gemeinsamen Kletterausflug mitansehen, wie ihr Vater durch einen Unfall ums Leben kommt. Während sich Peter die Schuld für den Tod gibt und fortan sein Heil in der Arbeit als Tierphotograph sucht, möchte Annie das Ansehen ihres Vaters aufrechterhalten und stürmt die größten Gipfel dieser Welt hinauf. Jahre später treffen sich die beiden am Fuße des K2 wieder, von wo aus Annie eine Expedition für den Millionär Elliot Vaughn (B. Paxton) vorbereitet. Trotz guter Vorbereitungen und kundiger Führer gerät die Gruppe jedoch in schlechtes Wetter. Bergführer Tom Mclaren (N. Lea) stürzt zusammen mit Annie und Vaughn in eine Eisspalte ab, in der sie zudem von einer Lawine verschüttet werden. Peter setzt nun alles daran, seine Schwester zu bergen und bricht gemeinsam mit dem erfahrenen Bergsteiger Montgomery Wick (S. Glenn) sowie einem 4-köpfigen Team zu einer Rettungsmission auf. Doch der Weg hinauf an die Spitze des K2 ist auch für die Retter mit zahlreichen Gefahren gesät - erst recht, weil die Gruppe eine Ladung Nitroglycerin zum Freisprengen der Verletzten mit sich führt. Doch ihnen bleiben nur 36 Stunden Zeit, bevor der Sauerstoff- und Flüssigkeitsmangel die Verschütteten zum Tode verurteilt.
Mit seinem Mix aus Bergsteigerdrama sowie Action- und Abenteuerfilm kreierte Regisseur Martin Campbel - welcher zuvor Pierce Brosnan in der Rolle eines bekannten britischen Doppel-Null Agenten sowie den Peitscheschwingenden Antonio Banderas in der Rolle eines maskierten Rächers inszenierte - eine Achterbahnfahrt des Bergsteiger-Genres für die große Leinwand. „Vertical Limit“ war zunächst Insider-Gerüchten zufolge als der Fortsetzung für den Sylvester Stallone Action-Kracher „Cliffhanger“ angedacht, entwickelte sich dann aber zu einem eigeneständigen Projekt, welches mit Chris O’Donnell, Robin Tunney, Scott Glenn und Bill Paxton namhaft besetz wurde. In den Charakteren eines Geschwisterpaares suchten O’Donnell und Tunney von ihren zuvor eher mäßig und in die Kritik geratenen Rollen loszukommen und mit den anstrengenden Dreharbeiten und fordernden Darbietungen wieder beim Publikum zu punkten. Das Verhältnis der Geschwister wird dabei auf eine harte Probe gestellt, wurden beide doch bei einem gemeinsamen Klettergang in einen Unfall verstrickt, bei dem ihr Vater sein eigenes Leben opferte, um das seiner Kinder zu retten. Beide verarbeiten diesen tragischen Verlust auf unterschiedliche Weise, denn während Peter im Grunde nichts mehr mit Bergsteigen zu tun haben möchte und fortan als Tierphotograph arbeitet, versucht Annie mit immer extremeren Expeditionen ihrem Vater auf den Gipfeln der höchsten Berge dieser Erde nah zu sein. Jahrelang hat das Duo keinen Kontakt zueinander, ehe sich die Wege der beiden eher zufällig im Basislage am Fuße des K2 erneut kreuzen.
Hier laufen gerade die Vorbereitungen zum Gipfel-Aufstieg, welchen Bill Paxton in der Rolle des extrem ehrgeizigen Millionärs Elliot Vaughn als PR-Gag nutzen möchten, um einer Maschine seiner Airline beim Jungfernflug über den Gipfel des K2 zu zuwinken. Vaughn scheut weder Kosten noch Mühen, um seinem Vorhaben Ausdruck zu verleihen. So schafft man die teuerste Ausrüstung und die besten Fachleute zum K2, zu denen auch Bergführer Tom McLaren gehört, in dessen Rolle Nicholas Lea schlüpft. Doch es kommt wie es kommen muss und trotz sorgfältiger Vorbereitungen macht die Natur der Expedition einen Strich durch die Rechnung: McLaren, Annie und Vaughn geraten in eine Lawine und müssen aus einer verschütteten Eisspalte befreit werden. Bruder Peter macht sich zusammen mit dem erfahrenen Bergsteiger Montgomery Wick, gespielt von Hollywood-Star Scott Glenn und einer illustren 4-köpfigen Gruppe Freiwilliger auf zum Unglücksort in luftiger Höhe. Auch die Nebenrollen sind hier mit bekannten Gesichtern besetzt und so wird O’Donnell von Izabella Scorupo, Alexander Siddig, Ben Mendelsohn und Steve Le Marquand begleitet. Scorupo spielt die angehende Ärztin Monique, welche mit der spontan bereitgestellten Geldsumme von 500.000 Dollar, die jedem freiwilligen von Vaughns Firma zur Rettung ihres Chefs gezahlt wird, wieder zurück nach Paris, um dort ihr Medizinstudium zu beenden. Als Kareem Nazir möchte Alexander Siddig seinem ebenfalls am Unglück beteiligten Cousin die Ehre erweisen, während Mendelsohn und Le Marquand als nach Action gierendes Brüderpaar Malcom und Cyril Bench sich diese heiße Show einfach nicht entgehen lassen können und mit flotten Sprüchen den Humoranteil des Action-Abenteuers liefern.
Martin Campbell inszenierte seinen Film in einem rasanten Tempo, sodass trotz einer Laufzeit von knapp 125 Minute zu keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Hier geht es Schlag auf Schlag und sämtliche Klischees des Bergsteigerfilms werden im Nu abgearbeitet. Es ist echt schon verwunderlich, in welche Extrem-Situationen alle Beteiligten geraten, nimmt man doch vom schlagartigen Wetterwechsel, über einbrechende Schneedecken, wegbrechende Klippen, abgehende Lawinen, abreißende Sicherungen sowie eisige Kälte so ziemlich alles auf einmal mit, was einem Bergsteiger passieren kann. Und wäre das nicht alles schon genug, würzt Campbell seinen Cocktail obendrauf noch mit hoch sensiblen und ebenso explosiven Nitroglycerin, einer alten Fehde zwischen zwei der Beteiligten, sowie dem angespannten Verhältnis der beiden Geschwister und einem durchtriebenen Millionäre, der zu allem fähig ist, solange er am Ende sein Ziel erreicht. Aber auch wenn sich das jetzt zunächst ein wenig wirr, zudem noch überladen liest, muss man Campbell gestehen, dass er dies alles wunderbar unter einen Hut bekommt und zu einem spannenden wie kurzweiligen Tripp auf den K2 zusammen mischte. Hier zittert man von Anfang bis Ende mit den Protagonisten mit, sei es vor Kälte oder eben den physischen Anspannungen, welche die „Kletterpartie mit ungewissen Ausgang“ mit sich bringt. Wie eingangs schon erwähnt, hat der Film auch über die Jahre nichts von seiner Faszination verloren und begeistert auch heute noch immer wieder aufs Neue. Hier heißt es: Popcorn & Getränke raus, festgurten und festhalten, es folgt ein mitreißender Tripp über den zweithöchsten Berg der Welt.
Bildqualität
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Wie eingangs schon erwähnt handelt es sich bei dieser Mediabook-Veröffentlichung aus dem Hause Cinestrange Extrem lediglich um Repack der schon bekannten Disk. Leider nutzte man hier die Chance nicht, um das Action-Abenteuer-Spektakel in einer remasterten Form oder gar in einer ultra-hochauflösenden Fassung auf den Markt zu bringen. Genau das hätte die Blu-ray nämlich durchaus nötig gehabt, liefert man beim Bild doch eher durchschnittliche Qualität. So richtig scharf und detailliert wird das Bild höchsten in Close-Ups, die im Studio gedreht worden sind. Sobald CGI hinzukommt, oder es in die Außenaufnahmen geht wird alles leicht unscharf und weich. Hinzu kommt ein leichtes Filmkorn, das gerade vor hellen Hintergründen zu einem unruhigen Bild führt – und von denen gibt es eben aufgrund der vielen Schnee- und Eisbedeckten Fläche einiges. Die schon erwähnten CGI-Effekte sind leider heutzutage nicht mehr ganz up-to-date und oftmals recht schnell zu entlarven, sodass doch des Öfteren auffällt, dass die Protagonisten vor Pappmaschee-Wänden kraxeln. Farblich hingegen bieten man oftmals einen guten Kontrast, der vor allem bei den vielen bunten Ausrüstungsgegenständen, wie Zelten, Jacken und Rücksäcken zur Geltung kommt. Insgesamt also nur eine solide Leistung, der man wirklich gern mal ein Upgrade spendieren dürfte.
Tonqualität
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Deutsch DTS 5.1
Englisch DTS 5.1
Bei der akustischen Umsetzung fällt zunächst auf, dass diese sowohl bei der deutschen Synchronisation wie auch beim englischen Originalton recht leise ausgefallen ist. Es empfiehlt sich daher ein beherzter Dreh am Lautstärkeregler, um vor allem im späteren Verlauf die leiseren Dialoge einwandfrei zu verstehen. Ebenfalls erst mit höherem Pegel kommen die Surround-Effekte zur Geltung, die sich vor allem bei Windgeräusche, beim Dröhnen der Lawinen oder den Nitro-Glycerin Explosionen passend über die Surround-Lautsprecher verteilen. Leider darf der Subwoofer hier nicht noch druckvoller zu packen, was die Kanonenschüssen des pakistanischen Militärs oder die schon genannten Explosionen und Lawinen-Abgänge nämlich durchaus verdient hätten. Ein Vergleich beider Tonspuren zeigt, dass alle auf dem gleichen Niveau liegen, was (mangelnde) Pegelstärke und Dynamik betrifft. Somit ist es auch hier schade, dass man dem Titel nicht ein akustisches Upgrade verpasst, denn gerade mit einem modernen 3D-Sound würde man das Ganze nochmals wesentlich atmosphärischer gestalten.
