Der Actionfilm ist traditionell eine Männerdomäne. Auch wenn es in der Vergangenheit und vor allem in der heutigen Zeit immer wieder mal starke Frauen in diesem Genre gab, sind diese Ausnahmen doch eher selten. Der neueste Film von Navot Papushado, der auch gemeinsam mit Ehud Lavski das Drehbuch verfasste, will mit dieser Tradition brechen und schickt Karen Gillan und Lena Headey – zwei Frauen, die bereits mehrfach in starken weiblichen Rollen brillierten – gemeinsam mit Angela Bassett und Michelle Yeoh in den Kampf gegen eine Übermacht von testosterongesteuerten Bösewichten. Ob „Gunpowder Milkshake“ dabei wie ein weiblicher „Expendables“ ausschaut, oder ob er etwas völlig Eigenes zu bieten hat, und wie sich der Film aus dem Hause Studiokanal, der im Vertrieb von Koch Media Home Entertainment auf Blu-ray Disc und als 4k-UHD sowohl in Form einer Standard Keep Case, als auch im limitierten Mediabook ausgewertet wird, in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension. (ms)
Story
Um sich und ihre Familie vor brutalen Profikillern zu schützen, war Auftragsmörderin Scarlet (L. Headey) vor einiger Zeit gezwungen, Tochter Sam (K. Gillan) zurückzulassen und unterzutauchen. In all den Jahren hat sich Sam selbst zu einer gnadenlosen Tötungsmaschine ausbilden lassen. Als sie sich jedoch aus Gewissensgründen gegen ihre „Firma“ stellt, landet sie selbst auf der Abschussliste. Zum Glück taucht just in diesem Moment ihre Mutter wieder auf, und gemeinsam mit einem Trio von alten Freunden stellen sich die Powerfrauen der Übermacht aus gnadenlosen Killern….
Der Film fühlt sich ein wenig wie eine Comicverfilmung an und erinnert stellenweise an eine Mischung aus „John Wick“ und „Hotel Artemis“, allerdings sind die Helden hier weiblich und der Grundton ist ein wenig lockerer und (man höre und staune!) noch cooler. Im Allgemeinen steht der Feminismus in Hollywood ja aktuell ganz weit oben und man versucht auf Teufel-Komm-Raus Frauen zu zeigen, die alles machen was Männer auch machen – nur besser. Während viele Filme grandios daran scheitern, weil man mit der Brechstange versucht dem Ganzen einen weiblichen Touch zu verleihen, gelingt „Gunpowder Milkshake“ das Ganze spielend, denn das Geschlecht spielt hier überhaupt keine Rolle. Die Killer sind Frauen, hätten aber ebenso gut auch Männer sein können, das ist im Grunde genommen völlig egal. Lediglich die Tatsache, dass die „Bösewichte“ samt und sonders aus unfähigen Vollidioten zu bestehen scheinen (und natürlich sind die Schurken ausschließlich männlich), ist ein wenig unglücklich gemacht. Hätten Gillian und Headey echte, knallharte männliche Gegner entgegengesetzt bekommen, wäre der Film deutlich besser – wenn auch bestimmt nicht so witzig.
Und hier kommen wir auch schon zum Kern des Übels, denn der Film ist ein perfektes Beispiel für „Style over substance“. Alles wirkt lässig, cool, witzig, locker und leichtfüßig, während die Story auf einen Bierdeckel passt und eigentlich überhaupt keine Rolle spielt. Die Beweggründe der Figuren sind nur peripher ausgebaut, eine Entwicklung findet quasi nicht statt und große Überraschungen braucht man ebenfalls nicht zu erwarten. Vice versa bedeutet das allerdings auch, dass der Film – sofern man sich darauf einlässt – enorm viel Spaß macht und die Zeit wie im Fluge vergeht. Man kann sich an den Bildern sattsehen und mit alten Rocksongs mitgehen, während die Bösewichte einer nach dem anderen cool und schnell aus dem Weg geräumt werden. Ein echter No-Brainer mit cooler Musik, tollen und farbenprächtigen Schauplätzen (besonders das Diner und der „verwunschene Wald“ in der Bibliothek sind hier echte Highlights) und einer großartigen Kampfchoreografie, die vielleicht ein wenig zu häufig auf Slow-Motion-Aufnahmen setzt. Hätte man stattdessen etwas mehr Aufmerksamkeit auf die potenziell interessanten Charaktere und deren Entwicklung gelegt, wäre der Film ein grandioses Stück Actionkino geworden, welches einem Guy Ritchie oder Quentin Tarantino zu Genüge gereicht hätte. Es wäre auch schön gewesen etwas mehr über die drei Damen aus der Bibliothek oder der geheimen Gesellschaft der Killer zu erfahren, aber andererseits wären die Parallelen zu den eingangs genannten Filmen noch deutlicher zu Tage getreten. So wie der Film ist macht er einfach nur Spaß – mehr auch nicht. Manch einem mag das reichen, aber für die obligatorische Fortsetzung darf es gerne auch ein bisschen mehr sein. (ms)
.jpg)
.jpg)
Bildqualität
.jpg)
Tonqualität
.jpg)
Ausstattung
- Eine neue Welt von Auftragskillern (2:13 Minuten)
- Ein tödliches Duo (1:28 Minuten)
- Trailer
Das Bonusmaterial der Blu-ray Disc besteht aus zwei kurzen Werbefilmchen die sich einmal dem Film und einmal den beiden Hauptdarstellerinnen, beziehungsweise den von ihnen dargestellten Figuren, widmen. Dabei sind diese Clips ohne jeden Informationsgehalt und wären auf YouTube deutlich besser aufgehoben als auf einer Blu-ray Disc. Trotzdem ist es natürlich nett, dass man sie der Vollständigkeit halber mit drauf gepackt hat. Zu guter Letzt gibt es noch den Trailer zum Film. (ms)
.jpg)
Fazit
Der Film macht Spaß, wenn man das Gehirn ausschaltet und sich einfach nur von der cool-lässigen Performance, den herrlichen Bildern, der tollen Musik und den perfekten Kampfchoreographien berieseln lässt. Ein Film im Sinne eines Fast-Food-Restaurantbesuchs: Man hat seine Freude dran, aber richtig gut war es nicht. Trotzdem geht man immer wieder hin. Und warum auch nicht?! (ms)
Technisch gesehen liefert man ein audio-visuelles Kunstwerk ab, welches vor allem durch seine kontrastreichen Farben und perfekt eingesetzten Stilelemente begeistern kann. Akustisch bleibt es meist nur auf der 2D-Ebene so wirklich effektreich, denn trotz vorliegenden Dolby Atmos-Tonspuren bietet der Film leider nur sehr wenige Situationen, die den Einsatz der Deckenlautsprecher erfordern. Zudem verhindert man ein spektakuläreres Sound-Erlebnis durch einige Design-Entscheidungen, wie zum Beispiel den zahlreichen Slow-Motion Aufnahmen, die primär mit dem rockigen Soundtrack untermalt wurden. (jp)
(Michael Speier / Jörn Pomplitz)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro