Animationsfans aufgepasst: Disneys Edelschmiede Pixar liefert mit seinem 22ten abendfüllenden Spielfilm einen aberwitzigen Roadtrip zweier Elfenbrüder durch eine moderne Fantasy-Welt. Der Film selbst hatte es, wie so viele andere, schwer im Corona-bedingten kurzen Auswertungsfenster im Kino seine Zuschauer zu erreichen, sodass nun die Heimkino-Veröffentlichung aus dem Hause Walt Disney Studios Home Entertainment hoffentlich wieder Boden gut machen kann. Der Film erscheint in Deutschland sowohl als Blu-ray und 3D Blu-ray, während in England und den USA auch eine 4K Ultra HD-Fassung des Animationsfilms angeboten wird, die jedoch nicht über eine deutsche Tonspur verfügen. Was das Fantasy-Spektakel zu bieten hat und ob es mit den erfolgreichen Produktionen der Computerkünstler von Pixar mithalten kann, soll nachstehendes Review ermitteln. (jp)
Story
Mushroomton ist ein verschlafenes kleines Städtchen, welches einst voll von Magie erfüllt war. Doch da es nicht jedem seiner Bewohner gelang, die Magie auch zu erlernen, wurden einige Bürger erfinderisch und trieben so den Fortschritt voran - die Magie jedoch verschwand dadurch mehr und mehr. In eben jener Stadt lebt der schüchterne Halbwaise Ian Lightfood zusammen mit seinem älteren Bruder Barley und seiner Mutter Laurel. An seinem 16. Geburtstag erhält er den einstigen Zauberstab seines verstorbenen Vaters, mit einer Anleitung, die seinen Dad für einen Tag wieder zurück ins Reich der Lebenden bringen kann. Doch bei dem Ritual geht etwas schief, sodass nur die Beine seines Vaters lebendig werden. Doch es gibt noch eine Chance auch den Rest des Körpers wieder zurückzuholen, doch dafür müssen sich Ian und Bradley auf einen abenteuerlichen Roadtrip zurück zu den Wurzeln der Magie begeben: sie müssen ein magisches Artefakt finden, welches das Ritual erfolgreich abschließen kann. Eine Reise, die den Teenager erwachsen werden lässt und die Bindung der beiden Brüder auf eine harte Probe stellt.
Pixars neustes Animationswerk basiert auf den persönlichen Erfahrungen von Regisseur und Drehbuchautor Dan Scanlon. Er selbst verlor kurz nach seiner Geburt seinen Vater und wurde fortan "nur" von seiner Mutter und seinem älteren Bruder aufgezogen. Immer wieder in seinem Leben stellte er sich die Frage, wer sein Vater eigentlich war, woraus über die Zeit dann die Geschichte zum hier vorliegenden Fantasy-Spektakel entstand. Die einst mit Magie und Zauberern erfüllte Welt wandelte sich über die Zeit in eine moderne Welt, die der unseren in vielem ähnlich ist: große Städte mit Hochhäusern, Elektrizität, Autos und Computer erleichtern auch hier den Bewohnern ihr Leben. Dies alles entwickelte sich jedoch aus der "Not", dass es vielen der Fabelwesen - seien es Elfen, Zentauren, Drachen oder Einhörnern - nicht gelang, die Magie zu erlernen und sie sich somit anderweitig weiterentwickeln mussten. So ging man den uns wohlbekannten Weg und wurde erfinderisch, was den Fortschritt mit sich brachte. Doch damit einher ging eben auch, dass viele der Wesen die Magie für überflüssig hielten und sich voll und ganz auf ihre Erfindungen verließen, woraufhin Zauberer und ihre Tricks mit und mit verschwanden. Der Teenager Ian Lightfood lebt nun genau in dieser fortgeschrittenen, aber Magie-leeren Welt und steht voll und ganz in der Blüte seiner College-Zeit. Doch er ist nicht der typische Draufgänger und Schulliebling - nein, vielmehr gehört er zu den schüchternen und unselbständigen Nerds des Campus. Er schiebt diesen Zustand indirekt auch dem Verlust seines viel zu früh verstorbenen Vaters zu, durch den er nie ein Leitfigur im Leben hatte. Sein Bruder Bradley war hier auf den ersten Blick nur eine mäßiger Ersatz, hat dieser doch nur seine Rockmusik und sein Fantasy-Spiel im Kopf. An Ians 16ten Geburtstag soll sich jedoch eine Chance bieten, seinen Dad zumindest für einen Tag kennenzulernen: ein Zauberstab könnte den vermissten Herren für kurze Zeit wieder ins Leben bringen. Doch das Ritual misslingt Ian und reaktiviert lediglich den Unterleib seines Erzeugers. Hoffnung macht den beiden Brüdern eine Chance, durch die sie das Ritual doch noch erfolgreich abschließen können: dazu müssen sie ein geheimes Artefakt finden. Es beginnt für die beiden Elfen der Roadtrip ihres Lebens, bei dem sie sich auf die Spur der verschollen gegangenen Magie machen müssen.
