Regisseur Stuart Gordon ist unter Genrefreunden eine bekannte Größe. Gerade seine von Filmemacher Charles Band produzierten Titel „From Beyond“ und „Re-Animator“ erfreuen sich unter 1980er-Horror-Filmfans enormer Beliebtheit. Auch der 1987 bei Charles Bands „Empire International Pictures“ entstandene Film „Dolls“ bildet da keine Ausnahme, obwohl er im Verhältnis zu den oben genannten Filmen eher unbekannt ist. Erstaunlicherweise liegen die deutschen Rechte an dem Titel nicht bei dem auf die Charles Band Filme geeichten Label Wicked Vision, sondern bei Koch Films, welche den Film bereits vor einiger Zeit, damals noch im Vertrieb von 84 Entertainment, ungeprüft und ohne FSK-Freigabe in diversen Mediabooks in den Handel gebracht hatten. Nun erscheint „Dolls“ erneut im Mediabook, diesmal allerdings mit dem Segen der Freiwilligen Selbstkontrolle und einer Freigabe „ab 16 Jahren“. Was der Film zu bieten hat, und wie sich die Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Eine Autopanne zwingen David Bower (Ian Patrick Williams) und seine zweite Ehefrau Rosemary (Carolyn Purdy-Gordon) nebst Davids siebenjähriger Tochter Judy (Carrie Lorraine) dazu, die Nacht in dem mysteriösen Anwesen des Spielzeugmachers Gabriel Hartwicke (Guy Rolfe) und dessen Frau Hilary (Hilary Mason) zu verbringen. Nach kurzer Zeit schlagen auch noch der freundliche Ralph (Stephen Lee) mit zwei zwielichtigen Anhalterinnen im Schlepptau bei den Hartwickes auf, doch die beiden Frauen führen nichts Gutes im Schilde, und planen den Spielzeugmacher um seine mutmaßlich wertvollen Puppen zu erleichtern, die sich überall im Haus befinden. Doch die Puppen führen ein Eigenleben und schlagen blutig zurück… Das Charles Band ein Faible für bösartige Puppen hat, dürfte jedem Kenner der Werke des Filmemachers bekannt sein. Nicht nur in seiner „Puppet Master“-Reihe, sondern auch in Filmen wie „Demonic Toys“, „Blood Dolls“ und „Tod im Spielzeugland“ treiben die lebendig gewordenen Spielzeuge ihr Unwesen und sorgen bei Genrefreunden für feuchte Augen und mehr. Für „Dolls“ engagierte Band obendrein Stuart Gordon für die Regie, während sein Bruder Richard wie so oft den Soundtrack beisteuerte und Ed Naha das Drehbuch verfasste.
Mit gerade einmal 77 Minuten Laufzeit ist „Dolls“ recht knapp ausgefallen, verliert dabei aber glücklicherweise keine Zeit, sondern lässt bereits nach rund 7 Minuten das erste „Monster“ auf die dysfunktionale Familie Bower los. Ja, der Vater und die „böse Stiefmutter“ sind rechte Bösewichte, während die siebenjährige Judy das beste aus der Sache macht – genau wie in einem Märchen, und „Märchen“ trifft den Kern der Geschichte recht gut. Glücklicherweise trifft sie im Haus auf den gutmütigen Ralph, der ebenfalls „im Herzen junge geblieben“ ist, und so ist es wohl kein Geheimnis, wie der Film in der nächsten Stunde verläuft. Erstaunlicherweise befand sich der Film bis vor einigen Jahren auf dem Index, wobei die wenigen blutigen Szenen aus heutiger Sicht kaum die 16er-Freigabe rechtfertigen. Nichtsdestotrotz bietet „Dolls“ ein paar tolle Schauermomente, eine herrliche Atmosphäre und den typischen unterschwelligen Humor der Charles Band Filme, gepaart mit gut aufgelegten Schauspielern und gelungenen Stop-Motion-Effekten. Freunde des klassischen 1980er-Jahre-Trashs werden hier also bestens bedient, und auch wenn der Film im direkten Vergleich mit beispielsweise Gordons „Re-Animator“ oder Bands „Puppet Master“ den Kürzeren zieht, bietet der Film wunderbare Unterhaltung für geneigte Genrefreunde.
