Dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, trifft auch auf Autor Joe Hill passend zu, denn als Sohn des Ehepaars Stephen und Tabitha King tritt der Sprössling schon seit einiger Zeit in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vaters und tut es ihm gleich: Denn auch Joe Hills Geschichten sind im Grusel- und Horrorsektor angesiedelt. Und die sind gleich so beliebt, dass mehrere seiner Werke für die große Leinwand, respektive den heimischen Bildschirm adaptiert wurden: Lieferte er doch Vorlagen für den Film „Horns“ mit Daniel Radcliffe oder die Netflix-Serie „Locke & Key“, sowie die AMC-Produktion „NOS4A2“. Mit „The Black Phone“ wurde nun eine weitere seiner Kurzgeschichten zu einem abendfüllenden Spielfilm ausgebaut, welcher zudem mit Ethan Hawke in einer der Hauptrollen ein namhaftes Zugpferd vorzuweisen hat. An den Kinokassen spielte der Film auch beachtliche Erfolge ein, sodass sich Fans der Produktionsfirma „Blumhouse Production“ einmal mehr auf einen spannenden Filmabend freuen dürfen. Was die Blu-ray aus dem Hause Universal Pictures Home Entertainment dabei zu bieten hat, kann nachfolgendem Review entnommen werden.
Story
Die Geschwister Finney (M. Thames) und Gwen (M. McGraw) wachsen Ende der 1970er Jahre in Denver unter der strengen Hand ihres alleinerziehenden Vaters (J. Davies) auf. Ihr Alltag ist sowohl daheim als auch in der Schule von Gewalt geprägt, sodass handfeste Strafen für Nichtigkeiten von ihrem Erzeuger, wie auch Prügeleien mit Angebern auf dem Pausenhof für sie an der Tagesordnung stehen. In den letzten Tagen mehrt sich zudem das Verschwinden einiger Teenager, zu denen auch Mitschüler der beiden gehören. Während Gwen bald Alpträume davon zu bekommen glaubt, trifft es Finney noch schlimmer, denn auch er wird Opfer des mysteriösen Greifers (E. Hawke). Eingesperrt in einen kargen Kellerraum, welcher nur mit einem maroden Bett und einem funktionslosen schwarzen Telefon ausgestattet ist, muss er sich den Spielchen seines Peinigers ergeben. Doch während der Junge seinem Schicksal entgegenfristet, klingelt plötzlich der Apparat an der Wand…
Wer sich am anderen Ende der Leitung meldet, soll an dieser Stelle der Spoiler-Gefahr wegen natürlich nicht preisgegeben werden. Doch wie man sich wahrscheinlich schon bei einer Beteiligung von Jason Blum als Produzent denken kann, wird es hier ganz schon mysteriös und schaurig zu Werke gehen. Dabei beginnt der Film zunächst wie ein typischer Coming-of Age Beitrag, in dem zwei Teenager mit den Tücken des Alltags zurechtkommen und sich darin beweisen müssen. Wobei Tücken noch recht harmlos umschreibt, was Bruder und Schwester hier durchmachen müssen: Denn seit dem viel zu frühen Tode ihre Mutter müssen sie alleine mit ihrem schwierigen Vater klarkommen. Der reagiert schon bei der kleinsten Störung seines morgendliches Zeitungslesens äußerst übertrieben und schreckt auch nicht davor zurück, seine Kinder mit dem Ledergürtel den – aus seiner Sicht – nötigen Respekt beizubringen. Doch damit nicht genug, denn auch an der Schule werden die beiden Kids alltäglich mit Problemen konfrontiert. Besonders der etwas zartbesaitete Finney – hervorragend gespielt von Mason Thames – gerät hier immer wieder mit den Halbstarken auf dem Pausenhof oder der Schultoilette aneinander. Schwester Gwen – von der jungen Madeleine McGraw ebenfalls sehr klasse gespielt – prägen zudem immer wieder Alpträume, in denen sie sieht, wie Kinder aus ihrer Nachbarschaft von einem schwarzgekleideten Mann entführt werden und auf nimmer wiedersehen verschwinden. Als Finney selbst Opfer des sogenannten Greifers wird, scheint für die beiden Kinder die Welt endgültig zusammenzubrechen.
Der Film wechselt ab hier ein wenig in eine anderer Richtung und präsentiert dem Zuschauer Ethan Hawke einmal von einer etwas anderen Seite. Hier ist der Mime nämlich in die Rolle des Bad-Guy geschlüpft, dem es besonders durch seine stets andersaussehende Maske gelingt, den Zuschauer zum einen in seinen Bann zu ziehen, zum anderen aber auch das Gruseln zu lehren. Meisterhaft gelingt es Hawke mit seiner Stimme, seinen Gesten und seiner Körpersprache nicht nur Finney erstarren zu lassen. Auch wenn die Auftritte Hawkes eigentlich rar gesät über die knapp 105 Minuten Laufzeit verteilt worden sind, ist es immer wieder ein Highlight, wenn der Greifer in Aktion tritt. Ebenso hervorragend agieren die beiden Nachwuchstalente in Form des Geschwisterpaares Finney und Gwen, bei denen man Mason Thames und Madeleine McGraw sehr gut ihre emotions-, oftmals auch angstvollen Darstellungen abnimmt. Immer wieder wurde der Film mit einigen gut platzierten Jump-Scares versehen, sodass der ein oder andere sicherlich ab und an von der Couch aufschrecken wird. Explizite Gewalt spielt in dem Gruselfilm - wie schon an anderen Stellen erwähnt - ebenfalls eine zentrale Rolle. Diese geht aber weniger vom Entführer aus, sondern findet teils hinter den verschlossenen Türen der heimischen vier Wände oder ganz öffentlich mitten auf dem Schulgelände statt, was den teils blutigen Bildern dann unfreiwillig noch mehr Nachdruck verleiht. Die Spannung baut sich dabei nach der Einführung der Charaktere immer weiter auf und auch wenn es hier und da mal eine klitzekleine Länge gibt, so gelingt es den Machern stets den Zuschauer bei Laune zu halten - will man doch einfach wissen, wie die Geschichte ausgeht. Die hat dann gegen Ende noch ein paar gute Twist und Charakter-Entwicklungen parat, welche zwar nicht für jeden unvorhergesehen kommen dürften, dennoch die Geschichte sehr gut zu Ende führen. Kurz um: Gruselfans sollten sich den Streifen definitiv nicht entgehen lassen - einem spannenden Filmabend steht hiermit nämlich nichts im Wege.
Bildqualität
Zum größten Teil digital gedreht, weiß die Produktion gleich von Beginn an mit einem äußerst scharfen und klaren Bild zu überzeugen, welches man allerdings - um die bedrohliche Lage noch zu unterstützen - ein wenig dunkler gehalten hat, sodass es nicht ganz natürlich, dafür aber eben „passend dreckig“ gelungen ist. Gerade in den Nahaufnahmen sind die feinen Strukturen in des Greifers Maske zu erkennen - Risse in den Wänden, kleine Blutrinnsale in den Gesichtern der Opfer und Entführten, oder die Muster in den Strickbekleidungen tun ihr übriges hinzu. Farblich setzt man eher auf erdige Töne und nur hin und wieder können die typischen Endsiebziger Pop-Klamotten an der Schule einige farbliche Akzente setzen. Die Traumsequenzen von Gwen wurden dann im klassischen Super-8 Format aufgenommen und können daher natürlich nicht mit dem Rest des Films mithalten. Dies sind aber bewusst eingesetzte Stilelemente, die hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden sollen. Insgesamt ein sehr stimmiges und modernes Bild, an dem es sonst nichts weiter auszusetzen gibt. Erfreulich also, dass man dieses nicht zwanghaft auf alt getrimmt hat, auch wenn der Film eben zeitlich in den 1970er Jahren abgesiedelt ist.
Tonqualität
- Deutsch Dolby Atmos (inkl. Dolby True HD 7.1)
- Englisch Dolby Atmos (inkl. Dolby True HD 7.1)
Eine aktuelle Umsetzung gibt es auch beim Ton zu vermelden, der sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Synchronisation mit einem modernen 3D-Sound versehen wurde. Und der kann sich wahrlich hören lassen: Zum einen tritt er schon mal pegelstark aus den Lautsprechern, lässt aber dennoch die Dialoge stets klar verstehen. Highlight ist aber die Nutzung der komplette Surround-Kanäle, und die stetige Einbindung der Deckenlautsprecher. Letztere setzen nicht nur ein, wenn es über mehrere Ebenen geht, sondern liefern auch immer wieder passenden Umgebungsgeräusche und zahlreiche Effekt-Momente, welche die bedrohliche Atmosphäre unterstützen. Zudem wird der Soundtrack hierüber noch mit mehr Volumen angereichert, was vor allem bei einigen rockigeren Stücken hervorragend passt. Der Subwoofer darf dabei immer mal wieder tiefgreifend zupacken, was besonders zu den „Jump-Scare“-Momenten passt. Einen nennenswerten Unterschied zwischen O-Ton und heimischer Synchronisation – hergestellt bei der Iyuno-SDI Group Germany GmbH aus Berlin, unter der Dialogregie von Sven Hasper - gibt es nicht zu vermelden: Beide liegen gleichauf, was Pegelstärke und Dynamik betrifft.
