Als wäre das Marvel-Cinematic-Universe nicht schon umfangreich genug, gibt es darüber hinaus auch noch die vom MCU losgelösten Filme und Serien über die zahlreichen Superhelden aus dem „Haus der Wunder“, so dass man leicht den Überblick verlieren kann. Allein Spider-Man wurde in den letzten 20 Jahren von drei Schauspielern dargestellt, die allesamt ihr eigenes Filmuniversum besaßen, in welchen es zwar zahlreiche Parallelen gab, doch im Grund genommen standen alle für sich allein. Das änderte sich allerdings, als plötzlich das Konzept des Multiversums, welches bereits in Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman Animationsfilms „Spider-Man: A New Universe“ von 2018 thematisiert wurde, Einzug in das MCU enthielt und mit „Spider-Man: No Way Home“ die von Regisseur Jon Watts inszenierte „Spider-Man“-Trilogie zu einem Abschluss gebracht wurde. Nachdem die Kinoauswertung des Films immer weiter nach hinten rückte, wurde die Heimkino-Veröffentlichung nun recht plötzlich nach vorne verlegt. Seit dem 15.03.2022 ist der Film als VoD-Titel bei verschiedenen Anbietern gelistet und auch die Veröffentlichung des optischen Mediums wurde vorverlegt. Was der Film, der sowohl als Standard-Blu-ray Disc, als auch in 4k als Ultra HD-Blu-ray in verschiedenen Verpackungsformen auf den Markt gebracht hat, zu bieten hat und wie sich die Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Peter Parker (T. Holland) ist nach Mysterios strategischem Zug der ganzen Welt als Spider-Man offenbart. Er kann sich nicht verstecken, hat kein Privatleben und jedes Auftauchen in der Öffentlichkeit, als Spidey oder Peter, gleicht einem Spießrutenlauf. Um seine Beziehung zu Freundin M.J. (Zendaya) zu schützen und auch potenziellen Feinden keine leichten Ziele in Form von Familie und Freunden zu bieten, beschließt er Doctor Strange (B. Cumberbatch) zu bitten, seine Bekanntheit durch einen Zauber rückgängig zu machen. Doch Peter und Strange unterschätzen die Tragweite dieses Entschlusses, denn wer mit der Realität spielt, spielt auch mit seinem Leben und so kommt es wie es kommen muss: Peter steht allein und andere Realitäten dringen in seine ein, ein Multiversum entsteht und aus diesem wieder herauszukommen könnte den jungen Avenger alles kosten ...
Der dritte und voraussichtlich letzte Teil der „Home“-Trilogie um den Netzschwingenden Peter Parker setzt dort an, wo die letzte Geschichte endete: Peters Identität ist enthüllt und die Menschen in Peters Umgebung gehen sehr unterschiedlich damit um. Gerade nach dem etwas durchwachsenen „Spider-Man: Far From Home“ waren die Sorgen groß, ob dieser Abschlussfilm die Kurve kriegen würde. Die frühen Teaser widmeten sich zunächst noch nur dem Titel, doch bereits der erste Trailer, in welchem zahlreiche Handlungselemente und vor allem auch die Rückkehr bekannter Superschurken angeteasert wurden, weckten indessen hohe Erwartungen. Als dann auch noch relativ früh durchsickerte, dass der Fanliebling und Star der ersten Spider-Man-Trilogie von Sam Raimi, nämlich Tobey Maguire im Film auftauchen würde und auch Andrew Garfield als Marc Webbs Spider-Man zurückkehren könnte, gab es wohl kaum noch einen Spidey-Fan, der den Filmstart erwarten konnte.
Entsprechend hoch war dann auch die Resonanz in den noch immer im Spar- beziehungsweise Krisenmodus befindlichen Lichtspielhäuser. Trotz teilweiser behördlich angeordneter reduzierter Auslastung der Kinosäle (und teilweise komplett geschlossenen Kinos) erreichte der Film allein am Startwochenende in den USA ein Einspielergebnis von sage und schreibe 260 Millionen Dollar. Nach nicht einmal 2 Wochen war die Milliarde-Dollar-Hürde geknackt und erarbeitete sich einen Platz in den Top-10 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Nun sagt finanzieller Erfolg allerdings nicht notwendigerweise etwas über die Qualität des Films aus, in diesem Fall aber kann absolute Entwarnung gegeben werden, denn das, was Regisseur Jon Watts hier auf die Leinwand gebracht hat, ist ein 100% Fanservice mit Tiefgang. „Spider-Man: No Way Home“ liefert alles, was man sich nur wünschen kann. Nach „Avengers: Endgame“ hätte man wohl kaum erwartet, dass man noch mal ein derartiges Highlight zu sehen bekommen würde, auch wenn Marvel schon häufig bewiesen hat, dass man sich immer wieder selbst übertrifft. Das dieses „Wunder“ indessen von einem Solofilm vollbracht wird, der eben nicht die Masse an bekannten und weniger bekannten Helden ins Feld führt, sondern sich mehr oder weniger einem einzelnen Charakter widmet, war weniger zu erwarten. Und doch ist es so! Nun gut, wir bekommen auch noch einige Auftritte von weiteren Figuren des MCU zu sehen, allen voran natürlich Doctor Strange, gespielt von Benedict Cumberbatch, und dessen Kompagnon Wong (Benedict Wong) und selbst Figuren aus Marvels Serienkosmos haben es in den Film geschafft, aber letztendlich dreht sich alles um die Spider-Men und deren Gegner.
Alles, was man über den Film sagen würde, wäre gespoilert und würde den Filmspaß erheblich trüben – daher sei nur so viel gesagt: Jeder Spider-Man Fan kommt bei diesem furiosen Abschied voll auf seine Kosten. Das Wiedersehen mit den unterschiedlichen Helden und Schurken ist dabei vollkommen gelungen, macht enorm viel Spaß, legt ein hohes Tempo vor und ist dennoch in sich schlüssig – sofern man bereit ist die Möglichkeiten eines Multiversums zu akzeptieren. Dazu kommen zahlreiche Momente der Ruhe, bei denen es sich nicht vermeiden lässt, das Taschentuch herauszuholen. Das MCU und das Spider-Verse werden nach diesem Film nicht mehr das sein was sie waren, und „No Way Home“ schiebt sich ganz locker an „Endgame“ vorbei, wenn es um den größten emotionalsten Superheldenfilm geht. Nebenbei kommen auch die früheren Figuren zu einem versöhnlichen Abschluss, welcher insbesondere Andrew Garfield unglücklicherweise und aus unerklärlichen Gründen bisher verwehrt geblieben ist. Zwar hätte man sich auch hier einen dritten Solo-Film gewünscht, zumal dieser am Ende von „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ mehr oder weniger angeteasert wurde, aber dass dieser jemals kommen wird, dürfte wohl sehr unwahrscheinlich sein.
Bildqualität
Leider wurde der Redaktion lediglich ein loses Presse-Muster der Ultra HD-Fassung zur Verfügung gestellt, weshalb eine Bewertung der Blu-ray an dieser Stelle entfallen muss.
Bild 4k UHD
Das Bild der 4k-UHD Blu-ray Disc ist schlichtweg hervorragend. Die Schärfe bewegt sich durchgängig auf einem sehr hohen Niveau und bildet jede noch so kleine Feinheit messerscharf ab. Seien es die einzelnen Fältchen oder die Strukturen der Anzüge, Staubkörnchen oder andere Details – man erkennt schlichtweg alles. Die Farben sind ebenfalls hervorragend und kommen sowohl im hellen Tageslicht als auch in dunkleren Abschnitten perfekt zur Geltung. Besonders hervorzuheben sind die Wolkenstrukturen und die Rötung des Himmels bei der Brückenszene, die Risse im Himmel beim Finale, oder aber auch das Leuchten von Spider-Mans Anzug in der Schlussszene. Der Kontrast ist ebenfalls hervorragend und lässt dunkle Flächen perfekt zur Geltung kommen, ohne dass dabei Details verschwunden gehen würden.
Tonqualität
Der Ton liegt leider nur im englischen Original in makellosem und unkomprimiertem Dolby Atmos Format (mit Dolby TrueHD 7.1 Kern) auf der Disc vor. Die deutsche Synchronfassung wurde, ebenso wie die französische, „nur“ in dts-HD Master Audio 5.1 auf die Disc gepresst. Obendrein bekommen wir noch eine türkische 5.1 Tonspur, eine französische Synchronisation für Hörgeschädigte, sowie mannigfaltige Untertitel geboten.
Auch wenn es natürlich ein wenig ärgerlich und schwer nachvollziehbar ist, warum auf einer deutschen 4k-UHD Blu-ray Disc kein deutscher Atmos Ton vorhanden ist, sollte man sich zunächst einmal auf das beschränken, was man geboten bekommt. Und das ist alles in allem sehr solide und anständig, auch wenn der Vergleich mit der englischen Originaltonspur immer wieder für enttäuschte Seufzer sorgt.
Immerhin ist die Abmischung der dts-HD Master Tonspur sehr harmonisch. Die Musik von Michael Giacchino, der nicht nur bereits für die vorherigen Filme der „Home“-Trilogie verantwortlich war, sondern auch die Soundtracks zu „Doctor Strange“, den „Star Trek“-Reboots und „Jurassic World“, sowie „Rogue One: A Star Wars Story“ komponierte, kombiniert bekannte und neue Themen zu einem grandiosen Score, der Fans und Neulingen die Freudentränen in die Augen treiben wird. Derweil überlagern weder die Musik noch die zahlreichen Surroundeffekte, die sich jederzeit gut zuordnen lassen und insbesondre während der umfangreichen Action-Szenen für ein herrliches Mittendrin-Gefühl sorgen, die Dialoge, welche jederzeit glasklar verständlich bleiben. Natürlich hätte man sich hier mehr gewünscht, und wenn man den Vergleich wagt, dann sieht man auch, was man hätte bekommen können, aber grundsätzlich ist der deutsche Ton für sich genommen nicht übel.
Ausstattung
Die in der Übersicht genannten Boni befinden sich augenscheinlich auf der im Set enthaltenen Blu-ray Disc, die der Redaktion leider nicht als Muster vorlag. Daher kann auch keine verbindliche Aussage über Qualität und Inhalt der genannten Zusatzfeatures getroffen werden. Die Punktevergabe entfällt daher ebenfalls und ist nicht Bestandteil der Gesamtwertung.
Fazit
Technisch ist die 4-UHD Blu-ray Disc eine zwiespältige Angelegenheit. Das Bild ist zwar hervorragend und erlaubt sich keinerlei Mängel, der deutsche Ton hingegen stinkt im Vergleich zum ebenfalls enthaltenen englischen Originalton, welcher in Dolby Atmos vorliegt, haushoch ab, auch wenn die dts-HD Master Abmischung für sich genommen nicht schlecht ist. Es ist einfach unerklärlich, warum man die Möglichkeiten hier nicht ausnutzt. Das Bonusmaterial befindet sich offenbar komplett auf der im Set enthaltenen Blu-ray Disc, welche der Redaktion nicht zu testen vorlag, weshalb hier keine Einzelwertung erfolgt und das etwaige Bonusmaterial nicht in der Gesamtnote berücksichtigt wird.
„Spider-Man: No Way Home“ ist der krönende Abschluss der Spider-Man-Trilogie von Sony, und wenn hier „krönend“ steht, dann ist das wörtlich gemeint. Eine Achterbahn der Gefühle, ein Meisterwerk des Superheldenfilms und das absolute Highlight des Marvel-Cinematic-Universe, welches selbst „Avengers: Endgame“ in den Schatten stellt. Das, was Regisseur Jon Watts hier für die Spider-Man-Fans gemacht hat, ist der heilige Gral des Franchise. Wunderbar!
(Michael Speier)
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