Ausstattung
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Was das Mediabook mit Cover-Variante C im Detail zu bieten hat, stellt Chefredakteur Michael Speier in einem Unboxing-Video vor:
As Easy As Falling Off A Cliff (5:05 Min.)
Avalanche (3:21 Min.)
Peak Performance (3:03 Min.)
The Death Zone (3:29 Min.)
The Elixir Of Life (4:06 Min.)
Vertigo Magic (5:28 Min.)
Making Of (24:02 Min.)
Trailer (2:07 Min.)
Bildergalerie (2:04 Min.)
Den Auftakt des Bonus-Materials bildet ein Beitrag zum Klettertraining der Hauptdarsteller, welche hier auch in kurzen Interviews zu sehen sind, in denen sie von den ersten Begegnungen mit dem Klettersport berichten. Das nächste Feature befasst sich mit Schneelawinen und den Erlebnisberichten eines Augenzeugen. Zudem sieht man hier, wie die im Film vorkommende Lawine gefilmt wurde. Weiter geht es mit einem Beitrag zur Faszination des Bergsteigen und was die Kletterer immer wieder dazu bewegt, in luftige Höhen aufzusteigen und sich den Gefahren auszusetzen. Was die Todeszone mit dem Körper eines Menschen macht und welche Voraussetzungen es benötigt, diese Belastungen zu überstehen, steht im nächsten Feature im Mittelpunkt. Das gefährliche Lungenödem wird in einem weiteren Beitrag näher beschrieben. Wie es dazu kommen kann, wie sich der Betroffene dabei fühlt und wie man es behandeln kann, wird hier gezeigt. Mit dem Vergleich von Storyboard-, Previsualization - und fertigen Aufnahmen geht es weiter, ehe ein Making-of die Filmerstellung im Gesamten etwas genauer beleuchtet. Hier kommen Cast & Crew ausführlicher zu Wort und berichten über die teils sehr fordernden Dreharbeiten. Zum Abschluss der Extras gibt es dann noch den deutschen Trailer sowie eine Bildergalerie.
Das Mediabook kommt mit einem 24-seitigem Booklet daher, in dem Autor Christoph N. Kellerbach zunächst einen groben Überblick über das Genre der Bergsteigerfilme gibt. Sollte sich hier nach dem Anschauen des Hauptfilms noch die Lust auf weitere Filme dieser Art gebildet haben, so listet Kellerbach hier für jeden Geschmack – von alt bis neu, von realistisch bis Effekt-lastig - einige Klassiker auf, die sicherlich einen Blick wert sind. Weiters erfährt man hier einiges zu der Entstehung des Drehbuchs, dessen Umsetzung in bewegte Bilder sowie dem beteiligten Cast. Durchaus interessante Einblicke, sodass sich ein Lesen des Booklets durchaus lohnen sollte
Fazit
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Der Mix aus Bergsteigerdrama sowie Action- und Abenteuerfilm macht inhaltlich auch anno 2022 noch eine sehr gute Figur. Auch wenn man hier auf die Beachtung der physikalischen Gesetze verzichtete und einige Logiklöcher sein mussten, um die Geschichte voranzutreiben, so bietet der Film satte 125 Minuten Adrenalin pur, geht es doch in einem durchweg hohem Tempo voran. Hochspannung und Action sind hier garantiert, sodass einem kurzweiligen Filmabend nichts im Wege stehen sollte. Etwas weniger euphorisch sieht es hingegen bei der technischen Umsetzung aus: Es handelt sich bei dieser Veröffentlichung nämlich lediglich um ein Repack der schon bekannten Blu-ray, welche man keiner Überarbeitung unterzog. Dabei hätten es sowohl das Bild mit seiner doch nicht immer ganz scharfen Darstellung als auch der zu leise und drucklos abgemischte Ton sehr wohl verdient, auf ein aktuelles Level angehoben zu werden. Hoffentlich nimmt sich hier jemand mal dieses Titels an und bringt ihn in ultra-hochauflösender Fassung mit einem modernem 3D-Sound. Denn letztendlich bringt diese Veröffentlichung hier wieder nur einen Anreiz für Verpackungssammler, welche zumindest durch das recht ansehnlich gestalteten Mediabook Interesse zum Kauf entwickeln könnten.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro