Mit „Sweetie, you won’t believe it“ veröffentlicht Nameless im Vertrieb von Lighthouse Home Entertainment nun einen der großen Hits vom Fantasy Filmfest. Die kasachische Komödie aus dem Jahr 2020 erscheint sowohl in Form von drei unterschiedlichen limitierten und nummerierten Mediabooks, sowie als Standard-Keep Case Variante. Der Trailer erinnert ein wenig an eine Mischung aus „Hangover“ und „Very Bad Things“, aber man sollte sich nicht auf Trailer verlassen, denn diese werden oftmals so zusammengeschnitten, dass ein völlig anderer Eindruck oder ein völlig anderes Gefühlt entsteht, als jenes, das beim eigentlich Film vorherrscht. Werfen wir also nun einen Blick auf den auf dem Cover bereits vollmundig als „kommender Kultfilm“ beworbenen Titel und nehmen dabei auch gleich mal die technischen Qualitäten der Blu-ray Disc in Augenschein.
Story
Dastan (D. Alshinov) hat von dem ständigen Gemecker seiner Ehefrau (A. Kaliyeva) endgültig die Schnauze voll und beschließt gemeinsam mit seinen besten Freunden Arman (A. Marklenov) und Murat (Y. Primbetov) und einem Van voller zweitklassigen Gummipuppen einem friedlichen Angelausflug zu machen – der sich schon bald zu einer waschechten Katastrophe entwickelt. Durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle bekommen die Freunde Ärger mit einer vierköpfigen Gangsterfamilie, und als plötzlich auch noch ein einäugiger Killer auftaucht, der der Gruppe nach dem Leben trachtet, überschlagen sich die Ereignisse …
Ja, wer kennt das nicht? Da möchte man einfach nur mit seinen Freunden Angeln gehen, wirft eine Flasche Urin aus dem Fenster und trifft dabei den Wagen einer Mörderbande, die daraufhin den Hund eines wahnsinnigen Killers überfahren? Eine ganz alltägliche Sache, aus der dann ein Berg an Problemen entsteht, den man seiner Freundin dann anschließend nicht wirklich erklären kann. Der Film beginnt recht rasant, führt die Gruppe sympathischer Deppen ein und begleitet sie auf ihrer Tour ins Chaos, wobei sich die Lage für alle Beteiligten von Mal zu Mal zuspitzt.
Inhaltlich hat die Komödie leider nicht viel zu bieten. Der Angelausflug der Gruppe ist der Aufhänger für eine Aneinanderreihung unglücklicher Zufälle, die letztendlich in Chaos, Mord und Totschlag münden. Eine durchgängige Handlung mit einem interessanten, vielleicht sogar wendungsreichen Plot gibt es ebenso wenig wie eine Charakterzeichnung oder gar Entwicklung der Figuren. Aufgrund der Tatsachen, dass das Leben aber nun mal manchmal genau so spielt und die Figuren allesamt derart sympathisch sind, fällt dies nicht sonderlich ins Gewicht. Auf jeden Fall ist der Film sehr spaßig und unterhaltsam, und mit seiner Laufzeit von rund 85 Minuten auch kurz genug, als dass es zu keinen nennenswerten Längen kommt.
Auch wenn der Trailer und die relativ hohe Alterseinstufung der FSK etwas anderes vermuten lassen halten sich die Gewaltexzesse und Splattereinlagen in Grenzen. Wer also hier davon ausgeht einen Horrorfilm zu sehen (was das Coverartwort von Cover B ja ein Stückweit nahelegt) der wird gewiss enttäuscht sein, denn Horror gibt es hier überhaupt nicht – ebensowenig wie Grusel oder Thrill. Dennoch gibt es ein paar gut gemachte Old-School Splattereffekte, die sich durchaus sehen lassen können. Alles in allem handelt es sich bei „Sweetie, you won’t believe it“ um eine gelungene, kurzweilige Komödie, die völlig zu Recht auf dem Fantsy Filmfest dankend angenommen wurde. Ob man in diesem Zusammenhang tatsächlich von einem kommenden Kultfilm sprechen kann, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Fakt ist allerdings, dass der Film aufgrund seiner Absurdität, der schrägen Charaktere und dem bitterbösen, rabenschwarzen Humor, der erfreulicherweise nie über das Ziel hinausschießt, auf jeden Fall erfreulich frisch wirkt.
