Remakes, gerade von Horrorfilmen, gibt es wie Sand am Meer. Gerade zu Anfang des Jahrtausends schien es eine sichere Bank, bekannte Titel aus den 1970er und -80er Jahren neu zu verfilmen. Neben Michael Bays recht solide geratenem Remake von „Texas Chainsaw Massacre“ und der, von den Fans verschmähten, Neuadaption von „A Nightmare on Elm Street“ geriet auch ein weniger bekannter Slasher in die Räder der Remake-Maschinerie: Paul Lynchs „Prom Night – Die Nacht des Schlächers“ aus dem Jahr 1980. Nachdem das Original bereits seit einiger Zeit im Mediabook von Koch Filmes erhältlich ist, bringt nunSony Pictures Home Entertainment auch das Remake in der bei Sammlern beliebten Sonderverpackung in den Handel. Diese erscheinen limitiert und nummeriert im Vertrieb von Cinestrange Extreme und das gleich in vier Covervariationen, von denen eine sogar wattiert daherkommt. Was der Film zu bieten hat und wie sich die technische Seite der im Set enthaltenen Blu-ray Disc im Test schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Donna Keppel (B. Snow) denkt mit Schrecken an die grausame Nacht vor 2 Jahren zurück, als der Psychopath Richard Fenton (J. Schaech) nach ihrem Leben trachtete und dabei ihre gesamte Familie ermordete, bevor die Polizei ihn fassen konnte. Sie möchte das dunkle Kapitel in ihrer Vergangenheit endlich hinter sich lassen und freut sich auf den bevorstehenden Abschlussball. Aber am Abend der sog. "Prom Night", des Abschlussballs, gelingt dem Killer die Flucht aus dem Gefängnis. Fenton fährt da fort, wo er seinerzeit gestoppt wurde: bei der Jagd auf Donna...
Wie Eingangs bereits erwähnt waren Anfang des Jahrtausends vor allem Remakes von bekannten Horrorfilmen schwer in Mode, wobei „Prom Night“ keineswegs sonderlich bekannt, noch sonderlich gut war. Strenggenommen dürfte sich heute wohl nur noch der eine oder andere an das kanadische Original erinnern, weil die Genreikone Jamie Lee Curtis darin mitwirkte. Leslie Nielsen übrigens auch, aber den brachte und bringt man wohl eher weniger mit Horrorfilmen in Verbindung. Der Film versprühte damals wie heute bezaubernde Langeweile und zog dennoch drei Fortsetzungen nach sich, die aber nicht mehr viel mit dem Originalfilm gemein hatten und eher als Supernatural-Horrorkomödien angesehen werden können.
Nein, das Original war schon nicht besonders gut, aber verglichen mit diesem „Remake“ ist es ein Meilenstein der Filmgeschichte. Wobei man in diesem Fall nur bedingt von einem „Remake“ sprechen kann, denn abgesehen von der Tatsache, dass es bei beiden Filmen um einen Abschlussball geht, auf welchem ausgesuchte Schüler einem irren Mörder zum Opfer fallen, haben die beiden Filme nichts gemeinsam. Dies kann in manchen Fällen ein Segen sein, bekommt man doch bei dieser „Herangehensweise“ eine neue Story geboten die man noch nicht kennt - was hier aber nicht wirklich der Fall ist. Während der Originalfilm noch auf die „Wer ist der Mörder“-Prämisse setzte und dadurch eine gewisse Spannung erzeugt, weiß man beim Remake von vorneherein wie der Hase läuft, denn der Mörder ist von Anfang an bekannt und der Film lässt zu keiner Sekunde Zweifel daran aufkommen, dass es sich hierbei um eine Finte handeln könnte, denn wir dürfen miterleben, wie der Mörder seine Opfer dezimiert. Ohne Maske, ohne Tricks und ohne doppelten Boden. So weit, so langweilig.
Langweilig ist indessen nicht nur die Handlung, auch die Inszenierung hat keinen nennenswerten Highlights zu bieten. Die Morde sind samt und sonders unspektakulär, und werden Slasher-Fans nicht mehr als ein müdes Gähnen abringen. Erschwerend kommt hinzu, dass sämtliche Figuren – seien es nun die potentiellen Opfer, der Täter, ja, selbst die Familie und die Polizei sowie sämtlichen Nebenfiguren – entweder unsympathisch oder irrelevant sind. Kurz gesagt: Man zittert um niemanden, und wenn es einen trifft, nun, dann ist es eben so. Die Darsteller und Darstellerinnen wurden vermutlich auch weniger nach ihrem Talent, als vielmehr nach Äußerlichkeiten ausgewählt, weshalb sie trotz der dünnen und banalen Story dennoch überfordert zu sein scheinen. Als einzig nennenswerten richtigen Darsteller hätten wir hier Idris Elba als engagierten Detective am Start, der aber mehr durch die Handlung poltert und so weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, dass man ihn auch durch jeden X-Beliebigen Nachwuchsdarsteller hätte austauschen können, ohne dass es aufgefallen wäre.
Bildqualität
Das leicht körnige Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,40:1 vor und bietet solide Qualität. Nicht mehr, nicht weniger. Die Schärfe bewegt sich auf einem anständigen Niveau und bildet auch kleinere Details sauber ab, aber mehr als sehr gutes Mittelmaß ist leider nicht drin. Die Farben sind in Ordnung und natürlich, der Kontrast ist gut eingestellt, aber in dunklen Flächen verschwimmt das Bild ein wenig, und so richtig tiefes Schwarz bekommen wir auch nicht zu sehen. Immerhin gibt es auch keine nennenswerten Beanstandungen in Form von Bildstörungen, Artefakten oder ähnlichem zu bemängeln.
Tonqualität
Der deutsche sowie der englische Originalton liegen jeweils in Dolby Digital 5.1 vor und ist alles in allem nicht nur etwas zu schwach auf der Brust, sondern auch ohne sonderliche Highlights. Alles spielt sich mehr oder weniger auf den Frontkanälen ab, und lediglich die Musik und einige diffuse Effekte, die sich selten irgendeinem Geschehen auf dem Bildschirm zuordnen lassen, kommen aus den hinteren Kanälen. Die Musik bringt auch ein paar Tieftöne mit sich, aber alles in allem ist das alles deutlich zu wenig. Schade, denn gerade bei dieser Art von Film hätte man mit einer ordentlichen Tonspur einiges rausreißen können.
Ausstattung
Im Bonussektor der Blu-ray Disc erwarten uns (neben der unspektakulären Unrated-Fassung) nur noch eine Bildergalerie und der Trailer. Von den Boni der vorherigen Veröffentlichung – darunter Storyboard-Vergleiche, Verpatzte Szenen, ein Making of etc. – fehlt leider jede Spur. Immerhin befindet sich sowohl die Kinofassung als auch die nur unwesentlich interessantere oder blutigere (oder sonst was) „Unrated“ Fassung mit an Bord. So hat man die Qual der Wahl, von welcher Version einen langweilt.
Fazit
Im Grunde genommen ist dieses Produkt das Ideale Objekt für Verpackungssammler, die sich an den Mediabooks erfreuen, ohne sie jemals auszupacken. Denn die Verpackung ist tatsächlich das Beste an dieser Veröffentlichung. Das Original war schon nicht berauschend, ist aber um Lichtjahre besser als dieser missglückte Versuch, dem Genrefan das Geld aus der Tasche zu schneiden. Langweilige Story, unsympathische und belanglose Figuren, überwiegend überforderte Darsteller und nicht mal nennenswerte Effekte. Technisch kann die Scheibe zwar halbwegs überzeugen, aber das rettet leider auch nicht viel. Obendrein wurde das gesamte Bonusmaterial entfernt. Aber das merkt man ja nicht, wenn man das Produkt nicht auspackt.
(Michael Speier)
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