Fans von U-Boot Filmen können sich im Allgemeinen nicht über mangelnden Nachschub beschweren, erfreut sich das Genre doch über die Jahre einer stetigen Beliebtheit, was wiederum in immer wieder neuen Beiträgen mündet. Während die meisten Klassiker, allen voran "Das Boot" - mehrfach ausgezeichnetes deutsches Epos aus der Feder von Wolfgang Petersen - inzwischen auch auf Blu-ray aufgetaucht sind, so fehlte bisher immer noch ein namhaft besetzter Vertreter seiner Zunft: "U-571". Der Action-Thriller, welcher bereits 2000 unter der Ägide von Regisseur Jonathan Mostow entstand, erhält nun aber auch endlich seine Veröffentlichung im Full HD Format, welche durch Publisher Studiocanal ihren Weg in den gutsortierten Medien-Handel findet. Was die Veröffentlichung des Films dabei mit sich bringt, soll anhand der nun folgenden Zeilen an die Oberfläche gebracht werden.
Story
Im Jahre 1942 treibt das U-Boot "U-571" unter der Führung von Kapitän Gunther Wassner (T. Kretschmann) manövrierunfähig im Atlantik, nachdem es von einem Alliierten Kriegsschiff bombardiert wurde. Per verschlüsselter Nachricht bittet man um Hilfe, weshalb von Frankreich aus ein Versorgungsschiff zur Rettung entsandt wird. Dank eines Hinweis aus dem französischen Widerstand erfahren auch die Alliierten von der misslichen Lage der "U-571" und entsenden ihrerseits ebenfalls ein U-Boot, welches dem Versorgungsschiff zuvorkommen soll. Denn die "U-571" verfügt über eine strategisch wertvolle Fracht: Eine Enigma-Verschlüsselungsmaschine. Wenn die Alliierten diese sichern könnte, würde das einen entscheidenden Vorteil bringe. Dem Sonderkommando unter der Leitung von Lieutenant Commander Mike Dahlgren (B. Paxton) und dessen ersten Offizier Lieutenant Andrew Tyler (M. McConaughey) gelingt zwar die Einnahme der "U-571", doch ihr eigenes Schiff wird dabei von einem Torpedo zerstört. Nur einer Handvoll Soldaten kann sich mit knapper Not auf die "U-571" retten. Sie versuchen das angeschlagene Gefährt für eine letzte Fahrt zur rettenden Küste flott zu machen, doch Sabotage, interne Streitereien sowie ein deutscher Zerstörer machen dies zu einem tödlichen Unterfangen.
Lange mussten Fans des hier vorliegenden Action-Thrillers hierzulande auf eine Veröffentlichung auf Blu-ray warten. Während der Film als Import mit englischer Tonspur schon länger als "blaue Scheibe" verfügbar war, bietet sich für Liebhaber der deutschen Synchronisation erst jetzt eine Gelegenheit zum Kauf der Full HD Fassung. Regisseur Jonathan Mostow konnte seinerzeit für seinen Kriegsfilm eine namhafte Riege an Schauspielern gewinnen, zu der - spätestens aus heutiger Sicht - große Stars wie Bill Paxton, Matthew McConaughey, Harvey Keitel, David Keith und Jake Webber gehörten. Mit Jon Bon Jovi checkte sogar einer der größten Rockmusiker unserer Zeit unter Deck des U-Bootes ein. Die deutsche Seite wurde durch die Teilnahme von Thomas Kretschmann "würdig" vertreten, auch wenn - wie eben in vielen amerikanischen Beiträgen zum zweiten Weltkrieg - seine Rolle als "böser Nazi" hier recht eindimensional angelegt wurde. Die Geschichte ließ sich von diversen Begebenheiten des zweiten Weltkriegs inspirieren, ist letztendlich aber frei erfunden. Somit müssen geschichtsträchtige Zuschauer hier an einigen Stellen das ein oder andere Auge zudrücken, denn trotz aller Liebe zum Detail ist hier lange nicht alles historisch korrekt. Sei es drum, der Spannung tut dies keinen Abbruch und die ist von Anfang bis Ende fast durchgehend gegeben. Der Film startet zunächst mit dem Angriff auf die "U-571", welche anschließend stark beschädigt im Atlantik treibt und nach einem abgesendeten Funkspruch auf schnelle Hilfe wartet. Leider - zumindest aus Sicht der Deutschen - hat der französische Widerstand den Funkspruch abgefangen und an die Alliierten weitergeleitet. Für