Es kommt dabei natürlich wie es kommen muss und auf ihrer Reise geht gehörig viel schief. Die beiden landen von einem Fettnäpfchen im nächsten - was aus der Sicht von Ian vor allem an seinen Looser von Bruder liegt. Das Verhältnis der beiden wird als mit zunehmender Zeit - von der die beiden gar nicht so viel haben, um das Ritual abzuschließen - auf eine harte Probe gestellt. Hierbei widmet man sich dann vielen allzu menschlichen Problemen, mit denen sich vermutlich viele der Zuschauer identifizieren können. Denn auch wenn es in der Welt von Ian und Bradley recht fantastisch zugeht, so ist sie letztendlich in vielen Dingen ein Abbild der realen Lebensumstände. Diese wurden mit ihren fabelhaften Bewohnern sehr passend umgesetzt, wodurch sich Phantasie und Realität sehr gut ergänzen. Seien es nun Drachen, Zentauren oder eine Mantikor-Dame - sie alle haben mit bekannten Problemen zu kämpfen. Dennoch vernachlässigt man auch die Fantasy-Welt nicht und bietet zahlreiche phantastische Momente. Der Humor kommt auf dem Roadtrip ebenfalls nicht zu kurz, erinnern vor allem viele Szenen mit Ians "halben Dad" doch an Filme wie "Immer Ärger mit Bernie". Für die ganz großen Brüller reicht es aber an dieser Stelle nicht, denn auch wenn der Film recht unterhaltsam gelungen ist, kann er nicht ganz an Pixar-Werke wie "Toy Story", "Die Monster AG" oder "Findet Nemo" heranreichen. Fans der Filme "Alles steht Kopf" oder "Coco - Lebendiger als das Leben" werden aber auch mit der abenteuerlichen Reise der beiden Elfenbrüder ihren Spaß haben. (jp)
Bildqualität
Die Computerkünstler von Pixar haben sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und eine sehr detaillierte und kontrastreiche Welt ins Leben gerufen. Wie von anderen Produktionen aus dem Hause bekannt, wurde auch hier wieder alles bis ins kleinste Detail modelliert, sodass vor allem viele der Landschafts- und Umgebungsaufnahmen fast schon fotorealistisch wirken. Vor allem Wasser-Animationen können sich hier erneut sehen lassen. Bei den Charakteren bleibt man jedoch wieder etwas künstlich, sind diese doch mit ihren teils übertriebenen Proportionen klar als Trickfiguren zu erkennen - die Fabelwesen, wie Einhörner, Mini-Feen, etc. tun hier ihr übriges. Dennoch sind auch bei diesen Figuren Haare, Fell-Strukturen oder die Bekleidung sehr gut ausgearbeitet. Vielen Abschnitten kann man auch in der 2D-Fassung schon eine Dreidimensionalität ansehen, so gut ist hier die Tiefenschärfe gelungen. Die Farben sind diesmal wieder sehr knallig und bunt - einfach so, wie es sich für einen phantasievollen Film gehört. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann wäre es vielleicht das Bildformat von 2.39:1, durch welches wieder die Formatbeschneidenden schwarzen Balken am oberen und unteren Bildschirmrand vorhanden sind. Dies ist aber sicherlich auch Geschmackssache, weshalb es hier nicht weiter in die Bildbewertung mit einfließt. Unter dem Strich erhält man also auch hier wieder eine erstklassige Bildqualität, an der es keinerlei Beanstandungen gibt. (jp)
Bild 3D
In der 3D-Wiedergabe bleibt die hohe Qualität des Bilds nicht nur erhalten, sondern bekommt durch die hervorragende Tiefenwirkung und einige nette Popout-Effekte noch einen zusätzlichen Reiz. Wenn die Elfen zaubern, verteilt sich der „Glitzereffekt“ nicht nur auf dem Bildschirm, sondern fliegt obendrein auch noch durch das Heimkino. Besonders effektvoll ist hingegen die Brückenszene, welche eine enorme „Tiefenwirkung“ - diesmal im wahrsten Sinne des Wortes – zeigt, was bei dem einen oder anderen sicherlich für weiche Knie sorgen wird. Hier zeigt sich wieder einmal (und diesmal sehr deutlich) dass 3D auch und vor allem im Heimkino funktioniert, und dieser Film zeigt allen, die etwas anderes behaupten, was eine Harke ist. Umso trauriger dass immer weniger Publisher auf diese Technik setzen, und zahlreiche Titel, die im Kino noch in 3D gezeigt werden, für den Heimkinomarkt nicht mit diesem zusätzlichen Gimmick ausgestattet werden. Für alle 3D-Enthusiasten, die noch einen funktionierendes 3D-Heimkino besitzen (leider wird diese Technik ja nach und nach eingestellt und wird vermutlich erst dann wieder aufgenommen, wenn irgendwann einmal „Avatar 2“ anläuft) ist der Kauf dieses Titel daher eine unumgängliche Pflicht. (ms)
Tonqualität
Das Fantasy-Spektakel bringt die folgenden Tonspuren mit sich:
- Deutsch Dolby Digital Plus 7.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 7.1
- Englisch DTS-HD High Resolution 5.1
- Italienisch Dolby Digital Plus 7.1
- Tschechisch Dolby Digital 5.1
- Englisch Dolby Digital 2.0
Ja, auch hier gibt es für Zuschauer der deutschen Synchronisation wieder nur die Disney-typische Dolby Digital Plus Spur, während Fans des O-Tons erneut mit einem HD-Tonformat bedient werden - eine englische Dolby Atmos-Spur ist jedoch der Import-UHD vorbehalten. Dennoch stellt sich dies in der Praxis abermals nicht als großes Problem dar, unterscheiden sich die beide vorhandenen Formate doch nicht grundsätzlich voneinander. Beide Versionen sind diesmal etwas detailarm gelungen, weshalb man nicht mit allzu vielen Effekten auf den umherliegenden Kanälen rechnen sollte. Zumindest werden diese nur recht dezent mit einbezogen und liefern an dieser Stelle kein Effekt-Feuerwerk ab, auch wenn dies hier und da angebracht gewesen wäre. So ist es dann leider auch kein Wunder, dass auch der Subwoofer nur in einigen wenigen ausgewählten Situationen mal etwas aktiver wird, ohne sich dabei aber groß anstrengen zu müssen. Die Dialoge sind dadurch aber immerhin stets sehr gut zu verstehen. Zuschauer des englischen Originaltons kommen dabei in den Genuss von solch prominenten Synchron-Sprechern wie Tom Holland (Ian) oder Chris Patt (Bradley), welche aber in der deutschen Fassung dann auch wieder ihrer gewohnten Stimmen von Christian Zeiger und Leonhard Mahlich haben. Die heimische Sprachfassung entstand einmal mehr bei der FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH unter der Leitung von Sven Hasper und bietet auch in den Nebenrollen sehr motivierte Sprecher. Insgesamt bleibt die Soundkulisse des Animationsfilms aber ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurück und bietet an dieser Stelle "nur" solide Kost. (jp)
Ausstattung
- Audiokommentar
- Wie alles begann (9:21 Minuten)
- Die Einwohner von New Mushroomton (10:08 Minuten)
- Mit Herzblut (7:35 Minuten)
- Die Entstehung des Drachens (6:31 Minuten)
- Fantasymania (2:29 Minuten)
- 7 zusätzliche Szenen
- Einführung (0:59 Minuten)
- Nicht aufzuhalten (6:11 Minuten)
- Training (4:27 Minuten)
- Chaos (3:04 Minuten)
- Bündnis (3:52 Minuten)
- Warnende Bäume (3:11 Minuten)
- Sirenen (7:40 Minuten)
- Trailer & Promo:
Magische Steine (2:54 Minuten)
Internationaler Teaser (Englisch) (1:53 Minuten)
Trailer für die USA (2:33 Minuten)
Trailer für Japan (2:05 Minuten)
Internationaler Trailer (Ukrainisch) (2:32 Minuten)
Internationaler Trailer (Spanisch) (1:51 Minuten)
- Trailershow
Im ersten Beitrag erfährt man, wie die Idee zum Film entstand: der Vater von Regisseur und Drehbuchautor Dan Scanlon verstarb sehr früh und so wurde Scanlon zu großen Teilen von seinem älteren Bruder erzogen - das wahre Leben lieferte so die Vorlage. In kurzen Interviews sieht man hier auch Scanlons Mutter und Bruder, welche ebenfalls ein paar Anekdoten aus der bewegenden Familien-Geschichte geben. Im weiteren Verlauf sieht man nun einige erste Zeichnungen der Hauptcharaktere, zudem erfährt man hier, dass man viele klassische Szenen eines Fantasy-Abenteuer-Films mit in die Geschichte einbaute, diesen dann aber allen eine moderne Note verpasste. Auch interessant ist, dass eigentlich anfangs noch ein weiblicher Charakter geplant war, der die beide Brüder begleiten sollte. Dieser wurde jedoch kurz vor "Drehstart" über Bord geschmissen. Im zweiten Extra geht es um die Entstehung der fabelhaften Figuren, welche in liebevoller Detailarbeit entstanden sind. Hier kommen dann auch die Original-Synchronsprecher wie Chris Patt oder Octavia Spencer zu Wort und geben ein paar Hintergrundinfos zu ihren Charakteren. Neben der Möglichkeit noch einen Audiokommentar von Regisseur und Drehbuchautor Dan Scanlon und Produzentin Kori Rae während des Hauptfilms einzustellen, schließt dann noch eine Trailershow mit zwei Beträgen aus dem Hause Disney das Bonus-Material ab. Alles recht kurz und knapp gehalten, dennoch mit ein paar interessanten Informationen versehen. Kann man sich gut einmal anschauen.(jp)
Etwas ungewöhnlich ist, dass die 3D-Version mit einer zusätzlichen Bonus-Disc ausgestattet wurde. Ungewöhnlich deshalb, weil seit Jahren versucht wird den Kauf von 3D-Filmen für den Käufer unattraktiver zu gestalten, indem man dort auf sämtliche Boni und zuweilen auch auf hochwertige Tonformate verzichtet – wobei immer häufiger gleich komplett auf eine 3D-Auswertung verzichtet wird (siehe „Hotel Transsylvanien 3“, „Spione Undercover“ etc.). Umso erfreulicher ist es also, dass hier sogar ein Extra-Kaufanreiz geboten wird, auch wenn es nicht ganz nachvollziehbar ist, warum man nicht auch der regulären VÖ die Bonus-Disc beigelegt hat. Auf der zusätzlichen Disc bekommen wir vier zusätzliche Featurettes, welche sich zum einen mit dem Film selbst und einigen darin vorkommenden Aspekten beschäftigen, andererseits bekommen wir noch ein paar weitergehende Interviews zu sehen. Alles in allem erhöht sich hierdurch die Bonus-Wertung um zwei Punkte gegenüber der regulären Veröffentlichung. ''(ms)
Fazit
Das emotionalen Erwachsenwerden eines Teenagers und einen humorvollen Roadtrip in eine Fantasy-Welt zu verlegen, bietet in Pixars neustem Spielfilm durchaus einen hohen Unterhaltungswert. Die vielen Anspielungen auf das reale Leben ergänzen sich sehr gut mit den fabelhaften Charakteren und deren Eigenschaften. Dennoch gelingt es dem Film nicht ganz an die Erfolge von "Toy Story" oder "Findet Nemo" anzuschließen - wobei man auch bei diesen Filmen klar gestehen muss, dass deren Fortsetzungen auch nicht mehr ganz an die Erstlinge herankamen. Technisch gesehen gibt es vor allem beim Bild keine Beanstandungen, liefert man hier doch wieder Top-of-the-Art Animationen. Beim Ton jedoch hätte es deutlich effektvoller zur Sache gehen dürfen - hier spielen sowohl die umherliegenden Surround-Lautsprecher, als auch der Subwoofer meist nur dezent auf. Erfreulicherweise wurde dem Titel auch eine 3D-Veröffentlichung beschert, die mit grandioser Tiefenwirkung und einigen netten Popout-Effekten überzeugen kann, und obendrein auch noch eine Bonus-Blu-ray mit zusätzlichem Bonusmaterial enthält. Auch wenn der Elfen-Roadtrip vielleicht nicht der ganz große Wurf ist, so bietet sich der Film dennoch für den nächsten Familien-Filmabend an und liefert soliden Spaß für "groß" und "klein". (jp/ms)
(Jörn Pomplitz, Michael Speier)
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