Bei „Dinner für Spinner“ denken vermutlich viele zuerst an das amerikanische Remake aus dem Jahr 2010, in welchem Regisseur Jay Roach Steve Carrell und Paul Rudd mit einem ganzen Arsenal an bekannten Gesichtern, darunter Zach Galifianakis und David Walliams, zusammenbrachte, um ein ganzes Feuerwerk an teilweise geschmacklosen Gags und Peinlichkeiten abzufeuern. Die Grundidee dahinter basierte auf einem Bühnenstück von Francis Vebers, welcher die Geschichte bereits 12 Jahre zuvor in Frankreich unter dem Titel „Le Dîner de Cons“ verfilmte und damit zahlreiche Filmpreise gewann. Nun erreicht die wundervolle Komödie auch in Form einer Blu-ray Disc den deutschen Heimkinomarkt, und wir werfen nun einen Blick auf den Film und die technische Umsetzung der Blu-ray Disc aus dem Hause Pidax, welche im Vertrieb der Al!ve AG ab dem 26. Juni 2020 in den Verkaufsregalen liegt.
Story
Der reiche Verleger Pierre Brochant (Thierry Lhermitte) und seine Freunde haben ein besonderes Hobby. Jede Woche trifft man sich zu einem Abendessen, zu dem jeder einen Idioten mitbringen muss. Während des Essens macht man sich dann über die Gäste lustig. Diesmal hat Brochant einen „Supertrottel“ an der Angel: den Finanzbeamten Francois Pignon (Jacques Villeret). Der liebenswerte Sonderling baut berühmte Bauwerke mit Streichhölzern nach. Unter dem Vorwand ein Buch darüber veröffentlichen zu wollen, lockt Brochand Pignong in seine Wohnung. Der Abend verläuft jedoch ganz anders als geplant und turbulenter als es sich der Verleger je träumen hätte lassen... (Pressetext Pidax film media Ltd.)
Die kammerspielartige Komödie von Regisseur Francis Vebers wirft den Zuschauer sofort in die Handlung und erläutert anhand von Gesprächen kurz das Konzept des besagten „Dinners für Spinner“, und führt kurz darauf die Figuren der Handlung ein. Viele sind das nicht, denn zum titelgebenden Dinner kommt es erst gar nicht, da sich der reiche Snob Brochant am Anfang der Geschichte den Rücken verrenkt, worauf ihm kurz danach gleich die Frau wegläuft. Der „Spinner“, den wir kurz zuvor als vielleicht etwas nervig-nerdigen Sonderling kennenlernen durften, ist allerdings schon auf dem Weg und trifft kurz darauf ein, und schon nimmt das Chaos seinen Lauf.
Im Vergleich zu dem laut-brachialen Remakes zum Fremdschämen ist das französische Original eher ruhig und zurückhaltend, aber gerade dadurch auch so verdammt liebenswert und vor allem unglaublich komisch. Der „Spinner“, dessen Hobby und Tollpatschigkeit objektiv betrachtet gar nicht sooo daneben sind dass man sich darüber lustig machen möchte, meint es in allem was er macht gut und sorgt dennoch für allerhand Verwirrungen, während das versnobte Leben des verachtenswerten Verlegers Brochant durch Pignons Tollpatschigkeit und Missverständnisse nach und nach verdientermaßen auseinander bröckelt, bis der Unsympath letztendlich nur noch vor den Ruinen von dem steht, was er einst war und hatte.
Borchant wird von Thierry Lhermitte gespielt, der in den 1970er Jahren mit Freunden wie Christian Clavier, Michel Blanc und Gérard Jugnot die Comedygruppe „Le Splendid“ gründete und dementsprechend hauptsächlich im Komödienbereich zu finden war. Der „Spinner“ François Pignon wird indessen von Jacques Villeret verkörpert, den mancher sicherlich als Außerirdischen aus dem Kultfilm „Louis und seine Außerirdischen Kohlköpfe“ kennen wird. Seine geniale Darstellung des etwas tollpatschigen und voreiligen aber im Kern herzensguten „Spinners“ brachte ihm 1999 den César als Bester Hauptdarsteller ein. Ein weiterer heimlicher Held ist der bekannte Humorist Daniel Prévost in der Rolle des Steuerfahnders Lucien Cheval, dessen Seitenblick im Auto (ihr werdet es sehen) bereits für einen Lacher sorgt. Des weiteren bekommen wir noch Francis Huster in der Rolle des Leblanc („Nur“ Leblanc, beziehungsweise „Juste“), Catherine Frot und Alexandra Vandernoot zu sehen.
Alles in allem ist „Dinner für Spinner“ eine pointierte Komödie mit Situationskomik, Witz und vor allem Charme, und schon alleine deshalb weitaus sehenswerter als die meisten Filme die heute unter dem Genre „Komödie“ auf den Markt gebracht werden. Unbedingtsehenswert.
Bildqualität
Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 vor und ist alles in allem sehr gefällig. Die Schärfe bewegt sich auf einem soliden Niveau und bildet auch kleinere Details sichtbar ab. Alles in allem ist das Bild aber eher ein wenig weicher, wodurch es eine gewisse Kinematografie erhält. Die Farben sind ein wenig zurückhaltend, dabei allerdings auch sehr natürlich und nicht so übertrieben wie bei manch anderer vergleichbaren Produktion. Der Kontrast ist gut eingestellt und gibt das Bild angemessen lebendig wieder. Altersbedingte Mängel, Verunreinigungen, Beschädigungen oder ähnliche Mankos sucht man bei dem 22 Jahre alten Titel vergeblich.
Tonqualität
Der Ton liegt in deutscher und französischer Sprachfassung in dts-HD Master 5.1 auf der Disc vor, allerdings ohne jedwede Untertitel. Der Klang der beiden Tonspuren ist vollkommen in Ordnung, wenn man bedenkt, dass es sich hier quasi um ein Kammerspiel, beziehungsweise ein verfilmtes Theaterstück handelt, das weitestgehend auf Surroundeffekte verzichtet. Die Dialoge sind jederzeit glasklar verständlich und klingen angenehm frisch. Abgesehen davon ist der Surroundton ein schlechter Witz, denn hier wurde lediglich der vorhandene Ton gleichmäßig auf alle 5 Kanäle verteilt. Heißt: Sämtliche Toninformationen - also Umgebungsgeräusche, Musik und Dialoge – kommen gleichzeitig aus allen Kanälen, ohne dass dabei eine Differenzierung stattfindet. Das ist nicht nur sehr störend und befremdlich, es sorgt obendrein dafür, dass ein Standartfernseher, der eben NICHT über zahlreiche Kanäle verfügt, den Ton sehr, sehr leise wiedergibt. Man kann also nicht einfach die Anlage abschalten und über den Fernsehton schauen, ohne dabei die Lautstärke extrem hoch zu drehen. Das Einzige was hier hervorsticht ist die Musik, die glücklicherweise sehr selten zum Einsatz kommt. Glücklicherweise, weil diese im direkten Verhältnis extrem laut aufspielt und ein zurückregeln der Lautstärke notwendig macht. Die gelungene deutsche Synchronfassung, welche das Problem der unübersetzbaren Wortspiele teilweise recht raffiniert meisterte, setzt auf bekannte Stimmen wie Frank Glaubrecht, Michael Pan, Detlef Bierstedt und Martina Treger.
Ausstattung
Die Disc verfügt zwar über ein Wendecover, besitzt allerdings keinerlei Bonusmaterial. Nicht einmal der Trailer zum Film hat sich auf die Disc verirrt. In Anbetracht der Tatsache dass es sich hier um einen echten Kultfilm mit zahlreichen Filmpreisen handelt, und die Erstveröffentlichung des Filmes aus dem Jahr 2005 zumindest den Trailer und diverse Texttafeln zu bieten hatte ist diese Tatsache nichts anderes als ein Armutszeugnis.
Fazit
Während das Bild alles in allem sehr gefällig und angenehm ausfällt enttäuscht der Ton in der Hinsicht, dass hier alle Kanäle die gleichen Toninformationen erhalten, was bedeutet, dass selbst die Dialoge aus allen Boxen gleichzeitig ertönen, was ausgesprochen störend und verwirrend klingt. Von einer „echten“ 5.1 Abmischung kann hier also keineswegs die Rede sein, wodurch die Gesamtwertung unnötigerweise deutlich nach unten rutscht. Unnötigerweise, weil ein Film wie dieser im Grunde überhaupt keine Surroundtonspur benötigen würde und man letztendlich besser darauf verzichtet hätte. Auf Bonusmaterial wurde ebenfalls komplett verzichtet.
Der Film hingegen ist ein wundervolles Stück französisches Kino, welches mit einer grandiosen Story, warmherzigem Humor und hervorragenden Darstellern besticht, und in seiner Gesamtheit so weit weg von dem amerikanischen Remake entfernt ist wie es überhaupt nur möglich ist. Wer also nur das Remake kennt und liebt, der wird mit diesem Original vermutlich seine Probleme haben, da hier weder Slapstick noch „Hau-drauf“-Humor geboten wird. Aber für alle anderen ist diese wunderbare Komödie wärmstens zu empfehlen.
(Michael Speier)
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