diese stellt sich besonders die Fracht der "U-571" als äußerst wertvoll heraus, befindet sich an Bord des deutschen U-Bootes doch eine der seltenen Enigma-Verschlüsselungsmaschinen. Sollte es gelingen, diese in die Hände zu bekommen, könnte dies einen entscheidenden Vorteil bei der Entschlüsselung von deutschen Nachrichten bringen. Daher stellt man ein Sonderkommando zusammen, deren Führung Lieutenant Commander Dahlgren übernimmt, welcher hier von Bill Paxton gespielt wird. Unter dessen Befehl steht der erste Offizier Lieutenant Tyler, in dessen Haut Matthew McConaughey schlüpft, welcher hier jedoch nur widerwillig den Dienst antritt. Denn eigentlich hatte Tyler endlich gehofft, selbst ein eigenes U-Boot kommandieren zu dürfen. Sein Vorgesetzter traut ihm dies aber aktuell noch nicht zu, was schlussendlich auch daran liegen könnte, dass Tyler ein ausgesprochen freundliches Verhältnis zum Rest der Crew pflegt. Ein Führungsposten muss aber, zumindest nach Ansicht von Lieutenant Commander Dahlgren, auch von jetzt auf gleich über Leben und Tod entscheiden können, ohne durch persönliche Beziehungen beeinflusst zu werden. An dieser Stelle werden aufmerksame Leser sicher schon ahnen, das Tyler schneller als gedacht doch in die Führungsposition geraten wird. Denn den Soldaten gelingt zwar die Eroberung der "U-571", dies müssen sie jedoch mit dem Verlust des eigenen U-Bootes und dem Tod eines Großteils der Mannschaft bezahlen. Tyler und eine Handvoll Männer können sich auf die "U-571" retten, müssen nun aber zu sehen, dass sie das beschädigte U-Boot schleunigst flott genug bekommen, damit es einer Fahrt an die rettenden Küste standhält.
Die nun folgenden Intrigen an Bord, Sabotage-Versuche durch einen deutschen Gefangene und die Flucht vor einem deutschen Zerstörer setzte Jonathan Mostow dann abwechslungsreich wie spannend um. Auch wenn es in der Mitte des Films einmal zu ein paar kleinen Längen kommt - welchen eine straffere Erzählweise sicher gutgetan hätte - insgesamt unterhält der Film dennoch sehr gut. Sicher, das Spannungslevel der deutschen Verfilmung "Das Boot" erreicht man hier nicht, zudem hat man an vielen Stellen das Gefühl, dass Mostow hier beim heimischen Epos abgekupfert hat (siehe zum Beispiel die Szene mit dem Flugzeug-Angriff). Auch erreicht die Charakter-Entwicklung hier kein besonders hohes Niveau, denn letztendlich wandelt sich hier nur eine Person und das ist Matthew McConaughey. Seine namhaften Kollegen wie Harvey Keitel oder Jake Webber spielen hier mehr oder wenig nur untergeordnete Rollen und haben nicht viel Screen Time. Gleiches gilt für Rocker Jon Bon Jovi und Hollywoodstar Bill Paxton, welche es leider viel zu früh über Bord wirft. Dennoch weiß der Rest des Cast durchaus in seinen Rollen zu überzeugen, auch wenn hier viele schlussendlich einfach nur als Opfer dienen und früher oder später in den Tiefen der See versinken. Die deutschen Gegenspieler bleiben, wie schon erwähnt, bis auf Thomas Kretschmann ziemlich Gesichtslos. Der deutsche Filmstar wird hier dann auch klischeehafter Weise in die Rolle des Bösen gedrängt, obwohl auch er letztendlich nur seine Befehle befolgt und die Sorge für seine Crew trägt. Aber einer muss nun mal den Bösen spielen und hierbei macht Kretschmann eine mehr als gute Figur. Der Film selbst verfügt dann über zahlreiche Action-Momente, welche in der Regel sehr ansehnlich in Szene gesetzt wurden. Hier und da macht sich nach über 20 Jahren natürlich der ein oder andere CGI-Effekte deutlich bemerkbar. Da man aber zum größten Teil auf echte Modelle und aufwendige Sets setzte, hat der Film den "Zahn der Zeit" doch sehr gut überstanden. Zumindest aus dieser Sicht spricht dann auch nichts gegen den Film, welchen sich Fans des Genres daher sicherlich auch heute noch gut in die Sammlung stellen können.
