Wenn man ein Fan von amerikanischen Komödien der 1980er Jahre ist, dann kommt man an dem Namen John Hughes unmöglich vorbei. Der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor hatte so ziemlich bei allem die Finger im Spiel, was die 80er-Jahre-Komödien definierte. Er arbeitete bei National Lampoon, war für die Drehbücher der Griswold-Filme verantwortlich und schenkte der Nachwelt unvergessliche Filme wie „Der Frühstücksclub“, „Ferris macht blau“ und „Ein Ticket für Zwei“. Und natürlich „L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn“. Und diese von Joel Silver produzierte Komödie, die auch unter dem wahnsinnig dämlichen Titel „Cooler Zauber mit Lisa“ bekannt wurde, erscheint nun, nachdem er bereits vor fast auf den Tag genau rund 7 Jahren bereits mit einer eher halbherzigen Blu-ray Veröffentlichung bedacht wurde, in einer neu restaurierten Version und erstmals als Extended Cut in Form eines limitierten Mediabooks bei Capelight Pictures im Vertrieb der Al!ve AG. Was der Film und die neue Blu-ray Disc zu bieten haben, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Gary (A. M. Hall) und Wyatt (I. Mitchell-Smith) sind zwei Versager, wie sie im Buche stehen. Darüber hinaus sind sie Nerds, und so beschließen sie, ihrem Dasein als Nullnummern ein Ende zu setzen, und sich selbst eine Frau zu basteln. So wie Frankenstein, nur hübscher. Aus Spaß wird schnell ernst, denn die am Computer generierte LISA (K. LeBrock) steht plötzlich in Fleisch und Blut vor den beiden – und LISA hat Lust auf Party. Und ganz nebenbei verhilft sie den beiden auch noch, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen und sich aus dem Nicht-Dasein zu erheben.
Wie will man einen Film bewerten, der so abgedreht und voller Nonsens ist, dass sich die Balken biegen? Zunächst einmal muss man sich dafür in die 1980er Jahre zurückversetzen, und dabei leistet der Streifen erstklassige Hilfestellung. Der Soundtrack, die Kleidung, die ganze Lebenseinstellung dieser Zeit wurden in diesem Film derart treffend eingefangen, dass er zu Recht über die Jahre hinweg zum Kultfilm avancierte. Die beiden Nerds werden vortrefflich von Anthony Michael Hall und Ilan Mitchell-Smith dargestellt. Vor allem Hall gibt hier eine erstklassig nerdige Vorstellung, die durch die deutsche Synchronisation durch Santiago Zismar (Spongebob) noch unterstrichen wird.
Das ehemalige Model Kelly LeBrock spielt Lisa, die Traumfrau aus dem Computer – und damit spielt sie in vielerlei Hinsicht auf ihre frühere Rolle in Gene Wilders Die Frau in Rot an. Obwohl sie als Sex-Spielzeug konzipiert wurde, hält sich LeBrock züchtig zurück, immerhin handelt es sich hier ja um eine Familienkomödie. Nichts desto trotz strahlt sie so viel Erotik aus, dass man sich auch heute noch wie ein verliebter Teenager fühlt, wenn man den Film ansieht – XY-Chromosom vorausgesetzt. In Nebenrollen spielen der damals gerade einmal 20jährige „Iron Man“ und „Sherlock Holmes“ Star Robert Downey Jr. und Vernon Wells, der hier eine 1A-Parodie auf seine Rolle in „Mad Max 2“ abliefert. Nebenbei gibt ein herrlich bösartiger Bill Paxton Wyatts bösen Bruder Chat zum Besten – und das macht er derart sehenswert, dass alleine seine Performance die Anschaffung der Scheibe lohnt.
Der erstmals in deutscher Sprache vorliegende Extended Cut hingegen bietet kaum einen nennenswerten Mehrwert und beinhaltet im Grunde genommen lediglich zwei recht unspektakuläre Szenen mit den beiden Hauptdarstellern, in welcher sie über den klassischen Frankenstein-Film philosophieren, während sie diesen am Anfang des Films ansehen, und eine kleine Szene mit weiteren Nerds, die als Gäste zur großen Party kommen. Die Szenen wurden mit den Originalsprechern Oliver Rohrbeck, Santiago Zismar und Heike Schroetter nachsynchronisiert, und auch wenn die Stimmen inzwischen deutlich gealtert sind, merkt man fast keinen Unterschied. Auch wenn die beiden neuen Szenen dem Film nichts nennenswertes hinzuzufügen haben ist es natürlich erfreulich, dass man hier optional diese längere Fassung genießen kann. Obendrein ist auch noch die reguläre und bekannte Kinoversion, sowie die TV-Version im Open Mate Ansichtsverhältnis auf der Disc enthalten.
Bildqualität
Das körnige Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 1,85:1 und wurde neu vom Originalnegativ in 4k abgescannt. Im direkten Vergleich zu der alten Disc von Universal bedeutet das eine enorme Steigerung, allerdings ist das Endergebnis dann dennoch nicht ganz so, wie man sich das als Fan vielleicht gewünscht hätte. Die Schärfe bewegt sich auf einem guten bis sehr guten Niveau, wobei es auch hin und wieder mal ein paar weichere Passagen zu kritisieren gibt, allerdings lassen sich diese auf nicht ganz ideal fokussiertes Ausgangsmaterial zurückführen und stellen daher keinen wirklichen Kritikpunkt dar. Im Vergleich zur Erstauflage wurde gerade hier ein deutliche Steigerung erwirkt, was allerdings auch das Filmkorn deutlicher hervortreten lässt, aber das gehört nun mal dazu. Die Farben sind satt, kräftig und sauber, dabei weitestgehend natürlich und angenehm. Vor allem Hautpartien wirken nun deutlich lebendiger und frischer. Der Kontrast wurde auch ein wenig optimiert, so dass dunkle Passagen nun deutlich mehr Details preisgeben, ohne dass der Schwarzwert nennenswert darunter leidet. Alles in allem lässt sich sagen dass sich die Arbeit definitiv gelohnt hat.
Tonqualität
Akustisch hat sich leider nicht allzu viel getan. Der deutsche Ton der Extended Version liegt in dts-HD Master 5.1 vor, während der Originalton „nur“ in 2.0 Stereo auf die Disc gepresst wurde, dabei allerdings deutlich harmonischer und angenehmer klingt. Optional lassen sich deutsche und englische Untertitel zuschalten. Die Lautstärkeschwankungen der alten deutschen Tonspur sind zwar nicht mehr so prägnant aber nach wie vor vorhanden. Die Dialoge sind allgemein ein wenig zu leise, was man zwar mittels Lautstärkeregler ausgleichen kann, womit manche Nebengeräusche und insbesondere die Musik aber im Umkehrschluss für taube Ohren sorgen. Apropos Musik: Diese klingt nach wie vor satt und kräftig (insbesondere der Titelsong knallt richtig gut – hier hat die deutsche Tonspur meilenweit die Nase vorn!) und drückt, ebenso wie das Gewitter am Anfang und einige Szenen während der Party, auch ein wenig auf den Subwoofer, wobei in dieser Hinsicht gewiss mehr drin gewesen wäre. Surorundeffekte gibt es allerdings nach wie vor nur wenige, diese sind aber zumindest gut platziert und jederzeit problemlos zu verorten.
Ausstattung
Hier geht es zum Unboxing des der Rezension zu Grunde liegenden Mediabooks.
- Cooler Zauber mit Lisa (89:37 Minuten)
- Entfallene Szenen (2:50 Minuten)
- Casting "Weird Science" (6:01 Minuten)
- Chet Happens (19:38 Minuten)
- Dino The Greek (6:55 Minuten)
- Fantasy and Microchips (10:44 Minuten)
- Ira Newborn Makes The Score (13:43 Minuten)
- It's Alive! Resurrecting "Weird Science" (16:41 Minuten)
- Deutscher Kinotrailer (1:21 Minuten)
- Original Kinotrailer (1:36 Minuten)
- Teaser (2:39 Minuten)
- TV-Sports (1:03 Minuten)
- Filmtipps/Trailershow
Auch im Bonussektor hat sich einiges getan. Die Erstauflage kam völlig ohne Anhang in die Verkaufsregale, und diese Neuauflage bringt nun alles mit, was das Herz begehrt (vielleicht mit Ausnahme eines Audiokommentars!). Nicht nur dass der Film sowohl in der Extended Version und in der Kinofassung auf der Disc enthalten ist, obendrein bekommen wir auch noch die TV-Fassung „Cooler Zauber mit Lisa“ im Open Mate Ansichtsverhältnis zu sehen – was vor allem Retrofreunde begeistern dürfte. Erstaunlicherweise klingen die Dialoge hier deutlich besser, und der zusätzliche Bildinhalt oben und unten ist ebenfalls ein echter Zugewinn. Darüber hinaus bekommen wir noch zahlreiche Features über die Darsteller, die Spezial Effekte, den Sountrack und den Film zu sehen, dürfen dabei einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen werfen, und obendrein gibt es noch einige Teaser und Trailer zum Film und anderen Titeln des Labels zu sehen. Das Bonusmaterial wurde übrigens komplett deutsch untertitelt.
Fazit
Nach der eher ernüchternden Erstauflage folgt nun, sieben Jahre später, die restaurierte Neuauflage des Kultfilms von John Hughes. Nicht nur dass man diese in ein schickes Mediabook gesteckt hat, man hat sich auch alle Mühe gegeben die Fans zufriedenzustellen. Das Bild schaut wesentlich besser aus, der Ton klingt ein wenig angenehmer und obendrauf gibt es noch eine ganze Schippe Bonusmaterial. Was will man mehr?
Der Film selbst macht auch heute noch Spaß, und alle, die sich gerne in die 1980er zurückversetzen lassen möchten, kommen um diese alberne Teenyklamotte von John Hughes wohl kaum herum. Daher ist dieser Film nicht nur allen Nostalgikern zu empfehlen, sondern auch allen, die gerne lachen und dabei nicht erst in den Keller gehen müssen.
(Michael Speier)
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