Buster - Ein Gauner mit Herz Blu-ray

Der Londoner Kleinganove Buster Edwards (P. Collins) möchte seiner geliebten Ehefrau June (J. Walters) den Wunsch nach einem eigenen Haus erfüllen. Mit seinen gelegentlichen Diebeszügen ist dabei allerdings wenig zu holen. Ihm kommt die Idee sich an den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Bekannten Harry (M. Attwell) zu wenden. Harry plant einen Überfall auf einen Postzug, der eine Million Pfund einbringen soll. Der Raub gelingt, und auf der Flucht vor der Polizei setzen sich Buster und June ins ferne Mexiko ab, um dort ein entspanntes Leben zu führen. June ist allerdings in der neuen Heimat nicht glücklich und kehrt allein wieder nach London zurück. Im Zwiespalt mit sich trifft Buster daraufhin eine folgenschwere Entscheidung... Der Film von Regisseur David Green basiert in den Grundzügen auf dem legendären Postraub von 1963, der in zahlreichen Filmen, Serien und Büchern bereits bis ins kleinste Detail aufgearbeitet wurde. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem an dem Überfall beteiligten Kleinganoven Buster Edwards, der sich mit seinem Teil der Beute nach Mexiko absetzte, dann aber doch wieder nach England zurückkehrte um sich seiner Strafe zu stellen. Dieser wird von dem erfolgreichen Musiker und Genesis-Frontman Phil Collins gespielt, der hier in eine seiner wenigen Filmrollen zeigt, dass er zwar ein hervorragender Musiker, aber ein weniger talentierter Schauspieler ist. Der eigentliche Postraub wird hier schnell zur Nebensache. Stattdessen sehen wir das Leben eines Mannes, der von der Hand in den Mund lebte, und plötzlich zu unehrlichem Reichtum gelangte, damit (und mit der Belastung dass man hinter ihm her ist) allerdings nicht klar kommt. Dabei wird die Figur des Buster Edwards so sympathisch und schelmisch dargestellt, dass man fast den Eindruck bekommen könnte, er wäre ein echter Held. Tatsächlich agierten die Posträuber damals sehr umsichtig, was man in anderen Verfilmungen (wie etwa „Die Gentlemen bitten zur Kasse“) ebenfalls sehr deutlich herausgearbeitet hat, dennoch handelt es sich hier um Verbrecher, deren Handeln ein gutes Stückweit verharmlost wird. Der Film zeigt also das Leben, beziehungsweise diesen bestimmten Abschnitt, eines Mannes mit vielen Tiefen und wenigen Höhen, ist dabei sehr kurzweilig und unterhaltsam und macht vor allen Dingen Spaß. Aufgelockert wird das Ganze durch einen tollen Soundtrack und schöne Bilder, zahlreiche Wortspiele und einen lockeren Erzählfluss. Leider bleibt der Film stellenweise sehr oberflächlich und vorhersehbar, selbst wenn einem die damaligen Ereignisse nicht geläufig sind. Für zwischendurch ist der Film trotzdem ganz brauchbar, vor allem für Phil Collins Fans. Bleibt zu hoffen dass der wesentlich bessere „Frauds“, der andere Film mit Collins in der Rolle, auch noch den Weg auf ein aktuelles Medium findet.

Wenn man hier unbedingt etwas positives sagen möchte, dann dass der Film nahezu frei von Korn ist. Allerdings ist das Bild alles in allem so mies, dass ich mich mehrfach vergewissert habe, ob sich nicht zufälligerweise die ebenfalls im Set befindliche DVD im Player befindet. Die Schärfe bewegt sich auf einem unterdurchschnittlichen Niveau und bildet selbst in Nahaufnahmen keine kleineren Details ab. Alles wirkt ein wenig unscharf und verwaschen. Die Farben sind in nahezu allen Szenen verfälscht und schauen nicht schön aus, sind aber immerhin kräftig. Bei den Szenen in London bekommen wir einen leichten Grünstich über dem Bild zu sehen, während die Szenen in Mexiko eher in Sepiatönen eingefärbt sind. Der Kontrast ist so schlecht eingestellt, dass beispielsweise die Tragflächen ein landenden Flugzeugs (ca. 58. Minute) mit dem Hintergrund komplett verschmelzen. Der Schwarzwert ist hingegen ganz in Ordnung, nur dass dunklere Flächen weitere Details verschlucken und alles noch schwammiger ausschaut. Ein weiterer Kritikpunkt sind die zahlreichen kleinen und größeren Bildstörungen und Beschädigungen. Der rechte Bildrand ist hier besonders hart getroffen. Szenenweise sieht man deutliche Laufspuren. Nein, diese Blu-ray macht optisch überhaupt keinen guten Eindruck.

Der Film lässt sich in der Kinofassung in deutscher und englischer Sprache abspielen, während die Langfassung ausschließlich in englischer Sprache vorliegt. Optional lassen sich bei der Kinofassung deutsche Untertitel zuschalten. Der deutsche Ton klingt dabei sehr angestaubt und muffig, die Dialoge sind allerdings jederzeit gut und klar verständlich, dabei aber deutlich priorisiert, was im Umkehrschluss mitunter sehr unnatürlich klingt. Die Musik klingt leider ein wenig knarzig und banal ausgedrückt „nicht schön“. Hintergrundgeräusche sind eher dezenter Natur und fallen kaum ins Gewicht. Die englische Originaltonspur klingt sogar noch ein wenig schlechter als die deutsche Synchronfassung, die immerhin auf bekannte Sprecher wie Helmut Gauß, Engelmehrt von Nordhausen, Edgar Ott, Hans-Werner Bussinger, Udo Schenk und Lutz Mackensy über Phil Collins setzt, wobei gerade letzterer eine bemerkenswerte Leistung vollbringt, da er deutlich sympathischer und authentischer klingt als Collins im Original.

Das Bonusmaterial ist leider ebenfalls nicht der Rede wert. Ein paar Bilder, der Trailer zum Film und eine Menüauswahl, bei der man viel Geduld braucht bis mal etwas passiert. Das gleiche gilt für die Disc per se: Bevor der Film, beziehungsweise das Menü, startet, bekommen wir einen nicht überspringbaren Labeltrailer zu sehen, der mit einer Laufzeit von knapp 100 Sekunden sehr an den Nerven zerrt.

Diese Blu-ray Disc aus dem Hause Hansesound macht in keiner Weise einen guten Eindruck. Das Bild ist so schlecht, dass man permanent glaubt eine mittelmäßige DVD im Player zu haben und der deutsche Ton knarzt und klingt muffig, ist aber im Vergleich mit dem Originalton noch ganz angenehm. Bonusmaterial gibt es ebenfalls nicht. Zumindest der Film ist recht unterhaltsam und spannend, auch wenn Phil Collins als Schauspieler eher mittelmäßig ist und die Handlung etwas zu sprunghaft erzählt wird. Für Phil Collins Fans dennoch zu empfehlen. Wer mehr über den Postraub wissen möchte, sollte hingegen besser zu einer der zahlreichen anderen Verfilmungen des Stoffes greifen. (Michael Speier) (weitere Reviews anzeigen)