Bildqualität
Da mussten Fans des Films jahrelang auf eine Blu-ray Umsetzung warten, nur um gleich von Beginn an feststellen zu müssen, dass man sich beim neuen Bild-Transfer keine sonderlich große Mühe gab. So ziehen sich durch den gesamten Film immer wieder weiße Blitzer und kleinere Verschmutzungen, welche man durchaus mit heute zu Verfügung stehenden Mitteln hätte entfernen können. Auch bleibt das Bild die meiste Zeit recht weich und lässt eine gute (Tiefen-)Schärfe oftmals vermissen. Lediglich einige Close-Ups können hier etwas überzeugen, in dem sie die ersten Anzeichen von Hautporen und feinen Härchen andeuten. Gerade im Vergleich zu den Ausschnitte im Bonus-Material, welche hier noch in DVD Qualität vorliegen, muss man einfach sagen, dass man bei der Full HD Fassung nun keine allzu großen Sprünge erwarten sollte. Die Farbgebung auf Blu-ray ist einen Ticken homogener, setzt sich aber ebenfalls nicht allzu weit von der DVD ab. So kommt es auch immer wieder vor, dass Details in den dunkleren Abschnitten verloren gehen. Positiv ist hingegen anzumerken, dass sich das Filmkorn hier so gut wie nicht bemerkbar macht. Ob man dies einer Rausch-Unterdrückung zu verdanken hat, lässt sich nur erahnen, denn von wachsartigen Gesichtern oder ähnlichem, wie es durch diese Filterung schon einmal vorkommt, ist hier glücklicher Weise nichts zu bemerken. Insofern handelt es sich bei der aktuellen Veröffentlichung nur um eine solide Umsetzung, von der man sich als Fan sicher deutlich mehr erhofft hätte.
Tonqualität
Die Blu-ray verfügt über folgende Tonspuren:
- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Der Film war 2001 auch für den besten Ton und den besten Ton-Schnitt bei den Oscars nominiert, konnte den goldenen Jungen für letzteres dann auch für sich beanspruchen. Anno 2021 macht sich davon aber nur noch bedingt etwas bemerkbar, denn sowohl die deutsche Synchronisation, als auch der englische Originalton kommen etwas schlaff aus den Lautsprechern. Zwar werden die Surround-Kanäle immer wieder passend mit einbezogen, wodurch sich die zahlreichen Wasserbomben sehr gut orten lassen, es im Hintergrund immer wieder tropft & plätschert, und auch ein Kriegsflugzeug seine Runden durchs Heimkino dreht - doch das alles könnte wesentlich spektakulärer in Szene gesetzt worden sein. Der Subwoofer darf hier nur sehr zart agieren, dabei hätte es sich vor allem bei den Wasserbombe sehr gut angeboten, deren Explosionen mit ordentlichem Druck umzusetzen. Schade ist eigentlich auch, dass man hier nicht auf einen modernen 3D-Sound gesetzt hat. Da man sich oftmals unterhalb der Bomben befindet, hätte der mehrfache Einsatz der Decklautsprecher hier sehr viel zur Atmosphäre beigetragen. Leider bringt auch der Einsatz eines Soundprogramms wie "Neural:X" am AV-Receivers nur geringe Befriedigung. So bleibt einem nur die suboptimale Möglichkeit durch anheben der Gesamtlautstärke für etwas mehr "Kino-Feeling" zu sorgen.
Ausstattung
Das Bonus-Material bietet folgende Beiträge:
- Making of (22:11 Min.)
- Featurette: Konstruktion der U-571 (6:10 Min.)
- Interview mit…
…Jonathan Mostow (15:57 Min.)
…Matthew McConaughey (12:16 Min.)
…Jon Bon Jovi (5:21 Min.)
…Bill Paxton (3:44 Min.)
- Audiokommentar von Jonathan Mostow
Den Beginn macht ein komplett deutschsprachiges Making of, welches zwischen Eindrücken von den Dreharbeiten immer wieder kurze Interviews mit Cast & Crew einstreut. Zudem gibt es hier einige Infos zur Enigma-Verschlüsselungsmaschine und dem Drehort Malta, an dem man die bis dato größte Regenanlage für ein Filmset aufbaute. Ebenfalls erfährt man hier, dass dem See-tüchtigen Modell der "U-571" eine 18-monatige Bauphase vorausging. Das Making of wird immer wieder mit vielen Ausschnitten aus dem Film erweitert, wobei man dann auch einige Parallelen zu Genre-Kollegen wie "Das Boot", "Jagd auf Roter Oktober" und "Crimson Tide" zieht. Im Featurette zur Konstruktion der "U-517" geht man dann etwas genauer auf die Bauphase des U-Bootes ein, zeigt aber auch Infos zu den Kostümen und Set-Bauten. Die Interview-Sektion des Extras bietet dann vier etwas ausführlichere Interviews mit Regisseur Mostow, sowie den Darstellern McConaughey, Bon Jovi und Paxton. Allerdings kommt es hier dann zu einigen Dopplungen mit den Interviews aus dem Making of, weshalb sich hier nur bedingt etwas Neues bietet. Zum Abschluss hat man dann noch die Möglichkeit den Film mit einem Audiokommentar von Jonathan Mostow abzuspielen, welcher auch über deutsche Untertitel verfügt. Die Beiträge liegen meist in DVD-Qualität und 4:3 Format vor.
Fazit
Inhaltlich bietet der Action-Thriller mit namhaften Cast auch gut 20 Jahre nach seiner Ur-Aufführung noch gute Unterhaltung und fast durchgehende Spannung. Auch wenn man nicht an solch Klassiker wie "Das Boot" herankommt, lässt sich mit dem Film ein sehr unterhaltsamer Abend verbringen. Stiefmütterlich hat man hingegen die technische Umsetzung der Blu-ray behandelt: Vor allem das Bild sorgt nicht gerade für HD-Feeling, kommt es doch weiterhin mit vielen Blitzern und Verschmutzungen daher. Schärfe, Detailgrad und Kontrast liegen ebenfalls nur auf solidem Niveau. Beim Ton liefert man zwar zahlreiche Surround-Effekte, insgesamt bleibt alles aber ziemlich kraftlos und schlaff - hier hätte man von einem Anwärter auf einen Oscar in der Kategorie "Bester Ton" einfach wesentlich mehr erwartet. Das Bonus-Material liefert dann einige interessante Infos und Interviews zur Filmentstehung, bei denen es aber immer wieder zu Doppelungen kommt. Schade, dass man nach so langer Wartezeit den Fans des Films nicht eine technisch bessere Umsetzung liefern kann. Der spannenden Geschichte tut dies zwar keinen Abbruch, die Atmosphäre leidet darunter aber sehr.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro