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Der Zombie, wie wir ihn heutzutage kennen und lieben, wurde in seiner Form von George A. Romero im Jahr 1968 in seinem Kultfilm „Die Nacht der Lebenden Toten“ auf das Kinopublikum losgelassen. In seiner ursprünglichen Form suchte der aus dem Voodoo-Volksglauben stammende „Totengeist“ allerdings schon viel früher die Lichtspielhäuser heim, unterschied sich aber frappierend von dem, was heute in Serien und Filmen faulend durch die Gegend schlurft. Einer der früheren, ursprünglichen Zombiefilme, nämlich Jacques Tourneurs „Ich folgte einem Zombie“ aus dem Jahr 1943 erscheint nun bei Filmjuwelen im Vertrieb der Al!ve AG auf Blu-ray Disc. Was der Film zu bieten hat, und wie sich die blaue Scheibe in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Die Krankenschwester Betsy Connell (Francee Dee) reist auf die Plantage von Paul Holland (Tom Conway) um sich um dessen lethargische Ehefrau Jessica (Christine Gordon) zu kümmern. Schon bald fühlt sich Betsy sowohl zu ihrem Arbeitgeber als auch zu dessen alkoholkrankem Halbbruder Wesley (James Ellison) hingezogen, während sie sich weiterhin aufopferungsvoll um die ihr anvertraute Jessica kümmert. Als sie die Hilfe des örtlichen Medizinmannes in Anspruch nimmt, der scheinbar mehr über Jessicas Erkrankung weiß, überschlagen sich die Ereignisse…
Mit seinem Film „Katzenmenschen“ schuf Regisseur Jacques Tourneurs ein Meisterwerk des früheren Horrorfilms und legte den Grundstein für den von Val Lewton produzierte RKO-Horrorfilm-Zyklus des „denkenden Horrorfilms“, der damals als Gegenentwurf zu Universals erfolgreichem Horroruniversum in Leben gerufen wurde. Die Filme hatten alle gewisse Kriterien zu erfüllen, was das Budget und die Laufzeit, aber auch die Inszenierung betraf. So war es beispielsweise auch enorm wichtig, dass die Filme nicht zu viel zeigten, sondern den Horror in der Vorstellungskraft des Publikums entstehen ließen. Nach dem Erfolg von „Katzenmenschen“ widmeten sich Lewton und Tourneuer mit „Ich folgte einem Zombie“ der damals in Afrika und Haiti weit verbreitete und durch die Kolonialisierung und Sklaverei auch in Amerika bekannten und teilweise gefürchteten Voodoo-Religion und dem Bild des „Lebenden Toten“.
Zwar bekommen wir hier Zombies (die klassischen, nicht die menschenfressenden, vermodernden Untoten, wie wir sie heute kennen) zu sehen, aber im Kern ist „Ich folgte einem Zombie“ eine dramatische Liebesgeschichte mit einem übernatürlichen Einschlag, wobei alle Aspekte dessen was man zu sehen bekommt, in beide Richtungen interpretiert werden können. Wie bereits erwähnt war es für Lewtons Filme enorm wichtig, dass der Zuschauer nicht mit billigen Effekten erschreckt werden sollte (wobei es hier einige davon gibt), sondern vor allen Dingen auch intellektuell gefordert werden sollte. Und so ist bis zum Ende nicht ganz klar, was man da nun eigentlich gesehen hat – und das ist es auch, was diesen Film so besonders macht, und über das Groß damaliger (und heutiger) Produktionen heraushebt.
Leider ist dies aber auch einer der größten Kritikpunkte, denn der Film vermischt verschiedene Genres, unter anderem den Horrorstreifen und das Liebesdrama, ohne sich dabei festzulegen, wodurch ein teilweise undurchsichtiger Kuddelmuddel entsteht. Immerhin ist der Film enorm atmosphärisch ausgefallen (wobei die Kulissen und die Bildsprache einen erheblichen Beitrag leisten) und wenn man sich darauf einlässt und sich in die Entstehungszeit zurückversetzen kann, vermag der Film einen zu schockieren und geht ordentlich „unter die Haut“. Wenn man ihn jetzt mit den großen und weitaus bekannteren Titeln von Universal vergleicht, ist er objektiv gesehen recht harmlos und spannungsarm, zumindest, wenn man sich auf klassische Weise gruseln möchte. Die vorgeschrieben kurze Laufzeit von rund 70 Minuten (damit man die Filme im Double-Feature vermarkten konnte) führt obendrein zu einer sehr sprunghaften, wenngleich auch sehr straffen Inszenierung, bei der häufig der Eindruck entsteht, man hätte etwas verpasst. Trotz all dieser kleinen Mängel ist „Ich folgte einem Zombie“ eine kleine Genreperle, die nicht nur aus filmhistorischer Sicht wertvoll ist, sondern, sofern man sich darauf einlässt, auch erstklassige Unterhaltung mit Anspruch und Niveau bietet.
Bildqualität
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Das körnige Schwarzweiß-Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 1,37:1 vor und schaut den Umständen entsprechend gut aus, wenn man das Alter von annähernd 80 Jahren und das sehr knappe Budget in die Rechnung mit einbezieht. Die einzelnen Grauabstufungen sind sauber und differenziert, der Kontrast ist akzeptabel eingestellt aber alle in allem ist das Bild deutlich zu blass. Richtig tiefes Schwarz gibt es zu keiner Zeit zu sehen. Die Schärfe bewegt sich überwiegend auf einem anständigen Niveau, lässt dabei aber noch deutlich Luft nach oben, was zum Teil das Ausgangsmaterial zurückzuführen sein dürfte. Grundsätzlich ist der Film eher weicher, stellenweise sogar leicht weichgezeichnet, wodurch eine besondere (alp-)traumhafte und unwirkliche Atmosphäre entsteht. Die Restauration ist ebenfalls ausbaufähig, denn über den gesamten Film hinweg machen sich mal kleinere, mal größere Beschädigungen und Verunreinigungen bemerkbar. Obendrein ist das Bild ein wenig unruhig und flackert szenenweise ein wenig.
Tonqualität
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Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache in dts-HD Master Audio 2.0 mit optional zuschaltbaren deutschen Untertiteln auf der Blu-ray Disc vor. Die deutsche Synchronfassung entstand erst im Jahr 1974 bei der Studio Hamburg Synchron GmbH und klingt leider sehr steril und unspektakulär. Zischlaute geraten zudem sehr spitz und unangenehm, dafür sind die Dialoge jederzeit glasklar verständlich - zumal sie stark priorisiert über dem ganzen Rest abgemischt sind. Der Soundtrack kommt leider kaum zur Geltung und Nebengeräusche klingen ebenfalls nicht sehr authentisch. Der englische Originalton klingt im Vergleich deutlich angenehmer, wärmer und schlichtweg besser.
Ausstattung
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- Audiokommentar
- Was zählt, ist die Idee (34:45 Minuten)
- Blu-ray Trailer deutsch (1:30 Minuten)
- Trailershow
- Wendecover und FSK-freier Schuber
- Booklet
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Im Bonusmaterial finden wir, neben einigen Trailern – darunter auch den zum Hauptfilm – noch eine Dokumentation in Form eines ausführlichen Interviews mit Drehbuchautor Curt Siodmak, sowie ein wie immer sehr informativer und unterhaltsamer deutschsprachiger Audiokommentar mit dem Filmhistoriker Dr. Rolf Giesen, einer der größten Koryphäen, wenn es um klassische Horrorfilme geht. Darüber hinaus beinhaltet die Keep Case Verpackung noch ein reich bebildertes, 24 seitiges Booklet mit Hintergrundinformationen – und einiger Eigenwerbung des Labels. Die Keep Case ist mit einem Wendecover ausgestattet und steckt in einem Schuber, der ebenfalls ohne FSK-Siegel auskommt – dieses befindet sich als Aufkleber auf der Einschweißfolie.
Fazit
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Technisch bietet der Film solide Werte, wobei man zum einen das relativ hohe Alter und zum anderen das niedrige Budget bedenken muss, unter dem der Film seinerzeit entstand. Aufgrund diverser Stilmittel wirkt das Bilder sehr weich, wodurch es eine mystische Atmosphäre erzeugt, was zwar großartig aussieht, aber objektiv mitunter als „unscharf“ bezeichnet werden könnte. Die deutsche Tonspur ist alles andere als ein Ohrenschmaus und bestenfalls als zweckmäßig zu bezeichnen, dafür sind die Dialoge perfekt verständlich. Als Bonus bekommen wir noch einiges an Hintergrundinformationen zum gucken, hören und lesen.
„Ich folgte einem Zombie“ ist ein klassischer Voodoo-Schocker mit Elementen des Liebesdramas, welcher mit atmosphärischen Bildern und einer straffen Inszenierung punkten kann, aber eben auch ein Mitdenken des Zuschauers voraussetzt. Somit ist der Film vor allem für Filmliebhaber und Cineasten geeignet, die derartigen Filmen etwas abgewinnen und sich in die Entstehungszeit zurückversetzen können.
(Michael Speier)
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