Wenn es um Thriller und Krimis in Hollywood geht, kommt man als Genre-Fan um einen Namen nicht herum: Der amerikanische Drehbuchautor und Regisseur Michael Mann gehört zu den Meistern seiner Zunft und stellte dies besonders Mitte der 1990er Jahre mit seinem namhaft besetzten Werk „Heat“ klar. Mit Al Pacino, Robert De Niro, Val Kilmer und zahlreichen weiteren großen Namen schuf Mann ein Parade-Beispiel für einen Thriller, der auch heute noch einen sehr guten Ruf genießt. Der Film erfuhr schon einige Veröffentlichungen auf Blu-ray – hier sowohl im normalen Keep Case sowie auch als Steelbook oder Premium Edition – welche nun um eine 4K Ultra HD-Variante aus dem Hause Walt Disney Studios Home Entertainment bzw. 20th Century Studios ergänzt wird. Ob sich für die Fans ein Upgrade lohnt, soll das nun folgende Review in Erfahrung bringen. (jp)
Story
Neil McCauley (R. de Niro) ist nicht irgendein Gangster. Den eloquenten Mann zeichnet eine detaillierte Vorgehensweise bei seinen großangelegten Raubzügen aus. Disziplin und Gehorsam verlangt er auch von seinen Mittätern. Der cholerische Waingro (K. Gage), erstmals auf einem McCauleyschen Beutezug dabei, entpuppt sich bei einem Überfall auf einen Geldtransporter prompt als unkalkulierbarer Risikofaktor. Der Irrsinnige exekutiert alle drei Wachmänner. Die Fährte des blutigen Raubes nimmt mit Lt. Vincent Hanna (A. Pacino) einer der härtesten Cops in Los Angeles auf. Als Neil sich kaltblütig von dem fehlgeleiteten Waingro trennen will, gelingt diesem die Flucht. Allmählich breitet sich über der Stadt ein komplexes Netz aus Verrat und Loyalität, aus Kriminalität und akribischer Polizeiarbeit aus. Der Boden unter den Füßen der Beteiligten brennt lichterloh. (dkr)
„Heat“ ist, um es auf den Punkt zu bringen, nicht irgendein Film. Die Geschichte um die auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehenden Granden McCauley und Hanna ist ein Monumentalwerk des Gangsterkinos. Selten besaß ein Film trotz seiner epochalen Länge von beinahe drei Stunden mehr Drive, mehr Hochspannung und mehr schauspielerische Klasse. Regisseur Michael Mann hat einen überragenden Cast zusammengetrommelt. Jedes beteiligte Gesicht hat man als enthusiastischer Kinogänger schon oft und gerne in anderen Produktionen begutachtet. Aus der Retrospektive ist ganz besonders Natalie Portmans Performance erwähnenswert. Was die damals gerade einmal 13-jährige in Leon-Der Profi schon überdeutlich ankündigte, hat sie ein Jahr später mit Heat eindrucksvoll bestätigt. Heuer ist die Black Swan Darstellerin unbestritten eine der besten ihrer Zunft. Doch wäre es unangebracht nur Portmans Namen zu nennen. Danny Trejo, William Fichtner und Val Kilmer stehen für großes Action-Kino und sind hier doch „nur“ Nebendarsteller. Das größte Spotlight gehört den Duellanten Al Pacino und Robert deNiro.
Dabei ist es faszinierend, wie ähnlich beide Charaktere doch angelegt sind. Beide sind mit Leib und Seele akribische Arbeiter, hart gegen sich und andere, und daher auch die besten ihres Fachs. Doch so brillant die Figuren auch in ihrer täglichen Routine aufblühen, so inkompetent bewegen sie sich in ihrem privaten Umfeld. Weder Hanna noch McCauley ist eine funktionierende Beziehung vergönnt, beide werden von ihrem „Job“ regelrecht aufgezehrt. Es erscheint dabei wie eine Selbstverständlichkeit, dass auch die Beziehungsszenen der Herren überragend inszeniert sind. Mit Diane Venora und Amy Brenneman warten Leinwand-erprobte Darstellerinnen, die glaubhaft an den toughen Fassaden ihrer Männer rütteln können. Diese Szenen sind also keineswegs dazu gedacht, der Story auch noch etwas „vergebliche Liebesmüh“ zu verleihen. Sie sind ein ganz wesentlicher Aspekt der Hauptfigurenzeichnung. Auch deswegen ist Heat so einzigartig, komplex, spektakulär und insgesamt schlichtweg einer der besten Gangster-Thriller aller Zeiten.
Bildqualität
(Die Bildbewertung wurde aus dem Review der 2017er Veröffentlichung entnommen)
Für diese Veröffentlichung wurde speziell auf ein neues Master zurückgegriffen, dass auf einem 4K Scan basiert. Gott sei Dank möchte man sagen, denn die Blu-ray aus dem Hause Warner war zwar nicht wirklich gaaaanz so schlecht wie ihr Ruf, aber hat man da doch noch deutlich Luft nach oben gelassen. Zunächst einmal: Das Bild wurde diesmal mit dem AVC Codec codiert, statt wie die Warner VÖ damals in VC-1, sprich, alleine deswegen kann man schon mal von einer besseren Kompression ausgehen, was sich dann auch im Endresultat bemerkbar macht. Wie auch schon beim alten Transfer zeigt sich der neue Scan sehr sauber. Schmutzpartikel oder ähnliches müsste man da schon mit der Lupe suchen. Auch macht sich eine grundsätzlich bessere Schärfe bemerkbar, die wesentlich mehr Details zeigt, was gerade die meisten sicherlich sehr freuen dürfte. Zwar machen sich in einigen dunkleren Szenen oder auch bei Longshots dennoch auch weichere Abschnitte bemerkbar, wobei die Gesamtschärfe unterm Strich sich dennoch erkennbar gesteigert hat. Das macht sich selbst beim Filmkorn bemerkbar, das hier wesentlich natürlicher erscheint. Die Farben zeigen sich dabei übrigens ebenfalls natürlich, wobei sich bemerkbar macht, dass stellenweise ein Blau- oder auch Gelbton dominiert, was wohl, soviel ich gelesen habe, wohl bewusst nachträglich von Mann persönlich so gewünscht war. Der Kontrast zeigt sich dazu ausgewogen. (sah)
Bild 4k UHD
Ob die hier vorliegende Ultra HD-Veröffentlichung auf dem gleichen Master basiert, welches seinerzeit schon für den 2017er Blu-ray Release angefertigt wurde, oder ob man hier noch einmal komplett neu Hand anlegte, lässt sich leider nicht genau sagen. Insgesamt fällt auch diese Fassung hier ziemlich dunkel aus – ja in manchen Abschnitten könnte man schon fast meinen einen Schwarzweißfilm vor sich zu haben – was aber vermutlich nicht dem mit der Basis-Version der HDR-Technik ausgestatteten Bild zuzuschreiben ist, sondern viel mehr auf die damalige Erstellung zurückzuführen ist. Regisseur Mann wollte seinem Thriller wohl auch optisch einen düsteren Look verleihen. Das Filmkorn ist auch in der hier vorliegenden Variante wieder sehr dezent ausgefallen und fällt daher kaum ins Auge. Was jedoch ziemlich schnell ersichtlich wird, das wären die zahlreichen weicheren, mit teils auch unscharfen Einstellungen. Gerade im Hinblick auf die Tiefenschärfe wird hier kaum etwas geboten, was besonders bei den