Fast hatte es den Anschein, als würde Disney sämtliche Kinoproduktionen aufgrund der geschlossenen Lichtspielhäuser ausschließlich auf dem hauseigenen Streamingdienst Disney+ veröffentlichen, und sich nicht nur die Kinoauswertung, sondern auch die Herstellung und den Vertrieb von optischen Medien sparen. Glücklicherweise scheint es zumindest aktuell jedoch so zu sein, dass zumindest die geplanten Kinofilme auf Blu-ray Disc veröffentlicht werden. Bevor demnächst „Raya und der letzte Drache“ auf Blu-ray veröffentlicht wird, erscheint nun erst einmal der mehrfach preisgekrönte Pixar-Animationsfilm „Soul“, und was dieser zu bieten hat, beziehungsweise wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Joe Gardner ist nicht nur ein Musiklehrer an seiner Schule, sondern auch ein ambitionierter Jazzpianist. Als es ihm endlich gelingt, den heiß begehrten Auftritt im besten Club der Stadt zu bekommen, führt ein kleiner Unfall in eine ganz andere Welt! Eine Welt, in welcher Seelen ihre Bestimmung noch finden und Persönlichkeiten sich erst entwickeln müssen. Hier trifft er auf 22, eine besonders freche Seele, die nichts vom Mensch-Sein hält: Seele zu sein reicht doch völlig aus! Doch Joe will ihr das Gegenteil beweisen und dabei zugleich den Weg zurückfinden, in die echte Welt, nach New York City, zu seinem großen Traum…
Dass sich die Filme von Disney seit jeher nicht ausschließlich an Kinder richteten, sondern auch stets das erwachsene Publikum im Blick hatten, dürfte wohl kein Geheimnis sein. Gerade die letzten Animationsfilme aus dem Hause Pixar, allen Voran die beiden Titel „Oben“ und „Alles steht Kopf“, wandten sich dabei sogar primär an ein erwachseneres Publikum, da die Themenschwerpunkte für Kinder nur schwer erschließbar waren. Dennoch schaffte Disney es stets, dass auch kleine Augen vor Begeisterung leuchteten. Nicht anders sieht es mit dem aktuellen Titel „Soul“ aus, der mal eben nicht anderes als den „Sinn des Lebens“ als Grundidee behandelt, und das ist nun wirklich kein Thema, welches man in einem rund anderthalbstündigen Animationsfilm abfrühstücken kann – oder etwa doch?
Doch! Und wie! Denn Regisseur und Mit-Drehbuchautor Pete Docter, der bereits für die Erfolgsfilme „Toy Story 1 & 2“, „Die Monster AG“, „WALL-E“ sowie die eben bereits erwähnten Filme „Oben“ und „Alles steht Kopf“ verantwortlich war, schafft es spielend, dieses Thema locker, leicht, beschwingt und dennoch nachvollziehbar und empathisch zu verarbeiten. Dass der Held der Geschichte ein Schwarzer ist, mag man vielleicht als Klischee betrachten (schließlich haben diese den „Soul“), oder aber man betrachtet es als den aktuellen Umständen in Amerika geschuldet. So oder so: Es war längst überfällig, und alles andere hätte in diesem Film vermutlich auch nicht so gut funktioniert. Joe Gardner lebt den Jazz, er ist eine wunderbare Figur, die man gleich in sein Herz schließt, und seine schelmische, teilweise etwas unbeholfene Art zieht jeden sofort in seinen Bann. Im Original wird Joe von Jamie Foxx gesprochen, und man hätte sich den Darsteller auch sehr gut in einer Realfilmadaption vorstellen können. Allerdings hätte diese vermutlich nicht so gut funktioniert wie dieser Animationsfilm.
Das Beste an der ganzen Geschichte ist allerdings, dass der Film dieses schwierige und vor allem sehr philosophische Thema ohne allzu viele Klischees und vor allem ohne übermäßig dramatische Szenen behandelt. Natürlich muss die Hauptfigur anfangs sterben, aber das gehört bei Disney seit jeher dazu. Dennoch ist der Tod weder das Ende, noch etwas, was als besonders tragisch betrachtet wird. Der Tod selbst war bereits in „Coco – Lebendiger als das Leben“ und in gewisser Weise auch in „Onward: Keine halben Sachen“ ein wichtiges Thema, und zieht sich seit einigen Jahren wie ein roter Faden durch die Filme des renommierten Studios. Wer also auf der Suche nach einem perfekten Film für einen gemütlichen Abend ist, dabei auch noch ein wenig nachdenklich gestimmt werden und dennoch herzlich lachen möchte, und sich auch für das eine oder andere Freuden- und Trauertränchen nicht zu schade ist, der sollte sich „Soul“ unbedingt zu Gemüte führen. Vielleicht schafft es der Film sogar, aus dem einen oder anderen einen besseren Menschen zu machen – auf jeden Fall aber, ist er mit Fug und Recht betrachtet als einer der Besten Filme des Studios zu bezeichnen, und das ist angesichts der grandiosen Titel, die Pixar und Disney bislang hervorgebracht haben, schon eine anerkennungswerte Leistung.
Bildqualität
Das glasklare Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,40:1 vor und wie nicht anders zu erwarten bietet die blaue Scheibe aus dem Hause Disney nahezu perfekte Bildqualität. Die Schärfe bewegt sich auf Referenzniveau und hätte auf 4k-UHD kaum besser aussehen können. Die Farben sind sehr stimmig, teilweise kunterbunt aber jederzeit natürlich und von ausgezeichneter Brillanz. Dazu kommt ein hervorragend eingestellter Kontrast, der das Bild sehr plastisch erscheinen lässt, so dass man fast den Eindruck bekommt, der Film wäre in 3D. Apropos 3D – dass diese Technik von den Majors nicht weiter verfolgt wird, ist für viele – mich eingeschlossen – ein echtes Trauerspiel, zumal gerade die Animationsfilme in dieser Hinsicht stets sehr gute Performances boten. Schade eigentlich, aber andererseits dürfen wir vermutlich froh sein, dass der Titel überhaupt auf einem optischen Medium veröffentlicht wird, und nicht ausschließlich für zahlende Kunden des hauseigenen Streamingdienstes zur Verfügung steht.
Tonqualität
Der Ton befindet sich in deutscher, englischer und italienischer Sprache mit optional zuschaltbaren Untertiteln auf der Disc. Während der englische Originalton in dts-HD Master 7.1 sowie in 5.1 High Resolution vorliegt, wurden der deutsche und der italienische Ton in Dolby Digital Plus in 7.1 auf die Disc gepresst. Rein akustisch gibt es nicht viel an der Scheibe aus dem Hause Disney auszusetzen, außer, dass der Ton alles in allem etwas zu leise aufgespielt wurde, was sich jedoch mittels des Lautstärkereglers problemlos beheben lässt. Die Dialoge werden jederzeit glasklar wiedergegeben, allerdings ist die Musik mitunter etwas zu laut abgemischt, der preisgekrönte Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross, und insbesondere die Musikstücke von Jon Batiste gehen voll ins Ohr und drücken mitunter sauber auf den Bass, die Surroundkulisse hält sich alles in allem etwas zurück (mit Ausnahme der Musik), kann aber dennoch vollends überzeugen. Die deutsche Synchronfassung entstand nach einem Dialogbuch von Alexander Löwe unter der Regie von Leonhard Mahlich bei der FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH. Über Joe Gardener, der im Original von Jamie Foxx gesprochen wird, bekommen wir den fantastischen Charles Rettinghaus zu hören. Anna Carlsson übernahm den Part von Tina Fey als „22“ und in weiteren Rollen agieren bekannte Größen wie Marianne Groß, Jaron Löwenberg, Frank Schaff, Arianne Borbach, Matti Klemm und Björn Schalla.
Ausstattung
• Audiokommentar
• Kein Durchschnittstyp (9:45 Minuten)
• Astral-Blasen (8:12 Minuten)
Das Bonusmaterial ist leider die einzige Schwäche dieser Veröffentlichung, denn hier finden sich lediglich zwei kurze Features, welche zwar einen Einblick in die Entstehung des Film, beziehungsweise Hintergründe über die einzelnen Figuren bieten, aber leider sehr oberflächlich bleiben. Zudem sind die beiden Features mit einer Laufzeit von zusammen nicht einmal 20 Minuten alles andere als üppig geraten. Immerhin bekommen wir noch einen interessanten Audiokommentar mir Regisseur Pete Docter, Produzentin Dana Murray und Co-Director und Co-Drehbuchautor Kemp Powers zu hören, welcher erfreulicherweise auch optional untertitelt wurde. Auf ein Wendecover wurde indessen wieder einmal verzichtet.
Fazit
Die Bild- und Tonqualität des neuesten Animationsfilms von Disney/Pixar ist erwartungsgemäß phänomenal gut ausgefallen. Das Bild ist messerscharf, farbbrillant und so plastisch, dass man weder die 3D, noch die 4k-UHD Scheibe wirklich vermisst. Beides könnte bestenfalls marginal bessere Werte bieten.
Der Film selbst gehört mit Sicherheit zu den ambitioniertesten und gleichzeitig besten Titeln der letzten Zeit, verbindet philosophische Denkansätze mit einer großartigen Story, sympathischen Charakteren und wundervoller Musik. Genau so muss ein Film aussehen, um die ganze Familie zu begeistern, und nicht weniger macht „Soul“. Er begeistert von der ersten bis zur letzten Minute, und obschon er sich primär an ein erwachseneres Publikum richtet, kommen auch jüngere Zuschauer voll auf ihre Kosten. Allerdings sollte man hier nicht unbedingt mit den ganz Kleinen gemeinsam schauen. Nicht etwa, dass der Film Angst machen würde oder etwas ähnliches, aber die Grundidee ist mitunter zu komplex, als dass ganz kleine Kinder sie verstehen würden. Alle anderen sollten sich dieses Meisterwerk allerdings keineswegs entgehen lassen.
(Michael Speier)
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