Es scheint so, als träten manche Genres gerne im Doppel-Pack auf - zumindest lässt sich ein solches "Phänomen" häufiger bei Katastrophenfilmen beobachten. Nachdem die Redaktion mit "Skyfire" vor kurzem schon einen solchen Kandidaten unter die Lupe nehmen konnte, erfolgt nun mit dem hier vorliegenden "Greenland" der nächste Desaster-Movie. Wobei sich herausstellen soll - so viel kann vorab schon einmal verraten werden - dass der Film nicht so recht in das Genre passen soll. In der nachfolgenden Rezension, die auf Basis einer 4K Ultra HD Disk aus dem Hause LEONINE bzw. Tobis Home Entertainment entstanden ist, soll nun genauer geklärt werden, warum Fans von Katastrophenfilmen wahrscheinlich nur bedingt auf ihre Kosten kommen sollen.
Story
Mit "Clark" soll ein riesiger Komet an der Erde vorbeiziehen und am Himmel ein spektakuläres Bild abgeben. Doch in seinem Schweif verbergen sich jede Menge Gesteinsbrocken, welche widererwartend auf die Erde niederstürzen. Nachdem Tampa durch ein paar kleinere Einschläge schon dem Erdboden gleich gemacht wurde, bahnt sich eine noch viel größere Katastrophe an: Ein tonnenschwerer Brocken droht in Mittel-Europa einzuschlagen, durch dessen Auswirkungen ca. 75% der Erdoberflächen verwüstet werden. Die US-Regierung wählt daraufhin eine Gruppe von Menschen aus, die in Sicherheit evakuiert werden sollen, um nach dem verheerenden Einschlag den Wiederaufbau der Zivilisation zu gewährleisten. Zu ihnen gehört auch Bauingenieur John Garrity (G. Butler) samt seiner Frau Allison (M. Baccarin) und Sohn Nathan (R. D. Floyd), welche sich sofort auf den Weg zum Militärstützpunkt machen. Im Chaos wird die Familie jedoch getrennt, sodass die rettenden Flieger ohne sie starten. Als Treffpunkt im Falle der Trennung hat man Allisons Vater ausgewählt, doch der Weg dorthin soll sich für alle als Tortur herausstellen: Denn Neid, Panik und Angst regieren auf den Straßen und fördern längst vergessene Instinkte zu Tage. Dennoch haben John und Allison nur ein Ziel vor Augen: die Familie wieder zu vereinen und vielleicht doch noch die sicheren Bunker in Grönland zu erreichen.
Nach "Angel Has Fallen" ist es nun die zweite Zusammenarbeit von Hauptdarsteller Gerard Butler und Regisseur Ric Roman Waugh. In ihrem Katastrophenfilm legen sie jedoch weniger Wert auf Action, sondern zeigen eher die Abgründe, die sich auftun, wenn Menschen vor das Ende ihrer Tage gestellt werden. Der Zuschauer lernt zunächst in der ersten halben Stunde Hauptprotagonist John, dessen Rolle Butler übernimmt, und dessen Familie kennen. Diese besteht aus Ehefrau Allison und Sohn Nathan, welche jeweils durch Morena Baccarin und Roger Dale Floyd gespielt werden. Zurzeit kriselt es innerhalb der Ehe, weshalb John eine Weile aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen ist. Anlässlich des Geburtstag von Nathan kehrt John jedoch zurück, auch wenn das Verhältnis zu Allison sehr kühl ist. Doch schon bald wird die Familie auf eine weitere harte Prüfung gestellt: Durch einen drohenden Einschlag von Gesteinsbrocken eines an der Erde vorbeiziehenden Kometen sollen Großteile der Erde in Schutt und Asche gelegt werden. Die Regierung hält die Bedrohung noch unter Verschluss, beruft aber ausgewählte Bürger zu einem Militärstützpunkt, von dem aus diese in Sicherheit geflogen werden soll, um zu einem späteren Zeitpunkt die Zivilisation wieder aufzubauen. Da John als Bauingenieur tätig ist, gehört auch seine Familie zu den Auserwählten. Die Tumulte am Stützpunkt sorgen jedoch dafür, dass die Familie getrennt wird. Zudem stellt sich heraus, dass der an Diabetes leidende Nathan nicht an der Evakuierung teilnehmen darf. Zu allem Überfluss wird die Familie noch getrennt, weshalb sich Allison und Nathan nun ohne John durchschlagen müssen. Durch eine Text-Nachricht können sie gerade noch ausmachen, sich bei Allisons Vater Dale, welcher von Scott Glenn in Szene gesetzt wird, wieder zu treffen. Doch bis es soweit ist, hat jeder von ihnen zahlreiche Hürden zu überwinden.