Bildqualität
Das Bild liegt im ungewöhnlich breiten Ansichtsverhältnis von 2,70:1 auf der Disc vor und schaut alles in allem sehr hochwertig aus. Die Schärfe bewegt sich durchgängig auf einem hohen Niveau und bildet auch kleinere Details sauber ab. Die Farben sind sauber, kräftig und weitestgehend natürlich. Auch der Kontrast kann überzeugen und bildet sattes Schwarz ab, sofern es benötigt wird, ohne dabei Probleme mit der Durchzeichnung zu bekommen. Alles in allem eine Präsentation, die das mutmaßlich geringe Budget dieser Splatterkomödie nicht erkennen lässt und sich nicht hinter großen Blockbustern zu verstecken braucht.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher Synchronfassung und im kasachischen Originalton jeweils in dts-HD Master Audio 5.1 auf der blauen Scheibe vor und klingt qualitativ sehr hochwertig. Die Menge an direktionalen Surroundeffekte hält sich zwar in Grenzen, aber zumindest sorgen die musikalische Untermalung und ein paar dezent eingestreute Umgebungsgeräusche hie und da für eine nette Rundumbeschallung. Die Abmischung mit der Musik und den Umgebungsgeräuschen ist harmonisch, die Dialoge jederzeit gut verständlich. Die deutsche Synchronfassung entstand nach einem Dialogbuch von Uwe Thomsen und unter der Regie von Tom Sielemann bei der Stutt I/O Synchron und ist wirklich sehr gut gelungen – was bei solchen Titeln ja leider keine Selbstverständlichkeit darstellt. Die Sprecher leisten gute Arbeit und klingen sehr natürlich. Darüber hinaus wurden hie und da kleine „Schnodderdeutsch“-Anekdoten und Floskeln in die Dialoge eingeflochten um die Handlung aufzulockern und die Figuren entsprechend authentisch klingen zu lassen. Die Sprecher Roman Wolko, Julien Haggege, Asad Schwarz, Leslie-Vanessa Lill, Kevin Kasper, Garald Schaale und Folkert Drücker leisten sehr gute Arbeit. Die erwähnten "Schnodder-Sprüche" werden jedoch nie albern oder zum Selbstzweck eingesetzt, sondern unterstreichen die ohnehin absurde Situationskomik des Films. Die deutschen Untertitel orientieren sich indessen am Originalton, wodurch ein guter Vergleich ermöglicht wird.
Ausstattung
-
Leider sind mit Ausnahme des Trailers keinerlei Boni mit an Bord. Zumindest für das sehr hochwertige Mediabook vergeben wir an dieser Stelle 2 Bonuspunkte.
Fazit
Qualitativ braucht sich die blaue Scheibe nicht vor der großen Konkurrenz zu verstecken, denn sowohl Bild- als auch Tonqualität spielen in der Oberliga. Das Bild punktet mit solider Schärfe, satten Farben und einem gut eingestellten Kontrast. Der Ton ist zwar etwas zu frontlastig, aber absolut gefällig und wartet darüber hinaus mit einer gelungenen Synchronisation auf – was bei weitem keine Selbstverständlichkeit bei einem derartigen Titel ist.
Der Film selbst ist eine absurde Aneinanderreihung von unglücklichen Zufällen und unterhält auf ganzer Linie. Inhaltlich ist „Sweetie, you won’t believe it“ zwar eher durchwachsen, aber das tut dem Unterhaltungswert keinen Abbruch. Sämtliche Figuren sind sympathisch und es macht einfach nur Spaß, den zahlreichen Idioten bei ihrer Tour de Farce zuzusehen.
(Michael Speier)
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