Im Jahr 2006 gab es gleich drei Filme, die in Europa für Furore sorgten und deren Ruf sich bis nach Hollywood herumsprach: Das Leben der Anderen, Pan’s Labyrinth und der fantastisch fotografierte Children of Men von Regisseur Alfonso Cuaron (Harry Potter 3 , Great Expectations). Der mit knappen Budget realisierte Children of Men weist eine erstklassige Besetzung auf und dazu eine Cinematografie, die angesichts der Geldmittel von rund 50 Mio $ kaum möglich erscheint – so einfallsreich, innovativ und beeindruckend ist die Verfilmung von P.D. James’ (Cameo Auftritt im Film) Erzählung von Cuaron und seinem Kameramann Emmanuel Lubetzki in Szene gesetzt. Obwohl er die Auszeichnung als bester Ausländischer Film nicht gewann, verstärkte schon die Nominierung für den Oscar die Mundpropaganda für die düstere Zukunftsvision und ließ dem bis dato nur in Filmkreisen als Geheimtipp geltenden Werk größere Beachtung zuteil werden. Nun bringt Universal Pictures Home Entertainment das cineastische Meisterwerk in Form von zwei limitierten und nummerierten Mediabooks auf den heimischen Markt. Grund genug uns noch einmal mit dem Film auseinanderzusetzen.
(Die technische Review wurde übernommen, da es sich hier um ein Repack handelt)
Story
London im Jahr 2027: Die Welt ist in Chaos versunken. Hoffnungslosigkeit, Chaos und Apathie beherrschen die Menschen im totalitären Großbritannien – einem der wenigen Staaten in denen es trotz täglicher Terroranschläge überhaupt noch eine staatliche Gewalt und Ordnung gibt. Die Menschheit ist unfruchtbar geworden; seit fast 2 Jahrzehnten können Frauen keine Kinder mehr bekommen. Auch künstliche Befruchtungen und andere Experimente zeigen keinerlei Erfolg - die Menschheit steht vor dem Aussterben. Theo Faron (C.Owen), desillusionierter ehemaliger politischer Aktivist, übernimmt seiner Exfrau zuliebe den Auftrag eine Immigrantin mit gefälschten Papieren durch das Land zu schleusen. Bald erkennt er dass die junge Frau schwanger ist – nicht weniger als ein Wunder. Damit wird die kleine Reisegruppe zur Zielscheibe verschiedener politischer Interessengruppen, die vor nichts zurückschrecken um die letzte Hoffnung der Menschheit in ihre Gewalt zu bekommen. Theo wird alles daran setzen die junge Frau in Sicherheit zu bringen…
Großes Kino zum kleinen Preis – zumindest wenn man die Produktionskosten (ca. 50 Mio $) am filmischen Resultat misst. Alfonso Cuaron erschafft mit sehr sorgfältiger Cinematografie und stimmigen Produktionsdesign die glaubhafte Vision einer allzu nahen, nihilistischen Zukunft in der die Menschheit ohne Hoffnung ist und apathisch ihrem Untergang entgegensieht. Dabei gelingt es dem Regisseur sowohl Action Szenen der allerersten Güte, als auch lyrisch-poetische Momente in einem dichten, fesselnden Plot miteinander zu verbinden. Christliche Erlösungsmetaphorik wird ebenso behutsam zitiert wie gesellschaftliche Schreckensszenarien, so wird z.B. staatlich unterstützter Selbstmord fast beiläufig gezeigt (Quietus).
Das alptraumhafte Chaos des Flüchtlingscamps ist ein sich selbst überlassenes, anarchisches Kriegsgebiet, das nur für einen winzigen Moment bei der Selbstzerfleischung inne hält – ein grandios fotografierter poetischer Moment. Alfonso Cuaron malt mit wenigen filmischen Pinselstrichen einen totalitären Staat, der wenigen Privilegierten eine abgeschottete Zuflucht bietet – allerdings keine Zukunft. Dies ist dank des hervorragenden Produktionsdesigns, sehr viel überzeugender und glaubhafter inszeniert als etwa das Regime im Wachowski Blockbuster „V – wie Vendetta“.
Die Schaupielerriege ist erstklassig und der gesamte Cast liefert Glanzleistungen: Clive Owen und Julianne More überzeugen als entfremdetes Ehepaar, welches dennoch Vertrauen zueinander hat, Chiwetel Ejiofor als zwiegespaltener Revolutionär ist ebenso glaubhaft wie Michael Caine in seiner Alt-Hippie Darbietung als Theos Vater – eine Runde Sache. Selbstverständlich bleibt der Film seiner Linie auch am Schluss treu und liefert ein Ende, das zwar nicht den rosarot gemalten Hollywood-Happy-Ends nacheifert, aber dennoch Platz für Hoffnung und eine bessere Zukunft lässt – großartig. (fb)



