Nach dem enormen Erfolg von „Halloween“ im Jahr 2018 war schnell klar, dass eine Fortsetzung folgen musste. Und man entschied sich ebenfalls recht schnell dazu, es nicht bei einer Fortsetzung zu belassen, sondern die späte Fortführung des Originalfilms von John Carpenter aus dem Jahr 1978 gleich zu einer Trilogie auszuweiten, deren Mittelstück nun mit „Halloween Kills“ vorliegt, während die Geschichte um Michael Myers und Laurie Strode im nächsten Jahr (sofern nichts dazwischenkommt) mit „Halloween Ends“ ihr vorläufiges Ende finden soll. Was der Film, der nun bei Universal Pictures Home Entertainment optional mit einer um rund vier Minuten erweiterten Extended Version auf Blu-ray Disc und UHD-BD in verschiedenen Verpackungsvarianten angeboten wird, zu bieten hat, und wie sich die Blu-ray Disc in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Nach 40 Jahren schien es nun, dass Laurie Strode (J. L. Curtis) das Trauma ihrer Jungend überwunden und den Psychopath Michael Myers (N. Castle & J. J. Courtney) ein für alle Mal ins Fegefeuer geschickt hätte. Doch der Killer entkommt erneut dem sicheren Tod und heftet sich unerbittlich an die Spur von Laurie, ihrer Tochter Karen (J. Greer) und ihrer Enkelin Allyson (A. Matichak), die auf dem Weg ins Krankenhaus sind. Unterdessen erfahren Lindsey Wallace (K. Richards), Tommy Doyle (A. M. Hall) und der frühere Sherif Leigh Brackett (C. Cyphers), dass Michael nach Haddonfield zurückgekehrt ist. Sich der von ihm ausgehenden Gefahr bewusst, organisieren sie eine Bürgerwehr, um Michael zu finden und ihn zur Strecke zu bringen. Auch Allyson schließt sich Cameron (D. Arnold) und dessen Vater Lonnie (R. Longstreet) an, um Michael zu jagen. Allerdings stellt Meyers seinen Verfolgern selbst eine Falle und beginnt einen nach dem anderen umzubringen. Einmal mehr muss sich Laurie ihrem größten Albtraum stellen, um ihre Familie zu beschützen. Aber dafür muss sie in dem entstehenden Chaos zuerst Karen und Allyson finden, bevor Michael sie erwischt...
Der Film setzt unmittelbar nach den Ereignissen des letzten Films an und erzählt, was in der Nacht weiter passiert ist. Gleichzeitig erfahren wir in Rückblicken, was sich noch alles in der Halloweennacht 1978, also während des ersten Films von John Carpenter, in Haddonfield abgespielt hat. Dabei bedient der Film vor allem Fans des Franchises mit zahlreichen Easter Eggs und Anspielungen, nicht nur auf den Originalfilm, sondern auf sämtliche Teile der Reihe, auch jene, die nun nicht mehr zur Timeline zählen. Selbst der dritte Teil der Reihe, der komplett ohne Michael, Laurie oder sonstige Bezüge zum Originalfilm entstand, bekommt in Form der unheilvollen „Silver Shamrock“-Masken einen kleinen Querverweis spendiert. Ferner wird mehr und mehr klar, dass Michael kein „normaler“ Mensch sein kann, sondern schlichtweg das personifizierte, unaufhaltsame Böse ist, als das es von Doktor Loomis stets dargestellt wurde.
So ist es auch kein Wunder dass Michael nicht nur die Falle von Laurie am Ende des ersten Teils überlebt, sondern sich auch weiterhin unaufhaltsam durch Haddonfield mordet, dass es die reinste Freude ist. Gorehounds kommen hier voll auf ihre Kosten, denn diesmal ist Michael deutlich unerbittlicher als bisher. Der Blutzoll ist hoch, die Morde brutal und die Anzahl seiner Opfer enorm. Natürlich ist nicht alles logisch was wir hier zu sehen bekommen, und insbesondere die Opfer verhalten sich oftmals so dämlich, dass man schon fast von „natürlicher Auslese“ sprechen kann, wenn sie Michael zum Opfer fallen. Das mag vor allen all jenen übel aufstoßen, die einen logischen, gut durchstrukturierten, spannenden oder auch handlungsreichen Film erwartet haben, in welchem die Charaktere weiter ausgeleuchtet werden, sich entwickeln oder Hintergründe aufgeklärt werden. Aber all das ist nicht der Fall. Die Rückblicke sind in erster Linie als Fanservice zu betrachten und dienen primär dem Ziel, die Erinnerungen wachzurufen. Das gleiche gilt für den Cast, denn ein Großteil der damaligen Darsteller ist hier wieder mit an Bord. Für den längst verstorbenen Donald Pleasance wurde ein unglaublich guter Ersatz gefunden, und statt Brian Andrews steht nun mit Anthony Michael Hall zwar nicht der Originaldarsteller des Tommy Doyle vor der Kamera, aber zumindest ein Star, der seine Hochzeiten ebenfalls in den 1980er-Jahren hatte. Lediglich die Tatsache, dass Jamie Lee-Curtis nur sehr wenig Leinwandzeit zugesprochen wird, trübt das Vergnügen ein wenig, ist aber andererseits auch nur logisch, da sich Laurie mit den im letzten Film erlittenen Verletzungen wohl kaum ihrer Nemesis stellen und obsiegen könnte.
Freilich könnte man sagen, dass die Story sehr dünn ist, aber seien wir mal ehrlich: Halloween ist einer der ersten Slasher-Filme der Filmgeschichte, und dieser Teil führt solide weiter, was das Genre ausmacht – und dieses hat sich im Laufe der Jahre massiv verändert. Statt Spannung steht nun die Gewalt im Vordergrund, statt einer Charakterentwicklung bekommen wir blutige Metzeleien zu sehen, und Michael wird einmal mehr (und mehr als je zuvor) als unbesiegbares Monster etabliert, wodurch er nur noch gefährlicher wirkt als je zuvor. Die Entwicklung der Bevölkerung hingegen kann und darf gerne als Kritik am amerikanischen System gewertet werden, oder als Metapher dafür, dass eine Menschenmenge nur so intelligent ist, wie das simpelste Individuum darin. So oder so – dieses Mittelstück der Trilogie bietet perfekte Unterhaltung für Halloween-Fans die Michael lieben und ihn in Aktion sehen möchten. Im abschließenden nächsten Teil darf es dann aber auch gerne wieder etwas mehr Handlung geben.
Bleibt die Frage, welchen Mehrwert die rund vier Minuten längere Extended Version bietet. Sollte man mehr Handlung, mehr Erklärungen, mehr Spannung oder erläuternde, Logiklöcher schließende Szenen erwarten, wird man sicher enttäuscht sein, denn all das wird nicht geboten. Wohl aber bekommen wir mehr Blut, mehr Gewalt und mehr Michael zu sehen, allerdings hätte es dieser Szenen nicht unbedingt benötigt – wobei Gewaltfreunde das sicherlich anders sehen werden. Lediglich das Finale, welches nun ganz klar auf den dritten Teil hinweist, und den Zuschauer richtig heiß darauf macht, dass Laurie nun endlich zurückschlägt und hoffentlich wieder mehr Screentime bekommt, bietet einen gewissen Mehrwert. Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass der Extended Cut nicht besser, aber eben auch nicht schlechter (etwa, weil er das Erzähltempo ausbremst, wie es bei zahlreichen erweiterten Filmfassungen oftmals der Fall ist) ist, sondern einfach von all den Schauwerten ein wenig mehr bietet.




Bildqualität

Tonqualität

Ausstattung
- Audiokommentar
- Gag Reel (3:12 Minuten)
- 3 Unveröffentlichte und erweiterte Szenen (3:19 Minuten)
- Haddonfields offene Wunden (7:15 Minuten)
- Das Killerteam (11:02 Minuten)
- Die Werte der Familie Strode (3:37 Minuten)
- Die Veränderungen von 1978 (5:50 Minuten)
- Die Macht der Angst (4:28 Minuten)
Das Bonusmaterial kann sich ebenfalls sehen lassen und wartet mit einer Mischung aus Inhalt und Unterhaltung. Zum einen bekommen wir einen Überblick über die Figuren des Films und ihrer Darsteller, wobei insbesondere der Brückenschlag zum Originalfilm von 1978 im Vordergrund steht. Erfreulicherweise bekommen wir auch ein paar verpatzte Szenen zu sehen, welche mancher immer als Highlight unter den Bonusfeatures bezeichnet. Der Audiokommentar mit Regisseur und Co-Autor David Gordon Green und den Stars Jamie Lee Curtis und Judy Greer erlaubt derweil einen Einblick in die Produktion, bleibt allerdings unglücklicherweise ein wenig zu oberflächlich. Dafür ist er, wie alle anderen Features, optional deutsch untertitelt.

Fazit
Das Mittelstück der neuen Halloween-Trilogie hat klare Stärken und Schwächen, wobei die Schwächen gerade Gorehounds und Slasherfans vermutlich gar nicht als solche wahrnehmen würden. So wird im Grund genommen keine großartige Geschichte kreiert, sondern stattdessen ein Schlachtfest veranstaltet, in welchem ordentlich Blut fließt, aber kaum Spannung aufkommt. Das kann man mögen oder nicht, aber ehrlicherweise sollte man von einem Slasher auch nicht allzu viel Innovation erwarten. „Halloween Kills“ bietet solide Unterhaltung für Genrefans, nicht mehr und nicht weniger und das ist auch vollkommen in Ordnung.
(Michael Speier)
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