Jahrelang fristeten die Lebenden Toten von George Romero ein Dasein in den Kellern der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien, doch es geschehen noch immer Zeichen und Wunder. Und so wurde nun auch „Dawn of the Dead“, der legendäre Schocker unserer Jugend, der hierzulande schlicht „Zombie“ oder profan „Zombies im Kaufhaus“ genannt wurde, von der Geißel des Verbots befreit, restauriert und mit einem messerscharfen 4k-transfer gesegnet und durfte, über 40 Jahre nach seiner Entstehung, an Halloween wieder in den Lichtspielhäusern gezeigt werden. Dummerweise machte zu dieser Zeit gerade eine andere, weitaus realere Seuche den Menschen das Leben schwer, und vielerorts blieben die Leinwände dunkel. Doch nun endlich erscheint der Titel offiziell und ungekürzt auf dem deutschen Heimkinomarkt, und wir werfen einen Blick auf die Einzeldisc mit der europäischen Schnittfassung des meisterhaften Regisseurs Dario Argento.
Story
Die Zivilisation steht kurz vor dem Zusammenbruch. In unüberschaubarer Zahl werden die Toten wieder lebendig und gieren nach Menschenfleisch. Jeder, der dazu in der Lage ist, versucht dem Chaos der infizierten Großstädte zu entfliehen. So auch das Paar Fran (G. Ross) und Stephen (D. Emge), die über einen Helikopter verfügen. Begleitet werden sie auf ihrer Flucht von ihrem Bekannten Roger (S. Reiniger) und dessen Kameraden Peter (K. Foree), beides Mitglieder einer Sondereinheit der Polizei. Ihr Flug führt sie über das ländliche Pennsylvania. Aber auch dort breiten sich die wandelnden Leichen immer weiter aus. Nach einiger Zeit stoßen die vier Flüchtlinge auf ein riesiges, verlassenes Einkaufzentrum mitten auf der grünen Wiese. Schnell reift in ihnen der Gedanke, dass es sich hier erst einmal sehr gut leben lässt, denn die geschlossenen Geschäfte bieten alles im Überfluss, was man zum Überleben braucht. Doch die vermeintliche Idylle trügt, denn nicht nur die Toten sind eine permanente Bedrohung.
Dem damals 28jährigen George A. Romero gelang im Jahr 1968 das, wovon andere Filmemacher ihr ganzes Leben lang träumen. Bereits mit seinem Debüt „Night of the Living Dead“ schrieb der Regisseur Filmgeschichte, wobei es allerdings einige Jahre dauerte, bis sich der Film zum Kulthit entwickelte. Es gingen immerhin zehn Jahre ins Land, bis Romero, dank der finanziellen Unterstützung des italienischen Regisseurs Dario Argento, in der Lage war, eine Fortsetzung zu drehen. Ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger schlug „Dawn of the Dead“ dann auch sofort ein wie eine Bombe und löste in der Folge einen Zombiefilm-Boom aus, der nicht für möglich gehaltene Ausmaße annahm. Für die finanzielle Unterstützung erhielt Argento die Vermarktungsrechte für den Europäischen Raum, und er behielt es sich vor, den Film umzuschneiden und mit neuer Musik zu versehen. Genau diese Schnittfassung, die deutlich mehr auf Gewalt und Action ausgelegt war, und mit der Musik von Goblin eine ganz andere Stimmung erhielt als ursprünglich von Romero angedacht, bildet nun auch die Grundlage für diese Bewertung, da diese die einzige Schnittfassung dieser Veröffentlicht darstellt.
Kaum ein anderer Horrorfilm rief in Deutschland ähnliche Kontroversen hervor, wie Romeros Zombie (dt. Titel), aka „Zombies im Kaufhaus“. Vom Verleih als „härtester Film aller Zeiten“ beworben, ergingen sich „seriöse“ Filmkritiker in beispiellosen Tiraden, die letztlich nur ihre Hilflosigkeit gegenüber einem Film ausdrückten, der kompromisslos den Weg weitergeht, der mit Night zehn Jahre zuvor geebnet wurde. Der Film-Dienst schrieb: „Ein Film, der ungehemmt einer vergessen geglaubten Herrenmenschenideologie frönt“. Die Nürnberger Nachrichten empfanden nur „Ekel über diese unüberbietbaren Scheußlichkeiten und die zynische Menschenverachtung“. Tatsächlich ist es diese inflationäre Gewaltdarstellung, die dem Film bis heute am meisten im Weg steht. Denn jenseits der hyperrealistisch in Szene gesetzten Spezialeffekte von Tom Savini, Myriaden von spritzenden Kopfschüssen, abgetrennter Gliedmaßen und herausgerissenen (Schweine-) Innereien, vermittelt Romero im zweiten Teil seiner Trilogie eine deutliche Konsumkritik, die den Film vom eher sozialkritischen ersten Teil deutlich abhebt. Letztlich entbrennt der finale, eigentlich sinnlose Kampf um einen Konsumtempel, der als Symbol für die Errungenschaften der menschlichen Zivilisation als Ganzes dient. Sowohl die anarchischen Rocker als auch die „bürgerlichen“ Bewohner des Kaufhauses kämpfen damit um längst hinfällige Werte, die durch die Machtübernahme der Untoten jede Bedeutung verloren haben. Somit besiegelt letztlich die Gier nach Besitz den Untergang der Menschheit. Eine Moral, die jenseits der exzessiven Gewaltdarstellung auch heute noch zum Nachdenken anregt. (ml)
Bildqualität
Das permanent körnige Bild liegt im Bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor und profitiert auch auf Blu-ray Disc von dem neuen 4k-Transfer. Die Schärfe bewegt sich durchgängig auf einem sehr hohen Niveau, wobei es produktionsbedingt immer wieder und sogar recht häufig zu sehr verwaschenen und unscharfen Bildern kommt. Aber das ist, wie gesagt, produktionsbedingt und auf nicht optimal fokussiertes Ausgangsmaterial zurückzuführen, und daran lässt sich nun einmal nichts mehr ändern. Die Farben sind kräftig und satt, dabei weitestgehend sehr natürlich und sauber. Der Kontrast bewegt sich auf einem soliden Niveau und bildet ein tiefes, sattes Schwarz ab, das dennoch nicht mehr Details verschluckt als notwendig. Altersbedingte Mängel wie Verschmutzungen, Beschädigungen und ähnliches sind nahezu nicht auszumachen, allerdings kommt es immer wieder zu leichten Drop-Outs, die allerdings nicht wirklich stören. Alles in allem lässt sich sagen, dass der Film auf Blu-ray Disc wohl schwerlich besser aussehen könnte als er es hier tut – allerdings sollte man im Auge behalten dass es sich um einen mehr als 40 Jahre alten Low-Budget Film handelt, und nicht um eine aktuelle Hochglanz-Big-Budget Produktion. Wunder sollte man also nicht erwarten.
Tonqualität
Der Ton liegt auf der Blu-ray Disc in deutscher und englischer Sprachfassung jeweils in dts-HD Master 2.0 vor. Darüber hinaus bekommen wir den Originalton auch noch in einer 5.1 Abmischung zu hören. Optional lassen sich Untertitel in beiden Sprachen hinzuschalten. Die deutsche Synchronfassung klingt, gemessen an ihrem Alter, gut, allerdings gibt es hier noch deutlich Luft nach oben. So schwankt die Qualität immer wieder leicht, hin und wieder scheint es so, als würden Stücke fehlen, der Soundtrack macht Sprünge, und auch die Dialoge sind – obschon jederzeit gut verständlich – sehr wechselhaft in ihrer Klangfarbe. Dazu kommt ein leichtes Problem mit Zischlauten, welches allerdings ebenfalls nur vereinzelt auftritt. Immerhin besitzt die Synchronfassung eine gute Dynamik und erklingt – trotz 2.0 Abmischung – sehr einer sehr breiten Bühne. Die deutsche Fassung entstand nach einem Dialogbuch und unter der Reige von Roland Klick und bringt zahlreiche bekannte Sprecher zum Einsatz, darunter Norbert Langer, Christian Brückner, Frank Glaubrecht, Christian Rode, Edgar Ott, Hans-Georg Panczak, Manfred Lehmann und Ilse Page. Man könnte daher mit Fug und Recht behaupten, dass die Synchronfassung deutlich mehr Starpower bietet als der Cast, da mit Ausnahme von Ken Foree kaum einer der Hauptdarsteller später noch für Großes Aufsehen sorgte, und Special-Effect-Guru Tom Savini lassen wir hier ganz bewusst außen vor, da dieser erstens nur eine Nebenrolle spielt, und zweitens primär hinter der Kamera sein Können unter Beweis stellt.
Ausstattung
• Audiokommentar
• Deutsche, Amerikanische und italienische Trailer zum Hauptfilm
• Bildergalerie
Das Bonusmaterial der hier vorliegenden Einzeldiscversion ist leider sehr übersichtlich. Neben einer Handvoll Trailern zum Film und einer Bildergalerie erhalten wir lediglich einen Audiokommentar mit Claudio Simonetti, dem Frontman der italienischen Progressive-Rock-Band „Goblin“, welche den Soundtrack für die hier vorliegenden Filmfassung beisteuerte. Da aber auch insbesondere der Soundtrack für die Stimmung des Films verantwortlich ist, und beinahe zur Gänze vom Soundtrack der amerikanischen Fassung von George R. Romero abweicht, hat der gute Simonetti einiges zu sagen – allerdings auf italienisch. Immerhin wurde hier an optional zuschaltbare Untertitel gedacht, ohne die der Audiokommentar wohl für die meisten Zuschauer komplett nutzlos gewesen wäre.
Fazit
Aus technischer Sicht darf man durchaus zufrieden sein. Zwar werden hier keine Wunder vollbracht, aber besser als hier sahen die Kaufhauszombies auf Blu-ray Disc nie aus, und daran wird sich wohl auch vorläufig nichts ändern. Das gleiche gilt für die Akustik, aus der man das Optimum herausgeholt hat, allerdings sollte man auch hier nicht zu viel erwarten. Das Bonusmaterial der Einzeldisc ist leider sehr übersichtlich und bietet außer einem interessanten Audiokommentar keinen nennenswerten Mehrwert.
Der Film ist ein zeitloser Klassiker des Genres, an dem sich alle anderen Zombiefilme messen müssen. Einzig die Tatsache, dass hier „nur“ der reißerische Argento-Cut vorliegt, verpasst dem ganzen einen kleinen Dämpfer. Wer die anderen Schnittfassungen sehen möchte, die zum Teil eine leicht andere Geschichte erzählen, den Fokus anders setzen und schon alleine durch eine komplett andere Musikuntermalung eine komplett andere Stimmung vermitteln, muss wohl oder übel zu einer der kostspieligeren Veröffentlichungen des Titels greifen.
(Michael Speier)
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