Bildqualität

Tonqualität

Ausstattung
- Unveröffentlichte Szene - 2:22 Min.
- Es bleibt Hoffnung - 27:16 Min.
- Kommentar von Slavoj Zizek - 5:44 Min.
- Unter Attacke - 7:36 Min.
- Theo & Julian - 4:40 Min.
- Futuristisches Design - 8:38 Min.
- Visuelle Effekte: Die Erschaffung des Babys - 3:06 Min.
- U-Control (PiP-Feature)
Das Bonusmaterial wurde ebenfalls 1:1 von der vorherigen Veröffentlichung übernommen und liegt zum großen Teil in SD vor. Immerhin ist das Gebotene aber weitgehend sehenswert und informativ, insbesondere die Beiträge zu den Actionszenen und zum Design sind sehr empfehlenswert. Ein echtes Highlight ist der Kommentar von Soziologie-Professor S. Zizek, der Hintergrundwissen zu möglichen gesellschaftlichen Entwicklungen liefert und erläutert, wie glaubhaft und realistisch die dargestellte Zukunftsvision ist.
Andere Beiträge liefern zusätzliche Informationen zur Produktion und Realisierung des Films. Sie beleuchten, wie innovativ und einfallsreich man bei der Produktion des Filmes auf finanzielle Engpässe reagiert hat und auf welche Weise es gelungen ist, diese Probleme in Vorteile zu verwandeln. So ist der beste Beitrag dann auch „Under Attack“, der die Realisierung und Choreografie der Action-Szenen thematisiert und auf unterhaltsame Art echtes Hintergrundwissen dazu vermittelt - klasse.
Beiträge zur Romanvorlage von P.D. James fehlen leider; schade - denn der Film setzt doch einige eigene Akzente (im Buch sind z.B. die Männer unfruchtbar), die folglich nicht betrachtet werden. (fb)

Fazit
Aus technischer Sicht ist die Scheibe absolut gelungen. Das Bild ist gemessen an den Möglichkeiten erstklassig, der Sound trotz Abmischung in dts sehr gut, und die Extras liefern genügend Material für eine unterhaltsam-informative Verlängerung des Heimkinoabends, auch wenn die meisten Boni in SD vorliegen und damit - ebenso wie die restliche Disc, dem enstpricht, was bereits vor einigen Jahren auf den Markt gebracht wurde.
Der Film ist ein echtes Meisterwerk. Die anspruchsvolle Geschichte ist für Action Fans zugänglich, bietet gleichzeitig aber auch Freunden des anspruchsvolleren Kinos erstklassige Unterhaltung – ein seltener Glücksfall. Nur ein Mysterium bleibt ungeklärt: Wie war es bloß möglich, dass Children of Men den Oscar für die beste Cinematografie nicht bekommen hat… Wie dem auch sei, der Film von Alfonso Cuaron hat eine solche Auszeichnung nicht wirklich nötig: Der Film spricht für sich selbst und gehört in jedes Blu-ray Regal. Und nun wurde der Film mit der entsprechenden Veröffentlichung im hochwertigen Mediabook auch entsprechend gewürdigt.
(Michael Speier/Frank Brasse)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
Panasonic TX-L47ETW60
Sony UBPX700
Sony HT-S20R
Player: Sony BDP-S350
TV: Sharp Aquos 46“ LCD, 100Hz, 24p
Verstärker: Marantz SR 5003
Kopfhörer Grado: RS -1