Ausstattung
- Unveröffentlichte Szenen
o Ist das jetzt Amerika? (0:49 Min.)
o Keine Träume (0:29 Min.)
- Ethan Hawkes böse Seite (4:25 Min.)
- Den Anruf beantworten: Hinter den Kulissen von "The Black Phone" (10:40 Min.)
- Der Teufel im Design (5:15 Min.)
- Super-8-Set (1:48 Min.)
- „Shadowprowler“ - Ein Kurzfilm von Scott Derrickson (11:57 Min.)
- Filmkommentar mit Produzent / Co-Autor / Regisseur Scott Derrickson
Zunächst hat man die Möglichkeit den Film inklusive eines Filmkommentars von Multitalent (Produzent, Co-Autor & Regisseur) Scott Derrickson abzuspielen. Die Extras werden dann von zwei recht kurz unveröffentlichten Szenen eröffnet, die allerdings keinen wirklich Mehrwert liefern und daher wohl zurecht entfernt wurden. Ethan Hawke beschreibt anschließend die Figur des Greifers etwas ausführlicher und wie er sich in die Rolle des Killers versetzen konnte. Durch die Maske musste er vor allem mit seiner Stimme agieren, da er diesmal kaum etwas über seine Mimik ausdrücken konnte. Körpersprache und Gestik machten einen weiteren Teil seiner Darbietung aus. Einen Einblick in die Dreharbeiten sowie die Filmentstehung liefert ein "Behind the Scenes"-Feature, in dem zahlreiche Darsteller, Produzenten und Mitwirkende zu Wort kommen. Im nächsten Beitrag widmet man dich dem Production-Design und stellt hier vor allem die variable Maske des Killers in den Vordergrund. Aber auch das 1970er Jahre Styling der Figuren und Schauplätze wird hier erwähnt. Die Traumphasen im Film wurden im „Super-8“-Format gedreht - wie es dazu kam, schildert ein weiteres kurzes Feature. Wer ein wenig mehr an der Arbeit von Regisseur Scott Derrickson interessiert ist, bekommt mit einem seiner Kurzfilme einen weiteren Einblick in dessen Arbeit: Im knapp 12-minütigen Beitrag wird ein Teenager Opfer eines häuslichen Überfalls und muss sich seinem Peiniger erwehren. Aufgrund der durchaus vorhandenen Spannung in jeden Fall einen Blick wert, wenn auch das Ende etwas arg einfach gewählt wurde.
Fazit
Mit „The Black Phone“ bekommt man eine gelungene Adaption des gleichnamigen Romans aus der Feder von Joe Hill – seines Zeichens Sohn des Schriftstellerehepaars Stephen & Tabitha King – geliefert, die äußerst spannend inszeniert wurde und den Zuschauer gleich von Beginn an mitfiebern lässt. Auch wenn sich im Mittelteil ein paar ganz kleine Längen einstellen, möchte man aber stets wissen, wie die Geschichte nun endet. Technisch bekommen man sowohl beim Bild als auch beim Ton eine moderne Produktion geliefert: Scharf und detailreich bei ersterem und sehr beeindruckend dank 3D-Soundformat bei letzterem, wird die spannende Story optisch wie akustisch hervorragend unterstützt. Die Extras bieten kurze Eindrücke aus der Filmentstehung, die durchaus unterhaltsam sind, allerdings jetzt auch keine besonders interessanten Informationen preisgeben. Fans der Blumhouse Productions sollten hier auf jeden Fall einen Blick riskieren, denn einem unterhaltsamen wie spannenden Filmabend sollte mit diesem Grusler nichts im Wege stehen.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro