Mit einiger Verspätung, die mit einer überwältigenden Anzahl an Vorbestellungen begründet wurde, erscheint kurz vor Weihnachten 2020 Peter Jacksons Fantasy-Trilogie "Der Herr der Ringe" im Ultra HD Gewand. Die Verfilmung der erfolgreichen Romane des englischen Schriftstellers J.R.R. Tolkien konnte Anfang des Millenniums eine große Fan-Schar für sich gewinnen und wuchs mit Leichtigkeit zu einem Franchise der "Star Wars"-Größe an. Der Vergleich ist ebenfalls angebracht, wenn man die nachfolgenden Trilogien betrachtet, welche in beiden Fällen bei den eingefleischten Fans nicht den Stand der jeweiligen Ur-Trilogie erreichen konnte. Nachdem die Redaktion schon die 4K-Version der "Der Hobbit"-Trilogie in Augenschein nehmen konnte, erfolgt mit dem hier vorliegenden Review nun die Begutachtung der drei Vorgänger. Diese werden ebenfalls wieder von Warner Home Video für den Heimkino-Markt in Umlauf gebracht und auch hier setzte man die bei der "Der Hobbit"-Trilogie eingeschlagene Veröffentlichungspolitik fort und steckte sowohl die Kino-Fassungen als auch die Extended Versionen der Filme in die Box. Während die ersten Kritiken der Ultra HD Fassungen in Übersee äußerst euphorisch ausgefallen sind, mehren sich hierzulande auch Stimmen, die von der Umsetzung nicht ganz so angetan sind. Grund genug also für die Redaktion, sich selbst ein eigenes Urteil über die neuen Umsetzungen zu bilden und sich dafür noch einmal auf eine Reise quer durch Mittelerde zu begeben. Auch hier konzentriert sich das Review auf die längeren Extended Versionen, die bei den Fans sicherlich das größte Interesse hervorrufen. (jp)
Story
Der Herr der Ringe: Die Gefährten
In die Gefährten gerät der Hobbit Frodo (E. Wood) in den Besitz des „einen“ Rings. Der Ring steht für ein mächtiges Artefakt, das die gesamte Welt von Mittelerde ins Verderben stürzen könnte, sollte es in die Hände des dunklen Herrschers Sauron fallen. Frodo und der Zauberer Gandalf (I. McKellen) erkennen diese Gefahr und brechen gemeinsam mit Frodos bestem Freund Sam (S. Astin) sowie den beiden Tunichtguten Merry (D. Monaghan) und Pippin (B. Boyd) auf, um das Schicksal des Rings zu entscheiden. Hilfe finden sie durch den Waldläufer Aragorn (V. Mortensen), den Krieger Boromir (S. Bean), dem Elben Legolas (O. Bloom) und den grimmigen Zwerg Gimli (J. Rhys-Davies). Als Gemeinschaft des Ringes entschließen sie sich, den Ring zu zerstören, indem sie ihn im Schicksalsberg ins Feuer des Vulkans übergeben. Doch Saurons Häscher, angeführt durch den Hexer Saruman (C. Lee), liegen während des Weges stets auf der Lauer.
Der Herr der Ringe: Die zwei Türme
Boromir und Gandalf sind gefallen und die Gemeinschaft des Ringes ist zerschlagen. Frodo und Sam müssen sich allein zum Schicksalsberg kämpfen. Unerwartet treffen sie auf die verschlagene Kreatur Gollum (A. Serkins), die vor langer Zeit im Besitz des „einen“ Rings war und danach strebt, ihren Schatz zurück zu erobern. Doch Frodo und Sam überwältigen das Wesen und lassen sich von Gollum durch das feindliche Gebiet Mordors zum Schicksalsberg führen. Währendessen reisen Aragorn, Gimli und Legolas auf der Suche nach den von Orks entführten Merry und Pippin in das Königreich Rohans, das von Sarumans Heer bedroht wird. Das Schicksal der getrennten Gefährten läuft schließlich unerwartet zusammen, als Frodo und Sam Faramir (D. Wenham), dem Bruder Boromirs, begegnen.
Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs
Nach der Schlacht gegen Sarumans Armee wird klar, dass die Völker Mittelerdes nur eine Chance gegen Sauron haben, wenn sie ihre Kräfte vereinen. Gondor, regiert von Denethor (J. Noble), dem Truchsess und Vater Boromirs, wird zum Zentrum der Entscheidungen. Das Schicksal Mittelerdes hängt davon ab, ob Aragorn, Gimli, Legolas und die geretteten Merry und Pippin Saurons dunkle Heerscharen dort aufhalten können. Währendessen marschieren die physisch, wie psychisch geschwächten Frodo und Sam weiter auf die Feuer des Schicksalsberges zu. Gollum versucht die ausgelaugten Hobbits gegeneinander aufzubringen, um erneut in den Besitz des „einen“ Rings zu gelangen. Jetzt hängt die Zerstörung des Rings am seidenen Faden, denn Frodo verliert, beeinflusst von der dunklen Magie des „einen“ Rings, immer stärker den Bezug zur Realität. (anw)
Insgesamt hat Regisseur Peter Jackson fast sieben Jahre an der Verfilmung der Herr-der-Ringe-Saga gearbeitet. Über ein Jahr dauerten allein die Dreharbeiten für die drei nacheinander gefilmten Teile in Neuseeland. Mehr als 1.700 Mitarbeiter erschufen Tolkiens Mittelerde für die Leinwand. Und damit nicht genug: Gerade jetzt werkelt Jackson mithilfe großer Teile der alten Besetzung am Prequel der Trilogie – Der kleine Hobbit. Was Jackson geschaffen hat, zählt unbestritten zu den Sternstunden der Filmgeschichte: Aus Tolkiens überbordenden Subplots und ausschweifenden Hintergrundgeschichten kreierte Jackson eine gradlinige in der Spannung den Büchern überlegene Filmadaption. Jackson machte nicht den Fehler, alle Details der Literaturvorlage in die Filme zu quetschen, was trotz insgesamt fast zwölf Stunden Laufzeit niemals gelungen wäre, sondern konzentrierte sich auf Plot-relevantes Material.
Wo er die Dramatik vorantreiben konnte, erlaubte er sich die nötigen Freiheiten, die aber stets der Atmosphäre der Buchvorlage entsprachen. Klar: Vereinzelt rümpfte ein Fan die Nase, der Tom Bombadil vermisste oder die aufgeblasene Romanze zwischen Aragorn und der Elbenschönheit Arwen als überflüssig empfand. Doch am Ende lieben nicht nur fast alle Fans der Bücher, sondern auch alle Fans guter Filme, Jacksons Trilogie. Die Begeisterung für die, nachträglich auf DVD veröffentlichten und nun erstmals auf Blu-ray erhältlichen Extended Versionen fiel noch größer aus, da diese viele Szenen in die Filme integrieren, die Tolkien-Fans in den Kinoversionen vermisst hatten. Trotz der Tatsache, dass jeder der drei Filme in seiner Extended Version fast vier Stunden Spielzeit auf die Waage bringt, vergeht die Zeit wie im Flug und der Fluss der Filme ist den Kinofassungen bei Weitem überlegen.
Von der bis in die Nebenrollen perfekten Besetzung, aus der besonders Ian McKellen als Gandalf und Viggo Mortensen als Aragorn herausstechen, über die aufwändigen Landschaftsaufnahmen bis hin zur perfekten Verzahnung der einzelnen Filme, die eigentlich für ein zwölf Stunden langes Gesamtwerk stehen: Man kann Jacksons Arbeit, die bis heute aktuelle Kino-Blockbuster, wie Harry Potter oder sogar TV-Serien wie Game of Thrones beeinflusst, kaum hoch genug loben. Mit seiner Herr-der-Ringe-Trilogie entfachte er die Liebe des Publikums zum Eskapismus derart, wie es wohl zuvor nur George Lucas mit seiner Star-Wars-Reihe gelungen war. Dennoch plagen die Herr-der-Ringe-Trilogie kleine Schwächen: Die Freundschaft zwischen Legolas und Gimli, die im Buch über emotionale Tiefe verfügt, verkommt in Jacksons Adaption größtenteils zum reinen Stichwortgeben für One-Liner.
Auch Faramir, im Buch ein edler Krieger, der im Gegensatz zu seinem Bruder nie durch den Ring in Versuchung gerät, mutiert im Film zu einem dramaturgisch wesentlich schwächeren Charakter. Im Gesamtbild sind dies allerdings nur kleine Patzer, die selbst der hartgesottenste Fan der Bücher verzeiht, wenn er mit silbrigen Augen am Ende von Die Rückkehr des Königs die Credits vorbeiziehen sieht. Ob man Fantasy nun mag oder nicht: Jacksons Herr-der-Ringe-Trilogie muss man gesehen haben: Die Inszenierung ist unerreicht und nie zuvor erwachte eine fiktionale Welt derart detailgetreu zum Leben. Wer sich nur ansatzweise als Filmkenner bezeichnet, kommt an Die Gefährten, Die Zwei Türme und Die Rückkehr des Königs nicht vorbei, die in ihren Extended Versionen mit der Höchstnote zu belohnen sind. (anw)



Bild 4k UHD



Tonqualität
Die folgenden beiden Tonspuren, welche neben zahlreichen internationalen Sprachen vorhanden sind (sieh dazu auch Datenbank-Eintrag) wurden beim Review als Grundlage verwendet:
• Deutsch DTS-HD Master Audio 6.1
• Englisch Dolby Atmos (inkl. Dolby True HD 7.1 Kern)
Wie schon bei den Hobbits, so übernahm man auch bei der Ring-Trilogie die deutsche Synchronisation 1:1, weshalb es hier keine Abweichungen zu Blu-ray Umsetzung gibt:
Auch wenn der von vielen erhoffte Quantensprung durch den verlustfreien Ton ausbleibt, ist die Abmischung aber gelungen: Die Dialogverständlichkeit ist exzellent und selbst wenn der Subwoofer zum Einsatz kommt, gehen die Stimmen der Synchronsprecher nicht unter. An dieser Stelle ist die ausgezeichnete Synchronisation an sich zu loben, für die der verantwortliche Regisseur und Sprecher Gollums, Andreas Fröhlich, 2003 mit dem Deutschen Preis für Synchron ausgezeichnet wurde. Auch Howard Shores herausragender Soundtrack überflutet die Szenerie und spielt sich in den richtigen Augenblicken in den Vordergrund, seien es die angsteinflößenden Trommeln in der Schlacht um Helms Klamm oder stillere Augenblicke wie die Szenen zwischen Frodo und Sam. Dynamik und Räumlichkeit sind für eine HD-Spur dagegen im Deutschen nur Mittelmaß, wie der Vergleich mit der englischen Spur beweist: Der Originalton klingt kristallklar und zieht Mittelerde quasi direkt ins Wohnzimmer. Selbst kleinste Effekte sind perfekt ortbar und man hört bei allen drei Filmen die Richtung jedes Elbenpfeils heraus. Warner liefert mit dem Originalton eine Referenzleistung ab. Der deutsche, korrigierte Ton ist auch gelungen, doch die verlustfreie Aufbereitung bleibt eine Enttäuschung auf hohem Niveau, da der Originalton vor Augen, bzw. vor Ohren führt, was möglich gewesen wäre. (anw)
Dies macht sich dann nochmals deutlich bemerkbar, wenn man auf die neuerstellte Dolby Atmos des O-Tons schallte: Denn wie schon bei der "Der Hobbit"-Trilogie, so wurde auch hier nicht einfach nur ein liebloser Einsatz der Deckenlautsprecher eingefügt, sondern man verlieh den Filmen quasi ein völlig neues Hör-Erlebnis. Angefangen bei Gandalfs Feuerwerk, zahlreichen Wettereffekten, über dem Kopf schwebende Nazgûls, krächzende nach Isengart ziehende Raben, zischende Pfeile bis hin zu herabfallenden Gesteinsbrocken, hallenden Stimmen und vieles mehr. Hier setzte man in allen Filmen passende Überkopfeffekte ein, welche immens zur Atmosphäre beitragen und vor allem die Intensität der großen Schlachten noch einmal steigern konnte. Dazu trägt auch der tiefgreifende Einsatz der Subwoofers bei, der im O-Ton noch ein paar Stufen weiter herunter in den Keller geht, als es bei der deutschen Synchronisation der Fall ist. Warum man dieses Erlebnis - vor allem bei solch beliebten Filmen - den anderen vorhandenen Tonspuren verwehrt, bleibt wieder einmal ein Rätsel. (jp)

Ausstattung

Fazit
Die Vorfreude war groß, das Endergebnis leider nur solide: Die 4K-Umsetzung der "Der Herr der Ringe"-Trilogie ist unter dem Strich nicht ganz so toll gelungen, wie es bei der Prequel-Trilogie der Fall war. Ob hier alleinig die analoge Herkunft als Begründung dienen kann, oder ob man sich hier einfach noch mehr Mühe hätte geben müssen? Durch den teils immensen Einsatz von digitaler Rauschunterdrückung kommt es zu vielen Abschnitten, die optisch doch weit von Referenz-Material entfernt sind: Aquarell-artige Hintergründe, wachsartige Gesichter und sichtbare CGI-Elemente machen hier den Hauptanteil bei der Kritik aus. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass jeder Film über drei Stunden Laufzeit hat, der Abschluss sogar Richtung vier Stunden geht. Innerhalb dieser Laufzeiten kommt es nämlich auch zu vielen tollen Eindrücken, die besonders im letzten Teil schon fast auf dem Niveau der Hobbit-Trilogie liegen. Somit steigert sich die Qualität von Film zu Film, welche inhaltlich natürlich weiterhin zum Besten gehören, was das Fantasy-Genre zu bieten hat. Akustisch beliebt für Zuschauer der deutschen Synchronisation alles beim Alten, während sich O-Ton Fans über den neuerstellten Dolby Atmos-Mix bei allen Teilen freuen dürfen. Der steigert die Atmosphäre und Intensität nochmals deutlich und zieht einen nun vollends mitten ins Geschehen. Die Bild-Wertung ist dann ein Querschnitt aus allen Teilen: für "Die Gefährten" liegt sie etwas niedriger, für "Die zwei Türme" passt es genau, bei "Der Rückkehr des Königs" darf man hingen auch gerne noch einen Punkt hinzurechnen. Ebenso dürfen O-Ton Fans für sich die volle Punktzahl einsetzen, ist die Atmos-Spur dies doch definitiv wert. (jp)
(Jörn Pomplitz / Andrè Westphal)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1080
Front-Lautsprecher: Canton Vento 890.2
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS SB-2000 Pro