Es gibt nur eine Handvoll Künstler, die sich derart in das kollektive Gedächtnis einbrennen, dass über ihr Leben ein Film gedreht wird. Wenn es gar um Komiker geht, ist die Liste besagter Menschen sogar noch kürzer. Mit „Der Mondmann“, der nun – etwas unerklärlich – unter seinem englischen Originaltitel „Man on the Moon“ seine deutsche Blu-ray Premiere im Mediabook von LEONINE feiert, setzte Regisseur Milos Forman dem Künstler Andy Kaufman ein filmisches Denkmal. In der Rolle des Ausnahmetalents erleben wir Jim Carrey, der derart mit der Rolle verschmilzt, dass es schon fast ein wenig unheimlich ist. Was der Film und die technische Umsetzung der Blu-ray Disc sonst noch zu bieten haben, klärt die nun folgende Rezension.
Story
In den 70er Jahren galt Andy Kaufman als der beliebteste und zugleich der meistgehasste Komiker Amerikas, der mit seinen schrägen Auftritten und derben Scherzen das Publikum provozierte. Viele hielten ihn für einen unberechenbaren Irren. Denn niemand wusste, worauf er sich bei Andy Kaufman gefasst machen musste. Mal trat er als Elvis-Imitator auf, mal las er stundenlang aus „Der große Gatsby“ vor und wieder ein anderes Mal beleidigte er in der Rolle des unflätigen und talentfreien Las-Vegas-Entertainers „Tony Clifton“ sein Publikum. Selbst Andys früher Tod schien nur eine raffinierte Inszenierung zu sein ... (Pressetext Leonine)
Regisseur Milos Forman, der mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ einen der wenigen Filme inszeniert hatte, welche die „Big Five“, also die Oscars in den fünf Hauptkategorien gewonnen hatte, widmete sich mit „Man on the Moon“ dem Leben des Entertainers Andy Kaufman und besetzte die Hauptrolle mit Jim Carrey, der zuvor primär durch seine Gesichtsakrobatik und Albernheiten aufgefallen war, kurz zuvor aber bereits in „Die Truman-Show“ gezeigt hatte, dass er auch ersthafte Rollen beherrschte. Es war dennoch ein Wagnis, doch es ging auf – wenn auch nur teilweise. An den Kinokassen floppte der Streifen, dafür waren die Kritiker hoch des Lobes, sowohl für den Film selbst als auch und insbesondere für Carreys darstellerische Leistung. Die teils hochkarätige Besetzung, bestehend aus Stars wie Danny DeVito, Paul Giamatti und Courtney Love, spielt Carrey komplett an die Wand. Tatsächlich waren einige von Kaufmans früheren Wegbegleitern, darunter der eben bereits erwähnte Danny DeVito sowie Christopher Lloyd, Carol Kane oder WWE-Urgestein Jerry Lawler so von der Darstellung beeindruckt, dass sie meinten, es wäre der echte Andy Kaufman. Es gab sogar Gerüchte, dass Kaufman seinen Tod nur vorgetäuscht hätte und nach einigen kosmetischen Eingriffen als Jim Carrey zurückgekehrt wäre. Unsinn, sicherlich – aber an jedem Gerücht findet sich ja bekanntlich auch immer ein Fünkchen Wahrheit.
Jim Carrey tauchte während der Dreharbeiten komplett in die von ihm dargestellte Rolle ein – mehr noch: Er war davon überzeugt, dass Andy Kaufman ihn leitete und seinen Körper als Medium benutzte, was für einige Differenzen und Komplikationen führte. Allerdings entstand dadurch eine bemerkenswerte darstellerische Leistung, die Carreys Talent komplett an die Oberfläche holte, und ihn aus dem bis dato für ihn üblichen Rollenbild herauslöste. Auf einmal war er ein Charakterdarsteller, der die Menschen zum Lachen, zum Verzweifeln, zum Ärgern und zum Weinen bringen konnte – und das alles mit nur einem einzigen Film. Tatsächlich dürfte es schwer fallen den Film anzusehen, ohne die eine oder andere Träne zu verdrücken, und in einigen Fällen hält dieses Gefühl so lange an, dass selbst die Klänge des R.E.M.-Songs „Man on the Moon“ die Tränen wieder fließen lassen.
Von Andy Kaufman mag man halten was man möchte, aber dieser Film von Milos Forman setzt dem Künstler ein Denkmal, das seiner würdig ist. „Man on the Moon“ ist ein herzzerreißender Film über einen Menschen, der die Leute bewegt hat – auf die eine oder andere Weise. Das er an den Kinokassen floppte ist ein wenig unverständlich, aber möglicherweise war das Publikum noch nicht bereit, den gummigesichtigen Ace Ventura in einer tragischen Rolle zu sehen. Aber inzwischen dürfte selbst der Letzte verstanden haben, dass Jim Carrey mehr kann als Grimassen schneiden, und jeder, den diesen Film noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich unbedingt anschauen. Und: Taschentücher bereithalten!



Bildqualität

Tonqualität

Ausstattung
- Making Of (19:02 Minuten)
- Deleted Scenes (12:25 Minuten)
- Interviews (5:04 Minuten
- Der echte Andy Kaufman - live! (10:00 Minuten)
- Trailer
- R.E.M. Musikvideos "Man on the Moon" und "The Great Beyond"
Das Bonusmaterial bietet leider wenig Neues, vor allem dann nicht, wenn man bereits die DVD-Veröffentlichung sein Eigen nennt. Immerhin wurde es komplett von der DVD übernommen und liegt in entsprechend mieser Qualität - aber zumindest mit deutschen Untertiteln - vor. Neben den beiden R.E.M.-Musikvideos zum Film finden wir hier noch vier Interviews (oder besser gesagt: Ausschnitte aus Interviews) mit Jim Carrey, Danny DeVito, Courtney Love und Milos Forman, entfernte Szenen und ein Making-Of, welches zumindest ein paar Hintergründe zur Entstehung des Films und zum echten Andy Kaufman offenbart. Ein kurzes aber witziges Highlight sind hingegen die Ausschnitte aus den Auftritten des echten Andy Kaufman, in denen man sieht, wie der Meister selbst in Szene trat, wodurch man die Leistung von Carrey noch mehr würdigen kann.
Absolut großartig wäre gewesen, wenn man auch noch die hervorragende Netflix-Dokumentation „Jim & Andi“ über die Dreharbeiten und die Parallelen zwischen Jim Carrey und Andy Kaufman lizensiert und auf die Disc gepackt hätte. Unwahrscheinlich, sicherlich, aber wenn wir durch diesen Film eines gelernt haben, dann, dass man auf jeden Fall träumen darf!

Fazit
Der Film ist ein von vorne bis hinten gelungenes, wenn auch nicht immer ganz genaues Bio-Pic über einen sehr interessanten und kontroversen Komiker, der in Amerika Geschichte geschrieben und die Welt beeinflusst hat. Jim Carrey wird zu Andy Kaufman und die Grenzen zwischen Realität und Wirklichkeit verschwimmen. Der Zuschauer lacht, der Zuschauer bangt, der Zuschauer fühlt, der Zuschauer weint – Emotionskino in Perfektion. Nie war Carrey besser als hier, und vermutlich wird er diese Klasse auch nie wieder erreichen. Ein Film für die Ewigkeit, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.
Leider wird die Blu-ray Veröffentlichung dem Film nicht einmal Ansatzweise gerecht. Das Bild ist der DVD zwar überlegen, hinterlässt aber trotzdem nur einen Mittelmäßigen Eindruck. Akustisch ist der Film ebenfalls eher unauffällig aber ordentlich. Im Bonussektor finden wir 1:1 die Boni, die auch schon auf der DVD vorhanden waren - in entsprechend minderwertiger Qualität. Hier bekommt man den Eindruck, man wollte mit einer raschen HD-Veröffentlichung ohne große Mühe das schnelle Geld machen. Schade, denn der Film hätte etwas deutlich besseres verdient.
(Michael Speier)
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