Für Freunde von Martial-Arts und des asiatischen Kinos erscheint mit „Yakuza Princess“ ein Titeln, bei dem besagte Personen hoffentlich endlich auf ihre Kosten kommen. Aber reicht eine starke Frau als Schwertkämpferin, eine Geschichte über eine vergangene Yakuza-Vergangenheit und massenweise roter Lebenssaft aus, oder begibt sich der Film damit auf Messers Schneide?
Story
Sook-hee hat als Tochter eines Gangsters bereits schnell gelernt wie man seine Feinde aus dem Weg räumt. Nach einem blutigen Gemetzel, bei dem sie eine ganze Horde dieser im Alleingang erledigt, landet sie im Gefängnis. Die Regierung wird auf sie aufmerksam und bildet sie, in ihrem Auftrag, zur Profikillerin aus, doch das Ganze hat einen Haken, sie muss 10 Jahre lang, jedes ihrer Ziele erledigen, um begnadigt zu werden. (Pressetext Capelight)
Tatsächlich hat „Yakuza Princess“ auf den ersten Blick sogar deutlich mehr zu bieten und dazu sogar einen interessanten Produktions-Background. Gedreht wurde nämlich in Brasilien, genauer gesagt dem japanischen Viertel in Sao Paolo, außerdem ist der Film eine brasilianisch, amerikanisch, japanische Co-Produktion, die mit einer interessanten Darstellerriege aufwarten kann, an deren Spitze eine Newcomerin steht: Masumi. Auf dem Papier klingt das alles wahnsinnig spannend und auch der Wechsel der verschiedenen Sprachen bietet ein gewisses Maß an Authentizität. Leider wird das Potenzial, dass dieser Film hat, absolut nicht ausgenutzt. Das ist insofern schade, da man eigentlich die perfekten Zutaten für einen wirklich besonderen Yakuza-Rache-Film hat.
Um das mal genauer zu erläutern, bis es überhaupt mit der Handlung, oder zumindest dem ersten Action-Set-Piece losgeht, vergehen knapp 45 Minuten und auch danach nimmt der Film wenig Fahrt auf und drückt konsequent auf die Bremse. Die Geschichte dabei nicht besonders komplex zu nennen, wäre noch untertrieben. Eigentlich fragt man sich, nach einer gewissen Zeit, worum es hier überhaupt geht und wieso einfach keine Spannung aufkommen will. Das fängt bei den Erzählsträngen an, da quasi dreimal eine Charaktereinführung gezeigt wird, bleibt keine Zeit zumindest eine der drei Hauptfiguren im Fokus genügend Screentime zu widmen, um ihnen ein wenig mehr Tiefe zu verleihen. Generell sind die Dialoge leider ziemlich flach geraten: „Ein bisschen Verrat hier, ein bisschen Ehre da und ein bisschen Pathos da.“ – Clever ist das nicht, cool oder lustig auch nicht, da sich der Film viel zu ernst nimmt.
Doch was ist mit dem Comic-Aspekt oder der Schwertkampf-Action? Um den Film immerhin eines zu Gute zu halten: die Bilder sehen toll aus. Sie erinnern an einen Mix aus Neo-Noir-Thrillern, John Wick und ein bisschen Blade Runner in der heutigen Zeit, was nicht gerade die schlechtesten Vergleiche sind. Die Farben in der „kleinen japanischen Metropole“ in der Metropole von Brasilien sind ein echter Hingucker und die blau und rot dominierenden Neon-Farben lassen die Nacht beinahe zum Tag werden. Leider wird diese tolle Kulisse viel zu selten genutzt, zudem hat sie rein gar nichts zur Handlung beizutragenBei diesem Aspekt wurde so wahnsinnig viel Potenzial verschwendet, den Film eigenständiger zu machen.
So wirkt er in vielen Momenten wie zusammengeklaut, denn leider können auch die Martial-Arts-Szenen wenig überzeugen. Vor allem Masumi tut sich mit ihrer Rolle sichtlich schwer, sie bekommt aber generell auch wenige gute Szenen, bei der sie ihr Talent zeigen kann. Warum man sich ausgerechnet für sie entschieden hat, leuchtet bei diesem Stoff nicht ganz ein. Wahrscheinlich hätte die Rolle einer erfahrenen Martial-Arts-Kämpferin besser gestanden. Immerhin geht es bei den Duellen blutig zu, es werden Köpfe gespalten, Hände abgetrennt und die Klinge von Sook-Hee kommt nicht nur auf dem Filmplakat zum Einsatz. Immerhin was diesen Aspekt angeht, hält der Film was er verspricht. Das alles bringt aber auch relativ wenig, wenn es einem so unheimlich schwer fällt überhaupt mitzufiebern. Dafür will „Yakuza Princess“ oft zu gewollt „cool“ sein, verstrickt sich in zu langen und unnötigen Szenen und hat mich spätestens mit seinem unbefriedigenden Ende wieder verloren. Er ist das perfekte Beispiel, für einen dieser Filme, bei denen ein wesentlich besseres Drehbuch den Unterschied gemacht hätte.


Bildqualität

Bild 4k UHD

Tonqualität

Ausstattung
Als Extra bietet die Blu-Ray ein Making–Of (ca. 15 Min). Im Booklet erfahren wir mehr über den Regisseur Vincente Amorim, den Kameramann Gustavo Habdar, sowie über die Darsteller*innen. Zudem wird uns ein Ausschnitt aus der zugrundeliegenden Graphic Novel gezeigt. Im Mediabook selbst sind 4K-Version und die normale Blu-Ray enthalten und das Design selbst ist ein absoluter Hingucker im Sammlerregal.
Fazit
Leider verschenkt „Yakuza Princess“ gerade als brasilianisch, amerikanisch und japanische Co-Produktion eine Menge Potenzial. Er hätte eine eigenständige, besondere und interessante Graphic-Novel-Adaption werden können, die uns in die „japanische Metropole“ in Sao Paolo entführt, ist letztendlich aber nur eine schon oft gesehene und wenig eigenständige Rache-Geschichte, die zumindest ein paar Blutfontänen und eine schicke Bildgestaltung zu bieten hat.
(Tom Sielemann)
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