Freunde des Fantasy-Films freuen sich ja eigentlich immer über neues Futter. Manchmal lässt sich mit etwas Ausdauer auch abseits der großen Veröffentlichungen wie „Herr der Ringe“, „Der Hobbit“, „Harry Potter“ oder neueren Titeln wie „Green Knight“ der eine oder andere Geheimtipp entdecken. Der 2017 erschienene russisch-amerikanische Film „Der letzte Ritter und das magische Schwert“ unter der Regie von Dimitry Dyachenko wurde unlängst von Euro Video in Deutschland auf Blu ray veröffentlicht. Ob er eine lohnende Bereicherung des Genres darstellt, soll hier erörtert werden.
Story
Ivan ist ein egozentrischer Bühnen – und Fernsehmagier im Moskau der Jetztzeit. Ohne Vorwarnung oder Erklärung wird er jedoch in eine Sagenwelt versetzt, in der sowohl die russischen Mythen als auch diverse Fantasy-Klischees sehr lebendig scheinen. Bald wird ihm beschieden, dass er der „Auserwählte“ ist, der allein das Magische Schwert finden und führen kann, um letztendlich das Böse in Gestalt der bösen Königin und Zauberin Barbara aus der Welt zu vertreiben. Mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus Sagengestalten (etwa ein finsterer unsterblicher Krieger, ein Meermann, sowie die Baba Yaga) macht sich Ivan auf den Weg, sein Schicksal zu erfüllen...
Wer jetzt den Eindruck hat, dass die inhaltliche Zusammenfassung des in Amerika übrigens von Disney vertriebenen Films recht kurz ausgefallen ist, der täuscht sich nicht: Die Story dieser generischen Questengeschichte passt, wie man so schön sagt, auf einen Bierdeckel. Zudem bedient der Film sich im Laufe seiner (sich sehr lang anfühlenden) knapp zweistündigen Laufzeit beinahe sämtlicher in den letzten Dekaden im Fantasy-Genre ruchbar gewordenen Klischees. Die Geschichte vom Auserwählten, eine nach mehreren Streitgesprächen unausweichliche Annäherung an den natürlich vorhanden „Love Interest“ des anderen Geschlechts, die böse, manipulative Frauenfigur, das verräterische Mitglied innerhalb der Gruppe und das (leider in sehr billig aussehendem CGI getrickste) Effektgewitter gegen Ende – alles ist dabei und wird uninspiriert und spannungslos vom oberflächlichen Drehbuch aneinandergereiht. Zudem wird keinem der Charaktere irgendeine Art von Entwicklung zugestanden, auch Protagonist Ivan tut zwar im Verlauf der Handlung Gutes, legt aber seine doch eher anstrengende ichbezogene Art ebenso wenig ab, wie er auch nicht vor flachen Witzen zurückschreckt - eine Angewohnheit, die er unglücklicherweise mit der beinahe gesamten Besetzung teilt.
„Der letzte Ritter...“ ergeht sich von vorne bis hinten in platten, offensichtlich auf ein jüngeres Publikum zielenden Witzchen, von denen gefühlt einer von zehn tatsächlich zündet. Einer entsprechenden Pointe wird regelmäßig jedwede Entwicklung von Story oder Charakteren geopfert; gerne stoppt auch einmal die komplette Handlung für eine gemeinsame Blödeleinlage der Abenteurer, wenn sie von sich gegenseitig mit Ivans Handy Selfies knipsen...
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier der kleinste gemeinsame Nenner zur möglichst zahlreichen Mobilisierung eines überwiegend jungen Publikums gefunden werden sollte. Wenn der Film aber gegen Ende plötzlich seinen (einzigen) Plot-Twist todernst verhandelt und vom Zuschauer Sympathie für die Protagonisten einfordert, fällt dies gnadenlos flach, da es zuvor keine Möglichkeit für die geneigten, leidensfähigen Zuschauer gab, irgendwie emotional an die Charaktere anzudocken.
Für „Der letzte Ritter...“ spricht natürlich theoretisch seine Familienfreundlichkeit – doch gibt es glücklicherweise im Genre einige qualitativ bessere Einträge, die einem Familienpublikum empfohlen werden könnten. Zudem ist „Der letzte Ritter...“ natürlich für den erwachsenen Freund des Fantasy-Films uninteressant und sogar ärgerlich, da er leider das Klischee der seichten Kinderunterhaltung, mit dem das Genre ja oft zu kämpfen hat, für Uneingeweihte bestätigen könnte.
Bildqualität
Das Bild dieser Blu ray im 2.39:1 - Format generiert ein insgesamt angenehmes Full-HD-Seherlebnis. Die Schärfe ist überwiegend gut bis sehr gut; Details in Gesichtern, Make-up und Kostümen kommen überaus gut zur Geltung. Ab und zu schwächelt allerdings in einigen Einstellungen die Tiefenschärfe, und es gibt auch ein paar einzelne weichere Nahaufnahmen. Der Kontrast gefällt, allerdings scheint der Schwarzwert etwas zu hell eingestellt, weshalb in einigen der dunkleren Szenen das Schwarz eher grau wirkt. Durch die Auflösung werden leider auch die ohnehin relativ günstig produziert wirkenden Effekte klar als solche entlarvt, das gilt besonders für CGI-Kreaturen. Aber auch im Gefolge mit den extrem knalligen Farben kann man hier insgesamt noch von einem recht guten Bildeindruck sprechen.
Tonqualität
Folgende Tonspuren sind auf der Blu-ray vorhanden:
- Deutsch DTS – HD MA 5.1
- Russisch DTS – HD MA 5.1
(Untertitel: Deutsch)
Der Ton kann vor allem durch seine präzise räumliche Abmischung überzeugen. Gleich bei einer Kampfszene ganz am Anfang fliegen einem die Pfeile so schön deutlich verortbar um die Ohren, dass man sich mitten im Geschehen wähnt. Diese kleineren, aber von einer schön umgesetzten Direktionalität geprägten Effekte erfreuen das Ohr tatsächlich über die gesamte Lauflänge des Films. Auch die Musik verteilt sich schön auf alle Kanäle, jedoch könnte die Sprachverständlichkeit über den Center mitunter etwas besser sein. Auch der eigentlich schön eingebundene Subwoofer könnte teils etwas kraftvoller zu Werke gehen. Insgesamt entsteht hier aber trotzdem ein schönes, räumliches Hörerlebnis.
Ausstattung
Leider hat Euro Video auf Bonusmaterial auf der Blu ray fast komplett verzichtet. Nur ein Trailer in deutscher Sprache (Länge: 02:21) ist vorhanden.
Fazit
Aus der Sicht des erwachsenen Genre-Fans ist die von platten Witzen durchzogene und mit einem oberflächlichen Drehbuch ohne neue Ideen geschlagene generische Auserwählten-Questen-Geschichte „Der letzte Ritter und das magische Schwert“ ein Ärgernis: Wer Fantasy-Filme schon immer als künstlerisch irrelevante, seichte Unterhaltung für Kinder abgetan hat, findet alle seine Vorurteile hier bestätigt. Der Film ist zweifellos familienfreundlich, muss sich aber an den zahlreichen, lohnenderen Vertretern des Genres messen lassen.
Da hilft es leider wenig, dass die Blu ray – Veröffentlichung durch Euro Video einen technisch soliden Eindruck hinterlässt. Das Bild besticht durch überdurchschnittliche Schärfe und kräftige Farben, der Ton bietet schöne räumliche Umgebungseffekte und damit ein schönes, immersives Hörerlebnis, wenngleich auch außer einem Trailer auf jegliches Bonusmaterial verzichtet wurde. Insgesamt kann dieser Film jedoch trotzdem niemandem zu Recht empfohlen werden, allein schon, weil es ja im Fantasy-Genre glücklicherweise genug andere, stärkere Einträge gibt...
(Carsten Hein)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG 65UF8519
Soundbar: Canton Smart Soundbar 9
Back Speaker: 2x Canton Smart Soundbox 3
Subwoofer: Canton Smart Sub 8
Player: Panasonic DP-UB424