Eben jene Hürden sind es dann auch, die den eigentlichen Film ausmachen. Sollte hier jemand einen Desaster-Movie der Marke "2012" oder "The Day after Tomorrow" erwartet haben, so wird er sicherlich schnell enttäuscht sein: denn "Greenland" ist weniger ein Effekt-Spektakel, sondern viel mehr eine Studie darüber, wie sich Menschen in Extrem-Situationen verhalten. Während die einen plündernd durch die Stadt ziehen, feiern anderen hoch oben auf einem Parkhaus den "bunten" Weltuntergang, der sich da am Himmel ankündigt. Wieder andere versuchen, den privilegierten Bürgern ihren Vorteil streitig zu machen und sei es, in dem man ihre Identität, oder besser gleich noch ein Familien-Mitglied klaut. Aber es gibt zum Glück auch diejenigen, welche sich ungeachtet des eigenen Schicksals für andere einsetzen und mit helfender Hand zu Stelle stehen. Der Film blickt also teils in die Abgründe der menschlichen Seelen, zeigt aber auch Beispiele, welche nicht nur an ihren eigene Profit denken. Bei einer Laufzeit von knapp 120 Minuten entstehen dabei allerdings einige Längen, weil man manche Situationen etwas zu sehr breittrampelt. Eine etwas straffere Erzählweise wäre hier von Vorteil gewesen. Vielen wird zu dem schon der Schwerpunkt des Films nicht gefallen, hätte man doch mehr Zerstörungsaction erwartet. Die gibt es nämlich wie schon erwähnt lediglich am Rande: Hier und da fallen mal ein paar Brocken vom Himmel, oder eine Druckwelle fegt über die Protagonisten hinweg. Wer selbst darauf gehofft hat, dass wenigstens im Finale alle Register des Katastrophen-Kinos gezogen werden, muss auch hier gebremst werden: lediglich in ein paar Bildern werden die Auswirkungen nach (!) dem Einschlag des größten Brockens gezeigt, das eigentlich Spektakel wird hier nicht weiter ausgeschmückt. Insofern sollte man seine Erwartungshaltung vermutlich ein gutes Stück zurückschrauben, wenn man sich den Film ansehen möchte. In seinen abgesteckten Grenzen unterhält er dennoch recht gut und zeigt einmal mehr, wie die Menschheit ticken würden, wenn sie einmal vor dem Aus stehen sollten. Gerade in Zeiten von Corona kann man dies vielleicht auch etwas leichter nachvollziehen, gibt es doch auch aktuell zahlreiche Beispiele - positiv, wie negativ - wie sich die Bevölkerung in einer mehr als außergewöhnlichen Situation verhält.
Bild 4k UHD
Direkt von Beginn an fällt auf, dass sich ein feines, aber stetiges Rauschen durch den kompletten Film zieht, welches besonders bei Tageslichtszenen oder einfarbigen Hintergründen zum Vorschein kommt. Leider konnte zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Rezension auch nicht in Erfahrungen gebracht werden, auf welchen Digital Intermediate (DI) die Ultra HD Umsetzung basiert. Das Gezeigte lässt aber vermuten, dass es sich hierbei lediglich um ein 2K DI handelt, für ein 4K DI ist der Detailgrad und die Tiefenschärfe einfach nicht ausreichend genug. Farblich wirkt das Ganze trotz dem Einsatz von HDR in seiner Basis Version ein wenig blass. Von einem erweiterten Farbraum oder einer Steigerung des Kontrastverhältnisses merkt man hier nicht leider nicht viel. Zudem sorgt das HDR hier wieder einmal dafür, dass das Bild insgesamt ein wenig abgedunkelt wird. Dafür kann man aber immerhin mit einem guten Schwarzwert punkten, der vor allem in dunklen Abschnitten meistens verhindern kann, dass es zu größeren Detailverlusten kommt. Recht gut integriert wurden auch die digitalen Effekte, auch wenn es davon eben nicht so viele gibt: nur in wenigen Einstellungen sieht man, dass hier mit dem Computer nachgeholfen wurde. Leider konnte die Redaktion diesmal keinen Vergleich zur Blu-ray ziehen, da lediglich eine lose 4K Disk zur Verfügung gestellt wurde. Ob es hier aber einen großen Unterschied geben würde, ist fraglich, denn wenn auch die Ultra HD Fassung "nicht schlecht" aussieht, so stellt sich insgesamt kein allzu großes 4K-Feeling ein.
Tonqualität
Auf der Ultra HD Fassung kommen folgende Tonspuren zum Einsatz:
• Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
• Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Bei der akustischen Umsetzung fällt sofort auf, dass die Dialoge im Vergleich zu den Surround-Effekte viel zu leise abgemischt wurden. Hier sollte man nach Möglichkeit den Pegel des Center-Lautsprechers etwas anheben, und den Gesamtpegel auf "normal" eingestellt lassen, sonst fällt man vermutlich von der Couch, wenn die Effekte-Kanäle zum Einsatz kommen. Der Subwoofer darf einige Male ebenfalls kräftig mit eingreifen, bleibt aber aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung zumeist im Stand-By. In den wenigen Action-Szenen rumst es wie gesagt recht ordentlich: die Einschläge der Gesteinsbrocken, sowie die teils daraus resultierenden Druckwellen, fegen mit dem nötigen Druck durchs Heimkino. Einen nennenswerten Unterschied zum englischen Originalton gibt es nicht, sodass hier die deutsche Synchronisation - hergestellt durch die FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH, unter der Dialog Regie von Sven Hasper und nach einem Dialogbuch von Tobias Neumann - als ebenbürtig bewertet werden kann. Die hier eingesetzten Sprecher wie Tobias Klucker (Butler) oder Melanie Hinze (Baccarin) machen wieder einen sehr guten und motivierten Job. Dass man bei der Vertonung aber nicht auf ein modernes 3D-Soundformat gesetzt hat, welches besonders bei den herabschießenden Kometen-Brocken gepasst hätte, führt dann ebenfalls zur Kritik - hierdurch hätte man wirklich mehr herausholen können.
Ausstattung
Folgende Beiträge sind in den Extras zu finden:
• Mini Making Of (4:20 Min.)
• B-Roll (3:55 Min.)
• Deleted Scenes (7:50 Min.)
• Bildergalerie (2:32 Min.)
• Kinotrailer 1 (1:06 Min.)
• Kinotrailer 2 (2:27 Min.)
• Originaltrailer 1 (1:02 Min.)
• Originaltrailer 2 (2:23 Min.)
• Interviews:
◦ Gerald Butler 'John Garrity' (26:50 Min.)
◦ Morena Baccarin 'Allison Garrity' (11:13 Min.)
◦ Rick Roman Waugh 'Regie' (7:37 Min.)
• Audiokommentar mit Regisseur Ric Roman Waugh & Produzent Basil Iwanyk
• Trailershow
◦ Catweazle
◦ Vergiftete Wahrheit
◦ Weissbier im Blut
◦ Der Spion von nebenan
Den Auftakt macht ein kurzes Mini Making Of, welches jedoch erfreulicher Weise durch einen deutschen Sprecher vertont wurde. Hier bekommt man schon einige Interview-Happen und Impressionen von den Dreharbeiten präsentiert. Von letzteren gibt es dann in den anschließenden B-Rolls noch einige mehr, wirft man hier doch nochmals einen Blick hinter die Kamera. Mit insgesamt drei geschnittenen Szenen, welche jeweils durch Regisseur Ric Roman Waugh eingeleitet werden, schließt man dann an, ehe es in eine Bildergalerie mit Fotos von den Dreharbeiten geht. Vier Kinotrailer, jeweils zwei in Deutsch und zwei in Englisch, bereiten dann eine etwas größere Interview-Sektion vor, in denen die beiden Hauptdarsteller Gerard Butler und Morena Baccarin, sowie Regisseur Waugh Rede und Antwort stehen. Die Fragen hierzu werden teils vorab eingeblendet und dann ausführlich von den Befragten beantwortet. Der aufgelistete Audiokommentar mit Regisseur Ric Roman Waugh & Produzent Basil Iwanyk ist dann über das Ton-Menü anwählbar. Abgeschlossen werden die Extras durch Programmhinweise aus dem Hause LEONINE bzw. Tobis Home Entertainment.
Fazit
Mit der zweiten Zusammenarbeit von Action-Star Gerard Butler und Regisseur Ric Roman Waugh erwartet den Zuschauer ein doch recht ruhig ausgefallender Katastrophenfilm, welcher sein Hauptaugenmerk auf die Verhaltensänderungen der Menschen unter den Bedingungen einer extremen Situation zeigt und sich dabei weniger den Naturgewalten widmet. Wer hier großes Zerstörungskino erwartet hat, wird daher sicherlich enttäuscht werden, denn hiervon gibt es im Verhältnis relativ wenig. Die Geschichte selbst hat dann leider auch ein paar Längen zu überbrücken, weshalb ihr eine straffere Erzählweise sichtlich gutgetan hätte. Technisch sorgt das Bild der Ultra HD Fassung leider nicht für allzu großes 4K-Feeling, was vor allem am verrauschten Bild und dem geringen Detailgrad liegt. Auch beim Ton sieht es ein wenig mau aus, sind die Dialoge doch gegenüber dem Rest viel zu leise abgemischt, so dass man hier nachregeln muss. Beim Bonus-Material setzt man auf kurze Making Ofs und längere Interviews, so dass Interessenten hier einige Info geboten bekommen. Insgesamt ein solider Titel - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
(Jörn Pomplitz)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro