Mit “Ran” aus dem Jahr 1985 erscheint in Deutschland erstmals ein Film des legendären, japanischen Regisseurs Akira Kurosawa auf Ultra HD Blu-ray. Dabei wurde dasselbe Master genutzt, das bereits für die letzte Blu-ray-Fassung aus dem Jahr 2016 herhalten durfte. Zudem sind auf einer separaten Disc über dreieinhalb Stunden Bonusmaterial enthalten.
Story
Der mächtige aber greise Fürst Hidetora fühlt, dass sein Ende naht. Daher möchte er sein Erbe an seine drei Söhne verteilen. Der älteste Sohn, Taro, soll sein Nachfolger werden, treibt aber ein eigenes Spiel. Er will alle Güter seines Vaters an sich reißen und seine beiden Brüder ausbooten. Das führt zu einem erbarmungslosen Krieg, welcher alles vom Vater erreichte zu vernichten droht. Mit “Ran” hat Akira Kurosawa im Wesentlichen Shakespeares “König Lear” für sich adaptiert und die Handlung an das historische Japan angepasst. Mit 162 Minuten Spielzeit legte der Regisseur hier sein letztes großes Epos vor. Im Jahr 1985 inszenierte er bombastische Schlachten und dramatische Kämpfe, völlig ohne moderne CGI-Unterstützung. Unter Filmemachern gilt “Ran” dabei als handwerkliches Lehrstück, denn Schnitt, Kameraarbeit und allgemeine Inszenierung suchen ihresgleichen. Kurosawa war ein Perfektionist, der jede Szene und jeden Augenblick abstimmte, was man “Ran” jederzeit anmerkt.
Aus heutiger Sicht ist der Film dabei eher langsam erzählt und nimmt sich beispielsweise viel Zeit, um die Haupthandlung und die zentralen Charaktere, Hidetora und seine Söhne sowie deren engste Verbündete, einzuführen. Die Söhne geraten dabei schnell aneinander, allerdings gibt es da zunächst keinen so klaren, klassischen Schurken, wie es die Zusammenfassung der Handlung vielleicht suggeriert. Vielmehr geht es um die Zwiespalte in der menschlichen Natur und natürlich spielt auch japanische Kultur eine enorme Rolle: Ehre, Loyalität und Tradition sind zentrale Elemente der Geschichte, welche die Interaktionen bestimmen. Eine große Rolle spielt dabei auch Kaede, Taros Frau, die als starker weiblicher Charakter die Geschichte entscheidend prägt. Hier war man noch fern jeglicher moderner Identitätspolitik und wusste doch schon die unterschiedlichen Stärken der Geschlechter in die Story einzubeziehen. Visuell ist “Ran” dabei für Uneingeweihte vielleicht am ehesten mit den Werken von Stanley Kubrick zu vergleichen, welcher selbst ein großer Fan Kurosawas gewesen ist. So teilen sich die beiden Regisseure eine kompromisslose Perfektion, welche sich darin äußert, dass so gut wie jeder Frame auch als Poster tauglich wäre. Wer sich für das Filmemachen, historische Filme oder einfach epische Geschichten interessiert, der wird um einen Blick auf “Ran” nicht herumkommen, will er ernstgenommen werden. Das gilt 2021 immer noch genau so wie schon 1985.
Bild 4k UHD
Wer hier ein ähnliches Deaster wie bei der UHD Blu-ray zu “Terminator 2” befürchtet, sollte aufatmen. So hat StudioCanal “Ran” nicht glattgefiltert, sondern das Bild zeigt jederzeit ein deutlich sichtbares Korn. Allerdings sind immer wieder auch leichte Bildbeschädigungen sichtbar, die auf das Filmmaterial aus dem Jahr 1985 zurückzuführen sind. Auch ist zu bemängeln, dass wie schon bei der Blu-ray ein leichter Farbstich in Richtung Blau zu bemerken ist, der dem Bild einen etwas unterkühlten Look verleiht. Der Detailgrad ist für das Alter beachtlich und “Ran” bietet immer noch ein episches Erlebnis, das von Kurosawas geschickter Hand lebt. Der leicht verwaschene Look ist dem Produktionsjahr geschuldet, so dass hier niemand die Plastizität oder das kontrastreiche Bild eines modernen Blockbusters erwarten sollte. Nachträglich wurde das Bild nun zudem auch um HDR10 bzw. an entsprechenden TVs um Dolby Vision aufgewertet. Die HDR-Überarbeitung ist allerdings extrem dezent und führt zwar zu einer höheren Dynamik als bei der SDR-Blu-ray, die Unterschiede sind aber am Ende sehr, sehr fein. Letzten Endes sieht man der 4K-Fassung von “Ran” also das Alter an, was wiederum zu einem originalgetreuen Bild führt, dessen HDR-Aufwertung sich jedoch in Grenzen hält. Insgesamt sticht die UHD-Fassung die auf demselben Master basierende Blu-ray zwar aus, die Unterschiede sind jedoch eher fein. Wer den Film somit bereits als Blu-ray aus dem Jahr 2016 besitzt, sollte das Upgrade nur wagen, wenn “Ran” auf der Liste der eigenen Lieblingsfilme steht. Für alle anderen ist die 4K-Fassung natürlich das beste Gesamtpaket.
Tonqualität
Ton: Deutsch / Japanisch DTS-HD Master Audio 2.0, Englisch, Japanisch, Französisch DTS
HD Master Audio 5.1 Untertitel: Deutsch, Englisch Französisch
Während der japanische Ton sowohl in der originalgetreuen Stereo-Fassung als auch als überarbeitete 5.1-Variante vorliegt, besinnt man sich bei der deutschen Synchronisation auf DTS-HD Master 2.0. Das ist zu loben, denn ein künstlicher Upmix wäre wenig wünschenswert gewesen. Die Synchronisation kann dabei aufgrund eines leicht muffigen Klangs ihr alter nicht verhehlen, hat aber viel Charme. Zumal sich die Stimmen besser ins Klangbild integrieren, als bei manch moderner Abmischung, da sie nicht zu extrem in den Vordergrund gerückt werden. Klar, für den fantastischen Soundtrack von Toru Takemitsu würde man sich etwas mehr Power wünschen, doch die Stereo-Separation weiß zu überzeugen und insgesamt hat man das Beste aus dem sehr alten Material herausgeholt.
Ausstattung
- Ran – Die Restaurierung
- AK – Dokumentation von Chris Marker
- Ran: Epos und Innenleben
- „Akira Kurosawa“ von Catherine Cadou
- „Die Kunst der Samurai“
- Interviews mit Kameramann Shoji Ueda, Mieko Harada und Michael Brooke
- Auf der Bühne des Tokyo International Film Festival 2015
- „Die Samurai“
Das Bonusmaterial ist zur Blu-ray aus dem Jahr 2016 identisch geblieben. So ruhen alle Extras, bis auf den Beitrag zur Restaurierung, auf einer separaten Blu-ray. Für Fans von Akira Kurosawa bieten die Boni einen breiten Blick, der weit über den Film „Ran“ allein schweift. Allein die Dokumentation „AK“ erstreckt sich über mehr als eine Stunde. In anderen Beiträgen erblickt man dann auch einige bekannte Regisseure aus Hollywood, die sich über das Schaffen von Kurosawa und seinen Einfluss auf die internationale Filmbranche unterhalten. Insgesamt liegen hier satte dreinhalb Stunden an Bonusmaterial vor, welche den Fan nicht nur bestens speziell über „Ran“ aufklären, sondern auch über Kurosawa insgesamt.
Fazit
„Ran“ liegt in einer gelungenen 4K-Fassung vor, die den Film visuell nicht nachträglich verändert. Daran ändert auch die Umsetzung in HDR10 / Dolby Vision nichts, welche eher subtil bleibt. Der deutsche Stereo-Ton ist dem Alter entsprechend sehr gut und angemessen für das Material. Zwar gibt es kein neues Bonusmaterial, aber alle Extras der letzte Blu-rayFassung aus dem Jahr 2016 liegen erneut bei. Das sorgt für über dreieinhalb Stunden an Boni.
„Ran“ ist Akira Kurosawas letztes Samurai-Epois. Der historische Streifen erzählt in 162 Minuten eine Geschichte von Ehre, Verrat und eindrucksvollen Bildern, die auch nach dem Ansehen lange beim Zuschauer verbleiben. Dabei eignet sich „Ran“ auch sehr gut als Einstiegsdroge und führt gut an den Stil des japanische Regisseurs heran. Das neue 4K-Set von StudioCanal lässt sich daher nur wärmstens für Cineasten empfehlen.
(Dr. André Westphal)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
LG OLED E9 65 Zoll
LG UBK90 UHD Blu-ray Player
Samsung Soundbar-System HW-Q90R