
Der Social-Media-Star Cole (Keegan Allen) filmt für seinen erfolgreichen Blog alles, was er erlebt. Seit zehn Jahren liefert er seinen Followern ständig neuen, spannenden Content und schreckt dabei vor keiner noch so extremen Challenge zurück. Zum Jubiläum seines Kanals reist er mit seiner Freundin Erin (Holland Roden) und ein paar Freunden nach Moskau, um dort an einem mysteriösen Spiel teilzunehmen: Ein berüchtigter, hyperrealistischer Escape-Room soll die Gruppe an ihre Grenzen bringen. Doch was als morbides Spiel beginnt, wird bald zum Kampf ums nackte Überleben – den Millionen Fans im Livestream mitverfolgen.
(Quelle: Capelight)
Bevor ich mehr auf „Follow Me“ eingehe, zunächst mal ein paar positive Beispiele im Horror-Bereich, zum einen wäre da „Midsommar“, der Horror am helllichten Tag serviert, aber gleichzeitig über eine toxische Beziehung und Sektenbildung erzählt. Zudem probiert er mit seinem Setting und seiner Inszenierung mal was Neues. Auch „A Quiet Place“ war eine wirklich positive Überraschung, das Spiel mit den Geräuschen erzeugt eine tolle Spannung und vor allem wenn wir Szenen aus der Sicht von Kindern erleben, machen wir uns als Zuschauer angreifbar. Ebenfalls gab es eine Welle an sehr krassen französischen Filmen, wie „Martyrs“ oder „Frontiers“, die mit ihrer extremen Gewalt unfassbar schwere und unangenehme Kost sind.

Ein Horrorfilm sollte einer Art Achterbahnfahrt gleichen und dem Zuschauer Adrenalinschübe servieren, er muss mitreißen, gruseln und der wichtigste Punkt, auch die Figuren müssen uns interessieren und dürfen nicht zu Kanonenfutter verkommen. Um das vorwegzunehmen, bei „Follow Me“ tritt leider genau das sein. Es ist doch schon ziemlich frech, wie hier abgekupfert wird, fast schon peinlich. Fallen im Stile von „Saw Light“, der Spruch: „Wenn man Saw bei Wish bestellt.“, würde hier ebenfalls gut passen. Große, muskelbepackte Typen mit Gruselmaske, die so aussehen, wie in Hostel und der Klischee-Russen-Bösewicht schlechthin (mit stilechter Narbe im Gesicht). Stimmt, die Russen hassen die Amerikaner und foltern gerne Menschen.
Wobei, „foltern Menschen“? Befindet sich die Gruppe nicht in einem Escape Room und es ist alles nur ein Spiel? Falsch gedacht, denn aus diesem Spiel wird plötzlich bitterer Ernst, die Fallen sind wirklich gefährlich und ihr Leben steht plötzlich auf dem Spiel. Doch bevor es überhaupt erst in diesen Escape Room geht, müssen wir ein ganzes Drittel mit diesen durchweg unsympathischen Figuren verbringen. Dabei begleiten wir vor allem Influencer Cole, der konsequenterweise sein ganzes Leben live im Netz streamt und immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist. Mit dem geheimen Escape Room in Russland, scheint er diese gefunden zu haben und merkt schnell, dass er lieber gerne ganz woanders wäre. Eigentlich gibt es nicht sonderlich viel mehr zum Film zu erzählen.

Runtergebrochen hat man wirklich alles hier schon viel zu oft gesehen, weshalb sich „Follow Me“ wie Kaugummi zieht. Dazu kommen logischerweise auch die immer wieder extrem dummen Handlungen aller Charaktere. Türen fallen zu, es wird durch Luftschächte geklettert und hin und wieder fühlt man sich fast wie in einem Videospiel, bei dem die K.I. in Form von großen, mit blutbespritzen Schlachter geläufig Aussetzer hat, den Protagonisten hinter seiner Deckung zu finden. Da reicht es eine Metallstange in eine Ecke des Raumen zu werfen, um die Glatzkopf-Grobschlächter auszuhebeln und durch die Geräusche in einen anderen Raum zu locken. Irgendwie hilft es dem Film nicht sonderlich, dass uns die Figuren trotz ihrer misslichen Lage nicht groß interessieren. Immerhin wissen wir rein gar nichts über sie, außer dass sie gerne feiern und ihrem millionenschwerem Influencer-Freund hinterherlaufen.
Einzig und allein Emily bekommt vielleicht den einzigen Satz, mit etwas mehr Bedeutung zugeschustert, sie spricht Cole nämlich darauf an, dass es eigentlich zwei von ihm gibt, nämlich seine Offline und seine Online-Persönlichkeit. Ja, das ist nicht neu, aber eigentlich das einzige, was einen zumindest klitzekleinen Denkanstoß gibt. Von vielen Seiten gelobt wurde das Ende (wenn ihr es bis dahin geschafft habt) und ja, es ist ein bitterböses. Immerhin konnte der Film nur noch auf zwei Arten enden und für eine der beiden hat man sich entschieden, dass mit der größeren Fallhöhe. Interessant zu erwähnen ist auch noch, dass der Vorgängerfilm des Regisseurs „Escape Room“ sich schon mal mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat. Vielleicht plant er sogar eine Trilogie?