„Einmal Para machen!“, genau das wünschen sich die 4 Girls in „Para – Wir sind King“ und wer jetzt nicht weiß was das überhaupt ist, es geht um „Patte“, „Kohle“, „Zaster“, kurz gesagt einmal das große Geld machen. Dieses winkt plötzlich unerwartet mit dem Verkauf von Drogen, wer sich allerdings schon den ein oder anderen Film zu einem solchen Thema angesehen hat, kann bereits erahnen, dass das nicht ganz so leicht wird und die Clique vor eine Menge Herausforderungen stellt.
Story
Vier junge Frauen, beste Freundinnen: Jazz, Fanta, Hajra und Rasaq sind auf den Straßen des rauen Berliner Wedding groß geworden. An der Schwelle zum Erwachsenwerden blicken sie in eine ungewisse Zukunft. Nur eines ist sicher: sie haben große Träume. Ein zufälliger Fund macht Hoffnung auf schnelles Geld und ein besseres Leben, doch ihre Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt. (Quelle: TNT Serie)
Der deutsche PayTV-Sender TNT Serie konnte zuletzt mit vielen kleinen Eigenproduktionen überzeugen, genannt sei hier beispielsweise auch die von mir rezensierte „Arthurs Gesetz“ oder die Erfolgsserie „4 Bock“. Mit „Para – Wir sind King“ kommt nun ein neuer, wie ich finde, vielversprechender Stoff, der von „Ghetto-Experte“ Özgür Yıldırım in Szene gesetzt wird. Thematisch erinnert das Ganze etwas an seinen „Nur Gott kann mich richten“, oder seinem Debüt „Chiko“, wobei „Para“ vergleichsweise etwas harmloser daherkommt. Immerhin fokussiert sich die Geschichte vor allem auch auf die Beziehung der vier Hauptfiguren. Nicht nur das, es ist die ganz große Stärke der Serie, das kann ich schon mal vorwegnehmen. Im Vergleich zu den genannten ist sie in vielen Punkten weitaus lebenslustiger, wilder und auch irgendwie bunter. Neben den wirklich guten und lebensechten Dialogen, voller Anglizismen und in die Jugendsprache eingearbeitete Wörter wie „safe“, „whalla“ oder „habibi“, ist jede der Hauptrollen unglaublich gut gecastet und man hat echt das Gefühl, dass die Protagonistinnen weit mehr Zeit miteinander verbracht haben, als in der Serie gezeigt wird. Außerdem sind sie eben nicht nur authentisch gespielt, sondern auch sehr gut gezeichnet, denn während Rasaq eigentlich langsam „gesettelter“ werden möchte, also heiraten, Kinder kriegen und mehr Ordnung in ihr Leben bringen, hat Fanta genug damit zu tun für ihre Mutter und ihren kleinen Bruder zu sorgen, während Hajra den letzten großen Deal an Land ziehen will und Jazz sich durch ganz Berlin vögelt.
Jede der 4 hat ihre ganz eigenen Ziele, doch sobald eine von ihnen in Schwierigkeiten gerät, steht die Gruppe sofort füreinander ein. Das müssen sie auch, denn schon bald geraten sie zwischen die Fronten des organisierten Verbrechens. “Para“ behandelt unglaublich viele Themen, die in unserer heutigen Gesellschaft immer mehr in den Fokus rücken. Es geht mitunter auch um Rassismus, toxische Männlichkeit, sexuelle Belästigung, Selbstverwirklichung und auch darum was Freundschaft eigentlich bedeutet, oder ob es sowas wie bedingungsloses Vertrauen überhaupt gibt. Jede Figur bietet ihr ganz eigenen Identifikationspotenzial und jede ist auf ihre Art und Weise faszinierend. Der eigentliche Plot selbst, der durch die Hoffnung auf das schnelle Geld ausgelöst wird, wird zwar zum Auslöser einiger Ereignisse, rückt aber nicht zu sehr in den Vordergrund. Manchmal ist es schade, dass sich ein paar der Probleme quasi „von selbst“ in Luft auflösen, anstatt, dass sie Mädels es selbst schaffen sie zu bewältigen. Beispielsweise wird ein bestimmter, kaum lösbarer Plotpoint schlichtweg gegen einen anderen ausgetauscht, der für die Figuren selbst einfacher zu bewältigen ist, ohne zu viel vorwegzunehmen. So werden mitunter die „Stakes“ verschoben, wie es für das Drehbuch oder die Fortführung der Handlung am bequemsten ist. Trozdem, diese Kleinigkeiten lasen sich meiner Ansicht nach verzeihen, da der Großteil der Serie verdammt herausragend funktioniert. Herauszuheben ist für mich dabei die Folge 5, bei der ein Roadtrip auf dem Plan steht, der endlich alles verändern könnte.
Regisseur Özgür Yıldırım hatte bei der Produktion innerhalb der Pandemie zudem erschwerte Bedingungen zu meistern, von diesen „Problemen“ merkt man glücklicherweise nichts. Zunächst wurde überlegt diese in die Story einzubinden, doch man wollte vermeiden, dass die Serie in einer bestimmten Epoche hängen bleibt, sondern unsere „Normalität“ zeigt, worauf man angesichts der ständigen Nachrichten über das Virus nur begrüßen kann. Schließlich eignet sich so eine Serie perfekt um dem Alltag zu entfliehen. Ein großer Wehrmutstropfen ist allerdings das Ende der ersten Staffel, denn die endet mit einem großen Cliffhanger, der tatsächlich keine der etablierten Erzählstränge ansatzweise zu Ende führt. Jede der Mädchen steht quasi vor einem erneuten Wandel, weshalb es unumgänglich ist das eine zweite Staffel kommt. Beziehungsweise kann man es als begeisterter Zuschauer nur hoffen.



Bildqualität

Tonqualität

Ausstattung

Fazit
„Para – Wir sind King“ ist eine gelungen Coming-Of-Age/Crime Serie, die mich sehr in den Bann ziehen konnte. Vor allem die Gruppe der vier Mädels schafft es sie zu tragen, jede macht ihre eigene Entwicklung durch, jede hat ihre eigene Motivation und doch schaffen sie es, trotz vieler Probleme, sich zusammenzuraufen. Schauspielerisch, sprachlich und visuell macht sie einfach Spaß, ein paar kleinere Drehbuchschwächen sind da zu verzeihen! Von mir gibt es definitiv eine Kauf- und Schauempfehlung und ich warte nach dem Cliffhanger gespannt auf Staffel 2!
(Tom Sielemann)
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