Der Name des Drehbuchautors Michael Schur wird auf den ersten Blick vielleicht nicht jedem geläufig sein. Wenn man dann aber die Namen der Shows und Serien hört, an denen er im Laufe der Jahre mitgewirkt hat, wird man schon eher hellhörig: Saturday Night Life, The Office (US-Version), Parks and Recreation, Brooklyn Nine-Nine oder auch Black Mirror. Es ist wohl nicht übertrieben, zu behaupten, dass Schur für einige der erfolgreichsten Ensemble-(Comedy-) Shows der letzten Jahre mitverantwortlich ist. Seine Spezialität scheint dabei zu sein, diverse, farbige Charaktere zum Leben zu erwecken, wobei er oftmals auch das Dramatische unter den komödiantischen Inhalten nicht zu kurz kommen lässt und mit seinen clever geschriebenen Scripts für witzige, aber nicht platte Unterhaltung sorgt. Mit „The Good Place“ hat er im Jahr 2016 eine Serie geschaffen, die als „Jenseits-Comedy“ nicht nur mit Humor, sondern auch mit in die reine Unterhaltung eingewobenen philosophischen Themen punkten konnte. Die erste der insgesamt vier Staffeln dieser Serie ist nun nach einigen Verschiebungen von Justbridge als Amaray-Blu ray im Schuber veröffentlicht worden und soll in dieser Rezension untersucht werden.
Story
Eleanor Shellstrop (Kristen Bell) hat kein wirklich ethisch vorbildliches Leben gelebt. Trotzdem wird sie nach ihrem unvermuteten Unfalltod von „Architekt“ Michael (Ted Danson) im sogenannten „Good Place“ (im Deutschen ein wenig ungelenk als „Grüner Bereich“ übersetzt) begrüßt. Jedoch wird Eleanor schnell klar, dass hier eine Verwechslung vorliegen muss und dass die anderen Bewohner sie für jemanden halten, der sie gar nicht ist. Zusammen mit dem ehemaligen Ethik-Professor Chidi (William Jackson Harper) versucht Eleanor nun, ihr von Rücksichtslosigkeit und Egoismus geprägtes Leben durch gute Taten im Jenseits „auszugleichen“, wobei sie ständig darum bemüht ist, nicht aufzufliegen...
Diese kurze Zusammenfassung kann nur ansatzweise illustrieren, mit welchen Themen sich Schurs „The Good Place“ in den zehn ca. 25-minütigen Episoden seiner ersten Staffel auseinandersetzt. Was das Menschsein ausmacht, was eigentlich Gut und Böse konstituiert, philosophische Grundbegriffe des menschlichen Selbstbildes im Allgemeinen und den ethischen Umgang mit den Mitmenschen im Besonderen – das alles sind schwergewichtige Themen, denen sich die schlauen Drehbücher auf leichtfüßige und unterhaltsame Weise annehmen. Was nämlich schwer verdaulich und verkopft klingt, wird ständig durch Wortspiele, Situationskomik, schwarzhumorige Rückblenden und natürlich nicht zuletzt durch das gut gelaunte Spiel aller Beteiligten, allen voran Kristen Bell und Ted Danson, aufgebrochen, bereichert und konterkariert. Oder um es anders zu formulieren: „The Good Place“ ist nicht nur tiefenphilosophisch interessant, sondern auch verdammt witzig – und gut geschrieben und gespielt. Zudem erwartet den geneigten Zuschauer am Ende der Staffel ein Twist, der – obwohl sorgfältig während des Staffelverlaufes vorbereitet – überrascht und der Serie für die kommenden Staffeln haufenweise neue narrative Türen aufstößt. Bleibt nur zu hoffen, dass Justbridge nun auch die folgenden drei Seasons veröffentlichen wird...
Bildqualität
Bisher war „The Good Place“ nur im Stream von Amazon Prime (oder als digitaler Kauf) verfügbar – und die Bildqulität war dort schon sehr angenehm. Im direkten Vergleich mit der nun erschienenen Blu ray von Justbridge kann man aber tatsächlich noch einige Verbesserungen feststellen. Was mit dem Blick auf das im 1.78:1 -Format vorliegende Bild dieser physischen Veröffentlichung zuerst auffällt, sind die kräftigen und leuchtenden Farben in den überwiegend hellen Szenen in der Good-Place-Nachbarschaft im Gefolge mit einer überdurchschnittlichen Schärfe. Hier kann die Scheibe gegenüber der Streaming-Version visuell punkten: Während mühelos Details auf Gesichtern und Kleidungsstücken erkennbar sind, entbehrt das Ganze auch nicht einer insgesamt guten Tiefenschärfe, die viele Szenen plastischer wirken lässt, wenngleich sie sich nicht in allen Totalen auf demselben hohen Niveau befindet. Da die Serie in ihrer ersten Staffel überwiegend in hellen, gut ausgeleuchteten Räumen und Außenarealen spielt, entsteht aber auch durch den knackigen Kontrast ein sehr guter Bildeindruck. Verschwiegen werden sollen hier aber auch nicht die vereinzelten dunkleren Szenen oder dunkleren Bildinhalte. Hier wird ein weiterer für diesen Rezensenten erkennbarer kleiner Mangel dieser ansonsten großartig aussehenden Veröffentlichung deutlich - der Schwarzwert ist nämlich teils ein wenig zu hell eingestellt, was vereinzelt für einige eher Graue statt schwarze Bildelemente sorgt. Dies ist aber Kritik auf hohem Niveau und kann in keiner Weise von der Tatsache ablenken, dass wir es hier mit einer hochklassigen Bildqualität zu tun haben, die den ebenfalls schon ansehnlichen Bildeindruck aus dem Stream noch einmal überflügelt.
Tonqualität
Der Ton der ersten Saffel von „The Good Place“ ist mehrheitlich eine Angelegenheit der Center-Lautsprecher, was bei einer solch dialoglastigen Serie keine Überraschung ist. Während in beiden Sprachfassungen die Stimmen stets klar verständlich von vorne kommen (im Deutschen wie so oft mit einem etwas geringeren Pegel), verteilt sich vor allem die Musik unspektakulär, aber durchaus angenehm über die Rear-Lautsprecher. In manchen Szenen gibt es überdies immer einmal wieder dezente Umgebungsgeräusche, die für eine angenehme, beinahe schon unterbewusst stattfindende klangliche Immersion sorgen. In den wenigen actionreicheren Szenen von „The Good Place“ überrascht die Tonspur dann aber auch mit schönem, dynamischen Klanggeschehen, dass auch den Subwoofer nicht ausspart – was in der englischen Sprachfassung aber schon mit erkennbar mehr Druck geschieht. Insgesamt haben wir aber in beiden Tonspuren ein angenehmes, teils immersives Klangerlebnis, das, den Themen der Handlung angemessen, zwar nicht durch aggressive Räumlichkeit begeistert, aber durchaus auch bei den leiseren Tönen zu unterhalten weiß. Trotz der oben erwähnten Übersetzung des Handlungsortes, welche sicherlich Geschmackssache ist, macht die deutsche Synchronfassung einen guten Eindruck. Hier kommen so versierte Sprecherinnen und Sprecher zum Einsatz wie z.B. Sonja Spuhl über Kristen Bell oder Peter Reinhardt über Ted Danson.
Ausstattung
Leider hat Justbridge keinerlei Bonusmaterial auf den beiden Blu rays dieser Amaray-Keep-Case-Veröffentlichung mit Schuber untergebracht; selbst ein Trailer bleibt den geneigten Zuschauern verwehrt. Erwähnt werden muss hier aber noch, dass die Episoden größtenteils 2-3 Minuten länger sind als in ihrer Streaming-Version, die kurzen hinzugefügten Dialogteile oder Einstellungen stellen jedoch keine tiefgreifenden Änderungen der Handlung dar und sind eher als schöne Details am Rande für den aufmerksamen Fan, der jede Folge gut kennt, zu betrachten. Da diese kleinen Zusätze leider auch nicht als solche kenntlich gemacht, bzw. einzeln anwählbar sind (etwa in Form von geschnittenen/ erweiterten Szenen), wird hier daher insgesamt kein Punkt für die Bonusausstattung vergeben.
Fazit
Aus der Sicht des Sammlers ist es immer ein schöner Anlass, wenn bisher nur im Stream oder digital erhältliche Serien eine physische Veröffentlichung erfahren. Wenn es sich wie bei Michael Schurs cleverer, urkomischer und mit viel philosophischem Tiefgang gesegneter Jenseits-Comedy-Serie „The Good Place“ um so einen hochqualitativen Titel handelt, ist die Freude natürlich umso größer. Die Veröffentlichung von Justbridge als Amaray-Blu ray im Schuber kann vor allem im technischen Bereich punkten: Besonders die farbenfrohe und mit überdurchschnittlich guter Schärfe versehene Bildqualität der zehn Episoden dieser ersten Staffel überflügelt den Stream und stellt für Freunde der Show allein schon einen möglichen Kaufgrund dar. Der Ton, der zwar nicht spektakulär, aber behutsam immersiv, mit stets klar verständlichen Dialogen daherkommt und in turbulenteren Szenen auch räumlich schön abliefert, rundet den positiven technischen Gesamteindruck ab. Schade nur, dass Justbridge der Scheibe keinerlei Bonusmaterial beigefügt hat. Zudem sind dieser physischen Veröffentlichung diverse Terminverschiebungen vorausgegangen – und so bleibt natürlich zu hoffen, dass in der Zukunft auch die übrigen drei Staffeln dieser Serie noch den Weg auf die Blu ray finden werden; verdient hätte es Michael Schurs empfehlenswerte Show in jeden Fall. Abschließend kann daher jeden Sammler und Freund von „The Good Place“, denen das bloße Streamen nicht reicht, eine physische Anschaffung der ersten Staffel empfohlen werden – auf dass die Verkaufszahlen Veröffentlichungen der übrigen Staffeln begünstigen mögen...!
(Carsten Hein)
(weitere Reviews anzeigen)
Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: LG 65UF8519
Soundbar: Canton Smart Soundbar 9
Back Speaker: 2x Canton Smart Soundbox 3
Subwoofer: Canton Smart Sub 8
Player: Panasonic DP-UB424