Wir schreiben das Jahr 2002. Zwei Jahre zuvor wurde die Teenagerkomödie „American Pie“
(Regie: Chris Weitz) zum Hit. Unter der Regie von Jake Kasdan, dem Sohn des bekannten Drehbuchautor Lawrence Kasdan entsteht im Fahrwasser dieser damals noch neueren, auf derbere Witze setzenden Richtung Film die Coming-of-Age-Komödie mit Dramaelementen „Nix wie raus aus Orange County“ mit Colin Hanks (dem Sohn von Tom) in seiner ersten Hauptrolle, sowie Schuyler Fisk, der Tochter von Sissy Spacek. Paramount Home Entertainment beschert diesem mittlerweile 20 Jahre alten Film nun eine Veröffentlichung auf Blu ray, weshalb hier nun betrachtet werden soll, wie er sich heutzutage inhaltlich und technisch schlägt.
Story
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Shaun Brumder (Colin Hanks), ein Surferboy und Sohn gutsituierter Eltern aus Orange County ist durch den Unfalltod seines Freundes verstört und findet Trost, sowie eine Neuorientierung seiner Lebensziele in einem Buch, das er zufällig am Strand findet. Von nun an ist er von dem Wunsch beseelt, Schriftsteller zu werden und an der renommierten Stanford-Universität unter seinem neuen Autorenidol zu studieren. Leider wird sein Eignungstest vertauscht und Shaun wird abgelehnt. Nachdem mehrere Versuche, über Beziehungsarbeit doch noch Eintritt zu erhalten, gescheitert sind, macht er sich, zusammen mit seiner Freundin Ashley (Schuyler Fisk) und seinem chaotischen, drogenabhängigen Bruder Lance (Jack Black) auf den Weg nach Stanford, um dort zu retten, was zu retten ist...
Tatsächlich erweckt die obige Inhaltsangabe den Eindruck, dass „Nix wie raus aus Orange County“ mehr anspruchsvolle Inhalte enthält, als es insgesamt der Fall ist. Obwohl nämlich durchaus ruhigere, ernstere Szenen im Film präsent sind, in denen es primär um Shauns Lebensziele und sein Verhältnis zu seiner Familie geht, verlässt sich der Film zu gefühlt 90% auf teils derbe, teils flache Witze, die auch vor dem Einsatz diverser Körperflüssigkeiten nicht zurückschrecken. Dem eigentlich sympathisch gezeichneten Shaun steht eine Gruppe von Nebencharakteren entgegen, die leider entweder recht blass sind oder sogar negative Gefühle auslösen. Wenn einem die Nostalgie für diesen Film fehlt oder man nicht zur Zielgruppe gehört, fällt der Zugang zu „Orange County“ leider eher schwer.
Tatsache ist aber auch, dass dieser Film im Laufe der Jahre durchaus eine Fangemeinde um sich scharen konnte, was sicherlich auch der Tatsache geschuldet sein mag, dass hier viele bekannte Schauspieler, bzw. Komödianten Gastauftritte absolvieren. So kann man beispielsweise solche Größen wie Harold Ramis, Chevy Chase, Lily Thomlin, Gary Marshal und Ben Stiller bewundern. Leider sind diese Auftritte oftmals sehr kurz geraten und zudem zündet auch nicht jeder von den Stars gebrachte Gag.
Insgesamt ist „Nix wie raus aus Orange County“ ein klarer Fall von Geschmackssache, das heißt, abhängig davon, in welcher Phase seines Lebens man diesen Fall das erste Mal gesehen hat, wird man ihn vermutlich unterschiedlich bewerten.
Bildqualität
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Das im Format 1.85:1 vorliegende Bild präsentiert sich zunächst mit einem recht deutlichen Filmkorn, das in den meisten Szenen keinen Störfaktor darstellt, jedoch gerade zu Beginn des Filmes etwas stärker präsent ist, als es angenehm erscheint. Ein weiteres Problem beim Bildeindruck stellt leider die Schärfe dar. Während helle Außenszenen oftmals viele Details preisgeben und sogar plastisch wirken, merkt man gerade bei Nachtszenen und Szenen in Innenräumen, dass eigentlich nur im Vordergrund und bei Nahaufnahmen wirklich Details, z.B. auf Gesichtern und Kleidung sichtbar sind. Leider gibt es auch bei den Close-ups einige weichere Einstellungen. Die Tiefenschärfe ist ebenfalls über weite Strecken als nicht wirklich gelungen zu bezeichnen. Es gibt sogar einzelne Szenen, in denen Hintergründe wie z.B. die Häuser der Vorortsiedlung oder eine Hecke zu einer Art „Matsch“ verschwimmen. In den dunklen Szenen des Films ist zudem der Schwarzwert etwas zu dunkel eingestellt, was einige Details verschwinden lässt. Dem gegenüber ist der Kontrast in Ordnung und die Farbtöne sind recht kräftig ausgefallen. Leider bringt dies in einigen Szenen mit sich, dass die Gesichter der Darsteller, gerade in hellem Tageslicht, einen leichten Rotstich zeigen. Abschließend muss man hier also von einem Bildeindruck sprechen, der deutlich hinter den Möglichkeiten des Mediums zurückbleibt.
Tonqualität
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Folgende Tonspuren sind auf der Blu-ray vorhanden:
- Englisch 5.1 DTS-HDMA
- Deutsch 5.1 DD
- Spanisch 5.1 DD
- Französisch 5.1 DD
Untertitel: Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch, Spanisch (Lateinamerika), Französisch, Japanisch
Gleich im Prolog zu „Nix wie raus aus Orange County“ wird das Ohr des Zuschauers durch knallige Welleneffekte (Surfer-Szenen) auf den Satellitenlautsprechern verwöhnt. Die übrigen Umgebungseffekte kommen während des gesamten Films zwar überwiegend von vorn, aber ab und zu gibt es auch kleinere Einzeleffekte auf den Back-Lautsprechern. Diese sind mehrheitlich recht gut lokalisierbar, aber leider nicht zahlreich genug, um ein wirklich immersives Klangbild über die gesamte Lauflänge des Films zu unterstützen. Der aus populären zeitgenössischen Songs zusammengestellte Soundtrack des Films legt sich hingegen angenehm räumlich, allerdings auch sehr laut abgemischt, auf die Lautsprecher des Setups. Im Gegensatz zu den übrigen Effekten bekommt hier auch der Subwoofer etwas zu tun - leider haben wir in diesem Zusammenhang allerdings das Problem, dass die Musik teilweise die, sonst eigentlich klar abgemischten Dialoge aus dem Center übertönt. Generell ist bei dieser Tonabmischung eine uneinheitliche Lautstärke der einzelnen Elemente festzustellen: Während die Umgebungseffekte sehr dezent vorhanden sind, ist die Musik grundsätzlich etwas zu laut abgemischt. Dies klingt in der englischsprachigen Fassung tatsächlich etwas besser ausbalanciert. So entsteht bei der deutschen Tonspur der Eindruck eines annehmbaren, aber doch etwas unausgewogenen Klangbildes.
Ausstattung
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Folgende Bonusinhalte befinden sich in dieser Blu ray:
- Audiokommentar
- 4 Entfallene Szenen im Original mit Untertiteln
o Lance und Durkett (1:57)
o Shaun's Fantasy (0: 50)
o Rehab (0:40)
o Mrs. Cobb fights back (2:24)
- Zusätze (zeitgenössische Werbefilme, teilweise mit neuen Szenen):
o Peer Recommendation (0:46)
o Peer Recommendation/ Annihilator (0:48)
o Tape 1 (0:58)
o Tape 2a (0:42)
o Tape 2b (0:42)
o Deep Thoughts (0:42)
o Macbeth (0:57)
o Classics (0:52)
o Salinger (0:51)
o Literature (0:37)
o Role Models (0:21)
o Healthcare (0:27)
o Romance (0:32)
o Dating (0:21)
o Creativity (0:31)
- Original Kinotrailer, englisch (2:28)
Paramount Home Entertainment spendiert der Blu ray-Version von „Nix wie raus aus Orange County“ zunächst vier entfallene Szenen, die ob ihrer Kürze zwar keine dramatischen neuen Einblicke schaffen, aber für Fans sicher interessante Ergänzungen darstellen. Außerdem befinden sich auf der Scheibe unter dem Menüpunkt „Zusätze“ nicht weniger als fünfzehn sehr kurze Clips (Laufzeit jeweils unter einer Minute), die zu Werbezwecken erstellt worden sind, aber interessanterweise teilweise kurze, neue gedrehte Szenen beinhalten.
Auch ein Audiokommentar von Regisseur Jake Kasdan und Drehbuchautor Mike White ist mit an Bord (sogar mit diversen optional zuschaltbaren Untertitelspuren, s.o.).
Sicherlich sind die meisten dieser Bonusinhalte nicht geeignet, um einen tiefschürfenden Einblick in den Film zu bekommen, bieten aber für Fans sicherlich die eine oder andere interessante Information.
Fazit
„Nix wie raus aus Orange County“ ist wahrscheinlich einer dieser Filme, der die Gemüter spaltet. Wenn man ihn nicht im Teenageralter gesehen oder keine positive Disposition für den derben Humor mitbringt, fällt es zugegebenermaßen nicht leicht, sich auf den Film einzulassen. Als reine Unterhaltung jedoch und mit den richtigen Erwartungen kann er sicherlich einen unterhaltsamen Abend bieten.
Objektiv muss jedoch festgehalten werden, dass die Blu ray-Veröffentlichung von Paramount Home Entertainment technisch betrachtet, einige Luft nach oben lässt. So leidet der Bildeindruck unter einer nicht optimalen Schärfe sowie Schwarzwert und auch das Filmkorn kann mitunter etwas stören. Beim Ton sieht es ein wenig besser aus. Dem räumlichen, kräftigen Soundtrack gegenüber stehen allerdings die zu leise abgemischten, eher frontlastigen Umgebungseffekte sowie die eigentlich gut verständlichen Dialoge, die aber immer wieder von der Musik übertönt werden.
Beim Bonusmaterial ist vor allem der inkludierte Audiokommentar positiv hervorzuheben, während die entfallenen Szenen und zahlreichen kurzen Werbeclips wohl eher wiederum Geschmackssache sind.
Abschließend kann also Fans des Films diese Veröffentlichung grundsätzlich empfohlen werden, wobei man sich gleichzeitig bewusst sein muss, dass man hier eine Disc erhält, die technisch hinter den Möglichkeiten des Mediums zurückbleibt.
(Carsten Hein)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG 65UF8519
Soundbar: Canton Smart Soundbar 9
Back Speaker: 2x Canton Smart Soundbox 3
Subwoofer: Canton Smart Sub 8
Player: Panasonic DP-UB424