Bildqualität
Das Bild liegt im bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und versprüht die typische VHS-Ästhetik von 1980er-Videoproduktionen. Die Schärfe ist mittelprächtig, erlaubt sich aber zumindest keine großen Ausfälle. Die Farben sind satt und kräftig, der Kontrast gut eingestellt und alles in allem schaut der Film, gemessen an Alter und Budget, recht gut aus. Leider machen sich über die gesamte Laufzeit hinweg permanent kleinere Verunreinigungen und Lichtpixel bemerkbar, die das Sehvergnügen allerdings nur marginal beeinträchtigen, sondern im Gegenteil für einen herrlich nostalgischen Flair sorgen.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprachfassung in dts-HD Master 2.0 vor und ist zweckmäßig in Ordnung. Die Dialoge werden jederzeit gut und deutlich wiedergegeben, die permanente Hintergrundmusik von Richard Band, die hin und wieder sehr unpassend anmutet und banale Szenen klingen lässt, als würde gleich die Post abgehen, drängt sich zu keiner Zeit zu sehr in den Vordergrund, und auch die Umgebungsgeräusche mischen sich homogen unter, sind allerdings sehr dezent und teilweise quasi nicht vorhanden. Die deutsche Synchronfassung geht, was die Sprecherqualitäten angeht, in Ordnung, ist allerdings „typisch 80er“ ein wenig drüber und klingt zuweilen etwas aufgesetzt. Der Originalton ist hier deutlich authentischer, allerdings ist die Dialogverständlichkeit hier nicht immer ganz optimal.
Ausstattung
• Audiokommentar mit Stuart Gordon (Regie) und Ed Naha (Drehbuchautor)
• Audiokommentar mit den Schauspielern
• Making of "Toys of Terror" (38:22 Minuten)
• Storyboard/Film-Vergleiche (8:07 Minuten)
• Original Trailer (02:25 Minuten)
• Bildergalerie
Im Bonussektor warten auf den wissbegierigen und englischsprachigen Zuschauer (da es leider keine Untertitel gibt) gleich zwei Audiokommentare, einen mit Regisseur Sutart Gordon und Drehbuchautor Ed Naha, sowie ein weiterer mit den Darstellern. Das restliche Bonusmaterial wurde, im Gegensatz zu den Audiokommentaren, mit optional zuschaltbaren deutschen Untertiteln versehen, und besteht aus einem informativen und kurzweiligen Making Of, sowie drei Storyboard/Film-Vergleichen, sowie dem Originaltrailer und einer Bildergalerie mit seltenem Werbematerial.
Fazit
Rein technisch gibt es nicht viel an der Blu-ray aus dem Hause Koch auszusetzen. Die Koch-Blu-ray Disc punktet mit satten Farben und guter Dialogverständlichkeit, allerdings machen sich, gerade im Bild, immer wieder dezente Alterserscheinungen bemerkbar, die zwar nicht wirklich stören, aber an dieser Stelle zumindest erwähnt werden sollten. Das Bonusmaterial enthält neben zwei (nicht untertitelten!) Audiokommentaren noch ein interessantes Making-of, dass man sich als Fan von Charles Band unbedingt anschauen sollte.
Der Film selbst ist ein kleines Genrestückchen, dass über die relativ geringe Laufzeit hinweg zu unterhalten weiß und den unstillbaren Appetit der Puppen-Horror-Trashfans der 1980er zumindest für eine gewisse Zeit befriedigen kann. Eine nette Story, gruselige Atmosphäre und der unterschwellige Humor machen „Dolls“ zu einem kleinen Geheimtipp für Genrefans, den es sich zu entdecken lohnt.
(Michael Speier)
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