nächtlichen Blicken über Los Angeles sehr unschön ins Auge fällt. Hier wirken die Lichter der US-Metropole meist sehr matschig, ein wirklich 4K-Feeling kommt in solchen Abschnitten leider nicht auf. Auch bei Tag macht der Thriller mitunter keine gute Figur, hat man doch oftmals das Gefühl, das ein leichter Nikotin-Schleier über den meisten Szenen liegt. Aber wie gesagt, dies ist kein Manko des Ultra HD-Transfers sondern den Original-Aufnahmen geschuldet, die einen sehr eigenwilligen Look besitzen. Auf der positiven Seite gibt es dann aber gerade in Close-Ups schon eine Steigerung der Details zu vermelden – ob dies aber wirklich für ein Upgrade reichen sollte, muss jeder selbst entscheiden. Denn auch farblich bekommt man aufgrund der Design-Entscheidungen nur bei den Signal-Lichtern der Einsatzfahrzeuge etwas mehr Kontrast, in der Regel bleibt hier ansonsten alles sehr matt gehalten. (jp)
Tonqualität
- Deutsch DTS 5.1
- Englisch DTS-HD MA 5.1
- Französisch DTS 5.1
- Italienisch DD 2.0
- Japanisch DD 2.0
- Spanisch DD 2.0
(Die Tonbewertung wurde aus dem Review der 2017er Veröffentlichung entnommen)
Der Ton liegt in der deutschen Synchronisation wieder in DTS 5.1 vor und nicht mehr in Dolby Digital 5.1. Zwar wäre auch hier eine DTS-HD Master Audio Codierung schön gewesen, aber auch so klingt das Resultat wahrlich nicht schlecht. Zum Beispiel machen sich auch beim deutschen Ton viele und gut aufgelöste Surroundeffekte bemerkbar, die gerade in der langen Schießerei für eine sehr gute Räumlichkeit sorgen. Insgesamt könnte die Dynamik noch besser sein und sich qualitativ eher am O-Ton orientieren. Dasselbe gilt natürlich auch für die Bässe, die bei der vorlustfrei kodierten Fassung noch druckvoller und überzeugender klingen. Doch auch der deutsche Ton zeigt sich im Mix sehr gut. Einwandfreie Direktionalität; gerade in der Stereoseparation, dazu eine wirklich gute Dynamik, gute Bässe und eine ausgewogene Balance. (sah)
Ausstattung
- Audiokommentar von Regisseur Michael Mann
Als einziges Extra gibt es lediglich einen Audiokommentar von Regisseur Michael der sich sowohl auf der Blu-ray als auch auf der 4K Ultra HD befindet. Alle anderen Extras, welche zuvor auf einer Bonus-Disk beilagen wurden demnach für diesen Release gestrichen. Sehr schade. (jp)
Fazit
Inhaltlich bleibt Michael Manns Thriller auch anno 2022 eine sichere Bank in Sachen Spannung, Charakter-Zeichnung und Action, wenn letztere hier eben auch nur in sehr wohldosierten Mengen zum Einsatz kommt. Technisch kann die neue 4K Ultra HD leider nicht so wirklich von sich Reden machen, denn das sehr dunkel und farblose Bild ist oft von weichen und unscharfen Abschnitten durchzogen, die kein UHD-Feeling aufkommen lassen. Dies liegt aber nicht am Transfer, sondern an den Original-Aufnahmen, aus denen man scheinbar nicht mehr herausholen konnte. Ähnliches gilt für den Ton, bei dem man auf die schon bestehenden Formate zurückgriff. Diese klingen zwar grundsätzlich gut, können es aber lange nicht mit modernen Abmischungen à la Dolby Atmos aufnehmen. Richtig gespart hat man dann im Bonus-Sektor, in dem man bis auf einen Audiokommentar alles strich. Dabei hätte man sicherlich auf der 4K auch noch einige Extras der damaligen Bonus-Disk unterbringen können. Ein Upgrade kommt so vermutlich am ehesten für die Die Hard-Fans des Films in Frage, welche den Film in jedem Format in ihrer Sammlung stehen haben möchten. (jp)
(Jörn Pomplitz)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 65C17LB
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro